Zeitmaas nöthig, wovon wir an einem anderen Orte reden wollen; und dieses Maas hat sie nöthig, um zwei nächst auf einander folgende Dinge zu unterscheiden. Nun bewegt sich der Schall mit äusserster Geschwindig- keit; und diese haben berühmte Männer theils durch Rechnungen, theils durch angestellte Versuche, ziem- lich genau bestimmt. Es legt nämlich das Licht seinen Weg so flüchtig zurükke, daß der Zeitverlust, wenn es aus der Sonne kömmt, für nichts angesehen werden kann, wenn von Dingen, die auf unserer Erde vorge- hen, die Rede ist.
Folglich lösen gewisse Personen ein grobes Geschüz- ze, damit dasselbe eine sichtbare Flamme und vernehm- lichen Knall von sich geben möge, indessen, daß an- dere, welche so und so viel Fuß davon entfernt stehen, nach einer guten Uhr (p*), oder den Pendulschwankun- gen, von dem Augenblikke des Blizzes, die Schläge zu zälen ansangen (p**), welche zwischen dem zuerst er- blikkten Blizze, und dem gehörten Stükkdonner ver- laufen. So fing ehedem Gassendus(q) die Geschwin- digkeit des Schalles zu berechnen an, und er fand auf eine Secunde 1473 Fuß: und Mersenn schreibt, der Schall durchlaufe innerhalb einer Secunde 1380 Fuß (r). Die Mitglieder der Akademie del Cimento fanden, daß er innerhalb fünf Secunden (s) eine italiänische Mei- le, folglich 1147 Fuß 4/5 in einer Secunde zurükklege.
Die Mitglieder der französischen Akademie, Caßin der Aeltere, Pikard, und der berühmte Däne Römer,
brach-
(p*)[Spaltenumbruch]
Den Penduln zieht die Uh- ren vor DERHAM, phil. trans- act. n. 313.
(p**) Die Methode beschreibt BARTOLUS, p. 54.
(q)apud MUSSCHENBROE- CKIUM.
(r)[Spaltenumbruch]Harmon. prop. V. art. 4. Balistic. p. 138.
(s)p. CCXXXXV. MUS- SCHENBROECK zälet an Füs- sen 1185.
Das Gehoͤr. XV. Buch.
Zeitmaas noͤthig, wovon wir an einem anderen Orte reden wollen; und dieſes Maas hat ſie noͤthig, um zwei naͤchſt auf einander folgende Dinge zu unterſcheiden. Nun bewegt ſich der Schall mit aͤuſſerſter Geſchwindig- keit; und dieſe haben beruͤhmte Maͤnner theils durch Rechnungen, theils durch angeſtellte Verſuche, ziem- lich genau beſtimmt. Es legt naͤmlich das Licht ſeinen Weg ſo fluͤchtig zuruͤkke, daß der Zeitverluſt, wenn es aus der Sonne koͤmmt, fuͤr nichts angeſehen werden kann, wenn von Dingen, die auf unſerer Erde vorge- hen, die Rede iſt.
Folglich loͤſen gewiſſe Perſonen ein grobes Geſchuͤz- ze, damit daſſelbe eine ſichtbare Flamme und vernehm- lichen Knall von ſich geben moͤge, indeſſen, daß an- dere, welche ſo und ſo viel Fuß davon entfernt ſtehen, nach einer guten Uhr (p*), oder den Pendulſchwankun- gen, von dem Augenblikke des Blizzes, die Schlaͤge zu zaͤlen anſangen (p**), welche zwiſchen dem zuerſt er- blikkten Blizze, und dem gehoͤrten Stuͤkkdonner ver- laufen. So fing ehedem Gaſſendus(q) die Geſchwin- digkeit des Schalles zu berechnen an, und er fand auf eine Secunde 1473 Fuß: und Merſenn ſchreibt, der Schall durchlaufe innerhalb einer Secunde 1380 Fuß (r). Die Mitglieder der Akademie del Cimento fanden, daß er innerhalb fuͤnf Secunden (s) eine italiaͤniſche Mei- le, folglich 1147 Fuß ⅘ in einer Secunde zuruͤkklege.
Die Mitglieder der franzoͤſiſchen Akademie, Caßin der Aeltere, Pikard, und der beruͤhmte Daͤne Roͤmer,
brach-
(p*)[Spaltenumbruch]
Den Penduln zieht die Uh- ren vor DERHAM, phil. trans- act. n. 313.
(p**) Die Methode beſchreibt BARTOLUS, p. 54.
(q)apud MUSSCHENBROE- CKIUM.
(r)[Spaltenumbruch]Harmon. prop. V. art. 4. Baliſtic. p. 138.
(s)p. CCXXXXV. MUS- SCHENBROECK zaͤlet an Fuͤſ- ſen 1185.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0664"n="646"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gehoͤr. <hirendition="#aq">XV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Zeitmaas noͤthig, wovon wir an einem anderen Orte<lb/>
reden wollen; und dieſes Maas hat ſie noͤthig, um zwei<lb/>
naͤchſt auf einander folgende Dinge zu unterſcheiden.<lb/>
Nun bewegt ſich der Schall mit aͤuſſerſter Geſchwindig-<lb/>
keit; und dieſe haben beruͤhmte Maͤnner theils durch<lb/>
Rechnungen, theils durch angeſtellte Verſuche, ziem-<lb/>
lich genau beſtimmt. Es legt naͤmlich das Licht ſeinen<lb/>
Weg ſo fluͤchtig zuruͤkke, daß der Zeitverluſt, wenn es<lb/>
aus der Sonne koͤmmt, fuͤr nichts angeſehen werden<lb/>
kann, wenn von Dingen, die auf unſerer Erde vorge-<lb/>
hen, die Rede iſt.</p><lb/><p>Folglich loͤſen gewiſſe Perſonen ein grobes Geſchuͤz-<lb/>
ze, damit daſſelbe eine ſichtbare Flamme und vernehm-<lb/>
lichen Knall von ſich geben moͤge, indeſſen, daß an-<lb/>
dere, welche ſo und ſo viel Fuß davon entfernt ſtehen,<lb/>
nach einer guten Uhr <noteplace="foot"n="(p*)"><cb/>
Den Penduln zieht die Uh-<lb/>
ren vor <hirendition="#aq">DERHAM, phil. trans-<lb/>
act. n.</hi> 313.</note>, oder den Pendulſchwankun-<lb/>
gen, von dem Augenblikke des Blizzes, die Schlaͤge<lb/>
zu zaͤlen anſangen <noteplace="foot"n="(p**)">Die Methode beſchreibt<lb/><hirendition="#aq">BARTOLUS, p.</hi> 54.</note>, welche zwiſchen dem zuerſt er-<lb/>
blikkten Blizze, und dem gehoͤrten Stuͤkkdonner ver-<lb/>
laufen. So fing ehedem <hirendition="#fr">Gaſſendus</hi><noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">apud MUSSCHENBROE-<lb/>
CKIUM.</hi></note> die Geſchwin-<lb/>
digkeit des Schalles zu berechnen an, und er fand auf<lb/>
eine Secunde 1473 Fuß: und <hirendition="#fr">Merſenn</hi>ſchreibt, der<lb/>
Schall durchlaufe innerhalb einer Secunde 1380 Fuß <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">Harmon. prop. V. art. 4.<lb/>
Baliſtic. p.</hi> 138.</note>.<lb/>
Die Mitglieder der Akademie <hirendition="#aq">del Cimento</hi> fanden, daß<lb/>
er innerhalb fuͤnf Secunden <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">p. <hirendition="#g">CCXXXXV.</hi> MUS-<lb/>
SCHENBROECK</hi> zaͤlet an Fuͤſ-<lb/>ſen 1185.</note> eine italiaͤniſche Mei-<lb/>
le, folglich 1147 Fuß ⅘ in einer Secunde zuruͤkklege.</p><lb/><p>Die Mitglieder der franzoͤſiſchen Akademie, <hirendition="#fr">Caßin</hi><lb/>
der Aeltere, <hirendition="#fr">Pikard,</hi> und der beruͤhmte Daͤne <hirendition="#fr">Roͤmer,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">brach-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[646/0664]
Das Gehoͤr. XV. Buch.
Zeitmaas noͤthig, wovon wir an einem anderen Orte
reden wollen; und dieſes Maas hat ſie noͤthig, um zwei
naͤchſt auf einander folgende Dinge zu unterſcheiden.
Nun bewegt ſich der Schall mit aͤuſſerſter Geſchwindig-
keit; und dieſe haben beruͤhmte Maͤnner theils durch
Rechnungen, theils durch angeſtellte Verſuche, ziem-
lich genau beſtimmt. Es legt naͤmlich das Licht ſeinen
Weg ſo fluͤchtig zuruͤkke, daß der Zeitverluſt, wenn es
aus der Sonne koͤmmt, fuͤr nichts angeſehen werden
kann, wenn von Dingen, die auf unſerer Erde vorge-
hen, die Rede iſt.
Folglich loͤſen gewiſſe Perſonen ein grobes Geſchuͤz-
ze, damit daſſelbe eine ſichtbare Flamme und vernehm-
lichen Knall von ſich geben moͤge, indeſſen, daß an-
dere, welche ſo und ſo viel Fuß davon entfernt ſtehen,
nach einer guten Uhr (p*), oder den Pendulſchwankun-
gen, von dem Augenblikke des Blizzes, die Schlaͤge
zu zaͤlen anſangen (p**), welche zwiſchen dem zuerſt er-
blikkten Blizze, und dem gehoͤrten Stuͤkkdonner ver-
laufen. So fing ehedem Gaſſendus (q) die Geſchwin-
digkeit des Schalles zu berechnen an, und er fand auf
eine Secunde 1473 Fuß: und Merſenn ſchreibt, der
Schall durchlaufe innerhalb einer Secunde 1380 Fuß (r).
Die Mitglieder der Akademie del Cimento fanden, daß
er innerhalb fuͤnf Secunden (s) eine italiaͤniſche Mei-
le, folglich 1147 Fuß ⅘ in einer Secunde zuruͤkklege.
Die Mitglieder der franzoͤſiſchen Akademie, Caßin
der Aeltere, Pikard, und der beruͤhmte Daͤne Roͤmer,
brach-
(p*)
Den Penduln zieht die Uh-
ren vor DERHAM, phil. trans-
act. n. 313.
(p**) Die Methode beſchreibt
BARTOLUS, p. 54.
(q) apud MUSSCHENBROE-
CKIUM.
(r)
Harmon. prop. V. art. 4.
Baliſtic. p. 138.
(s) p. CCXXXXV. MUS-
SCHENBROECK zaͤlet an Fuͤſ-
ſen 1185.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/664>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.