waren das Fleisch für der Fäulnis; ja man macht ein frisches Fleisch, welches sonst geschmakklos ist, mit Ver- lust der Gesundheit dadurch schmakkhaft. Die Neugung des Fleisches zum faulwerden, macht uns das Einsalzen desselben notwendig, sonderlich in heissen Ländern, wo das Fleisch gleich anläuft (g)(g). Das Meersalz verrichtet beide Dienste, nur unvollkommen; denn es hält zwar die Fäul- nis ab, verhindert sie aber nicht völlig (h); und einge- pökelt Rindfleisch (k) wird, wenn man es einwässert, noch geschwinder, als ein ungesalznes faul.
Folglich bekömmt uns der Gebrauch des eingesalznen Fleisches, aus welchem die Fäulnis das saure vegetabili- sche Wesen vertrieben, und dem das beigefügte Salz nicht Säure genung zusezzt, übel. Es ist daher geschikkt, Fieber, die Ruhr und sonderlich den Skorbut zu erzeu- gen (l). Und wie gemein ist nicht der Skorbut unter den Schiffern, und denen, die lange Reisen machen (l)? denn sie leben gröstenteils von eingesalznem Fleische.
Wenn es übrigens in hinlänglicher Menge inwendig eingerieben, und tief in die Einschnitte des Fleisches ein- gedrungen ist, so widersteht es merenteils der Fäulnis lange Zeit, ja es verlangen die meisten Menschen weiter nichts (m) als etwas, so mittelmäßig faul ist.
Man schreibt, daß Kriegsheere, die in Jrrland an Salz Mangel gehabt, an der Ruhr darnieder gelegen, ohne Zweifel, weil ihre Speisen faul zu werden angefan-
gen
(g)[Spaltenumbruch]BROWNRIDGE.
(g) Jnnerhalb vier Stunden auf Jamaika. SEOANE introd. p. XV.
(h)LEWIS nat. med. p. 494. Unter allen Salzen erhält das Meersalz seine Kraft am wenig- sten. PRINGLE diseas. of the ar- my p. 330.
(k)[Spaltenumbruch]HALES ventilat. II. p. 81.
(l)PRINGLE p 354. REINIUS in Itin. Chin. PIRARD. de LA- VAL Voy. III. p. 35. geräuchert Schweinfleisch blieb zween Monate im Magen liegen RIEDLIN mil- ler p. 829.
(l)PRINGLE p 354. REINIUS in Itin. Chin. PIRARD. de LA- VAL Voy. III. p. 35. geräuchert Schweinfleisch blieb zween Monate im Magen liegen RIEDLIN mil- ler p. 829.
(m)COLBATCH Essay on acid. and. atecti p. 153.
Der Magen. XIX. Buch.
waren das Fleiſch fuͤr der Faͤulnis; ja man macht ein friſches Fleiſch, welches ſonſt geſchmakklos iſt, mit Ver- luſt der Geſundheit dadurch ſchmakkhaft. Die Neugung des Fleiſches zum faulwerden, macht uns das Einſalzen deſſelben notwendig, ſonderlich in heiſſen Laͤndern, wo das Fleiſch gleich anlaͤuft (g)(g). Das Meerſalz verrichtet beide Dienſte, nur unvollkommen; denn es haͤlt zwar die Faͤul- nis ab, verhindert ſie aber nicht voͤllig (h); und einge- poͤkelt Rindfleiſch (k) wird, wenn man es einwaͤſſert, noch geſchwinder, als ein ungeſalznes faul.
Folglich bekoͤmmt uns der Gebrauch des eingeſalznen Fleiſches, aus welchem die Faͤulnis das ſaure vegetabili- ſche Weſen vertrieben, und dem das beigefuͤgte Salz nicht Saͤure genung zuſezzt, uͤbel. Es iſt daher geſchikkt, Fieber, die Ruhr und ſonderlich den Skorbut zu erzeu- gen (l). Und wie gemein iſt nicht der Skorbut unter den Schiffern, und denen, die lange Reiſen machen (l)? denn ſie leben groͤſtenteils von eingeſalznem Fleiſche.
Wenn es uͤbrigens in hinlaͤnglicher Menge inwendig eingerieben, und tief in die Einſchnitte des Fleiſches ein- gedrungen iſt, ſo widerſteht es merenteils der Faͤulnis lange Zeit, ja es verlangen die meiſten Menſchen weiter nichts (m) als etwas, ſo mittelmaͤßig faul iſt.
Man ſchreibt, daß Kriegsheere, die in Jrrland an Salz Mangel gehabt, an der Ruhr darnieder gelegen, ohne Zweifel, weil ihre Speiſen faul zu werden angefan-
gen
(g)[Spaltenumbruch]BROWNRIDGE.
(g) Jnnerhalb vier Stunden auf Jamaika. SEOANE introd. p. XV.
(h)LEWIS nat. med. p. 494. Unter allen Salzen erhaͤlt das Meerſalz ſeine Kraft am wenig- ſten. PRINGLE diſeaſ. of the ar- my p. 330.
(k)[Spaltenumbruch]HALES ventilat. II. p. 81.
(l)PRINGLE p 354. REINIUS in Itin. Chin. PIRARD. de LA- VAL Voy. III. p. 35. geraͤuchert Schweinfleiſch blieb zween Monate im Magen liegen RIEDLIN mil- ler p. 829.
(l)PRINGLE p 354. REINIUS in Itin. Chin. PIRARD. de LA- VAL Voy. III. p. 35. geraͤuchert Schweinfleiſch blieb zween Monate im Magen liegen RIEDLIN mil- ler p. 829.
(m)COLBATCH Eſſay on acid. and. atecti p. 153.
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[314[330]/0350]
Der Magen. XIX. Buch.
waren das Fleiſch fuͤr der Faͤulnis; ja man macht ein
friſches Fleiſch, welches ſonſt geſchmakklos iſt, mit Ver-
luſt der Geſundheit dadurch ſchmakkhaft. Die Neugung
des Fleiſches zum faulwerden, macht uns das Einſalzen
deſſelben notwendig, ſonderlich in heiſſen Laͤndern, wo das
Fleiſch gleich anlaͤuft (g) (g). Das Meerſalz verrichtet beide
Dienſte, nur unvollkommen; denn es haͤlt zwar die Faͤul-
nis ab, verhindert ſie aber nicht voͤllig (h); und einge-
poͤkelt Rindfleiſch (k) wird, wenn man es einwaͤſſert, noch
geſchwinder, als ein ungeſalznes faul.
Folglich bekoͤmmt uns der Gebrauch des eingeſalznen
Fleiſches, aus welchem die Faͤulnis das ſaure vegetabili-
ſche Weſen vertrieben, und dem das beigefuͤgte Salz
nicht Saͤure genung zuſezzt, uͤbel. Es iſt daher geſchikkt,
Fieber, die Ruhr und ſonderlich den Skorbut zu erzeu-
gen (l). Und wie gemein iſt nicht der Skorbut unter
den Schiffern, und denen, die lange Reiſen machen (l)?
denn ſie leben groͤſtenteils von eingeſalznem Fleiſche.
Wenn es uͤbrigens in hinlaͤnglicher Menge inwendig
eingerieben, und tief in die Einſchnitte des Fleiſches ein-
gedrungen iſt, ſo widerſteht es merenteils der Faͤulnis
lange Zeit, ja es verlangen die meiſten Menſchen weiter
nichts (m) als etwas, ſo mittelmaͤßig faul iſt.
Man ſchreibt, daß Kriegsheere, die in Jrrland an
Salz Mangel gehabt, an der Ruhr darnieder gelegen,
ohne Zweifel, weil ihre Speiſen faul zu werden angefan-
gen
(g)
BROWNRIDGE.
(g) Jnnerhalb vier Stunden auf
Jamaika. SEOANE introd. p. XV.
(h) LEWIS nat. med. p. 494.
Unter allen Salzen erhaͤlt das
Meerſalz ſeine Kraft am wenig-
ſten. PRINGLE diſeaſ. of the ar-
my p. 330.
(k)
HALES ventilat. II. p. 81.
(l) PRINGLE p 354. REINIUS
in Itin. Chin. PIRARD. de LA-
VAL Voy. III. p. 35. geraͤuchert
Schweinfleiſch blieb zween Monate
im Magen liegen RIEDLIN mil-
ler p. 829.
(l) PRINGLE p 354. REINIUS
in Itin. Chin. PIRARD. de LA-
VAL Voy. III. p. 35. geraͤuchert
Schweinfleiſch blieb zween Monate
im Magen liegen RIEDLIN mil-
ler p. 829.
(m) COLBATCH Eſſay on acid.
and. atecti p. 153.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 314[330]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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