Bewegungen hervorbringt, wenn man seinen Nerven reizt. Es verhält sich diese Sache eben so bei den Thieren von warmen Blute (o), sie zeigt sich in ihnen noch stärker, als in den kalten, und verlangt noch mehr, daß sich der Nerve in vollkommnem Zustande befinde, indem auch die Muskeln selbst von dem Reize der Nerven Krämfe be- kommen, wenn der gebundene Nerve unterhalb dem Bande gereizt (p), durchschnitten (q), oder endlich der Muskel und der Nerve vom Körper abgeschnitten wird (r), wie man aus einem Versuche des Swammerdams sieht, und wenn sonst keine Zeichen des Lebens mehr vor- handen sind (s).
§. 16. Die Nervenkraft ist nicht beständig.
Ob die meisten Schriftsteller gleich (t) der Beschrei- bung der Nervenkraft mit einzuverleiben pflegen, daß sie gegenwärtig sein und mangeln könne, so haben wir doch mehr, als eine Ursache, mit dieser Erscheinung genauer zu verfahren. Es sind auch einige, welche sagen, daß sie beständig wirke, und daß nur das Gleichgewichte un- ter den Gegenmuskeln, diese Nervenkraft nicht sichtbar werden lasse, indem sie unterdessen ein geheimes Gegen- bestreben gegen diese wiedrige Gewalt ausübe.
Jch habe gesagt, daß die reizbare Kraft allezeit in den Muskeln zugegen sei, aber dieses behaupte ich nicht von der Nervenkraft. Man glaubt wenigstens, daß sie als- denn mangele, wenn das Glied welk wird, und man an dem Muskel diejenige Zufälle bemerkt, welche wir an
sei-
(o)[Spaltenumbruch]WHYTT Essays p. 172.
(p)pag. 337. Exp. 218. 221. 222. 223. 224.
(q)pag. 337. Exp. 201. 214. 220. 225.
(r)Bibl. p 846. 847.
(s)pag 338. Exp. 215. Wenn [Spaltenumbruch]
wir den Zwerchfellsnerven reizten, lage das Thier lange vorher wie todt.
(t)BORELLUS L. II. pro- pos. 6. BOERHAAV. n. 402. Abhandlung vom Nervensafte p. 53. n. 23.
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
Bewegungen hervorbringt, wenn man ſeinen Nerven reizt. Es verhaͤlt ſich dieſe Sache eben ſo bei den Thieren von warmen Blute (o), ſie zeigt ſich in ihnen noch ſtaͤrker, als in den kalten, und verlangt noch mehr, daß ſich der Nerve in vollkommnem Zuſtande befinde, indem auch die Muſkeln ſelbſt von dem Reize der Nerven Kraͤmfe be- kommen, wenn der gebundene Nerve unterhalb dem Bande gereizt (p), durchſchnitten (q), oder endlich der Muſkel und der Nerve vom Koͤrper abgeſchnitten wird (r), wie man aus einem Verſuche des Swammerdams ſieht, und wenn ſonſt keine Zeichen des Lebens mehr vor- handen ſind (s).
§. 16. Die Nervenkraft iſt nicht beſtaͤndig.
Ob die meiſten Schriftſteller gleich (t) der Beſchrei- bung der Nervenkraft mit einzuverleiben pflegen, daß ſie gegenwaͤrtig ſein und mangeln koͤnne, ſo haben wir doch mehr, als eine Urſache, mit dieſer Erſcheinung genauer zu verfahren. Es ſind auch einige, welche ſagen, daß ſie beſtaͤndig wirke, und daß nur das Gleichgewichte un- ter den Gegenmuſkeln, dieſe Nervenkraft nicht ſichtbar werden laſſe, indem ſie unterdeſſen ein geheimes Gegen- beſtreben gegen dieſe wiedrige Gewalt ausuͤbe.
Jch habe geſagt, daß die reizbare Kraft allezeit in den Muſkeln zugegen ſei, aber dieſes behaupte ich nicht von der Nervenkraft. Man glaubt wenigſtens, daß ſie als- denn mangele, wenn das Glied welk wird, und man an dem Muſkel diejenige Zufaͤlle bemerkt, welche wir an
ſei-
(o)[Spaltenumbruch]WHYTT Eſſays p. 172.
(p)pag. 337. Exp. 218. 221. 222. 223. 224.
(q)pag. 337. Exp. 201. 214. 220. 225.
(r)Bibl. p 846. 847.
(s)pag 338. Exp. 215. Wenn [Spaltenumbruch]
wir den Zwerchfellsnerven reizten, lage das Thier lange vorher wie todt.
(t)BORELLUS L. II. pro- poſ. 6. BOERHAAV. n. 402. Abhandlung vom Nervenſafte p. 53. n. 23.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0065"n="47"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Erſcheinungen.</hi></fw><lb/>
Bewegungen hervorbringt, wenn man ſeinen Nerven reizt.<lb/>
Es verhaͤlt ſich dieſe Sache eben ſo bei den Thieren von<lb/>
warmen Blute <noteplace="foot"n="(o)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">WHYTT</hi> Eſſays p.</hi> 172.</note>, ſie zeigt ſich in ihnen noch ſtaͤrker,<lb/>
als in den kalten, und verlangt noch mehr, daß ſich der<lb/>
Nerve in vollkommnem Zuſtande befinde, indem auch die<lb/>
Muſkeln ſelbſt von dem Reize der Nerven Kraͤmfe be-<lb/>
kommen, wenn der gebundene Nerve unterhalb dem<lb/>
Bande gereizt <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">pag. 337. Exp.</hi> 218. 221.<lb/>
222. 223. 224.</note>, durchſchnitten <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">pag. 337. Exp.</hi> 201. 214.<lb/>
220. 225.</note>, oder endlich der<lb/>
Muſkel und der Nerve vom Koͤrper abgeſchnitten wird<lb/><noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">Bibl. p</hi> 846. 847.</note>, wie man aus einem Verſuche des <hirendition="#fr">Swammerdams</hi><lb/>ſieht, und wenn ſonſt keine Zeichen des Lebens mehr vor-<lb/>
handen ſind <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">pag 338. Exp.</hi> 215. Wenn<lb/><cb/>
wir den Zwerchfellsnerven reizten,<lb/>
lage das Thier lange vorher wie<lb/>
todt.</note>.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 16.<lb/><hirendition="#b">Die Nervenkraft iſt nicht beſtaͤndig.</hi></head><lb/><p>Ob die meiſten Schriftſteller gleich <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BORELLUS</hi> L. II. pro-<lb/>
poſ. 6. <hirendition="#g">BOERHAAV.</hi> n.</hi> 402.<lb/>
Abhandlung vom Nervenſafte <hirendition="#aq">p.<lb/>
53. n.</hi> 23.</note> der Beſchrei-<lb/>
bung der Nervenkraft mit einzuverleiben pflegen, daß ſie<lb/>
gegenwaͤrtig ſein und mangeln koͤnne, ſo haben wir doch<lb/>
mehr, als eine Urſache, mit dieſer Erſcheinung genauer<lb/>
zu verfahren. Es ſind auch einige, welche ſagen, daß<lb/>ſie beſtaͤndig wirke, und daß nur das Gleichgewichte un-<lb/>
ter den Gegenmuſkeln, dieſe Nervenkraft nicht ſichtbar<lb/>
werden laſſe, indem ſie unterdeſſen ein geheimes Gegen-<lb/>
beſtreben gegen dieſe wiedrige Gewalt ausuͤbe.</p><lb/><p>Jch habe geſagt, daß die reizbare Kraft allezeit in den<lb/>
Muſkeln zugegen ſei, aber dieſes behaupte ich nicht von<lb/>
der Nervenkraft. Man glaubt wenigſtens, daß ſie als-<lb/>
denn mangele, wenn das Glied welk wird, und man<lb/>
an dem Muſkel diejenige Zufaͤlle bemerkt, welche wir an<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſei-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[47/0065]
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
Bewegungen hervorbringt, wenn man ſeinen Nerven reizt.
Es verhaͤlt ſich dieſe Sache eben ſo bei den Thieren von
warmen Blute (o), ſie zeigt ſich in ihnen noch ſtaͤrker,
als in den kalten, und verlangt noch mehr, daß ſich der
Nerve in vollkommnem Zuſtande befinde, indem auch die
Muſkeln ſelbſt von dem Reize der Nerven Kraͤmfe be-
kommen, wenn der gebundene Nerve unterhalb dem
Bande gereizt (p), durchſchnitten (q), oder endlich der
Muſkel und der Nerve vom Koͤrper abgeſchnitten wird
(r), wie man aus einem Verſuche des Swammerdams
ſieht, und wenn ſonſt keine Zeichen des Lebens mehr vor-
handen ſind (s).
§. 16.
Die Nervenkraft iſt nicht beſtaͤndig.
Ob die meiſten Schriftſteller gleich (t) der Beſchrei-
bung der Nervenkraft mit einzuverleiben pflegen, daß ſie
gegenwaͤrtig ſein und mangeln koͤnne, ſo haben wir doch
mehr, als eine Urſache, mit dieſer Erſcheinung genauer
zu verfahren. Es ſind auch einige, welche ſagen, daß
ſie beſtaͤndig wirke, und daß nur das Gleichgewichte un-
ter den Gegenmuſkeln, dieſe Nervenkraft nicht ſichtbar
werden laſſe, indem ſie unterdeſſen ein geheimes Gegen-
beſtreben gegen dieſe wiedrige Gewalt ausuͤbe.
Jch habe geſagt, daß die reizbare Kraft allezeit in den
Muſkeln zugegen ſei, aber dieſes behaupte ich nicht von
der Nervenkraft. Man glaubt wenigſtens, daß ſie als-
denn mangele, wenn das Glied welk wird, und man
an dem Muſkel diejenige Zufaͤlle bemerkt, welche wir an
ſei-
(o)
WHYTT Eſſays p. 172.
(p) pag. 337. Exp. 218. 221.
222. 223. 224.
(q) pag. 337. Exp. 201. 214.
220. 225.
(r) Bibl. p 846. 847.
(s) pag 338. Exp. 215. Wenn
wir den Zwerchfellsnerven reizten,
lage das Thier lange vorher wie
todt.
(t) BORELLUS L. II. pro-
poſ. 6. BOERHAAV. n. 402.
Abhandlung vom Nervenſafte p.
53. n. 23.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/65>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.