Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Das Auge.

Von dieser Gegend kehret die in die Falten gelegte
Membran des Regenbogens parallel und ähnlich gegen
das Sternbändchen zurükk, und ist zugleich an diesem
Orte sowohl mit der Hornhaut, als mit der Aderhaut
verbunden. Auf solche Weise entstehet ein gedoppeltes
Blatt, und es hat daher Jacob Sylvius den Regen-
bogen ehedem schon für eine gedoppelte Aderhaut gehal-
ten (a): doch läßt sie sich im Menschen mühsamer, in
den Fischen zuverläßig und ganz augenscheinlich auch so-
gar mit einem Messer in zwo Membranen zertheilen.

An dem vordern Blate des Regenbogens raget ein
flokkiches Wesen hervor (b), welches auf verschiedene
Weise, wie kleine Flammen, die nach einwärts laufen,
anzusehen ist, und diese Flammen haben einige Aehn-
lichkeit mit runden Bogen, welche gegen den Mittel-
punkt des Sterns erhaben sind. Ein jedes Flokkchen
ist eine Sammlung von schlangenförmigen einwärts
convergirenden Streifen, und untermischten braunen
Flekken: hingegen machen die flokkigen Gebünde zusam-
mengenommen einen gleichsam zakkigen Bogen aus, der
in einiger Entfernung vom Stern vorragt, erhaben
vorstehet, und gleichsam nach vorne über der übrigen
Fläche des Sterns erhaben ist. Man kann die Schön-
heit dieses Baues durch keinen Kupferstich ausdrükken (c).
Jn der Kazze und im Steinbokk ist der |Regenbogen
nicht schlechter gemahlt, als im Menschen. Jn den
Ochsen sind diese Radii gerade, und laufen in ähnliche
Radios des kleinern Ringes fort. Der innerste, und
dem Stern nächste Zirkel (e) hat eben dergleichen, nur

nicht
(a) [Spaltenumbruch] Isagog. L. I. pag. 21. Eine
einzige macht TENON p. 3.
(b) Flokken BUFFON l. c.
T. II. pag. 521. ZINN p. 84. 97.
Epist. p. 22. sqq.
(c) Für Gefässe scheint es zu
beschreiben BERTRANDI p. 63.
[Spaltenumbruch] für Fasern ZINNIUS t. 4. f. 1.
Dieses sind die ausgezakkten Krän-
ze, die man für hebräische Buch-
staben und ein Wunder hielt.
Philos. transact. n. 67.
(e) DRELINCOURT praelud.
pag. 195. ZINN pag. 84. 85. 88.
RUYSCH Thes. II. tab. I. f.
47.
E e e 5
II. Abſchnitt. Das Auge.

Von dieſer Gegend kehret die in die Falten gelegte
Membran des Regenbogens parallel und aͤhnlich gegen
das Sternbaͤndchen zuruͤkk, und iſt zugleich an dieſem
Orte ſowohl mit der Hornhaut, als mit der Aderhaut
verbunden. Auf ſolche Weiſe entſtehet ein gedoppeltes
Blatt, und es hat daher Jacob Sylvius den Regen-
bogen ehedem ſchon fuͤr eine gedoppelte Aderhaut gehal-
ten (a): doch laͤßt ſie ſich im Menſchen muͤhſamer, in
den Fiſchen zuverlaͤßig und ganz augenſcheinlich auch ſo-
gar mit einem Meſſer in zwo Membranen zertheilen.

An dem vordern Blate des Regenbogens raget ein
flokkiches Weſen hervor (b), welches auf verſchiedene
Weiſe, wie kleine Flammen, die nach einwaͤrts laufen,
anzuſehen iſt, und dieſe Flammen haben einige Aehn-
lichkeit mit runden Bogen, welche gegen den Mittel-
punkt des Sterns erhaben ſind. Ein jedes Flokkchen
iſt eine Sammlung von ſchlangenfoͤrmigen einwaͤrts
convergirenden Streifen, und untermiſchten braunen
Flekken: hingegen machen die flokkigen Gebuͤnde zuſam-
mengenommen einen gleichſam zakkigen Bogen aus, der
in einiger Entfernung vom Stern vorragt, erhaben
vorſtehet, und gleichſam nach vorne uͤber der uͤbrigen
Flaͤche des Sterns erhaben iſt. Man kann die Schoͤn-
heit dieſes Baues durch keinen Kupferſtich ausdruͤkken (c).
Jn der Kazze und im Steinbokk iſt der |Regenbogen
nicht ſchlechter gemahlt, als im Menſchen. Jn den
Ochſen ſind dieſe Radii gerade, und laufen in aͤhnliche
Radios des kleinern Ringes fort. Der innerſte, und
dem Stern naͤchſte Zirkel (e) hat eben dergleichen, nur

nicht
(a) [Spaltenumbruch] Iſagog. L. I. pag. 21. Eine
einzige macht TENON p. 3.
(b) Flokken BUFFON l. c.
T. II. pag. 521. ZINN p. 84. 97.
Epiſt. p. 22. ſqq.
(c) Fuͤr Gefaͤſſe ſcheint es zu
beſchreiben BERTRANDI p. 63.
[Spaltenumbruch] fuͤr Faſern ZINNIUS t. 4. f. 1.
Dieſes ſind die ausgezakkten Kraͤn-
ze, die man fuͤr hebraͤiſche Buch-
ſtaben und ein Wunder hielt.
Philoſ. transact. n. 67.
(e) DRELINCOURT praelud.
pag. 195. ZINN pag. 84. 85. 88.
RUYSCH Theſ. II. tab. I. f.
47.
E e e 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0827" n="809"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Das Auge.</hi> </fw><lb/>
            <p>Von die&#x017F;er Gegend kehret die in die Falten gelegte<lb/>
Membran des Regenbogens parallel und a&#x0364;hnlich gegen<lb/>
das Sternba&#x0364;ndchen zuru&#x0364;kk, und i&#x017F;t zugleich an die&#x017F;em<lb/>
Orte &#x017F;owohl mit der Hornhaut, als mit der Aderhaut<lb/>
verbunden. Auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e ent&#x017F;tehet ein gedoppeltes<lb/>
Blatt, und es hat daher <hi rendition="#fr">Jacob Sylvius</hi> den Regen-<lb/>
bogen ehedem &#x017F;chon fu&#x0364;r eine gedoppelte Aderhaut gehal-<lb/>
ten <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">I&#x017F;agog. L. I. pag.</hi> 21. Eine<lb/>
einzige macht <hi rendition="#aq">TENON p.</hi> 3.</note>: doch la&#x0364;ßt &#x017F;ie &#x017F;ich im Men&#x017F;chen mu&#x0364;h&#x017F;amer, in<lb/>
den Fi&#x017F;chen zuverla&#x0364;ßig und ganz augen&#x017F;cheinlich auch &#x017F;o-<lb/>
gar mit einem Me&#x017F;&#x017F;er in zwo Membranen zertheilen.</p><lb/>
            <p>An dem vordern Blate des Regenbogens raget ein<lb/>
flokkiches We&#x017F;en hervor <note place="foot" n="(b)">Flokken <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BUFFON</hi> l. c.<lb/>
T. II. pag. 521. ZINN p. 84. 97.<lb/>
Epi&#x017F;t. p. 22. &#x017F;qq.</hi></note>, welches auf ver&#x017F;chiedene<lb/>
Wei&#x017F;e, wie kleine Flammen, die nach einwa&#x0364;rts laufen,<lb/>
anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t, und die&#x017F;e Flammen haben einige Aehn-<lb/>
lichkeit mit runden Bogen, welche gegen den Mittel-<lb/>
punkt des Sterns erhaben &#x017F;ind. Ein jedes Flokkchen<lb/>
i&#x017F;t eine Sammlung von &#x017F;chlangenfo&#x0364;rmigen einwa&#x0364;rts<lb/>
convergirenden Streifen, und untermi&#x017F;chten braunen<lb/>
Flekken: hingegen machen die flokkigen Gebu&#x0364;nde zu&#x017F;am-<lb/>
mengenommen einen gleich&#x017F;am zakkigen Bogen aus, der<lb/>
in einiger Entfernung vom Stern vorragt, erhaben<lb/>
vor&#x017F;tehet, und gleich&#x017F;am nach vorne u&#x0364;ber der u&#x0364;brigen<lb/>
Fla&#x0364;che des Sterns erhaben i&#x017F;t. Man kann die Scho&#x0364;n-<lb/>
heit die&#x017F;es Baues durch keinen Kupfer&#x017F;tich ausdru&#x0364;kken <note place="foot" n="(c)">Fu&#x0364;r Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;cheint es zu<lb/>
be&#x017F;chreiben <hi rendition="#aq">BERTRANDI p.</hi> 63.<lb/><cb/>
fu&#x0364;r Fa&#x017F;ern <hi rendition="#aq">ZINNIUS t. 4. f.</hi> 1.<lb/>
Die&#x017F;es &#x017F;ind die ausgezakkten Kra&#x0364;n-<lb/>
ze, die man fu&#x0364;r hebra&#x0364;i&#x017F;che Buch-<lb/>
&#x017F;taben und ein Wunder hielt.<lb/><hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. transact. n.</hi> 67.</note>.<lb/>
Jn der Kazze und im Steinbokk i&#x017F;t der |Regenbogen<lb/>
nicht &#x017F;chlechter gemahlt, als im Men&#x017F;chen. Jn den<lb/>
Och&#x017F;en &#x017F;ind die&#x017F;e Radii gerade, und laufen in a&#x0364;hnliche<lb/>
Radios des kleinern Ringes fort. Der inner&#x017F;te, und<lb/>
dem Stern na&#x0364;ch&#x017F;te Zirkel <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">DRELINCOURT praelud.<lb/>
pag. 195. ZINN pag. 84. 85. 88.<lb/>
RUYSCH The&#x017F;. II. tab. I. f.</hi> 47.</note> hat eben dergleichen, nur<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e e 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[809/0827] II. Abſchnitt. Das Auge. Von dieſer Gegend kehret die in die Falten gelegte Membran des Regenbogens parallel und aͤhnlich gegen das Sternbaͤndchen zuruͤkk, und iſt zugleich an dieſem Orte ſowohl mit der Hornhaut, als mit der Aderhaut verbunden. Auf ſolche Weiſe entſtehet ein gedoppeltes Blatt, und es hat daher Jacob Sylvius den Regen- bogen ehedem ſchon fuͤr eine gedoppelte Aderhaut gehal- ten (a): doch laͤßt ſie ſich im Menſchen muͤhſamer, in den Fiſchen zuverlaͤßig und ganz augenſcheinlich auch ſo- gar mit einem Meſſer in zwo Membranen zertheilen. An dem vordern Blate des Regenbogens raget ein flokkiches Weſen hervor (b), welches auf verſchiedene Weiſe, wie kleine Flammen, die nach einwaͤrts laufen, anzuſehen iſt, und dieſe Flammen haben einige Aehn- lichkeit mit runden Bogen, welche gegen den Mittel- punkt des Sterns erhaben ſind. Ein jedes Flokkchen iſt eine Sammlung von ſchlangenfoͤrmigen einwaͤrts convergirenden Streifen, und untermiſchten braunen Flekken: hingegen machen die flokkigen Gebuͤnde zuſam- mengenommen einen gleichſam zakkigen Bogen aus, der in einiger Entfernung vom Stern vorragt, erhaben vorſtehet, und gleichſam nach vorne uͤber der uͤbrigen Flaͤche des Sterns erhaben iſt. Man kann die Schoͤn- heit dieſes Baues durch keinen Kupferſtich ausdruͤkken (c). Jn der Kazze und im Steinbokk iſt der |Regenbogen nicht ſchlechter gemahlt, als im Menſchen. Jn den Ochſen ſind dieſe Radii gerade, und laufen in aͤhnliche Radios des kleinern Ringes fort. Der innerſte, und dem Stern naͤchſte Zirkel (e) hat eben dergleichen, nur nicht (a) Iſagog. L. I. pag. 21. Eine einzige macht TENON p. 3. (b) Flokken BUFFON l. c. T. II. pag. 521. ZINN p. 84. 97. Epiſt. p. 22. ſqq. (c) Fuͤr Gefaͤſſe ſcheint es zu beſchreiben BERTRANDI p. 63. fuͤr Faſern ZINNIUS t. 4. f. 1. Dieſes ſind die ausgezakkten Kraͤn- ze, die man fuͤr hebraͤiſche Buch- ſtaben und ein Wunder hielt. Philoſ. transact. n. 67. (e) DRELINCOURT praelud. pag. 195. ZINN pag. 84. 85. 88. RUYSCH Theſ. II. tab. I. f. 47. E e e 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/827
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/827>, abgerufen am 22.11.2024.