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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Gesicht. XVI. Buch.

Daß sich unter die Thränen Blut in solcher Menge
gemischt habe, daß man von Personen gesagt, daß sie
Blut geweint (c), davon finden sich hie und da einige
Exempel, worunter dennoch einige verdächtige mit vor-
kommen. (d).

Es berichtet Jemand, daß in der Augenentzündung
bisweilen die Thränen einen süßlichen Geschmakk gehabt
haben (e). Sie stinken am Hirsche, und sehen wie ein
Ohrenschmalz (f) aus, wie ich davor halte, wegen der
Menge des beigemischten Talges, welches diese Thiere
nicht von den Augen wischen können.

Jhr vornehmster Nuzzen scheinet darinnen zu beste-
hen, daß sie die äusserliche Fläche des Auges anfeuch-
ten, damit dasselbe nicht von der Luft, wie alle andere
Membranen ausgetrokknet werden, und die schlüpfrige
Beweglichkeit am Auge, und an den Augenliedern er-
halten werden könne.

Die zufliessenden Thränen wischen alle Schärfe weg,
es mag diese mechanisch sein, wie von eingeflogenen
Thierchen, oder Sandkörnern (g), oder von einem chemi-
schen Reize herrühren, dergleichen der Rauch, die Zwie-
beln, selbst ein lebhaftes Licht (h), die Kälte ist. Alle
diese Beschwerlichkeiten hebet der Zufluß der Thränen
auf eine mechanische Weise.

§. 16.
(c) [Spaltenumbruch] BORELL Cent. II. obs. 56.
STALPART cent. I. obs. 19.
BARTHOLIN hist. 52. Cent. I.

röthliche Thränen PAULIN obs.
(d) BARTHOLIN.
(e) SEARAGLI vigil. ment.
et oculi p.
391.
(f) [Spaltenumbruch] GREW rarit. pag. 21. C.
BAUHINUS de bezoar p.
50.
(g) Jn den Thieren fliessen sie
von einfliegendem Staube zu.
MEIBOM epist.
(h) HAYMANN Comm.
BOERHAAV. T. I. p.
13.
Das Geſicht. XVI. Buch.

Daß ſich unter die Thraͤnen Blut in ſolcher Menge
gemiſcht habe, daß man von Perſonen geſagt, daß ſie
Blut geweint (c), davon finden ſich hie und da einige
Exempel, worunter dennoch einige verdaͤchtige mit vor-
kommen. (d).

Es berichtet Jemand, daß in der Augenentzuͤndung
bisweilen die Thraͤnen einen ſuͤßlichen Geſchmakk gehabt
haben (e). Sie ſtinken am Hirſche, und ſehen wie ein
Ohrenſchmalz (f) aus, wie ich davor halte, wegen der
Menge des beigemiſchten Talges, welches dieſe Thiere
nicht von den Augen wiſchen koͤnnen.

Jhr vornehmſter Nuzzen ſcheinet darinnen zu beſte-
hen, daß ſie die aͤuſſerliche Flaͤche des Auges anfeuch-
ten, damit daſſelbe nicht von der Luft, wie alle andere
Membranen ausgetrokknet werden, und die ſchluͤpfrige
Beweglichkeit am Auge, und an den Augenliedern er-
halten werden koͤnne.

Die zuflieſſenden Thraͤnen wiſchen alle Schaͤrfe weg,
es mag dieſe mechaniſch ſein, wie von eingeflogenen
Thierchen, oder Sandkoͤrnern (g), oder von einem chemi-
ſchen Reize herruͤhren, dergleichen der Rauch, die Zwie-
beln, ſelbſt ein lebhaftes Licht (h), die Kaͤlte iſt. Alle
dieſe Beſchwerlichkeiten hebet der Zufluß der Thraͤnen
auf eine mechaniſche Weiſe.

§. 16.
(c) [Spaltenumbruch] BORELL Cent. II. obſ. 56.
STALPART cent. I. obſ. 19.
BARTHOLIN hiſt. 52. Cent. I.

roͤthliche Thraͤnen PAULIN obſ.
(d) BARTHOLIN.
(e) SEARAGLI vigil. ment.
et oculi p.
391.
(f) [Spaltenumbruch] GREW rarit. pag. 21. C.
BAUHINUS de bezoar p.
50.
(g) Jn den Thieren flieſſen ſie
von einfliegendem Staube zu.
MEIBOM epiſt.
(h) HAYMANN Comm.
BOERHAAV. T. I. p.
13.
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[740/0758] Das Geſicht. XVI. Buch. Daß ſich unter die Thraͤnen Blut in ſolcher Menge gemiſcht habe, daß man von Perſonen geſagt, daß ſie Blut geweint (c), davon finden ſich hie und da einige Exempel, worunter dennoch einige verdaͤchtige mit vor- kommen. (d). Es berichtet Jemand, daß in der Augenentzuͤndung bisweilen die Thraͤnen einen ſuͤßlichen Geſchmakk gehabt haben (e). Sie ſtinken am Hirſche, und ſehen wie ein Ohrenſchmalz (f) aus, wie ich davor halte, wegen der Menge des beigemiſchten Talges, welches dieſe Thiere nicht von den Augen wiſchen koͤnnen. Jhr vornehmſter Nuzzen ſcheinet darinnen zu beſte- hen, daß ſie die aͤuſſerliche Flaͤche des Auges anfeuch- ten, damit daſſelbe nicht von der Luft, wie alle andere Membranen ausgetrokknet werden, und die ſchluͤpfrige Beweglichkeit am Auge, und an den Augenliedern er- halten werden koͤnne. Die zuflieſſenden Thraͤnen wiſchen alle Schaͤrfe weg, es mag dieſe mechaniſch ſein, wie von eingeflogenen Thierchen, oder Sandkoͤrnern (g), oder von einem chemi- ſchen Reize herruͤhren, dergleichen der Rauch, die Zwie- beln, ſelbſt ein lebhaftes Licht (h), die Kaͤlte iſt. Alle dieſe Beſchwerlichkeiten hebet der Zufluß der Thraͤnen auf eine mechaniſche Weiſe. §. 16. (c) BORELL Cent. II. obſ. 56. STALPART cent. I. obſ. 19. BARTHOLIN hiſt. 52. Cent. I. roͤthliche Thraͤnen PAULIN obſ. (d) BARTHOLIN. (e) SEARAGLI vigil. ment. et oculi p. 391. (f) GREW rarit. pag. 21. C. BAUHINUS de bezoar p. 50. (g) Jn den Thieren flieſſen ſie von einfliegendem Staube zu. MEIBOM epiſt. (h) HAYMANN Comm. BOERHAAV. T. I. p. 13.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/758>, abgerufen am 22.11.2024.