beste Salz dasjenige, welches von der Sonne selbst berei- tet wird, deren Hizze viel schwächer, als die Hizze des sie- denden Wassers, und um so viel kleiner, oder wie 100, für eine mittlere Hizze zu 214, oder wie 150 zu 214. bei der grösten Sonnenhizze ist, die wir erfaren haben im Jah- re 1762.
Folglich ist das Meersalz, wenigstens das in mittel- mäßig heissen Ländern, das beste; denn es ist das von der Sonne gekochte Salz auf den heissesten Jnseln gar zu scharf (f), und es verliert schon einen Theil von seiner Säure. Es ist dem Meersalze gleich, welches ich aus einer Salzquelle aux fondemens, seit einigen Jahren be- reiten lasse, es ist eben so kubisch, es riecht eben so nach Violen, es ist hart, feste, und sein Geist sätigt mehr zer- floßnes Alkali, als der vom gemeinen Salze, und beinahe in dem Verhältnisse wie 4 zu 3. Die Holländer berei- ten das kräftigste Salz, welches blos zum guten Einsalzen der Heringe tauglich ist, aus Meersalz in Meerwasser aufgelöst, und wenn dieses siedet, so giessen sie saure Mol- ken hinzu, um die Säure wiederzugeben, welche das Feuer davon getrieben.
Schlechter ist das Salz, und eines Theils seiner Säu- re beraubt, welches man in den Pfannen siedet, und sich von dem bis zum Aufwallen heis gemachten Wasser auf den Boden in diesem sehr grossen Gefässe niederstürzt. Es ist aber um so viel schwächer, je schneller das Feuer wirkt, es wird endlich nach verflogner Säure alkalischer Art, zerfliest in feuchter Luft, und erhält das Fleisch nicht. Wir haben nämlich aus gewissen Erfarungen ersehen, daß die Säure der Sole verfliege.
Nun bedienen sich die Menschen des Salzes, als des vorzüglichsten Mittels, Sachen lange zu erhalten; sie be-
waren
(f)[Spaltenumbruch]
Verzert das Fleisch LEME- RY tr. des alim. T. I. p. 533. man [Spaltenumbruch]
beschwert sich über die Schärfe de[s] Portugisischen Salzes.
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III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
beſte Salz dasjenige, welches von der Sonne ſelbſt berei- tet wird, deren Hizze viel ſchwaͤcher, als die Hizze des ſie- denden Waſſers, und um ſo viel kleiner, oder wie 100, fuͤr eine mittlere Hizze zu 214, oder wie 150 zu 214. bei der groͤſten Sonnenhizze iſt, die wir erfaren haben im Jah- re 1762.
Folglich iſt das Meerſalz, wenigſtens das in mittel- maͤßig heiſſen Laͤndern, das beſte; denn es iſt das von der Sonne gekochte Salz auf den heiſſeſten Jnſeln gar zu ſcharf (f), und es verliert ſchon einen Theil von ſeiner Saͤure. Es iſt dem Meerſalze gleich, welches ich aus einer Salzquelle aux fondemens, ſeit einigen Jahren be- reiten laſſe, es iſt eben ſo kubiſch, es riecht eben ſo nach Violen, es iſt hart, feſte, und ſein Geiſt ſaͤtigt mehr zer- floßnes Alkali, als der vom gemeinen Salze, und beinahe in dem Verhaͤltniſſe wie 4 zu 3. Die Hollaͤnder berei- ten das kraͤftigſte Salz, welches blos zum guten Einſalzen der Heringe tauglich iſt, aus Meerſalz in Meerwaſſer aufgeloͤſt, und wenn dieſes ſiedet, ſo gieſſen ſie ſaure Mol- ken hinzu, um die Saͤure wiederzugeben, welche das Feuer davon getrieben.
Schlechter iſt das Salz, und eines Theils ſeiner Saͤu- re beraubt, welches man in den Pfannen ſiedet, und ſich von dem bis zum Aufwallen heis gemachten Waſſer auf den Boden in dieſem ſehr groſſen Gefaͤſſe niederſtuͤrzt. Es iſt aber um ſo viel ſchwaͤcher, je ſchneller das Feuer wirkt, es wird endlich nach verflogner Saͤure alkaliſcher Art, zerflieſt in feuchter Luft, und erhaͤlt das Fleiſch nicht. Wir haben naͤmlich aus gewiſſen Erfarungen erſehen, daß die Saͤure der Sole verfliege.
Nun bedienen ſich die Menſchen des Salzes, als des vorzuͤglichſten Mittels, Sachen lange zu erhalten; ſie be-
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Verzert das Fleiſch LEME- RY tr. des alim. T. I. p. 533. man [Spaltenumbruch]
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[313[329]/0349]
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
beſte Salz dasjenige, welches von der Sonne ſelbſt berei-
tet wird, deren Hizze viel ſchwaͤcher, als die Hizze des ſie-
denden Waſſers, und um ſo viel kleiner, oder wie 100,
fuͤr eine mittlere Hizze zu 214, oder wie 150 zu 214. bei der
groͤſten Sonnenhizze iſt, die wir erfaren haben im Jah-
re 1762.
Folglich iſt das Meerſalz, wenigſtens das in mittel-
maͤßig heiſſen Laͤndern, das beſte; denn es iſt das von
der Sonne gekochte Salz auf den heiſſeſten Jnſeln gar
zu ſcharf (f), und es verliert ſchon einen Theil von ſeiner
Saͤure. Es iſt dem Meerſalze gleich, welches ich aus
einer Salzquelle aux fondemens, ſeit einigen Jahren be-
reiten laſſe, es iſt eben ſo kubiſch, es riecht eben ſo nach
Violen, es iſt hart, feſte, und ſein Geiſt ſaͤtigt mehr zer-
floßnes Alkali, als der vom gemeinen Salze, und beinahe
in dem Verhaͤltniſſe wie 4 zu 3. Die Hollaͤnder berei-
ten das kraͤftigſte Salz, welches blos zum guten Einſalzen
der Heringe tauglich iſt, aus Meerſalz in Meerwaſſer
aufgeloͤſt, und wenn dieſes ſiedet, ſo gieſſen ſie ſaure Mol-
ken hinzu, um die Saͤure wiederzugeben, welche das Feuer
davon getrieben.
Schlechter iſt das Salz, und eines Theils ſeiner Saͤu-
re beraubt, welches man in den Pfannen ſiedet, und ſich
von dem bis zum Aufwallen heis gemachten Waſſer auf
den Boden in dieſem ſehr groſſen Gefaͤſſe niederſtuͤrzt.
Es iſt aber um ſo viel ſchwaͤcher, je ſchneller das Feuer
wirkt, es wird endlich nach verflogner Saͤure alkaliſcher
Art, zerflieſt in feuchter Luft, und erhaͤlt das Fleiſch nicht.
Wir haben naͤmlich aus gewiſſen Erfarungen erſehen,
daß die Saͤure der Sole verfliege.
Nun bedienen ſich die Menſchen des Salzes, als des
vorzuͤglichſten Mittels, Sachen lange zu erhalten; ſie be-
waren
(f)
Verzert das Fleiſch LEME-
RY tr. des alim. T. I. p. 533. man
beſchwert ſich uͤber die Schaͤrfe des
Portugiſiſchen Salzes.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 313[329]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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