schmakk angenem und wie Mandelmilch ist. Der Ge- ruch, den der Käse und das angelaufene Fleisch von Vö- geln und vierfüßigen Thieren von sich giebt, begleitet den Geschmakk mit einer grossen Annemlichkeit.
Folglich leite ich den Unterschied zwischen dem schmakk- haften und riechendem nicht blos von den feinern Werk- zeugen, und den mehr entblösten Nerven im Geruche her; denn sonst würden Dinge, welche den stumpfern Sinn, den Geschmakk, in Bewegung sezzen, auch den schärfern Sinn, den Geruch reizen. Allein sie erregen denselben nicht.
Es scheinet vielmehr der Geschmakk fast einzig und al- lein vom Salze herzurühren, und dazu nichts zu helfen, ob sein Grundstoff flüchtig oder nicht sei. Hingegen mus der Stoff der Gerüche notwendig ausdünsten können, und es müssen ihre Theilchen viel zärter, und mit dem Lebens- geiste oder brennlichen Wesen vermittelst der Wärme, oder Fäulnis höchst verfeinert und verbunden sein, wel- ches zugleich eine Narung für das Feuer, und die Ma- terie der Elektricität ist (q). Darinnen kommen beide Sinnen mit einander überein, daß sie etwas stechendes erfordern, welches ihre Nerven in Bewegung sezzen kann, das übrige mag so verschieden sein, als es will.
Jch empfehle diesen geringen Versuch den Kennern der Naturkräfte, und denen welche mehr Musse, als ich haben, zur Verbesserung und bessern Ausarbeitung.
Drit-
(q)p. 156.
Der Geruch. XIV. Buch.
ſchmakk angenem und wie Mandelmilch iſt. Der Ge- ruch, den der Kaͤſe und das angelaufene Fleiſch von Voͤ- geln und vierfuͤßigen Thieren von ſich giebt, begleitet den Geſchmakk mit einer groſſen Annemlichkeit.
Folglich leite ich den Unterſchied zwiſchen dem ſchmakk- haften und riechendem nicht blos von den feinern Werk- zeugen, und den mehr entbloͤſten Nerven im Geruche her; denn ſonſt wuͤrden Dinge, welche den ſtumpfern Sinn, den Geſchmakk, in Bewegung ſezzen, auch den ſchaͤrfern Sinn, den Geruch reizen. Allein ſie erregen denſelben nicht.
Es ſcheinet vielmehr der Geſchmakk faſt einzig und al- lein vom Salze herzuruͤhren, und dazu nichts zu helfen, ob ſein Grundſtoff fluͤchtig oder nicht ſei. Hingegen mus der Stoff der Geruͤche notwendig ausduͤnſten koͤnnen, und es muͤſſen ihre Theilchen viel zaͤrter, und mit dem Lebens- geiſte oder brennlichen Weſen vermittelſt der Waͤrme, oder Faͤulnis hoͤchſt verfeinert und verbunden ſein, wel- ches zugleich eine Narung fuͤr das Feuer, und die Ma- terie der Elektricitaͤt iſt (q). Darinnen kommen beide Sinnen mit einander uͤberein, daß ſie etwas ſtechendes erfordern, welches ihre Nerven in Bewegung ſezzen kann, das uͤbrige mag ſo verſchieden ſein, als es will.
Jch empfehle dieſen geringen Verſuch den Kennern der Naturkraͤfte, und denen welche mehr Muſſe, als ich haben, zur Verbeſſerung und beſſern Ausarbeitung.
Drit-
(q)p. 156.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0520"n="502"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Geruch. <hirendition="#aq">XIV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>ſchmakk angenem und wie Mandelmilch iſt. Der Ge-<lb/>
ruch, den der Kaͤſe und das angelaufene Fleiſch von Voͤ-<lb/>
geln und vierfuͤßigen Thieren von ſich giebt, begleitet den<lb/>
Geſchmakk mit einer groſſen Annemlichkeit.</p><lb/><p>Folglich leite ich den Unterſchied zwiſchen dem ſchmakk-<lb/>
haften und riechendem nicht blos von den feinern Werk-<lb/>
zeugen, und den mehr entbloͤſten Nerven im Geruche<lb/>
her; denn ſonſt wuͤrden Dinge, welche den ſtumpfern<lb/>
Sinn, den Geſchmakk, in Bewegung ſezzen, auch den<lb/>ſchaͤrfern Sinn, den Geruch reizen. Allein ſie erregen<lb/>
denſelben nicht.</p><lb/><p>Es ſcheinet vielmehr der Geſchmakk faſt einzig und al-<lb/>
lein vom Salze herzuruͤhren, und dazu nichts zu helfen, ob<lb/>ſein Grundſtoff fluͤchtig oder nicht ſei. Hingegen mus<lb/>
der Stoff der Geruͤche notwendig ausduͤnſten koͤnnen, und<lb/>
es muͤſſen ihre Theilchen viel zaͤrter, und mit dem Lebens-<lb/>
geiſte oder brennlichen Weſen vermittelſt der Waͤrme,<lb/>
oder Faͤulnis hoͤchſt verfeinert und verbunden ſein, wel-<lb/>
ches zugleich eine Narung fuͤr das Feuer, und die Ma-<lb/>
terie der Elektricitaͤt iſt <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">p.</hi> 156.</note>. Darinnen kommen beide<lb/>
Sinnen mit einander uͤberein, daß ſie etwas ſtechendes<lb/>
erfordern, welches ihre Nerven in Bewegung ſezzen kann,<lb/>
das uͤbrige mag ſo verſchieden ſein, als es will.</p><lb/><p>Jch empfehle dieſen geringen Verſuch den Kennern<lb/>
der Naturkraͤfte, und denen welche mehr Muſſe, als ich<lb/>
haben, zur Verbeſſerung und beſſern Ausarbeitung.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Drit-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[502/0520]
Der Geruch. XIV. Buch.
ſchmakk angenem und wie Mandelmilch iſt. Der Ge-
ruch, den der Kaͤſe und das angelaufene Fleiſch von Voͤ-
geln und vierfuͤßigen Thieren von ſich giebt, begleitet den
Geſchmakk mit einer groſſen Annemlichkeit.
Folglich leite ich den Unterſchied zwiſchen dem ſchmakk-
haften und riechendem nicht blos von den feinern Werk-
zeugen, und den mehr entbloͤſten Nerven im Geruche
her; denn ſonſt wuͤrden Dinge, welche den ſtumpfern
Sinn, den Geſchmakk, in Bewegung ſezzen, auch den
ſchaͤrfern Sinn, den Geruch reizen. Allein ſie erregen
denſelben nicht.
Es ſcheinet vielmehr der Geſchmakk faſt einzig und al-
lein vom Salze herzuruͤhren, und dazu nichts zu helfen, ob
ſein Grundſtoff fluͤchtig oder nicht ſei. Hingegen mus
der Stoff der Geruͤche notwendig ausduͤnſten koͤnnen, und
es muͤſſen ihre Theilchen viel zaͤrter, und mit dem Lebens-
geiſte oder brennlichen Weſen vermittelſt der Waͤrme,
oder Faͤulnis hoͤchſt verfeinert und verbunden ſein, wel-
ches zugleich eine Narung fuͤr das Feuer, und die Ma-
terie der Elektricitaͤt iſt (q). Darinnen kommen beide
Sinnen mit einander uͤberein, daß ſie etwas ſtechendes
erfordern, welches ihre Nerven in Bewegung ſezzen kann,
das uͤbrige mag ſo verſchieden ſein, als es will.
Jch empfehle dieſen geringen Verſuch den Kennern
der Naturkraͤfte, und denen welche mehr Muſſe, als ich
haben, zur Verbeſſerung und beſſern Ausarbeitung.
Drit-
(q) p. 156.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/520>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.