Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gehör. XV. Buch.
dem Zapfen gelagerte Muskel die Nase allerdings durch
Verstopfung des weichen Gaumens verschliessen kann,
dieses aber wider die Natur des Einathmens ist, wel-
ches meistentheils durch die Nase, und zwar am natür-
lichsten verrichtet wird, und folglich eine freie Strasse
durch dieselbe zum Schlunde erfordert.

Wenn es nöthig ist, den Schleim in der Trummel
nicht blos der Frucht (q), sondern auch eines erwachse-
nen Menschen, fortzuschaffen (r), so wird man, ausser
der Trompete, keinen andern Weg finden. Und auch
selbst die Schwere leitet selbigen ein wenig dahin. Daß
das Niesen hieher gehöre, behaupten berühmte Männer,
und es soll dasselbe den Schleim durch Erwekkung des
Luftstroms fortreissen (s).

Doch man kann alles dieses, was man von der Luft
der Trummel behauptet, in dem Verstande nehmen,
daß wir dabei bedenken, wie diese Höle gemeiniglich
mit Schleim angefüllt, und hier kein reiner luftleerer
Raum vorhanden ist.

§. 6.
Das Zittren läuft bis zum Vorhofe fort.

Wir erinnern erstlich von dem runden Fenster, daß
es nicht das Ansehn gewinne, daß die Luft. Erschütte-
rungen auf diesem Wege zum Werkzeuge des Gehörs
leicht gelangen könne (t). Es passet nicht gerade |auf
die Trummelhaut, sondern es ist von derselben über-
haupt abgewandt, und siehet nur von hinten dahin (u),

und
(q) [Spaltenumbruch] p. 207.
(r) FABRIC. l. c. ad fin.
(s) BOERHAAVE, prael.
T. IV. p. 382. SCHNEIDER, de
osse cribrif. p. 455. adde RHA-
ZEM, L. IX. ad MAZOR, c.
36.
(t) [Spaltenumbruch] Daß dieses der vornemste
Weg sei, sagt SCHELHAMMER,
p. 238. sqq.
(u) pag. 226. VALSALVA,
p.
133.

Das Gehoͤr. XV. Buch.
dem Zapfen gelagerte Muſkel die Naſe allerdings durch
Verſtopfung des weichen Gaumens verſchlieſſen kann,
dieſes aber wider die Natur des Einathmens iſt, wel-
ches meiſtentheils durch die Naſe, und zwar am natuͤr-
lichſten verrichtet wird, und folglich eine freie Straſſe
durch dieſelbe zum Schlunde erfordert.

Wenn es noͤthig iſt, den Schleim in der Trummel
nicht blos der Frucht (q), ſondern auch eines erwachſe-
nen Menſchen, fortzuſchaffen (r), ſo wird man, auſſer
der Trompete, keinen andern Weg finden. Und auch
ſelbſt die Schwere leitet ſelbigen ein wenig dahin. Daß
das Nieſen hieher gehoͤre, behaupten beruͤhmte Maͤnner,
und es ſoll daſſelbe den Schleim durch Erwekkung des
Luftſtroms fortreiſſen (s).

Doch man kann alles dieſes, was man von der Luft
der Trummel behauptet, in dem Verſtande nehmen,
daß wir dabei bedenken, wie dieſe Hoͤle gemeiniglich
mit Schleim angefuͤllt, und hier kein reiner luftleerer
Raum vorhanden iſt.

§. 6.
Das Zittren laͤuft bis zum Vorhofe fort.

Wir erinnern erſtlich von dem runden Fenſter, daß
es nicht das Anſehn gewinne, daß die Luft. Erſchuͤtte-
rungen auf dieſem Wege zum Werkzeuge des Gehoͤrs
leicht gelangen koͤnne (t). Es paſſet nicht gerade |auf
die Trummelhaut, ſondern es iſt von derſelben uͤber-
haupt abgewandt, und ſiehet nur von hinten dahin (u),

und
(q) [Spaltenumbruch] p. 207.
(r) FABRIC. l. c. ad fin.
(s) BOERHAAVE, præl.
T. IV. p. 382. SCHNEIDER, de
oſſe cribrif. p. 455. adde RHA-
ZEM, L. IX. ad MAZOR, c.
36.
(t) [Spaltenumbruch] Daß dieſes der vornemſte
Weg ſei, ſagt SCHELHAMMER,
p. 238. ſqq.
(u) pag. 226. VALSALVA,
p.
133.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0698" n="680"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Geho&#x0364;r. <hi rendition="#aq">XV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
dem Zapfen gelagerte Mu&#x017F;kel die Na&#x017F;e allerdings durch<lb/>
Ver&#x017F;topfung des weichen Gaumens ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en kann,<lb/>
die&#x017F;es aber wider die Natur des Einathmens i&#x017F;t, wel-<lb/>
ches mei&#x017F;tentheils durch die Na&#x017F;e, und zwar am natu&#x0364;r-<lb/>
lich&#x017F;ten verrichtet wird, und folglich eine freie Stra&#x017F;&#x017F;e<lb/>
durch die&#x017F;elbe zum Schlunde erfordert.</p><lb/>
            <p>Wenn es no&#x0364;thig i&#x017F;t, den Schleim in der Trummel<lb/>
nicht blos der Frucht <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 207.</note>, &#x017F;ondern auch eines erwach&#x017F;e-<lb/>
nen Men&#x017F;chen, fortzu&#x017F;chaffen <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">FABRIC. l. c. ad fin.</hi></note>, &#x017F;o wird man, au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
der Trompete, keinen andern Weg finden. Und auch<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die Schwere leitet &#x017F;elbigen ein wenig dahin. Daß<lb/>
das Nie&#x017F;en hieher geho&#x0364;re, behaupten beru&#x0364;hmte Ma&#x0364;nner,<lb/>
und es &#x017F;oll da&#x017F;&#x017F;elbe den Schleim durch Erwekkung des<lb/>
Luft&#x017F;troms fortrei&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOERHAAVE,</hi> præl.<lb/>
T. IV. p. 382. SCHNEIDER, de<lb/>
o&#x017F;&#x017F;e cribrif. p. 455. adde RHA-<lb/>
ZEM, L. IX. ad MAZOR, c.</hi> 36.</note>.</p><lb/>
            <p>Doch man kann alles die&#x017F;es, was man von der Luft<lb/>
der Trummel behauptet, in dem Ver&#x017F;tande nehmen,<lb/>
daß wir dabei bedenken, wie die&#x017F;e Ho&#x0364;le gemeiniglich<lb/>
mit Schleim angefu&#x0364;llt, und hier kein reiner luftleerer<lb/>
Raum vorhanden i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.<lb/>
Das Zittren la&#x0364;uft bis zum Vorhofe fort.</head><lb/>
            <p>Wir erinnern er&#x017F;tlich von dem runden Fen&#x017F;ter, daß<lb/>
es nicht das An&#x017F;ehn gewinne, daß die Luft. Er&#x017F;chu&#x0364;tte-<lb/>
rungen auf die&#x017F;em Wege zum Werkzeuge des Geho&#x0364;rs<lb/>
leicht gelangen ko&#x0364;nne <note place="foot" n="(t)"><cb/>
Daß die&#x017F;es der vornem&#x017F;te<lb/>
Weg &#x017F;ei, &#x017F;agt <hi rendition="#aq">SCHELHAMMER,<lb/>
p. 238. &#x017F;qq.</hi></note>. Es pa&#x017F;&#x017F;et nicht gerade |auf<lb/>
die Trummelhaut, &#x017F;ondern es i&#x017F;t von der&#x017F;elben u&#x0364;ber-<lb/>
haupt abgewandt, und &#x017F;iehet nur von hinten dahin <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">pag. 226. <hi rendition="#g">VALSALVA,</hi><lb/>
p.</hi> 133.</note>,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[680/0698] Das Gehoͤr. XV. Buch. dem Zapfen gelagerte Muſkel die Naſe allerdings durch Verſtopfung des weichen Gaumens verſchlieſſen kann, dieſes aber wider die Natur des Einathmens iſt, wel- ches meiſtentheils durch die Naſe, und zwar am natuͤr- lichſten verrichtet wird, und folglich eine freie Straſſe durch dieſelbe zum Schlunde erfordert. Wenn es noͤthig iſt, den Schleim in der Trummel nicht blos der Frucht (q), ſondern auch eines erwachſe- nen Menſchen, fortzuſchaffen (r), ſo wird man, auſſer der Trompete, keinen andern Weg finden. Und auch ſelbſt die Schwere leitet ſelbigen ein wenig dahin. Daß das Nieſen hieher gehoͤre, behaupten beruͤhmte Maͤnner, und es ſoll daſſelbe den Schleim durch Erwekkung des Luftſtroms fortreiſſen (s). Doch man kann alles dieſes, was man von der Luft der Trummel behauptet, in dem Verſtande nehmen, daß wir dabei bedenken, wie dieſe Hoͤle gemeiniglich mit Schleim angefuͤllt, und hier kein reiner luftleerer Raum vorhanden iſt. §. 6. Das Zittren laͤuft bis zum Vorhofe fort. Wir erinnern erſtlich von dem runden Fenſter, daß es nicht das Anſehn gewinne, daß die Luft. Erſchuͤtte- rungen auf dieſem Wege zum Werkzeuge des Gehoͤrs leicht gelangen koͤnne (t). Es paſſet nicht gerade |auf die Trummelhaut, ſondern es iſt von derſelben uͤber- haupt abgewandt, und ſiehet nur von hinten dahin (u), und (q) p. 207. (r) FABRIC. l. c. ad fin. (s) BOERHAAVE, præl. T. IV. p. 382. SCHNEIDER, de oſſe cribrif. p. 455. adde RHA- ZEM, L. IX. ad MAZOR, c. 36. (t) Daß dieſes der vornemſte Weg ſei, ſagt SCHELHAMMER, p. 238. ſqq. (u) pag. 226. VALSALVA, p. 133.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/698
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/698>, abgerufen am 20.11.2024.