hängt (d), es sey denn, daß sie sich ganz nahe dabei befinden (e).
Jndessen kann man doch auch mit berühmten Män- nern annehmen, daß dergleichen mitlautende Bebungen durch die Luft (f), von der klingenden Saite zur gleich. stimmigen fortgepflanzt werden. Es ist nämlich offen- bar, daß die Luft selbst, und schon der blosse Wind vom musikalischen Jnstrumente seine Thöne erhalten habe (g). Wenn nun die Luft auch blos in ihrem Striche oder Zuge die musikalische Bebungen von den Saiten be- kömmt; warum soll sie nicht eben das bekommen, wenn fie selbst schon von den Musikbebungen in Schwingun- gen versezzt ist (h)!
Vielleicht giebt es daher, weil die sieben ursprüngli- chen Lichtstrahlen sich bei ihren Brechungen verschiedent- lich verhalten, auch in der Luft Theilchen, von verschie- dener Schnellkraft, deren einige sich zu diesen, andere zu anderen Thönen gleichstimmig verhalten, und jede Bebung mag in gewisser Zeit, ihre gewisse Anzahl Schlä- ge thun, und also jedwede Art diejenigen Thöne ins Ohr bringen, welche mit ihr harmonisch sind (i). Ob es auch in anderen und harten Körpern Theilchen von ver- schiedenem Grade Elasticität gebe, darunter jedes mit seines gleichen Thon mitbebe, und demselben harmonisch nachsinge (k), ist ebenfalls noch die Frage.
Auf
(d)[Spaltenumbruch]DUVERNEY, p. 82. F. T. de LANIS, T. II. p. 390. BAR- TOLI, p. 164.
(e)de LANIS, p. 425.
(f)s' GRAVEZANDE, num. 3372. Miscell. taurin. I. p. 109.
(g)BARTOLI, p. 108. KIR- CHER, phonurg. p. 106. &c.
(h)p. 257. seqq.
(i)F. MAIRAN, Mem. de l' Acad. 1737. NOLLET, l. c. pag. [Spaltenumbruch]
477. 479. 481. HARTLEY, p. 41. daß in der Luft Maschinen sind, die den Schall erwekken. MOS- CA, T. II. p. 107.
(k)F. tertius de LANIS, L. II. p. 444. 445. BOERHAAVE, prae- lect. T. IV. p. 321. den groben Ton machen dikke Theilchen, den feinen zarte oder dünne: ESTE- VE, p. 52.
Das Gehoͤr. XV. Buch.
haͤngt (d), es ſey denn, daß ſie ſich ganz nahe dabei befinden (e).
Jndeſſen kann man doch auch mit beruͤhmten Maͤn- nern annehmen, daß dergleichen mitlautende Bebungen durch die Luft (f), von der klingenden Saite zur gleich. ſtimmigen fortgepflanzt werden. Es iſt naͤmlich offen- bar, daß die Luft ſelbſt, und ſchon der bloſſe Wind vom muſikaliſchen Jnſtrumente ſeine Thoͤne erhalten habe (g). Wenn nun die Luft auch blos in ihrem Striche oder Zuge die muſikaliſche Bebungen von den Saiten be- koͤmmt; warum ſoll ſie nicht eben das bekommen, wenn fie ſelbſt ſchon von den Muſikbebungen in Schwingun- gen verſezzt iſt (h)!
Vielleicht giebt es daher, weil die ſieben urſpruͤngli- chen Lichtſtrahlen ſich bei ihren Brechungen verſchiedent- lich verhalten, auch in der Luft Theilchen, von verſchie- dener Schnellkraft, deren einige ſich zu dieſen, andere zu anderen Thoͤnen gleichſtimmig verhalten, und jede Bebung mag in gewiſſer Zeit, ihre gewiſſe Anzahl Schlaͤ- ge thun, und alſo jedwede Art diejenigen Thoͤne ins Ohr bringen, welche mit ihr harmoniſch ſind (i). Ob es auch in anderen und harten Koͤrpern Theilchen von ver- ſchiedenem Grade Elaſticitaͤt gebe, darunter jedes mit ſeines gleichen Thon mitbebe, und demſelben harmoniſch nachſinge (k), iſt ebenfalls noch die Frage.
Auf
(d)[Spaltenumbruch]DUVERNEY, p. 82. F. T. de LANIS, T. II. p. 390. BAR- TOLI, p. 164.
(e)de LANIS, p. 425.
(f)s’ GRAVEZANDE, num. 3372. Miſcell. taurin. I. p. 109.
(g)BARTOLI, p. 108. KIR- CHER, phonurg. p. 106. &c.
(h)p. 257. ſeqq.
(i)F. MAIRAN, Mem. de l’ Acad. 1737. NOLLET, l. c. pag. [Spaltenumbruch]
477. 479. 481. HARTLEY, p. 41. daß in der Luft Maſchinen ſind, die den Schall erwekken. MOS- CA, T. II. p. 107.
(k)F. tertius de LANIS, L. II. p. 444. 445. BOERHAAVE, præ- lect. T. IV. p. 321. den groben Ton machen dikke Theilchen, den feinen zarte oder duͤnne: ESTE- VE, p. 52.
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Das Gehoͤr. XV. Buch.
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befinden (e).
Jndeſſen kann man doch auch mit beruͤhmten Maͤn-
nern annehmen, daß dergleichen mitlautende Bebungen
durch die Luft (f), von der klingenden Saite zur gleich.
ſtimmigen fortgepflanzt werden. Es iſt naͤmlich offen-
bar, daß die Luft ſelbſt, und ſchon der bloſſe Wind vom
muſikaliſchen Jnſtrumente ſeine Thoͤne erhalten habe (g).
Wenn nun die Luft auch blos in ihrem Striche oder
Zuge die muſikaliſche Bebungen von den Saiten be-
koͤmmt; warum ſoll ſie nicht eben das bekommen, wenn
fie ſelbſt ſchon von den Muſikbebungen in Schwingun-
gen verſezzt iſt (h)!
Vielleicht giebt es daher, weil die ſieben urſpruͤngli-
chen Lichtſtrahlen ſich bei ihren Brechungen verſchiedent-
lich verhalten, auch in der Luft Theilchen, von verſchie-
dener Schnellkraft, deren einige ſich zu dieſen, andere
zu anderen Thoͤnen gleichſtimmig verhalten, und jede
Bebung mag in gewiſſer Zeit, ihre gewiſſe Anzahl Schlaͤ-
ge thun, und alſo jedwede Art diejenigen Thoͤne ins Ohr
bringen, welche mit ihr harmoniſch ſind (i). Ob es
auch in anderen und harten Koͤrpern Theilchen von ver-
ſchiedenem Grade Elaſticitaͤt gebe, darunter jedes mit
ſeines gleichen Thon mitbebe, und demſelben harmoniſch
nachſinge (k), iſt ebenfalls noch die Frage.
Auf
(d)
DUVERNEY, p. 82. F. T.
de LANIS, T. II. p. 390. BAR-
TOLI, p. 164.
(e) de LANIS, p. 425.
(f) s’ GRAVEZANDE, num.
3372. Miſcell. taurin. I. p. 109.
(g) BARTOLI, p. 108. KIR-
CHER, phonurg. p. 106. &c.
(h) p. 257. ſeqq.
(i) F. MAIRAN, Mem. de l’
Acad. 1737. NOLLET, l. c. pag.
477. 479. 481. HARTLEY, p. 41.
daß in der Luft Maſchinen ſind,
die den Schall erwekken. MOS-
CA, T. II. p. 107.
(k) F. tertius de LANIS, L. II.
p. 444. 445. BOERHAAVE, præ-
lect. T. IV. p. 321. den groben
Ton machen dikke Theilchen, den
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VE, p. 52.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/678>, abgerufen am 22.11.2024.
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