Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abschnitt. Das Sehen.
von der Crystallinse, sondern in der That von der Horn-
haut gebildet wird (x).

Nach eben den Grundsäzzen werden die aus der Luft
kommende Strahlen, in der convexen Hornhaut, mehr
als vom Wasser, und weniger als vom Glase gebrochen
werden: Und es wird der Brennpunkt von dieser Con-
vexität weiter entfernet sein, als der halbe Radius der
Kugel (y), davon sie ein Theil ist, hingegen näher als
der vierte Theil dieses Radii, und man kann überhaupt
3/8 annehmen. Es ist aber der Radius der Hornhaut 31/2,
folglich der Brennpunkt gegen 2 1/8 Linie. Es ist aber der
Abstand der Linse von der Hornhaut (z) 1 Ganzes tel
Linie, folglich fält der Brennpunkt der Hornhaut über die
Convexität der Linse weg, und es concurriren die Radii,
indem sie aus der Hornhaut in die Linse convergirend wer-
den (a).

Die brechende Kraft der Hornhaut hat auch diesen
Nuzzen, daß mehrere Strahlen (a*) in den Stern zu-
sammen kommen, und wenigere, auf den Regenbogen
fallen.

Wir haben gesagt, daß die Hornhaut an den Vögeln
erhabener ist (b), und daß die dunkle Hornhaut derselben
flächer ist: An den Fischen ist sie sehr flach, und die Linse
hingegen sphärischer (c). Folglich wird es nicht unwahr-
scheinlich sein, daß sich die Erhabenheiten der Crystallinse,
und der Hornhaut mit einander aufheben: Dieses giebt uns
P. de la Hire an (d). Es trägt auch die Convexität der
Hornhaut etwas bei, um die Menge des Lichts zu vermeh-
ren, welches ins Auge fällt. Denn dasselbe wird von

einer
(x) [Spaltenumbruch] SCHEINER pag. 195. 196.
PLEMP. L. IV. probl.
35. daher
malet die Pupille der Sterbenden
kein Bild, weil sie nicht glänzt.
REINES var. p. 294.
(y) pag. 456.
(z) Auf 1.0358 ROBINSON l. c.
(a) Den Brennpunkt an der
Hinterfläche der Linse, sezzt le
[Spaltenumbruch] CLERC Sisteme de la vision p. 117.
point de vue p.
85.
(a*) DUVERNEY l. c.
(b) PORTERFIELD Edimb. ess.
T. IV. p. 135. of de eyes II.
260.
(c) pag. 401.
(d) Accid. de la vue pag. 532.
PORTERFIELD l. c. T. II. pag.

261. 262.
O o o 3

IV. Abſchnitt. Das Sehen.
von der Cryſtallinſe, ſondern in der That von der Horn-
haut gebildet wird (x).

Nach eben den Grundſaͤzzen werden die aus der Luft
kommende Strahlen, in der convexen Hornhaut, mehr
als vom Waſſer, und weniger als vom Glaſe gebrochen
werden: Und es wird der Brennpunkt von dieſer Con-
vexitaͤt weiter entfernet ſein, als der halbe Radius der
Kugel (y), davon ſie ein Theil iſt, hingegen naͤher als
der vierte Theil dieſes Radii, und man kann uͤberhaupt
⅜ annehmen. Es iſt aber der Radius der Hornhaut 3½,
folglich der Brennpunkt gegen 2⅛ Linie. Es iſt aber der
Abſtand der Linſe von der Hornhaut (z) 1 Ganzes tel
Linie, folglich faͤlt der Brennpunkt der Hornhaut uͤber die
Convexitaͤt der Linſe weg, und es concurriren die Radii,
indem ſie aus der Hornhaut in die Linſe convergirend wer-
den (a).

Die brechende Kraft der Hornhaut hat auch dieſen
Nuzzen, daß mehrere Strahlen (a*) in den Stern zu-
ſammen kommen, und wenigere, auf den Regenbogen
fallen.

Wir haben geſagt, daß die Hornhaut an den Voͤgeln
erhabener iſt (b), und daß die dunkle Hornhaut derſelben
flaͤcher iſt: An den Fiſchen iſt ſie ſehr flach, und die Linſe
hingegen ſphaͤriſcher (c). Folglich wird es nicht unwahr-
ſcheinlich ſein, daß ſich die Erhabenheiten der Cryſtallinſe,
und der Hornhaut mit einander aufheben: Dieſes giebt uns
P. de la Hire an (d). Es traͤgt auch die Convexitaͤt der
Hornhaut etwas bei, um die Menge des Lichts zu vermeh-
ren, welches ins Auge faͤllt. Denn daſſelbe wird von

einer
(x) [Spaltenumbruch] SCHEINER pag. 195. 196.
PLEMP. L. IV. probl.
35. daher
malet die Pupille der Sterbenden
kein Bild, weil ſie nicht glaͤnzt.
REINES var. p. 294.
(y) pag. 456.
(z) Auf 1.0358 ROBINSON l. c.
(a) Den Brennpunkt an der
Hinterflaͤche der Linſe, ſezzt le
[Spaltenumbruch] CLERC Siſteme de la viſion p. 117.
point de vue p.
85.
(a*) DUVERNEY l. c.
(b) PORTERFIELD Edimb. eſſ.
T. IV. p. 135. of de eyes II.
260.
(c) pag. 401.
(d) Accid. de la vue pag. 532.
PORTERFIELD l. c. T. II. pag.

261. 262.
O o o 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0967" n="949"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Das Sehen.</hi></fw><lb/>
von der Cry&#x017F;tallin&#x017F;e, &#x017F;ondern in der That von der Horn-<lb/>
haut gebildet wird <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">SCHEINER pag. 195. 196.<lb/>
PLEMP. L. IV. probl.</hi> 35. daher<lb/>
malet die Pupille der Sterbenden<lb/>
kein Bild, weil &#x017F;ie nicht gla&#x0364;nzt.<lb/><hi rendition="#aq">REINES var. p.</hi> 294.</note>.</p><lb/>
            <p>Nach eben den Grund&#x017F;a&#x0364;zzen werden die aus der Luft<lb/>
kommende Strahlen, in der convexen Hornhaut, mehr<lb/>
als vom Wa&#x017F;&#x017F;er, und weniger als vom Gla&#x017F;e gebrochen<lb/>
werden: Und es wird der Brennpunkt von die&#x017F;er Con-<lb/>
vexita&#x0364;t weiter entfernet &#x017F;ein, als der halbe Radius der<lb/>
Kugel <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 456.</note>, davon &#x017F;ie ein Theil i&#x017F;t, hingegen na&#x0364;her als<lb/>
der vierte Theil die&#x017F;es Radii, und man kann u&#x0364;berhaupt<lb/>
&#x215C; annehmen. Es i&#x017F;t aber der Radius der Hornhaut 3½,<lb/>
folglich der Brennpunkt gegen 2&#x215B; Linie. Es i&#x017F;t aber der<lb/>
Ab&#x017F;tand der Lin&#x017F;e von der Hornhaut <note place="foot" n="(z)">Auf 1.0358 <hi rendition="#aq">ROBINSON l. c.</hi></note> 1 Ganzes <formula notation="TeX">\frac{5}{12}</formula>tel<lb/>
Linie, folglich fa&#x0364;lt der Brennpunkt der Hornhaut u&#x0364;ber die<lb/>
Convexita&#x0364;t der Lin&#x017F;e weg, und es concurriren die Radii,<lb/>
indem &#x017F;ie aus der Hornhaut in die Lin&#x017F;e convergirend wer-<lb/>
den <note place="foot" n="(a)">Den Brennpunkt an der<lb/>
Hinterfla&#x0364;che der Lin&#x017F;e, &#x017F;ezzt <hi rendition="#aq">le<lb/><cb/>
CLERC Si&#x017F;teme de la vi&#x017F;ion p. 117.<lb/>
point de vue p.</hi> 85.</note>.</p><lb/>
            <p>Die brechende Kraft der Hornhaut hat auch die&#x017F;en<lb/>
Nuzzen, daß mehrere Strahlen <note place="foot" n="(a*)"><hi rendition="#aq">DUVERNEY l. c.</hi></note> in den Stern zu-<lb/>
&#x017F;ammen kommen, und wenigere, auf den Regenbogen<lb/>
fallen.</p><lb/>
            <p>Wir haben ge&#x017F;agt, daß die Hornhaut an den Vo&#x0364;geln<lb/>
erhabener i&#x017F;t <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">PORTERFIELD Edimb. e&#x017F;&#x017F;.<lb/>
T. IV. p. 135. of de eyes II.</hi> 260.</note>, und daß die dunkle Hornhaut der&#x017F;elben<lb/>
fla&#x0364;cher i&#x017F;t: An den Fi&#x017F;chen i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;ehr flach, und die Lin&#x017F;e<lb/>
hingegen &#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;cher <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 401.</note>. Folglich wird es nicht unwahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich &#x017F;ein, daß &#x017F;ich die Erhabenheiten der Cry&#x017F;tallin&#x017F;e,<lb/>
und der Hornhaut mit einander aufheben: Die&#x017F;es giebt uns<lb/>
P. de la <hi rendition="#fr">Hire</hi> an <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Accid. de la vue pag. 532.<lb/>
PORTERFIELD l. c. T. II. pag.</hi><lb/>
261. 262.</note>. Es tra&#x0364;gt auch die Convexita&#x0364;t der<lb/>
Hornhaut etwas bei, um die Menge des Lichts zu vermeh-<lb/>
ren, welches ins Auge fa&#x0364;llt. Denn da&#x017F;&#x017F;elbe wird von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o o 3</fw><fw place="bottom" type="catch">einer</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[949/0967] IV. Abſchnitt. Das Sehen. von der Cryſtallinſe, ſondern in der That von der Horn- haut gebildet wird (x). Nach eben den Grundſaͤzzen werden die aus der Luft kommende Strahlen, in der convexen Hornhaut, mehr als vom Waſſer, und weniger als vom Glaſe gebrochen werden: Und es wird der Brennpunkt von dieſer Con- vexitaͤt weiter entfernet ſein, als der halbe Radius der Kugel (y), davon ſie ein Theil iſt, hingegen naͤher als der vierte Theil dieſes Radii, und man kann uͤberhaupt ⅜ annehmen. Es iſt aber der Radius der Hornhaut 3½, folglich der Brennpunkt gegen 2⅛ Linie. Es iſt aber der Abſtand der Linſe von der Hornhaut (z) 1 Ganzes [FORMEL]tel Linie, folglich faͤlt der Brennpunkt der Hornhaut uͤber die Convexitaͤt der Linſe weg, und es concurriren die Radii, indem ſie aus der Hornhaut in die Linſe convergirend wer- den (a). Die brechende Kraft der Hornhaut hat auch dieſen Nuzzen, daß mehrere Strahlen (a*) in den Stern zu- ſammen kommen, und wenigere, auf den Regenbogen fallen. Wir haben geſagt, daß die Hornhaut an den Voͤgeln erhabener iſt (b), und daß die dunkle Hornhaut derſelben flaͤcher iſt: An den Fiſchen iſt ſie ſehr flach, und die Linſe hingegen ſphaͤriſcher (c). Folglich wird es nicht unwahr- ſcheinlich ſein, daß ſich die Erhabenheiten der Cryſtallinſe, und der Hornhaut mit einander aufheben: Dieſes giebt uns P. de la Hire an (d). Es traͤgt auch die Convexitaͤt der Hornhaut etwas bei, um die Menge des Lichts zu vermeh- ren, welches ins Auge faͤllt. Denn daſſelbe wird von einer (x) SCHEINER pag. 195. 196. PLEMP. L. IV. probl. 35. daher malet die Pupille der Sterbenden kein Bild, weil ſie nicht glaͤnzt. REINES var. p. 294. (y) pag. 456. (z) Auf 1.0358 ROBINSON l. c. (a) Den Brennpunkt an der Hinterflaͤche der Linſe, ſezzt le CLERC Siſteme de la viſion p. 117. point de vue p. 85. (a*) DUVERNEY l. c. (b) PORTERFIELD Edimb. eſſ. T. IV. p. 135. of de eyes II. 260. (c) pag. 401. (d) Accid. de la vue pag. 532. PORTERFIELD l. c. T. II. pag. 261. 262. O o o 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/967
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/967>, abgerufen am 23.11.2024.