derjenige Schall, welchen man in einer erhizzten Luft hervorbringt, weiter gehört wird (n). Er wächset zu- gleich, wenn die Luft von Mauren eingeschränkt wird, und nicht ausweichen kann (o).
Folglich erhellet, daß man die Lebhaftigkeit eines Schalles, entweder blos durch die Verdichtung, wie in der Glokke, in welche man zwo Atmosphären einschlief- set (p), oder blos durch die Elasticität, wie in einer erwärmten, und zugleich verschlossenen Luft, oder endlich auf beiderlei Art verstärken könne, wenn man die Dich- tigkeit und Elasticität anwachsen läßt, wie an der unter- irrdischen, und zugleich erwärmten und verschlossenen Luft zu sehen ist.
Dahingegen vermindert sich der Schall in einer leich- tern oder weniger elastischen, oder zugleich leichten und unelastischen Luft. Man kann in einer regnigen, nebli- chen Luft, und diese hat eine Menge unelastischer Theil- chen bei sich, kaum den Schall vernehmen (q). Man sagt, daß man auf den höchsten Bergen, wegen der dün- nen Luft (r), den Flintenknall nur schwach höre: allein wir haben diesen Versuch, der auf dem Karpatischen Ge- bürge gemacht worden, auf den Alpen, die doch viel hö- her sind, niemals mit eben diesem Fortgange wiederho- len können.
Vielleicht wäre dieses wahr, wenn man die höchste Felsen besteigen könnte, welche von allen Seiten frei in die Luft aufgethürmt sind. Doch so weit kömmt man schwerlich jemals, und es befinden sich noch immer eini- ge umliegende Felsen, welche den Schall vielmehr ver-
stärken.
(n)[Spaltenumbruch]IDEM, num. 2354. ZA- NOTTI, Comm. Bonon. Vol. l. p. 173.
(o)NOLLET, Lecons de phys. p. 432. seqq.
(p)[Spaltenumbruch]L. VIII. p. 204.
(q)TAGLINI, de aere p. 234. BARTOLI, p. 75.
(r)FROELICH, apud VA- RENIUM, in Geograph.
R r 3
II. Abſchnitt. Werkzeug.
derjenige Schall, welchen man in einer erhizzten Luft hervorbringt, weiter gehoͤrt wird (n). Er waͤchſet zu- gleich, wenn die Luft von Mauren eingeſchraͤnkt wird, und nicht ausweichen kann (o).
Folglich erhellet, daß man die Lebhaftigkeit eines Schalles, entweder blos durch die Verdichtung, wie in der Glokke, in welche man zwo Atmoſphaͤren einſchlief- ſet (p), oder blos durch die Elaſticitaͤt, wie in einer erwaͤrmten, und zugleich verſchloſſenen Luft, oder endlich auf beiderlei Art verſtaͤrken koͤnne, wenn man die Dich- tigkeit und Elaſticitaͤt anwachſen laͤßt, wie an der unter- irrdiſchen, und zugleich erwaͤrmten und verſchloſſenen Luft zu ſehen iſt.
Dahingegen vermindert ſich der Schall in einer leich- tern oder weniger elaſtiſchen, oder zugleich leichten und unelaſtiſchen Luft. Man kann in einer regnigen, nebli- chen Luft, und dieſe hat eine Menge unelaſtiſcher Theil- chen bei ſich, kaum den Schall vernehmen (q). Man ſagt, daß man auf den hoͤchſten Bergen, wegen der duͤn- nen Luft (r), den Flintenknall nur ſchwach hoͤre: allein wir haben dieſen Verſuch, der auf dem Karpatiſchen Ge- buͤrge gemacht worden, auf den Alpen, die doch viel hoͤ- her ſind, niemals mit eben dieſem Fortgange wiederho- len koͤnnen.
Vielleicht waͤre dieſes wahr, wenn man die hoͤchſte Felſen beſteigen koͤnnte, welche von allen Seiten frei in die Luft aufgethuͤrmt ſind. Doch ſo weit koͤmmt man ſchwerlich jemals, und es befinden ſich noch immer eini- ge umliegende Felſen, welche den Schall vielmehr ver-
ſtaͤrken.
(n)[Spaltenumbruch]IDEM, num. 2354. ZA- NOTTI, Comm. Bonon. Vol. l. p. 173.
(o)NOLLET, Leçons de phyſ. p. 432. ſeqq.
(p)[Spaltenumbruch]L. VIII. p. 204.
(q)TAGLINI, de aëre p. 234. BARTOLI, p. 75.
(r)FROELICH, apud VA- RENIUM, in Geograph.
R r 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0647"n="629"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Werkzeug.</hi></fw><lb/>
derjenige Schall, welchen man in einer erhizzten Luft<lb/>
hervorbringt, weiter gehoͤrt wird <noteplace="foot"n="(n)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">IDEM,</hi> num. 2354. <hirendition="#g">ZA-<lb/>
NOTTI,</hi> Comm. Bonon. Vol. l.<lb/>
p.</hi> 173.</note>. Er waͤchſet zu-<lb/>
gleich, wenn die Luft von Mauren eingeſchraͤnkt wird,<lb/>
und nicht ausweichen kann <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">NOLLET,</hi> Leçons de<lb/>
phyſ. p. 432. ſeqq.</hi></note>.</p><lb/><p>Folglich erhellet, daß man die Lebhaftigkeit eines<lb/>
Schalles, entweder blos durch die Verdichtung, wie in<lb/>
der Glokke, in welche man zwo Atmoſphaͤren einſchlief-<lb/>ſet <noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq">L. VIII. p.</hi> 204.</note>, oder blos durch die Elaſticitaͤt, wie in einer<lb/>
erwaͤrmten, und zugleich verſchloſſenen Luft, oder endlich<lb/>
auf beiderlei Art verſtaͤrken koͤnne, wenn man die Dich-<lb/>
tigkeit und Elaſticitaͤt anwachſen laͤßt, wie an der unter-<lb/>
irrdiſchen, und zugleich erwaͤrmten und verſchloſſenen<lb/>
Luft zu ſehen iſt.</p><lb/><p>Dahingegen vermindert ſich der Schall in einer leich-<lb/>
tern oder weniger elaſtiſchen, oder zugleich leichten und<lb/>
unelaſtiſchen Luft. Man kann in einer regnigen, nebli-<lb/>
chen Luft, und dieſe hat eine Menge unelaſtiſcher Theil-<lb/>
chen bei ſich, kaum den Schall vernehmen <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">TAGLINI, de aëre p. 234.<lb/>
BARTOLI, p.</hi> 75.</note>. Man<lb/>ſagt, daß man auf den hoͤchſten Bergen, wegen der duͤn-<lb/>
nen Luft <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">FROELICH,</hi> apud VA-<lb/>
RENIUM, in Geograph.</hi></note>, den Flintenknall nur ſchwach hoͤre: allein<lb/>
wir haben dieſen Verſuch, der auf dem Karpatiſchen Ge-<lb/>
buͤrge gemacht worden, auf den Alpen, die doch viel hoͤ-<lb/>
her ſind, niemals mit eben dieſem Fortgange wiederho-<lb/>
len koͤnnen.</p><lb/><p>Vielleicht waͤre dieſes wahr, wenn man die hoͤchſte<lb/>
Felſen beſteigen koͤnnte, welche von allen Seiten frei in<lb/>
die Luft aufgethuͤrmt ſind. Doch ſo weit koͤmmt man<lb/>ſchwerlich jemals, und es befinden ſich noch immer eini-<lb/>
ge umliegende Felſen, welche den Schall vielmehr ver-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R r 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſtaͤrken.</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[629/0647]
II. Abſchnitt. Werkzeug.
derjenige Schall, welchen man in einer erhizzten Luft
hervorbringt, weiter gehoͤrt wird (n). Er waͤchſet zu-
gleich, wenn die Luft von Mauren eingeſchraͤnkt wird,
und nicht ausweichen kann (o).
Folglich erhellet, daß man die Lebhaftigkeit eines
Schalles, entweder blos durch die Verdichtung, wie in
der Glokke, in welche man zwo Atmoſphaͤren einſchlief-
ſet (p), oder blos durch die Elaſticitaͤt, wie in einer
erwaͤrmten, und zugleich verſchloſſenen Luft, oder endlich
auf beiderlei Art verſtaͤrken koͤnne, wenn man die Dich-
tigkeit und Elaſticitaͤt anwachſen laͤßt, wie an der unter-
irrdiſchen, und zugleich erwaͤrmten und verſchloſſenen
Luft zu ſehen iſt.
Dahingegen vermindert ſich der Schall in einer leich-
tern oder weniger elaſtiſchen, oder zugleich leichten und
unelaſtiſchen Luft. Man kann in einer regnigen, nebli-
chen Luft, und dieſe hat eine Menge unelaſtiſcher Theil-
chen bei ſich, kaum den Schall vernehmen (q). Man
ſagt, daß man auf den hoͤchſten Bergen, wegen der duͤn-
nen Luft (r), den Flintenknall nur ſchwach hoͤre: allein
wir haben dieſen Verſuch, der auf dem Karpatiſchen Ge-
buͤrge gemacht worden, auf den Alpen, die doch viel hoͤ-
her ſind, niemals mit eben dieſem Fortgange wiederho-
len koͤnnen.
Vielleicht waͤre dieſes wahr, wenn man die hoͤchſte
Felſen beſteigen koͤnnte, welche von allen Seiten frei in
die Luft aufgethuͤrmt ſind. Doch ſo weit koͤmmt man
ſchwerlich jemals, und es befinden ſich noch immer eini-
ge umliegende Felſen, welche den Schall vielmehr ver-
ſtaͤrken.
(n)
IDEM, num. 2354. ZA-
NOTTI, Comm. Bonon. Vol. l.
p. 173.
(o) NOLLET, Leçons de
phyſ. p. 432. ſeqq.
(p)
L. VIII. p. 204.
(q) TAGLINI, de aëre p. 234.
BARTOLI, p. 75.
(r) FROELICH, apud VA-
RENIUM, in Geograph.
R r 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/647>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.