dem zufolge kein sonderlich grosser Unterscheid unter den thierischen und vegetabilischen Säften statt findet (d).
Zwar sind die Pflanzen etwas mehr zum sauren We- sen (e), so wie die Thiere zu einem harnhaften Wesen ge- neigt. Aber doch faulen und stinken auch Pflanzen, wel- che man in Haufen aufschüttet (f), und geben in der Fäulnis ein flüchtiges Salz von harnhafter Art (g), und im destilliren ein alkalisches Wasser (h), so wie nach dem Verbrennen ein fixes Laugensalz.
Wenn man endlich alles mit einander vergleicht, so er- närt eigentlich der Gallert allein (i). Und dieser Gallert stekkt (k) nicht blos im Flieswasser der Thiere, sondern eben so gut in dem Mehl der Vegetabilien. Es fand der berümte Geofroi in dem Brodte an gummigem Extrak- te, in zwei und dreißig Qventchen, sechs Qventchen (l).
So fand der berümte J. Bartholomäus Beccari (m) im Weizenmehl eine zwiefache Materie, eine als ein Kraftmehlpulver, die andre klebrig, und diese lies sich nicht mit dem Wasser vermischen; das Kraftmehl war schon pflanzenhafter, und enthielt ein saures Wesen, bekam vom Wasser eine weinhafte Natur, brauste mit Laugensalze (n),
färbte
(d)[Spaltenumbruch]NIEDHAM microsc. obs. p. 271 SHAW p. 155 156. BRAD- LEY improvem. p 27.
(e) Siehe die analysin des Brod- tes Mem. de l' Acad. 1732. p. 29.
(f)BOYLE Hist. of the air p. 45. mit einem Leichengeruche, Münze beim STAHL Chem. fun- dam. T. III. p. 114. der Kohl beim ROGERS p. 41. davon eine bösar- tige Krankheit ibid.
(g)WEDEL de sale volat- plant. Jm weltläuftigen Kreß- geschlechte, davon der gröste Theil verspeiset wird, doch man zieht eben so wohl aus Sauerampfer gleich flüchtige Theile, als aus dem Löf- felkraute. Mem. des Sav. etrang. [Spaltenumbruch]
T. II. p. 330. Aus verfaulter Me- lisse ein flüchtig Harnsalz HOF- MANN labor Altd aus der fau- len Citrone ein flüchtiges Alkali Phil trans. p 392
(h) Aus dem Weizen PVTA- TUS vict acut. p. 74. 75. aus den Cichorienarten TACHEN hipp. chem.
(i)LUDWIG de victu anim. LORRY tr. des alim. p. 22. &c.
(k)KESSELING GEOFROI Mem. de 1722. p. 29.
(l)Mem. l. c.
(m)Comm Bonon. T. II. P. I. p. 123.
(n)p. 123. 124.
T 2
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
dem zufolge kein ſonderlich groſſer Unterſcheid unter den thieriſchen und vegetabiliſchen Saͤften ſtatt findet (d).
Zwar ſind die Pflanzen etwas mehr zum ſauren We- ſen (e), ſo wie die Thiere zu einem harnhaften Weſen ge- neigt. Aber doch faulen und ſtinken auch Pflanzen, wel- che man in Haufen aufſchuͤttet (f), und geben in der Faͤulnis ein fluͤchtiges Salz von harnhafter Art (g), und im deſtilliren ein alkaliſches Waſſer (h), ſo wie nach dem Verbrennen ein fixes Laugenſalz.
Wenn man endlich alles mit einander vergleicht, ſo er- naͤrt eigentlich der Gallert allein (i). Und dieſer Gallert ſtekkt (k) nicht blos im Flieswaſſer der Thiere, ſondern eben ſo gut in dem Mehl der Vegetabilien. Es fand der beruͤmte Geofroi in dem Brodte an gummigem Extrak- te, in zwei und dreißig Qventchen, ſechs Qventchen (l).
So fand der beruͤmte J. Bartholomaͤus Beccari (m) im Weizenmehl eine zwiefache Materie, eine als ein Kraftmehlpulver, die andre klebrig, und dieſe lies ſich nicht mit dem Waſſer vermiſchen; das Kraftmehl war ſchon pflanzenhafter, und enthielt ein ſaures Weſen, bekam vom Waſſer eine weinhafte Natur, brauſte mit Laugenſalze (n),
faͤrbte
(d)[Spaltenumbruch]NIEDHAM microſc. obſ. p. 271 SHAW p. 155 156. BRAD- LEY improvem. p 27.
(e) Siehe die analyſin des Brod- tes Mém. de l’ Acad. 1732. p. 29.
(f)BOYLE Hiſt. of the air p. 45. mit einem Leichengeruche, Muͤnze beim STAHL Chem. fun- dam. T. III. p. 114. der Kohl beim ROGERS p. 41. davon eine boͤsar- tige Krankheit ibid.
(g)WEDEL de ſale volat- plant. Jm weltlaͤuftigen Kreß- geſchlechte, davon der groͤſte Theil verſpeiſet wird, doch man zieht eben ſo wohl aus Sauerampfer gleich fluͤchtige Theile, als aus dem Loͤf- felkraute. Mém. des Sav. etrang. [Spaltenumbruch]
T. II. p. 330. Aus verfaulter Me- liſſe ein fluͤchtig Harnſalz HOF- MANN labor Altd aus der fau- len Citrone ein fluͤchtiges Alkali Phil tranſ. p 392
(h) Aus dem Weizen PVTA- TUS vict acut. p. 74. 75. aus den Cichorienarten TACHEN hipp. chem.
(i)LUDWIG de victu anim. LORRY tr. des alim. p. 22. &c.
(k)KESSELING GEOFROI Mém. de 1722. p. 29.
(l)Mém. l. c.
(m)Comm Bonon. T. II. P. I. p. 123.
(n)p. 123. 124.
T 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0311"n="275[291]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchnitt. Speiſe und Trank.</hi></fw><lb/>
dem zufolge kein ſonderlich groſſer Unterſcheid unter den<lb/>
thieriſchen und vegetabiliſchen Saͤften ſtatt findet <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">NIEDHAM microſc. obſ.<lb/>
p. 271 SHAW p. 155 156. BRAD-<lb/>
LEY improvem. p</hi> 27.</note>.</p><lb/><p>Zwar ſind die Pflanzen etwas mehr zum ſauren We-<lb/>ſen <noteplace="foot"n="(e)">Siehe die <hirendition="#aq">analyſin</hi> des Brod-<lb/>
tes <hirendition="#aq">Mém. de l’ Acad. 1732. p.</hi> 29.</note>, ſo wie die Thiere zu einem harnhaften Weſen ge-<lb/>
neigt. Aber doch faulen und ſtinken auch Pflanzen, wel-<lb/>
che man in Haufen aufſchuͤttet <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">BOYLE Hiſt. of the air p.</hi><lb/>
45. mit einem Leichengeruche,<lb/>
Muͤnze beim <hirendition="#aq">STAHL Chem. fun-<lb/>
dam. T. III. p.</hi> 114. der Kohl beim<lb/><hirendition="#aq">ROGERS p.</hi> 41. davon eine boͤsar-<lb/>
tige Krankheit <hirendition="#aq">ibid.</hi></note>, und geben in der<lb/>
Faͤulnis ein fluͤchtiges Salz von harnhafter Art <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">WEDEL</hi> de ſale volat-<lb/>
plant.</hi> Jm weltlaͤuftigen Kreß-<lb/>
geſchlechte, davon der groͤſte Theil<lb/>
verſpeiſet wird, doch man zieht eben<lb/>ſo wohl aus Sauerampfer gleich<lb/>
fluͤchtige Theile, als aus dem Loͤf-<lb/>
felkraute. <hirendition="#aq">Mém. des Sav. etrang.<lb/><cb/>
T. II. p.</hi> 330. Aus verfaulter Me-<lb/>
liſſe ein fluͤchtig Harnſalz <hirendition="#aq">HOF-<lb/>
MANN labor Altd</hi> aus der fau-<lb/>
len Citrone ein fluͤchtiges Alkali<lb/><hirendition="#aq">Phil tranſ. p</hi> 392</note>, und<lb/>
im deſtilliren ein alkaliſches Waſſer <noteplace="foot"n="(h)">Aus dem Weizen <hirendition="#aq">PVTA-<lb/>
TUS vict acut. p.</hi> 74. 75. aus den<lb/>
Cichorienarten <hirendition="#aq">TACHEN hipp.<lb/>
chem.</hi></note>, ſo wie nach dem<lb/>
Verbrennen ein fixes Laugenſalz.</p><lb/><p>Wenn man endlich alles mit einander vergleicht, ſo er-<lb/>
naͤrt eigentlich der Gallert allein <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LUDWIG</hi> de victu anim.<lb/>
LORRY tr. des alim. p. 22. &c.</hi></note>. Und dieſer Gallert<lb/>ſtekkt <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">KESSELING GEOFROI<lb/>
Mém. de 1722. p.</hi> 29.</note> nicht blos im Flieswaſſer der Thiere, ſondern<lb/>
eben ſo gut in dem Mehl der Vegetabilien. Es fand der<lb/>
beruͤmte <hirendition="#fr">Geofroi</hi> in dem Brodte an gummigem Extrak-<lb/>
te, in zwei und dreißig Qventchen, ſechs Qventchen <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">Mém. l. c.</hi></note>.</p><lb/><p>So fand der beruͤmte J. Bartholomaͤus <hirendition="#fr">Beccari</hi><lb/><noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">Comm Bonon. T. II. P. I.<lb/>
p.</hi> 123.</note> im Weizenmehl eine zwiefache Materie, eine als ein<lb/>
Kraftmehlpulver, die andre klebrig, und dieſe lies ſich nicht<lb/>
mit dem Waſſer vermiſchen; das Kraftmehl war ſchon<lb/>
pflanzenhafter, und enthielt ein ſaures Weſen, bekam vom<lb/>
Waſſer eine weinhafte Natur, brauſte mit Laugenſalze <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">p.</hi> 123. 124.</note>,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">faͤrbte</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[275[291]/0311]
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
dem zufolge kein ſonderlich groſſer Unterſcheid unter den
thieriſchen und vegetabiliſchen Saͤften ſtatt findet (d).
Zwar ſind die Pflanzen etwas mehr zum ſauren We-
ſen (e), ſo wie die Thiere zu einem harnhaften Weſen ge-
neigt. Aber doch faulen und ſtinken auch Pflanzen, wel-
che man in Haufen aufſchuͤttet (f), und geben in der
Faͤulnis ein fluͤchtiges Salz von harnhafter Art (g), und
im deſtilliren ein alkaliſches Waſſer (h), ſo wie nach dem
Verbrennen ein fixes Laugenſalz.
Wenn man endlich alles mit einander vergleicht, ſo er-
naͤrt eigentlich der Gallert allein (i). Und dieſer Gallert
ſtekkt (k) nicht blos im Flieswaſſer der Thiere, ſondern
eben ſo gut in dem Mehl der Vegetabilien. Es fand der
beruͤmte Geofroi in dem Brodte an gummigem Extrak-
te, in zwei und dreißig Qventchen, ſechs Qventchen (l).
So fand der beruͤmte J. Bartholomaͤus Beccari
(m) im Weizenmehl eine zwiefache Materie, eine als ein
Kraftmehlpulver, die andre klebrig, und dieſe lies ſich nicht
mit dem Waſſer vermiſchen; das Kraftmehl war ſchon
pflanzenhafter, und enthielt ein ſaures Weſen, bekam vom
Waſſer eine weinhafte Natur, brauſte mit Laugenſalze (n),
faͤrbte
(d)
NIEDHAM microſc. obſ.
p. 271 SHAW p. 155 156. BRAD-
LEY improvem. p 27.
(e) Siehe die analyſin des Brod-
tes Mém. de l’ Acad. 1732. p. 29.
(f) BOYLE Hiſt. of the air p.
45. mit einem Leichengeruche,
Muͤnze beim STAHL Chem. fun-
dam. T. III. p. 114. der Kohl beim
ROGERS p. 41. davon eine boͤsar-
tige Krankheit ibid.
(g) WEDEL de ſale volat-
plant. Jm weltlaͤuftigen Kreß-
geſchlechte, davon der groͤſte Theil
verſpeiſet wird, doch man zieht eben
ſo wohl aus Sauerampfer gleich
fluͤchtige Theile, als aus dem Loͤf-
felkraute. Mém. des Sav. etrang.
T. II. p. 330. Aus verfaulter Me-
liſſe ein fluͤchtig Harnſalz HOF-
MANN labor Altd aus der fau-
len Citrone ein fluͤchtiges Alkali
Phil tranſ. p 392
(h) Aus dem Weizen PVTA-
TUS vict acut. p. 74. 75. aus den
Cichorienarten TACHEN hipp.
chem.
(i) LUDWIG de victu anim.
LORRY tr. des alim. p. 22. &c.
(k) KESSELING GEOFROI
Mém. de 1722. p. 29.
(l) Mém. l. c.
(m) Comm Bonon. T. II. P. I.
p. 123.
(n) p. 123. 124.
T 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 275[291]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/311>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.