mehr zubereitet, so wie so gar alsdann Schlangenbisse (i*) ohne Gefar sind.
Es verliert sich aber zugleich die Materie des Blutes, und nicht das Fett allein. Denn der Hunger kület an- fänglich, weil die Wärme vom Blute herrührt (k). Auch an einem, für Hunger gestorbnen Menschen waren keine Blutadern zu sehen, und man fand so gar in der Hohl- ader selbst fast gar kein Blut (l).
Jch habe diese Abname an Fröschen ganz deutlich ge- sehen, an denen, wenn ich sie nüchtern öffnete, fast die Helfte der Gefässe (m) sowohl Schlag- als Blutadern, ledig war, und nur wenige gelbliche Kügelchen enthielt; und wenn ich eben diese Frösche wohl gefüttert zum Ver- suche gebrauchte, so waren ihre Blut- und Schlagadern mit dem schönsten roten Blute angefüllt.
Doch es mag auch die Ursache der Kräfte sein, wel- che es will, so wird sie doch von der Speise ergänzt, und durch den Hunger geschwächt (n). Man muß sich wun- dern, wie geschwinde die Lastthiere, die man bis zum Tode ermüdet, von guter, und ihnen eignen Speise, oder von geistigem Weine, frische Kräfte zur Arbeit und zur Reise wieder erlangen. Vom Hunger erfolgen Ohnmach- ten (o). Alle die fastende Frauenspersonen, denn dieses sind gemeiniglich Personen des andern Geschlechtes, die lange Zeit ohne Speise geblieben, sind zugleich ganz aus-
gemer-
(i*)[Spaltenumbruch]BIRCH I. c.
(k) Gegen zwei Grade in zwei Tagen MARTIN. anim. simil. p. 224. so war die nüchterne Frauens- person kalt J. NAUNTON. BIRCH T. II. p. 387.
(l)DIEMERBROEGK anat. p. 299. HARTMANN Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 7. obs. 18. daß Verhungerte wegen der leeren Blut- [Spaltenumbruch]
adern sterben. GALEN usu part. LIV. n. 7.
(n) Ein in der Wüste ausgemer- gelter Araber THEVENOT T. II. c. 28.
(o)GAGE in algem. Reis. p. 658.
Der Magen. XIX. Buch.
mehr zubereitet, ſo wie ſo gar alsdann Schlangenbiſſe (i*) ohne Gefar ſind.
Es verliert ſich aber zugleich die Materie des Blutes, und nicht das Fett allein. Denn der Hunger kuͤlet an- faͤnglich, weil die Waͤrme vom Blute herruͤhrt (k). Auch an einem, fuͤr Hunger geſtorbnen Menſchen waren keine Blutadern zu ſehen, und man fand ſo gar in der Hohl- ader ſelbſt faſt gar kein Blut (l).
Jch habe dieſe Abname an Froͤſchen ganz deutlich ge- ſehen, an denen, wenn ich ſie nuͤchtern oͤffnete, faſt die Helfte der Gefaͤſſe (m) ſowohl Schlag- als Blutadern, ledig war, und nur wenige gelbliche Kuͤgelchen enthielt; und wenn ich eben dieſe Froͤſche wohl gefuͤttert zum Ver- ſuche gebrauchte, ſo waren ihre Blut- und Schlagadern mit dem ſchoͤnſten roten Blute angefuͤllt.
Doch es mag auch die Urſache der Kraͤfte ſein, wel- che es will, ſo wird ſie doch von der Speiſe ergaͤnzt, und durch den Hunger geſchwaͤcht (n). Man muß ſich wun- dern, wie geſchwinde die Laſtthiere, die man bis zum Tode ermuͤdet, von guter, und ihnen eignen Speiſe, oder von geiſtigem Weine, friſche Kraͤfte zur Arbeit und zur Reiſe wieder erlangen. Vom Hunger erfolgen Ohnmach- ten (o). Alle die faſtende Frauensperſonen, denn dieſes ſind gemeiniglich Perſonen des andern Geſchlechtes, die lange Zeit ohne Speiſe geblieben, ſind zugleich ganz aus-
gemer-
(i*)[Spaltenumbruch]BIRCH I. c.
(k) Gegen zwei Grade in zwei Tagen MARTIN. anim. ſimil. p. 224. ſo war die nuͤchterne Frauens- perſon kalt J. NAUNTON. BIRCH T. II. p. 387.
(l)DIEMERBROEGK anat. p. 299. HARTMANN Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 7. obſ. 18. daß Verhungerte wegen der leeren Blut- [Spaltenumbruch]
adern ſterben. GALEN uſu part. LIV. n. 7.
(n) Ein in der Wuͤſte ausgemer- gelter Araber THEVENOT T. II. c. 28.
(o)GAGE in algem. Reiſ. p. 658.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0272"n="236[252]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Magen. <hirendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
mehr zubereitet, ſo wie ſo gar alsdann Schlangenbiſſe <noteplace="foot"n="(i*)"><cb/><hirendition="#aq">BIRCH I. c.</hi></note><lb/>
ohne Gefar ſind.</p><lb/><p>Es verliert ſich aber zugleich die Materie des Blutes,<lb/>
und nicht das Fett allein. Denn der Hunger kuͤlet an-<lb/>
faͤnglich, weil die Waͤrme vom Blute herruͤhrt <noteplace="foot"n="(k)">Gegen zwei Grade in zwei<lb/>
Tagen <hirendition="#aq">MARTIN. anim. ſimil. p.</hi><lb/>
224. ſo war die nuͤchterne Frauens-<lb/>
perſon kalt <hirendition="#aq">J. NAUNTON. BIRCH<lb/>
T. II. p.</hi> 387.</note>. Auch<lb/>
an einem, fuͤr Hunger geſtorbnen Menſchen waren keine<lb/>
Blutadern zu ſehen, und man fand ſo gar in der Hohl-<lb/>
ader ſelbſt faſt gar kein Blut <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">DIEMERBROEGK anat. p.<lb/>
299. HARTMANN Eph. Nat.<lb/>
Cur. Dec. II. ann. 7. obſ.</hi> 18. daß<lb/>
Verhungerte wegen der leeren Blut-<lb/><cb/>
adern ſterben. <hirendition="#aq">GALEN uſu part.<lb/>
LIV. n.</hi> 7.</note>.</p><lb/><p>Jch habe dieſe Abname an Froͤſchen ganz deutlich ge-<lb/>ſehen, an denen, wenn ich ſie nuͤchtern oͤffnete, faſt die<lb/>
Helfte der Gefaͤſſe <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">De motu ſang. Exp.</hi> 71.<lb/>
73. 74. 75. 78. 81. 84. 86. 172. 182.<lb/>
218. 219. 225. 226. 233.</note>ſowohl Schlag- als Blutadern,<lb/>
ledig war, und nur wenige gelbliche Kuͤgelchen enthielt;<lb/>
und wenn ich eben dieſe Froͤſche wohl gefuͤttert zum Ver-<lb/>ſuche gebrauchte, ſo waren ihre Blut- und Schlagadern<lb/>
mit dem ſchoͤnſten roten Blute angefuͤllt.</p><lb/><p>Doch es mag auch die Urſache der Kraͤfte ſein, wel-<lb/>
che es will, ſo wird ſie doch von der Speiſe ergaͤnzt, und<lb/>
durch den Hunger geſchwaͤcht <noteplace="foot"n="(n)">Ein in der Wuͤſte ausgemer-<lb/>
gelter Araber <hirendition="#aq">THEVENOT T. II.<lb/>
c.</hi> 28.</note>. Man muß ſich wun-<lb/>
dern, wie geſchwinde die Laſtthiere, die man bis zum Tode<lb/>
ermuͤdet, von guter, und ihnen eignen Speiſe, oder von<lb/>
geiſtigem Weine, friſche Kraͤfte zur Arbeit und zur Reiſe<lb/>
wieder erlangen. Vom Hunger erfolgen Ohnmach-<lb/>
ten <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GAGE</hi> in algem. Reiſ.<lb/>
p.</hi> 658.</note>. Alle die faſtende Frauensperſonen, denn dieſes<lb/>ſind gemeiniglich Perſonen des andern Geſchlechtes, die<lb/>
lange Zeit ohne Speiſe geblieben, ſind zugleich ganz aus-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gemer-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[236[252]/0272]
Der Magen. XIX. Buch.
mehr zubereitet, ſo wie ſo gar alsdann Schlangenbiſſe (i*)
ohne Gefar ſind.
Es verliert ſich aber zugleich die Materie des Blutes,
und nicht das Fett allein. Denn der Hunger kuͤlet an-
faͤnglich, weil die Waͤrme vom Blute herruͤhrt (k). Auch
an einem, fuͤr Hunger geſtorbnen Menſchen waren keine
Blutadern zu ſehen, und man fand ſo gar in der Hohl-
ader ſelbſt faſt gar kein Blut (l).
Jch habe dieſe Abname an Froͤſchen ganz deutlich ge-
ſehen, an denen, wenn ich ſie nuͤchtern oͤffnete, faſt die
Helfte der Gefaͤſſe (m) ſowohl Schlag- als Blutadern,
ledig war, und nur wenige gelbliche Kuͤgelchen enthielt;
und wenn ich eben dieſe Froͤſche wohl gefuͤttert zum Ver-
ſuche gebrauchte, ſo waren ihre Blut- und Schlagadern
mit dem ſchoͤnſten roten Blute angefuͤllt.
Doch es mag auch die Urſache der Kraͤfte ſein, wel-
che es will, ſo wird ſie doch von der Speiſe ergaͤnzt, und
durch den Hunger geſchwaͤcht (n). Man muß ſich wun-
dern, wie geſchwinde die Laſtthiere, die man bis zum Tode
ermuͤdet, von guter, und ihnen eignen Speiſe, oder von
geiſtigem Weine, friſche Kraͤfte zur Arbeit und zur Reiſe
wieder erlangen. Vom Hunger erfolgen Ohnmach-
ten (o). Alle die faſtende Frauensperſonen, denn dieſes
ſind gemeiniglich Perſonen des andern Geſchlechtes, die
lange Zeit ohne Speiſe geblieben, ſind zugleich ganz aus-
gemer-
(i*)
BIRCH I. c.
(k) Gegen zwei Grade in zwei
Tagen MARTIN. anim. ſimil. p.
224. ſo war die nuͤchterne Frauens-
perſon kalt J. NAUNTON. BIRCH
T. II. p. 387.
(l) DIEMERBROEGK anat. p.
299. HARTMANN Eph. Nat.
Cur. Dec. II. ann. 7. obſ. 18. daß
Verhungerte wegen der leeren Blut-
adern ſterben. GALEN uſu part.
LIV. n. 7.
(m) De motu ſang. Exp. 71.
73. 74. 75. 78. 81. 84. 86. 172. 182.
218. 219. 225. 226. 233.
(n) Ein in der Wuͤſte ausgemer-
gelter Araber THEVENOT T. II.
c. 28.
(o) GAGE in algem. Reiſ.
p. 658.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 236[252]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/272>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.