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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.
wen (o) und Tieger (p) mit dem Kalbsfleische vergleichen.
Selbst die Krähe kann ein verschlukktes Krähenfleisch
nicht verdauen, und sie giebt solches durchs Erbrechen
wieder von sich (q).

Die Europäer haben den Gebrauch dieser Thiere
schon vorlängst abgeschafft, ob sie sie gleich ehedem aßen,
indem man zu den Zeiten des Hippokrates unter den
Speisen auch junge Hunde findet (r). Die Chineser
verachten nichts von dergleichen Gerichten (s). Die Ne-
gers der Goldküste verschlukken Hunde, Kazzen, Elefan-
ten Gedärme und Vögel mit Eingeweide und allem (t).
Und die Tartarn, Jakuten und andre sind eben so wenig
Kostverächter.

Bei den Vögeln aber hat man einige Ausname ge-
macht. Man bedient sich der fleischfräßigen Vögel, als
des Adlergeschlechtes, der Habichte, der Nachteulen und
der fleischfressenden Vögel niemals, als in der äussersten
Not, wegen ihres Gestankes und faulenden Fleisches.

Die von Körnern, Kräutern und Jnsekten leben,
werden unter die Lekkerbissen gerechnet: wiewohl die, wel-
che ein weisses Fleisch haben, als das ganze Geschlecht
der Hüner und Pfauen, dem Menschen die beste und ge-
sundeste Narung geben: welches sich bei denen anders ver-
hält, so ein schwärzlich Fleisch haben, denn deren Fasern
sind durchgängig fester gebaut, und schwer zu verdauen.

§. 7.
(o) [Spaltenumbruch] SHAW trav. p. 172.
(p) Des Amerikanischen PISO
hist. nat. ind. L. III. p.
103.
(q) CHEYNE infirm. valet. tu-
end. p.
34.
(r) [Spaltenumbruch] Jn Afrika ißt man noch jezzo
Hundefleisch SHAW p. 134.
(s) Razzen, Kazzen hist. des
Chinois p.
362.
(t) Hist. des Voyag. L. IX.
p.
318.

Der Magen. XIX. Buch.
wen (o) und Tieger (p) mit dem Kalbsfleiſche vergleichen.
Selbſt die Kraͤhe kann ein verſchlukktes Kraͤhenfleiſch
nicht verdauen, und ſie giebt ſolches durchs Erbrechen
wieder von ſich (q).

Die Europaͤer haben den Gebrauch dieſer Thiere
ſchon vorlaͤngſt abgeſchafft, ob ſie ſie gleich ehedem aßen,
indem man zu den Zeiten des Hippokrates unter den
Speiſen auch junge Hunde findet (r). Die Chineſer
verachten nichts von dergleichen Gerichten (s). Die Ne-
gers der Goldkuͤſte verſchlukken Hunde, Kazzen, Elefan-
ten Gedaͤrme und Voͤgel mit Eingeweide und allem (t).
Und die Tartarn, Jakuten und andre ſind eben ſo wenig
Koſtveraͤchter.

Bei den Voͤgeln aber hat man einige Ausname ge-
macht. Man bedient ſich der fleiſchfraͤßigen Voͤgel, als
des Adlergeſchlechtes, der Habichte, der Nachteulen und
der fleiſchfreſſenden Voͤgel niemals, als in der aͤuſſerſten
Not, wegen ihres Geſtankes und faulenden Fleiſches.

Die von Koͤrnern, Kraͤutern und Jnſekten leben,
werden unter die Lekkerbiſſen gerechnet: wiewohl die, wel-
che ein weiſſes Fleiſch haben, als das ganze Geſchlecht
der Huͤner und Pfauen, dem Menſchen die beſte und ge-
ſundeſte Narung geben: welches ſich bei denen anders ver-
haͤlt, ſo ein ſchwaͤrzlich Fleiſch haben, denn deren Faſern
ſind durchgaͤngig feſter gebaut, und ſchwer zu verdauen.

§. 7.
(o) [Spaltenumbruch] SHAW trav. p. 172.
(p) Des Amerikaniſchen PISO
hiſt. nat. ind. L. III. p.
103.
(q) CHEYNE infirm. valet. tu-
end. p.
34.
(r) [Spaltenumbruch] Jn Afrika ißt man noch jezzo
Hundefleiſch SHAW p. 134.
(s) Razzen, Kazzen hiſt. des
Chinois p.
362.
(t) Hiſt. des Voyag. L. IX.
p.
318.
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[298[314]/0334] Der Magen. XIX. Buch. wen (o) und Tieger (p) mit dem Kalbsfleiſche vergleichen. Selbſt die Kraͤhe kann ein verſchlukktes Kraͤhenfleiſch nicht verdauen, und ſie giebt ſolches durchs Erbrechen wieder von ſich (q). Die Europaͤer haben den Gebrauch dieſer Thiere ſchon vorlaͤngſt abgeſchafft, ob ſie ſie gleich ehedem aßen, indem man zu den Zeiten des Hippokrates unter den Speiſen auch junge Hunde findet (r). Die Chineſer verachten nichts von dergleichen Gerichten (s). Die Ne- gers der Goldkuͤſte verſchlukken Hunde, Kazzen, Elefan- ten Gedaͤrme und Voͤgel mit Eingeweide und allem (t). Und die Tartarn, Jakuten und andre ſind eben ſo wenig Koſtveraͤchter. Bei den Voͤgeln aber hat man einige Ausname ge- macht. Man bedient ſich der fleiſchfraͤßigen Voͤgel, als des Adlergeſchlechtes, der Habichte, der Nachteulen und der fleiſchfreſſenden Voͤgel niemals, als in der aͤuſſerſten Not, wegen ihres Geſtankes und faulenden Fleiſches. Die von Koͤrnern, Kraͤutern und Jnſekten leben, werden unter die Lekkerbiſſen gerechnet: wiewohl die, wel- che ein weiſſes Fleiſch haben, als das ganze Geſchlecht der Huͤner und Pfauen, dem Menſchen die beſte und ge- ſundeſte Narung geben: welches ſich bei denen anders ver- haͤlt, ſo ein ſchwaͤrzlich Fleiſch haben, denn deren Faſern ſind durchgaͤngig feſter gebaut, und ſchwer zu verdauen. §. 7. (o) SHAW trav. p. 172. (p) Des Amerikaniſchen PISO hiſt. nat. ind. L. III. p. 103. (q) CHEYNE infirm. valet. tu- end. p. 34. (r) Jn Afrika ißt man noch jezzo Hundefleiſch SHAW p. 134. (s) Razzen, Kazzen hiſt. des Chinois p. 362. (t) Hiſt. des Voyag. L. IX. p. 318.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 298[314]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/334>, abgerufen am 04.09.2024.