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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.
alsdann den Namen des Weins. Daß die berauschende
Stärke des Weins blos von dem Weindunste (g) ab-
hänge, zeigen die Erfarungen, da Personen, die in Wein-
keller kommen, wenn die Fässer nicht fest verstopft wor-
den, von dem Dunste erstikken. Der Wein selbst aber,
dem diese Kräfte des Dunstes verflogen sind, wird nun-
mehr matt, und heist ein verrochner Wein (h).

Jn diesem Weine befindet sich eine Menge Wasser,
ein saures Salz, davon der Weinstein eine Probe giebt,
ein Oel, welches in einigen Weinen so entwikkelt ist, daß
sie Flamme fangen (i), ein süsses und zähes schmieriges
Wesen, und endlich wohlriechende flüchtige Theilchen,
welche das Blut in Bewegung sezzen, und die Ruhe des
Gehirns in Unordnung bringen.

Die vornemste Materie des Weins beruhet in den
Trauben des Weinstokks: indessen bereitet man ihn doch
auch aus andern Beeren, aus den sauren Johannesbee-
ren, aus den riechenden schwarzen (k); aus Hindbeeren
(l) und dergleichen änlichen Frucht (m); aus Obst, der
in der Normandie und England bekannte Cider, oder
Obstwein (n), der in Turgan am besten ist (o); aus Zuk-
ker und Wasser (p); aus Honig (q); aus dem Safte

einiger
(g) [Spaltenumbruch] Von diesem Dampse L. VIII.
p.
212.
(h) STAHL Fund. Chem. T.
III. p.
91. Es sei kein Schwefel,
sondern Gas BECCHER Physic.
subterr. p.
161.
(i) Weine vom Dorfe Cedra
PLIN. L. XIV. c. 6. Von den Thü-
ringschen, sonst wenig geistigen
Weinen STAHL Fund. Chem. T. II.
p. 165. Add. S. PETRI de condim.
corp. p.
20. Der wird zum Grün-
spanmachen vorgezogen, welcher
besser die Flamme ernärt MALO-
VIN chymie medicin. T. II. p.
[Spaltenumbruch] 29. & Mem. de l'Acad. 1750.
p.
393.
(k) Phil. trans. n. 124. PAPIN.
digest. p.
80.
(l) MAGNUS NORDENBERG
in besonderm Buche.
(m) Voy. a la Mer du Sud. p.
p.
297. 298.
(n) Den Magern gesunder PO-
ISSONNIER Thes. Par.
1743.
(o) EVELYN Pomona p. 61.
(p) BECCHER Physic subterr.
p.
168.
(q) Bei den Polen gemein. Ge-
siel ungemein dem Johanni ME-
SUE p. 135. b.

Der Magen. XIX. Buch.
alsdann den Namen des Weins. Daß die berauſchende
Staͤrke des Weins blos von dem Weindunſte (g) ab-
haͤnge, zeigen die Erfarungen, da Perſonen, die in Wein-
keller kommen, wenn die Faͤſſer nicht feſt verſtopft wor-
den, von dem Dunſte erſtikken. Der Wein ſelbſt aber,
dem dieſe Kraͤfte des Dunſtes verflogen ſind, wird nun-
mehr matt, und heiſt ein verrochner Wein (h).

Jn dieſem Weine befindet ſich eine Menge Waſſer,
ein ſaures Salz, davon der Weinſtein eine Probe giebt,
ein Oel, welches in einigen Weinen ſo entwikkelt iſt, daß
ſie Flamme fangen (i), ein ſuͤſſes und zaͤhes ſchmieriges
Weſen, und endlich wohlriechende fluͤchtige Theilchen,
welche das Blut in Bewegung ſezzen, und die Ruhe des
Gehirns in Unordnung bringen.

Die vornemſte Materie des Weins beruhet in den
Trauben des Weinſtokks: indeſſen bereitet man ihn doch
auch aus andern Beeren, aus den ſauren Johannesbee-
ren, aus den riechenden ſchwarzen (k); aus Hindbeeren
(l) und dergleichen aͤnlichen Frucht (m); aus Obſt, der
in der Normandie und England bekannte Cider, oder
Obſtwein (n), der in Turgan am beſten iſt (o); aus Zuk-
ker und Waſſer (p); aus Honig (q); aus dem Safte

einiger
(g) [Spaltenumbruch] Von dieſem Dampſe L. VIII.
p.
212.
(h) STAHL Fund. Chem. T.
III. p.
91. Es ſei kein Schwefel,
ſondern Gas BECCHER Phyſic.
ſubterr. p.
161.
(i) Weine vom Dorfe Cedra
PLIN. L. XIV. c. 6. Von den Thuͤ-
ringſchen, ſonſt wenig geiſtigen
Weinen STAHL Fund. Chem. T. II.
p. 165. Add. S. PETRI de condim.
corp. p.
20. Der wird zum Gruͤn-
ſpanmachen vorgezogen, welcher
beſſer die Flamme ernaͤrt MALO-
VIN chymie medicin. T. II. p.
[Spaltenumbruch] 29. & Mém. de l’Acad. 1750.
p.
393.
(k) Phil. tranſ. n. 124. PAPIN.
digeſt. p.
80.
(l) MAGNUS NORDENBERG
in beſonderm Buche.
(m) Voy. à la Mer du Sud. p.
p.
297. 298.
(n) Den Magern geſunder PO-
ISSONNIER Theſ. Par.
1743.
(o) EVELYN Pomona p. 61.
(p) BECCHER Phyſic ſubterr.
p.
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ſiel ungemein dem Johanni ME-
SUE p. 135. b.
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[354[370]/0390] Der Magen. XIX. Buch. alsdann den Namen des Weins. Daß die berauſchende Staͤrke des Weins blos von dem Weindunſte (g) ab- haͤnge, zeigen die Erfarungen, da Perſonen, die in Wein- keller kommen, wenn die Faͤſſer nicht feſt verſtopft wor- den, von dem Dunſte erſtikken. Der Wein ſelbſt aber, dem dieſe Kraͤfte des Dunſtes verflogen ſind, wird nun- mehr matt, und heiſt ein verrochner Wein (h). Jn dieſem Weine befindet ſich eine Menge Waſſer, ein ſaures Salz, davon der Weinſtein eine Probe giebt, ein Oel, welches in einigen Weinen ſo entwikkelt iſt, daß ſie Flamme fangen (i), ein ſuͤſſes und zaͤhes ſchmieriges Weſen, und endlich wohlriechende fluͤchtige Theilchen, welche das Blut in Bewegung ſezzen, und die Ruhe des Gehirns in Unordnung bringen. Die vornemſte Materie des Weins beruhet in den Trauben des Weinſtokks: indeſſen bereitet man ihn doch auch aus andern Beeren, aus den ſauren Johannesbee- ren, aus den riechenden ſchwarzen (k); aus Hindbeeren (l) und dergleichen aͤnlichen Frucht (m); aus Obſt, der in der Normandie und England bekannte Cider, oder Obſtwein (n), der in Turgan am beſten iſt (o); aus Zuk- ker und Waſſer (p); aus Honig (q); aus dem Safte einiger (g) Von dieſem Dampſe L. VIII. p. 212. (h) STAHL Fund. Chem. T. III. p. 91. Es ſei kein Schwefel, ſondern Gas BECCHER Phyſic. ſubterr. p. 161. (i) Weine vom Dorfe Cedra PLIN. L. XIV. c. 6. Von den Thuͤ- ringſchen, ſonſt wenig geiſtigen Weinen STAHL Fund. Chem. T. II. p. 165. Add. S. PETRI de condim. corp. p. 20. Der wird zum Gruͤn- ſpanmachen vorgezogen, welcher beſſer die Flamme ernaͤrt MALO- VIN chymie medicin. T. II. p. 29. & Mém. de l’Acad. 1750. p. 393. (k) Phil. tranſ. n. 124. PAPIN. digeſt. p. 80. (l) MAGNUS NORDENBERG in beſonderm Buche. (m) Voy. à la Mer du Sud. p. p. 297. 298. (n) Den Magern geſunder PO- ISSONNIER Theſ. Par. 1743. (o) EVELYN Pomona p. 61. (p) BECCHER Phyſic ſubterr. p. 168. (q) Bei den Polen gemein. Ge- ſiel ungemein dem Johanni ME- SUE p. 135. b.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 354[370]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/390>, abgerufen am 25.11.2024.