folgt ist. Ob es gleich eine alte bekannte Sache ist, daß dieses Seegel dazu da ist, daß nicht etwas in die Luftröh- re fallen soll (r), so ist es dennoch gewis, daß der Zapfe nicht nur viel mehr nach vorne zu, als die Luftröhrenspalte liegt (s), sondern auch ganz und gar nicht geschikkt ist, diese Rizze zu verschliessen. Es scheint die Flüßigkeit bei einem Feler des Seegels nicht gehörig in den Schlund- kopf zu fallen, sondern an der Luftröhrenspalte hängen zu bleiben, und kurz darauf in dieselbe herabzusinken (t).
Jn der Bräune pflegt ein Theil des Uebels im Gau- menseegel zu stekken (u).
§. 25. Die Absicht dieser Handlung.
Hieraus ersieht man, daß Speise und Trank von der zusammengesezzten Kraft der Muskeln (a) herniederge- trieben wird, und nicht blos durch ihre Schwere in den Schlund fällt, weil sonst die meisten vierfüßigen Thiere, dieser Schwere zuwider, die Speise im Niederschlukken fortwälzen, und der Mensch, wenn er auf dem Kopfe steht (b) und die Füsse in der Höhe hält, zu trinken ver- mögend ist. Daher läst sich einsehen, warum an ertränk- ten Thieren (c) das Wasser, wenn sie sterben, nicht in den Magen dringt, ob es gleich von Thieren, die man lebendig unter dem Wasser hält, allerdings eingeschlukkt wird (d). Wenigstens geschicht dieses (e), nach unsern
Versu-
(r)[Spaltenumbruch]ORIBAS p. 66. conf. SE- NAC. p. 497.
(s)p. 64. et LITTRE Mem. de 1718. tab. 15. f. 2.
(t)Conf. ALBIN p. 16.
(u)STOERK ann. med. II. p. 144.
(a)BOERHAV. Praelect. T. I. p. 242.
(b)Add. SENAC p. 493. KRU- GER Physiolog. p. 84.
(c)[Spaltenumbruch]EVERS experiment. in sub- mersis p. 6. 7.
(d)J. HORNE 2 bref on drif- wande and. siunkande long. p. 13. Art. de saire les rapports. p. 516.
(e)Exp. nostr. 135. 136. 138. 139. und in experimentis EVERS p. 613. in einigen Hist. de l'Acad. 1719. p. 26. und von sich selbst. BRUHIER addit. p. 190.
K 3
III. Abſchnitt. Das Herabſchlingen.
folgt iſt. Ob es gleich eine alte bekannte Sache iſt, daß dieſes Seegel dazu da iſt, daß nicht etwas in die Luftroͤh- re fallen ſoll (r), ſo iſt es dennoch gewis, daß der Zapfe nicht nur viel mehr nach vorne zu, als die Luftroͤhrenſpalte liegt (s), ſondern auch ganz und gar nicht geſchikkt iſt, dieſe Rizze zu verſchlieſſen. Es ſcheint die Fluͤßigkeit bei einem Feler des Seegels nicht gehoͤrig in den Schlund- kopf zu fallen, ſondern an der Luftroͤhrenſpalte haͤngen zu bleiben, und kurz darauf in dieſelbe herabzuſinken (t).
Jn der Braͤune pflegt ein Theil des Uebels im Gau- menſeegel zu ſtekken (u).
§. 25. Die Abſicht dieſer Handlung.
Hieraus erſieht man, daß Speiſe und Trank von der zuſammengeſezzten Kraft der Muſkeln (a) herniederge- trieben wird, und nicht blos durch ihre Schwere in den Schlund faͤllt, weil ſonſt die meiſten vierfuͤßigen Thiere, dieſer Schwere zuwider, die Speiſe im Niederſchlukken fortwaͤlzen, und der Menſch, wenn er auf dem Kopfe ſteht (b) und die Fuͤſſe in der Hoͤhe haͤlt, zu trinken ver- moͤgend iſt. Daher laͤſt ſich einſehen, warum an ertraͤnk- ten Thieren (c) das Waſſer, wenn ſie ſterben, nicht in den Magen dringt, ob es gleich von Thieren, die man lebendig unter dem Waſſer haͤlt, allerdings eingeſchlukkt wird (d). Wenigſtens geſchicht dieſes (e), nach unſern
Verſu-
(r)[Spaltenumbruch]ORIBAS p. 66. conf. SE- NAC. p. 497.
(s)p. 64. et LITTRE Mém. de 1718. tab. 15. f. 2.
(t)Conf. ALBIN p. 16.
(u)STOERK ann. med. II. p. 144.
(a)BOERHAV. Praelect. T. I. p. 242.
(b)Add. SENAC p. 493. KRU- GER Phyſiolog. p. 84.
(c)[Spaltenumbruch]EVERS experiment. in ſub- merſis p. 6. 7.
(d)J. HORNE 2 bref on drif- wande and. ſiunkande long. p. 13. Art. de ſaire les rapports. p. 516.
(e)Exp. noſtr. 135. 136. 138. 139. und in experimentis EVERS p. 613. in einigen Hiſt. de l’Acad. 1719. p. 26. und von ſich ſelbſt. BRUHIER addit. p. 190.
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dieſes Seegel dazu da iſt, daß nicht etwas in die Luftroͤh-
re fallen ſoll (r), ſo iſt es dennoch gewis, daß der Zapfe
nicht nur viel mehr nach vorne zu, als die Luftroͤhrenſpalte
liegt (s), ſondern auch ganz und gar nicht geſchikkt iſt,
dieſe Rizze zu verſchlieſſen. Es ſcheint die Fluͤßigkeit bei
einem Feler des Seegels nicht gehoͤrig in den Schlund-
kopf zu fallen, ſondern an der Luftroͤhrenſpalte haͤngen
zu bleiben, und kurz darauf in dieſelbe herabzuſinken (t).
Jn der Braͤune pflegt ein Theil des Uebels im Gau-
menſeegel zu ſtekken (u).
§. 25.
Die Abſicht dieſer Handlung.
Hieraus erſieht man, daß Speiſe und Trank von der
zuſammengeſezzten Kraft der Muſkeln (a) herniederge-
trieben wird, und nicht blos durch ihre Schwere in den
Schlund faͤllt, weil ſonſt die meiſten vierfuͤßigen Thiere,
dieſer Schwere zuwider, die Speiſe im Niederſchlukken
fortwaͤlzen, und der Menſch, wenn er auf dem Kopfe
ſteht (b) und die Fuͤſſe in der Hoͤhe haͤlt, zu trinken ver-
moͤgend iſt. Daher laͤſt ſich einſehen, warum an ertraͤnk-
ten Thieren (c) das Waſſer, wenn ſie ſterben, nicht in
den Magen dringt, ob es gleich von Thieren, die man
lebendig unter dem Waſſer haͤlt, allerdings eingeſchlukkt
wird (d). Wenigſtens geſchicht dieſes (e), nach unſern
Verſu-
(r)
ORIBAS p. 66. conf. SE-
NAC. p. 497.
(s) p. 64. et LITTRE Mém. de
1718. tab. 15. f. 2.
(t) Conf. ALBIN p. 16.
(u) STOERK ann. med. II.
p. 144.
(a) BOERHAV. Praelect. T. I.
p. 242.
(b) Add. SENAC p. 493. KRU-
GER Phyſiolog. p. 84.
(c)
EVERS experiment. in ſub-
merſis p. 6. 7.
(d) J. HORNE 2 bref on drif-
wande and. ſiunkande long. p. 13.
Art. de ſaire les rapports. p. 516.
(e) Exp. noſtr. 135. 136. 138.
139. und in experimentis EVERS
p. 613. in einigen Hiſt. de l’Acad.
1719. p. 26. und von ſich ſelbſt.
BRUHIER addit. p. 190.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/169>, abgerufen am 24.11.2024.
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