ferne sie sowol leuchten, als paralele Strahlen durch ein langes Rohr schikken (p), es kann nemlich ein Seiden- faden, der tel Linie dikk ist, dennoch vierzig Zoll weit vom Auge gesehen werden, da er einen Winkel von drittehalb Secunden zieht.
Es scheinen mir auch Dinge, die noch kleiner sind, deut- licher zu sein, denn wir sehen den Durchschnitt eines ver- goldeten Silberfadens deutlich, und wir unterscheiden das Gold vom Silber, wenn die Dikke des Goldes Theil einer Linie ist, nemlich eine um vier und funfzig mal kürzere Linie (q), als diejenige, von welcher Jurinus sagt.
Wenn man nun nach den obigen Regeln die Grösse und Distanz des Objects in eine Formel bringt, so wird die Kleinigkeit des Bildes auf der Nezzhaut, um desto ansehnlicher werden, je kleiner der Winkel ist, unter wel- chen man annimmt daß dieser Körper gesehen werde. P. de la Hire brachte aus einem sechsfüßigen Mühlenflügel, welche man vier tausend Klaftern weit sahe, seine Grösse so heraus, daß sie gleich Zoll war (r), und andere haben dieses Maaß beibehalten (s). Es fand der ber. Por- terfield das Bild kleiner, wenn er einen kleinern Win- kel machte, und es war gleich Zoll (t), und end- lich eines Haars oder Theil eines Zol- les gleich, wenn man zehen Kopfhaare für eine einzige Linie rechnet (u). Er fand diese Grösse, wenn dieser vorgespannte Winkel, ein Drittheil von einer Minute macht, und in keinen Thieren, wegen den kleinen Durch- messer des Auges gleich eines Haares, und Zoll.
Wenn Jurinus aus der erblikkten Grösse eines Sil- berdrathes, der gegen eines Zolles dikker und zehn
Fuß
(p)[Spaltenumbruch]BUFFON l. c. p. 325.
(q)REAUMUR Hist. de l'Acad. 1713. p. 13.
(r)Des accidens de la vue p. 566.
(s)[Spaltenumbruch]SMITH n. 97.
(t)T. II. p. 63.
(u)ibid.
Das Sehen. XVI. Buch.
ferne ſie ſowol leuchten, als paralele Strahlen durch ein langes Rohr ſchikken (p), es kann nemlich ein Seiden- faden, der tel Linie dikk iſt, dennoch vierzig Zoll weit vom Auge geſehen werden, da er einen Winkel von drittehalb Secunden zieht.
Es ſcheinen mir auch Dinge, die noch kleiner ſind, deut- licher zu ſein, denn wir ſehen den Durchſchnitt eines ver- goldeten Silberfadens deutlich, und wir unterſcheiden das Gold vom Silber, wenn die Dikke des Goldes Theil einer Linie iſt, nemlich eine um vier und funfzig mal kuͤrzere Linie (q), als diejenige, von welcher Jurinus ſagt.
Wenn man nun nach den obigen Regeln die Groͤſſe und Diſtanz des Objects in eine Formel bringt, ſo wird die Kleinigkeit des Bildes auf der Nezzhaut, um deſto anſehnlicher werden, je kleiner der Winkel iſt, unter wel- chen man annimmt daß dieſer Koͤrper geſehen werde. P. de la Hire brachte aus einem ſechsfuͤßigen Muͤhlenfluͤgel, welche man vier tauſend Klaftern weit ſahe, ſeine Groͤſſe ſo heraus, daß ſie gleich Zoll war (r), und andere haben dieſes Maaß beibehalten (s). Es fand der ber. Por- terfield das Bild kleiner, wenn er einen kleinern Win- kel machte, und es war gleich Zoll (t), und end- lich eines Haars oder Theil eines Zol- les gleich, wenn man zehen Kopfhaare fuͤr eine einzige Linie rechnet (u). Er fand dieſe Groͤſſe, wenn dieſer vorgeſpannte Winkel, ein Drittheil von einer Minute macht, und in keinen Thieren, wegen den kleinen Durch- meſſer des Auges gleich eines Haares, und Zoll.
Wenn Jurinus aus der erblikkten Groͤſſe eines Sil- berdrathes, der gegen eines Zolles dikker und zehn
Fuß
(p)[Spaltenumbruch]BUFFON l. c. p. 325.
(q)REAUMUR Hiſt. de l’Acad. 1713. p. 13.
(r)Des accidens de la vue p. 566.
(s)[Spaltenumbruch]SMITH n. 97.
(t)T. II. p. 63.
(u)ibid.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0984"n="966"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Sehen. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ferne ſie ſowol leuchten, als paralele Strahlen durch ein<lb/>
langes Rohr ſchikken <noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq">BUFFON l. c. p.</hi> 325.</note>, es kann nemlich ein Seiden-<lb/>
faden, der <formulanotation="TeX">\frac{1}{1948}</formula> tel Linie dikk iſt, dennoch vierzig Zoll<lb/>
weit vom Auge geſehen werden, da er einen Winkel von<lb/>
drittehalb Secunden zieht.</p><lb/><p>Es ſcheinen mir auch Dinge, die noch kleiner ſind, deut-<lb/>
licher zu ſein, denn wir ſehen den Durchſchnitt eines ver-<lb/>
goldeten Silberfadens deutlich, und wir unterſcheiden das<lb/>
Gold vom Silber, wenn die Dikke des Goldes <formulanotation="TeX">\frac{1}{11050100}</formula><lb/>
Theil einer Linie iſt, nemlich eine um vier und funfzig mal<lb/>
kuͤrzere Linie <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">REAUMUR Hiſt. de l’Acad.<lb/>
1713. p.</hi> 13.</note>, als diejenige, von welcher <hirendition="#fr">Jurinus</hi><lb/>ſagt.</p><lb/><p>Wenn man nun nach den obigen Regeln die Groͤſſe<lb/>
und Diſtanz des Objects in eine Formel bringt, ſo wird<lb/>
die Kleinigkeit des Bildes auf der Nezzhaut, um deſto<lb/>
anſehnlicher werden, je kleiner der Winkel iſt, unter wel-<lb/>
chen man annimmt daß dieſer Koͤrper geſehen werde. P.<lb/>
de la <hirendition="#fr">Hire</hi> brachte aus einem ſechsfuͤßigen Muͤhlenfluͤgel,<lb/>
welche man vier tauſend Klaftern weit ſahe, ſeine Groͤſſe<lb/>ſo heraus, daß ſie gleich <formulanotation="TeX">\frac{1}{8000}</formula> Zoll war <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">Des accidens de la vue p.</hi><lb/>
566.</note>, und andere<lb/>
haben dieſes Maaß beibehalten <noteplace="foot"n="(s)"><cb/><hirendition="#aq">SMITH n.</hi> 97.</note>. Es fand der ber. <hirendition="#fr">Por-<lb/>
terfield</hi> das Bild kleiner, wenn er einen kleinern Win-<lb/>
kel machte, und es war gleich <formulanotation="TeX">\frac{1}{7200}</formula> Zoll <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">T. II. p.</hi> 63.</note>, und end-<lb/>
lich <formulanotation="TeX">\frac{1}{32400}</formula> eines Haars oder <formulanotation="TeX">\frac{1}{3888000}</formula> Theil eines Zol-<lb/>
les gleich, wenn man zehen Kopfhaare fuͤr eine einzige<lb/>
Linie rechnet <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">ibid.</hi></note>. Er fand dieſe Groͤſſe, wenn dieſer<lb/>
vorgeſpannte Winkel, ein Drittheil von einer Minute<lb/>
macht, und in keinen Thieren, wegen den kleinen Durch-<lb/>
meſſer des Auges gleich <formulanotation="TeX">\frac{1}{1166400}</formula> eines Haares, und<lb/><formulanotation="TeX">\frac{1}{1281968101010}</formula> Zoll.</p><lb/><p>Wenn <hirendition="#fr">Jurinus</hi> aus der erblikkten Groͤſſe eines Sil-<lb/>
berdrathes, der gegen <formulanotation="TeX">\frac{1}{1948}</formula> eines Zolles dikker und zehn<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Fuß</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[966/0984]
Das Sehen. XVI. Buch.
ferne ſie ſowol leuchten, als paralele Strahlen durch ein
langes Rohr ſchikken (p), es kann nemlich ein Seiden-
faden, der [FORMEL] tel Linie dikk iſt, dennoch vierzig Zoll
weit vom Auge geſehen werden, da er einen Winkel von
drittehalb Secunden zieht.
Es ſcheinen mir auch Dinge, die noch kleiner ſind, deut-
licher zu ſein, denn wir ſehen den Durchſchnitt eines ver-
goldeten Silberfadens deutlich, und wir unterſcheiden das
Gold vom Silber, wenn die Dikke des Goldes [FORMEL]
Theil einer Linie iſt, nemlich eine um vier und funfzig mal
kuͤrzere Linie (q), als diejenige, von welcher Jurinus
ſagt.
Wenn man nun nach den obigen Regeln die Groͤſſe
und Diſtanz des Objects in eine Formel bringt, ſo wird
die Kleinigkeit des Bildes auf der Nezzhaut, um deſto
anſehnlicher werden, je kleiner der Winkel iſt, unter wel-
chen man annimmt daß dieſer Koͤrper geſehen werde. P.
de la Hire brachte aus einem ſechsfuͤßigen Muͤhlenfluͤgel,
welche man vier tauſend Klaftern weit ſahe, ſeine Groͤſſe
ſo heraus, daß ſie gleich [FORMEL] Zoll war (r), und andere
haben dieſes Maaß beibehalten (s). Es fand der ber. Por-
terfield das Bild kleiner, wenn er einen kleinern Win-
kel machte, und es war gleich [FORMEL] Zoll (t), und end-
lich [FORMEL] eines Haars oder [FORMEL] Theil eines Zol-
les gleich, wenn man zehen Kopfhaare fuͤr eine einzige
Linie rechnet (u). Er fand dieſe Groͤſſe, wenn dieſer
vorgeſpannte Winkel, ein Drittheil von einer Minute
macht, und in keinen Thieren, wegen den kleinen Durch-
meſſer des Auges gleich [FORMEL] eines Haares, und
[FORMEL] Zoll.
Wenn Jurinus aus der erblikkten Groͤſſe eines Sil-
berdrathes, der gegen [FORMEL] eines Zolles dikker und zehn
Fuß
(p)
BUFFON l. c. p. 325.
(q) REAUMUR Hiſt. de l’Acad.
1713. p. 13.
(r) Des accidens de la vue p.
566.
(s)
SMITH n. 97.
(t) T. II. p. 63.
(u) ibid.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/984>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.