Wo also das Augenlied nur das Auge bedekkt, da- selbst hat es drei Blätter: die vordere Haut, oder die wahre aber dünnere Haut; die mittlere, oder die rothe Dekke des Augenliedes (o*), welche das Auge beweglich berührt; und das zusammenfügende Häutchen, welches nunmehr von einer Haut ausgeartet, und dem Auge vor- gespannet ist. Wenn der Dunst verschwunden, welcher sich dazwischen legt, so wächset das Augenlied im Schla- se leichtlich an das Auge an (p).
Alle diese drei Blätter der Haut haben ihr Oberhäut- chen (p*), welches sich sowohl vor dem zusammenfügen- den Häutchen verlängert, als auch vor der Hornhaut (q) vorgezogen wird, sich durch die Maceration leicht ab- sondern läßt, im Sterben mit Schleim und Schmier bezogen, nunmehr dunkel und dikker ist, und als eine neue Haut den Zuschauer betrügt (r). Daher findet man an der abgestreiften Haut der Schlangen auch diese Dekken der Augen (s) indem ihnen neue wieder wach- sen (t). Dieses giebt bisweilen zur Blindheit Gelegen- heit (u). Von dergleichen schmierigen Materie, wel-
che
(o*)[Spaltenumbruch]
Richtig sagt KATAKER daß das zusammenfügende eine einzige, und nicht zwo Häute sind, of the eye p. 30.
(p)BARTISCH Augendienst p. 184. b. S. YVES de malad. de l' oeil c. 15.
(p*) Doch macht nicht blos das Oberhäutchen die zusammenfü- gende Haut aus.
(q)MAITREIEAN pag. 14. DUDDEL de Cornea pag. 4. S. YVES p. 5. Comm. ad BOER- HAAVE T. IV. p. 92. PORTER- FIELD I. p. 63. prim. lin. n. 496. ZINN p. 25. et dudum RUFUS davon rühren die vesticulae von der Vereinigung der durchsichti- gen Hornhaut und des Zusam- [Spaltenumbruch]
menfügenden. BONHOMME ce- phalot. p. 221.
(r)ZINN pag. 26. conf. cum Conjunctiva MAUCHART de de corn. p. 32. DUDDEL ap- pend. Den Runzler der Horn- haut erwähut schon SAL. AL- BERTI de lacrum. n. 90.
(s)ARISTOTEL. hist. anim. L. VIII. c. 17. BIRCH T. II. pag. 56. GREW rarit. pag. 49. VESLING epist. post. p. 72.
(t)VESLING ibid. ARI- STOT. hist. anim. L. II. c. 17.
(u) An den Hühnern, wie es scheint, Bresl. Sammlung ann. 1721. M. Dec. Am Fische Capito werden die Augen im Winter weiß ARISTOT. hist. animal. L. VIII. c. 9.
Z z 4
I. Abſchnitt. Werkzeug.
Wo alſo das Augenlied nur das Auge bedekkt, da- ſelbſt hat es drei Blaͤtter: die vordere Haut, oder die wahre aber duͤnnere Haut; die mittlere, oder die rothe Dekke des Augenliedes (o*), welche das Auge beweglich beruͤhrt; und das zuſammenfuͤgende Haͤutchen, welches nunmehr von einer Haut ausgeartet, und dem Auge vor- geſpannet iſt. Wenn der Dunſt verſchwunden, welcher ſich dazwiſchen legt, ſo waͤchſet das Augenlied im Schla- ſe leichtlich an das Auge an (p).
Alle dieſe drei Blaͤtter der Haut haben ihr Oberhaͤut- chen (p*), welches ſich ſowohl vor dem zuſammenfuͤgen- den Haͤutchen verlaͤngert, als auch vor der Hornhaut (q) vorgezogen wird, ſich durch die Maceration leicht ab- ſondern laͤßt, im Sterben mit Schleim und Schmier bezogen, nunmehr dunkel und dikker iſt, und als eine neue Haut den Zuſchauer betruͤgt (r). Daher findet man an der abgeſtreiften Haut der Schlangen auch dieſe Dekken der Augen (s) indem ihnen neue wieder wach- ſen (t). Dieſes giebt bisweilen zur Blindheit Gelegen- heit (u). Von dergleichen ſchmierigen Materie, wel-
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(o*)[Spaltenumbruch]
Richtig ſagt KATAKER daß das zuſammenfuͤgende eine einzige, und nicht zwo Haͤute ſind, of the eye p. 30.
(p)BARTISCH Augendienſt p. 184. b. S. YVES de malad. de l’ oeil c. 15.
(p*) Doch macht nicht blos das Oberhaͤutchen die zuſammenfuͤ- gende Haut aus.
(q)MAITREIEAN pag. 14. DUDDEL de Cornea pag. 4. S. YVES p. 5. Comm. ad BOER- HAAVE T. IV. p. 92. PORTER- FIELD I. p. 63. prim. lin. n. 496. ZINN p. 25. et dudum RUFUS davon ruͤhren die veſticulae von der Vereinigung der durchſichti- gen Hornhaut und des Zuſam- [Spaltenumbruch]
menfuͤgenden. BONHOMME ce- phalot. p. 221.
(r)ZINN pag. 26. conf. cum Conjunctiva MAUCHART de de corn. p. 32. DUDDEL ap- pend. Den Runzler der Horn- haut erwaͤhut ſchon SAL. AL- BERTI de lacrum. n. 90.
(s)ARISTOTEL. hiſt. anim. L. VIII. c. 17. BIRCH T. II. pag. 56. GREW rarit. pag. 49. VESLING epiſt. poſt. p. 72.
(t)VESLING ibid. ARI- STOT. hiſt. anim. L. II. c. 17.
(u) An den Huͤhnern, wie es ſcheint, Bresl. Sammlung ann. 1721. M. Dec. Am Fiſche Capito werden die Augen im Winter weiß ARISTOT. hiſt. animal. L. VIII. c. 9.
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I. Abſchnitt. Werkzeug.
Wo alſo das Augenlied nur das Auge bedekkt, da-
ſelbſt hat es drei Blaͤtter: die vordere Haut, oder die
wahre aber duͤnnere Haut; die mittlere, oder die rothe
Dekke des Augenliedes (o*), welche das Auge beweglich
beruͤhrt; und das zuſammenfuͤgende Haͤutchen, welches
nunmehr von einer Haut ausgeartet, und dem Auge vor-
geſpannet iſt. Wenn der Dunſt verſchwunden, welcher
ſich dazwiſchen legt, ſo waͤchſet das Augenlied im Schla-
ſe leichtlich an das Auge an (p).
Alle dieſe drei Blaͤtter der Haut haben ihr Oberhaͤut-
chen (p*), welches ſich ſowohl vor dem zuſammenfuͤgen-
den Haͤutchen verlaͤngert, als auch vor der Hornhaut (q)
vorgezogen wird, ſich durch die Maceration leicht ab-
ſondern laͤßt, im Sterben mit Schleim und Schmier
bezogen, nunmehr dunkel und dikker iſt, und als eine
neue Haut den Zuſchauer betruͤgt (r). Daher findet
man an der abgeſtreiften Haut der Schlangen auch dieſe
Dekken der Augen (s) indem ihnen neue wieder wach-
ſen (t). Dieſes giebt bisweilen zur Blindheit Gelegen-
heit (u). Von dergleichen ſchmierigen Materie, wel-
che
(o*)
Richtig ſagt KATAKER
daß das zuſammenfuͤgende eine
einzige, und nicht zwo Haͤute
ſind, of the eye p. 30.
(p) BARTISCH Augendienſt
p. 184. b. S. YVES de malad.
de l’ oeil c. 15.
(p*) Doch macht nicht blos das
Oberhaͤutchen die zuſammenfuͤ-
gende Haut aus.
(q) MAITREIEAN pag. 14.
DUDDEL de Cornea pag. 4.
S. YVES p. 5. Comm. ad BOER-
HAAVE T. IV. p. 92. PORTER-
FIELD I. p. 63. prim. lin. n. 496.
ZINN p. 25. et dudum RUFUS
davon ruͤhren die veſticulae von
der Vereinigung der durchſichti-
gen Hornhaut und des Zuſam-
menfuͤgenden. BONHOMME ce-
phalot. p. 221.
(r) ZINN pag. 26. conf. cum
Conjunctiva MAUCHART de
de corn. p. 32. DUDDEL ap-
pend. Den Runzler der Horn-
haut erwaͤhut ſchon SAL. AL-
BERTI de lacrum. n. 90.
(s) ARISTOTEL. hiſt. anim.
L. VIII. c. 17. BIRCH T. II.
pag. 56. GREW rarit. pag. 49.
VESLING epiſt. poſt. p. 72.
(t) VESLING ibid. ARI-
STOT. hiſt. anim. L. II. c. 17.
(u) An den Huͤhnern, wie es
ſcheint, Bresl. Sammlung ann.
1721. M. Dec. Am Fiſche Capito
werden die Augen im Winter
weiß ARISTOT. hiſt. animal. L.
VIII. c. 9.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/745>, abgerufen am 22.11.2024.
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