§. 9. Die Schlundbewegung, welche vom Zwerchfelle herrührt.
Wir haben gesagt (a), daß der Schlund zwischen den untern und innersten Muskeln des Zwerchfelles, nach dem Unterleibe herabgeht. Diese sind es nun, welche ihn überhaupt verengern, indessen daß der Mensch den Atem in sich zieht (b) wie man aus deutlichen Versuchen überzeugt wird (c). Ob sich gleich an einem geöffneten Thiere (d) die Kehle nur wenig verengert, so wird man doch leicht begreifen, daß an einem lebendigen Menschen wenn alles voll ist, alles viel enger werden müsse. Man darf sich also viel weniger wundern, daß Lakkmuß, wel- cher die Säure so wenig verträgt, dennoch in dem Schlun- de eines lebenden Thieres seine blaue Farbe behalten, die auch schon von sauren Dünsten gelitten haben würde, wenn diese aus dem Magen hätten entwischen können (e). Da auch selbst der Dunst der Fermentation die Milch gerin- nen macht (f). So war in einem andern Exempel der Schlund angefüllt, der Magen aber leer (g) und also gewis, daß die Strasse von dem Schlunde verschlossen gewesen sein muß. Daher steigt auch in gesunden Men- schen, aus einem Magen, der nicht überladen ist, we- der Luft noch Wasser, noch ein Geruch in die Höhe, und wenn alles dieses aufsteigt, so ist allemal eine Unordnung zum Grunde.
Man sieht, daß sich der Schlund an den wiederkäu- enden Thieren (h) mit grössrer Stärke zusammenziehen, oder verengern müsse.
Jn
(a)[Spaltenumbruch]p. 96.
(b)L. VIII. p. 87. der volle Magen verschliesset sich davon. THEOPHILUS L. II. c. 3. Mit uns VIEUSSENS traite des li- queurs p. 263 SCHWARZ diss. de vomitu verengert sich im Ein- atmen SPROEGEL p. 26. 28.
§. 9. Die Schlundbewegung, welche vom Zwerchfelle herruͤhrt.
Wir haben geſagt (a), daß der Schlund zwiſchen den untern und innerſten Muſkeln des Zwerchfelles, nach dem Unterleibe herabgeht. Dieſe ſind es nun, welche ihn uͤberhaupt verengern, indeſſen daß der Menſch den Atem in ſich zieht (b) wie man aus deutlichen Verſuchen uͤberzeugt wird (c). Ob ſich gleich an einem geoͤffneten Thiere (d) die Kehle nur wenig verengert, ſo wird man doch leicht begreifen, daß an einem lebendigen Menſchen wenn alles voll iſt, alles viel enger werden muͤſſe. Man darf ſich alſo viel weniger wundern, daß Lakkmuß, wel- cher die Saͤure ſo wenig vertraͤgt, dennoch in dem Schlun- de eines lebenden Thieres ſeine blaue Farbe behalten, die auch ſchon von ſauren Duͤnſten gelitten haben wuͤrde, wenn dieſe aus dem Magen haͤtten entwiſchen koͤnnen (e). Da auch ſelbſt der Dunſt der Fermentation die Milch gerin- nen macht (f). So war in einem andern Exempel der Schlund angefuͤllt, der Magen aber leer (g) und alſo gewis, daß die Straſſe von dem Schlunde verſchloſſen geweſen ſein muß. Daher ſteigt auch in geſunden Men- ſchen, aus einem Magen, der nicht uͤberladen iſt, we- der Luft noch Waſſer, noch ein Geruch in die Hoͤhe, und wenn alles dieſes aufſteigt, ſo iſt allemal eine Unordnung zum Grunde.
Man ſieht, daß ſich der Schlund an den wiederkaͤu- enden Thieren (h) mit groͤſſrer Staͤrke zuſammenziehen, oder verengern muͤſſe.
Jn
(a)[Spaltenumbruch]p. 96.
(b)L. VIII. p. 87. der volle Magen verſchlieſſet ſich davon. THEOPHILUS L. II. c. 3. Mit uns VIEUSSENS traite des li- queurs p. 263 SCHWARZ diſſ. de vomitu verengert ſich im Ein- atmen SPROEGEL p. 26. 28.
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Weg zum Magen. XVIII. Buch.
§. 9.
Die Schlundbewegung, welche vom Zwerchfelle
herruͤhrt.
Wir haben geſagt (a), daß der Schlund zwiſchen den
untern und innerſten Muſkeln des Zwerchfelles, nach
dem Unterleibe herabgeht. Dieſe ſind es nun, welche
ihn uͤberhaupt verengern, indeſſen daß der Menſch den
Atem in ſich zieht (b) wie man aus deutlichen Verſuchen
uͤberzeugt wird (c). Ob ſich gleich an einem geoͤffneten
Thiere (d) die Kehle nur wenig verengert, ſo wird man
doch leicht begreifen, daß an einem lebendigen Menſchen
wenn alles voll iſt, alles viel enger werden muͤſſe. Man
darf ſich alſo viel weniger wundern, daß Lakkmuß, wel-
cher die Saͤure ſo wenig vertraͤgt, dennoch in dem Schlun-
de eines lebenden Thieres ſeine blaue Farbe behalten, die
auch ſchon von ſauren Duͤnſten gelitten haben wuͤrde, wenn
dieſe aus dem Magen haͤtten entwiſchen koͤnnen (e). Da
auch ſelbſt der Dunſt der Fermentation die Milch gerin-
nen macht (f). So war in einem andern Exempel der
Schlund angefuͤllt, der Magen aber leer (g) und alſo
gewis, daß die Straſſe von dem Schlunde verſchloſſen
geweſen ſein muß. Daher ſteigt auch in geſunden Men-
ſchen, aus einem Magen, der nicht uͤberladen iſt, we-
der Luft noch Waſſer, noch ein Geruch in die Hoͤhe, und
wenn alles dieſes aufſteigt, ſo iſt allemal eine Unordnung
zum Grunde.
Man ſieht, daß ſich der Schlund an den wiederkaͤu-
enden Thieren (h) mit groͤſſrer Staͤrke zuſammenziehen,
oder verengern muͤſſe.
Jn
(a)
p. 96.
(b) L. VIII. p. 87. der volle
Magen verſchlieſſet ſich davon.
THEOPHILUS L. II. c. 3. Mit
uns VIEUSSENS traite des li-
queurs p. 263 SCHWARZ diſſ.
de vomitu verengert ſich im Ein-
atmen SPROEGEL p. 26. 28.
(c)
Exp. noſtr. 335. 336. 337.
338 339.
(d) L VIII. p. 87.
(e) VIRIDET de ſerment. p.
223. conf L. VIII. I c.
(f) SCHUYL Vet. med. p. 183.
(g) SENAC. p. 127.
(h) PEYER p. 178.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/188>, abgerufen am 22.12.2024.
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