drer, welcher sich dreißig Jahre lang des Fleisches ent- halten hatte, und dasselbe wieder zu essen ansing, bekam eine Hirnentzündung und Krämpfe (x). Selbst der al- kalische Gestank der Fleischbänke (y) stekkt die Luft an, und macht die Blattern in der Nachbarschaft giftiger. So entstand von den faulen Dämpfen des Schiffbodens ein faules tödtliches Fieber (z).
Unter allen thierischen Theilen ist die Beschaffenheit der Eier von dem sauren Wesen am meisten entfernt (z*): sie werden im Kochen sehr hart, und es wird ihr Mis- brauch gefärlich (z**).
Aerger, wofern etwas ärgeres sein kann, ist eine über- mäßig fette Speise (z+). Sie verstopft, und macht Fäulnis. Ein ranziges Oel, welches in der Haut stokkt, naget mit seiner Schärfe, macht Ausschläge, und der- gleichen eräugnet sich auf den hebridibischen Jnseln von der Fischleber und von faulem Talg (a) auf Faerö, die- jenigen, welche in theuren Zeiten von zerschlagnen Mark- knochen todter Körper ihr Leben erhalten wollen, sind auf der Stelle gestorben (b). So fielen Schweine um, die in einer Seuche mit Schweinsfleische gefüttert wur- den (c). Die allergefärlichste Schärfe ist die von ran- zig gewordnen Fettigkeiten (d). Doch gemeiniglich ver- abscheut schon der Magen selbst diese Art von Gift (e), oder es läst die Natur die Menge des Oels durch die
Milch-
(x)[Spaltenumbruch]Journal de Medec. 1760. Aout.
(y)ROGERS p. 47.
(z)RUTTY p. 148.
(z*)PRINGLE p. 416. Eier- dotter gährt am allermeisten.
(z**) Der Todt von harten 18. Eiern, bim LINN Skonska resa p. 300.
(z+)LUDWIG I. c.
(a) Bei den Faröern p. 209. [Spaltenumbruch]
hebridenses MARTIN p. 285. 273.
(b)AVENZOAR Theisir T. III. c. 4.
(c)PETIT de morib. Antro- poph.
(d)BOERHAAVE Mem. de l'Acad. de Chir. T. I. p. 129.
(e)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obs. 253. wie geronnen Talg.
Der Magen. XIX. Buch.
drer, welcher ſich dreißig Jahre lang des Fleiſches ent- halten hatte, und daſſelbe wieder zu eſſen anſing, bekam eine Hirnentzuͤndung und Kraͤmpfe (x). Selbſt der al- kaliſche Geſtank der Fleiſchbaͤnke (y) ſtekkt die Luft an, und macht die Blattern in der Nachbarſchaft giftiger. So entſtand von den faulen Daͤmpfen des Schiffbodens ein faules toͤdtliches Fieber (z).
Unter allen thieriſchen Theilen iſt die Beſchaffenheit der Eier von dem ſauren Weſen am meiſten entfernt (z*): ſie werden im Kochen ſehr hart, und es wird ihr Mis- brauch gefaͤrlich (z**).
Aerger, wofern etwas aͤrgeres ſein kann, iſt eine uͤber- maͤßig fette Speiſe (z†). Sie verſtopft, und macht Faͤulnis. Ein ranziges Oel, welches in der Haut ſtokkt, naget mit ſeiner Schaͤrfe, macht Ausſchlaͤge, und der- gleichen eraͤugnet ſich auf den hebridibiſchen Jnſeln von der Fiſchleber und von faulem Talg (a) auf Faeroͤ, die- jenigen, welche in theuren Zeiten von zerſchlagnen Mark- knochen todter Koͤrper ihr Leben erhalten wollen, ſind auf der Stelle geſtorben (b). So fielen Schweine um, die in einer Seuche mit Schweinsfleiſche gefuͤttert wur- den (c). Die allergefaͤrlichſte Schaͤrfe iſt die von ran- zig gewordnen Fettigkeiten (d). Doch gemeiniglich ver- abſcheut ſchon der Magen ſelbſt dieſe Art von Gift (e), oder es laͤſt die Natur die Menge des Oels durch die
Milch-
(x)[Spaltenumbruch]Journal de Medec. 1760. Aout.
(y)ROGERS p. 47.
(z)RUTTY p. 148.
(z*)PRINGLE p. 416. Eier- dotter gaͤhrt am allermeiſten.
(z**) Der Todt von harten 18. Eiern, bim LINN Skonska reſa p. 300.
(z†)LUDWIG I. c.
(a) Bei den Faroͤern p. 209. [Spaltenumbruch]
hebridenſes MARTIN p. 285. 273.
(b)AVENZOAR Theiſir T. III. c. 4.
(c)PETIT de morib. Antro- poph.
(d)BOERHAAVE Mém. de l’Acad. de Chir. T. I. p. 129.
(e)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obſ. 253. wie geronnen Talg.
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[304[320]/0340]
Der Magen. XIX. Buch.
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halten hatte, und daſſelbe wieder zu eſſen anſing, bekam
eine Hirnentzuͤndung und Kraͤmpfe (x). Selbſt der al-
kaliſche Geſtank der Fleiſchbaͤnke (y) ſtekkt die Luft an,
und macht die Blattern in der Nachbarſchaft giftiger.
So entſtand von den faulen Daͤmpfen des Schiffbodens
ein faules toͤdtliches Fieber (z).
Unter allen thieriſchen Theilen iſt die Beſchaffenheit
der Eier von dem ſauren Weſen am meiſten entfernt (z*):
ſie werden im Kochen ſehr hart, und es wird ihr Mis-
brauch gefaͤrlich (z**).
Aerger, wofern etwas aͤrgeres ſein kann, iſt eine uͤber-
maͤßig fette Speiſe (z†). Sie verſtopft, und macht
Faͤulnis. Ein ranziges Oel, welches in der Haut ſtokkt,
naget mit ſeiner Schaͤrfe, macht Ausſchlaͤge, und der-
gleichen eraͤugnet ſich auf den hebridibiſchen Jnſeln von
der Fiſchleber und von faulem Talg (a) auf Faeroͤ, die-
jenigen, welche in theuren Zeiten von zerſchlagnen Mark-
knochen todter Koͤrper ihr Leben erhalten wollen, ſind auf
der Stelle geſtorben (b). So fielen Schweine um, die
in einer Seuche mit Schweinsfleiſche gefuͤttert wur-
den (c). Die allergefaͤrlichſte Schaͤrfe iſt die von ran-
zig gewordnen Fettigkeiten (d). Doch gemeiniglich ver-
abſcheut ſchon der Magen ſelbſt dieſe Art von Gift (e),
oder es laͤſt die Natur die Menge des Oels durch die
Milch-
(x)
Journal de Medec. 1760.
Aout.
(y) ROGERS p. 47.
(z) RUTTY p. 148.
(z*) PRINGLE p. 416. Eier-
dotter gaͤhrt am allermeiſten.
(z**) Der Todt von harten 18.
Eiern, bim LINN Skonska reſa
p. 300.
(z†) LUDWIG I. c.
(a) Bei den Faroͤern p. 209.
hebridenſes MARTIN p. 285.
273.
(b) AVENZOAR Theiſir T.
III. c. 4.
(c) PETIT de morib. Antro-
poph.
(d) BOERHAAVE Mém. de
l’Acad. de Chir. T. I. p. 129.
(e) Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 3. obſ. 253. wie geronnen
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 304[320]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/340>, abgerufen am 23.11.2024.
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