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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Werkzeug.
nommen, im Gefässe trokken, geschmaklos und zugleich
ohne Geruch zurükke zu bleiben. Endlich verliert man
in Schnupfen (m*) Geruch und Geschmakk zu gleich.
Hierzu fügt man noch, daß diejenigen Membranen, wel-
che beide Sinnen bedienen, einander gleich sind (n).

Und dennoch stekkt in beiden Grundstoffen ein ganz
deutlicher Unterschied (o). Es giebt nämlich in der That
heftig riechende Sachen, welche kaum einigen Geschmakk
haben; so wie es Körper von scharfen Geschmakke giebt,
die ohne Geruch sind. So riechen die Blumen der Nel-
ken schön, ob ihr Geschmakk gleich von keiner Bedeu-
tung ist, und eben diese Beschaffenheit hat es auch mit
der Lilie, Viole, Rose, mit den meisten Blumen, mit
dem Sandelholze, und mit andern wohlriechenden Höl-
zern.

Dahingegen haben die Mittelsalze, und die laugen-
haften Salze keinen Geruch, und dennoch einen durch-
dringenden Geschmakk.

Man hat auch angenehme Gerüche, wenn der Ge-
schmakk unangenem ist, und so umgekehrt. Angenehm
riecht die Lilie und Zitronenschale, obgleich ihr Geschmakk
sehr bitter ist. Das Oel Gayeput düftet einen sehr an-
genemen Geruch von sich, ob es gleich im Munde übel
schmekkt, und man findet nichts angenemes im Geschmak-
ke an denjenigen Gerüchen, welche man von Thieren
hernimmt. Da die Fäulnis den Geruch vermehrt, so
zerstört und verwirrt sie den Geschmakk, und sie macht
dasjenige geschmakklos, was sonst höchst angenem roch.

Dahingegen ist der Geruch des durionis unangenem
(p), und wie an verfaulten Zwiebeln, ob gleich der Ge-

schmakk
(m*) [Spaltenumbruch] HARTLEY, p. 180 auch
im polypo. LEURET de polyp.
p.
359.
(n) le GAT I. c.
(o) [Spaltenumbruch] Conf. P. G. ANDREAE MüL-
LER, rationes in I.
Nebenstun-
den
p. 68.
(p) RUMPE, herbar. Amboin.
L. L. c.
24.
J i 3

II. Abſchnitt. Werkzeug.
nommen, im Gefaͤſſe trokken, geſchmaklos und zugleich
ohne Geruch zuruͤkke zu bleiben. Endlich verliert man
in Schnupfen (m*) Geruch und Geſchmakk zu gleich.
Hierzu fuͤgt man noch, daß diejenigen Membranen, wel-
che beide Sinnen bedienen, einander gleich ſind (n).

Und dennoch ſtekkt in beiden Grundſtoffen ein ganz
deutlicher Unterſchied (o). Es giebt naͤmlich in der That
heftig riechende Sachen, welche kaum einigen Geſchmakk
haben; ſo wie es Koͤrper von ſcharfen Geſchmakke giebt,
die ohne Geruch ſind. So riechen die Blumen der Nel-
ken ſchoͤn, ob ihr Geſchmakk gleich von keiner Bedeu-
tung iſt, und eben dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit
der Lilie, Viole, Roſe, mit den meiſten Blumen, mit
dem Sandelholze, und mit andern wohlriechenden Hoͤl-
zern.

Dahingegen haben die Mittelſalze, und die laugen-
haften Salze keinen Geruch, und dennoch einen durch-
dringenden Geſchmakk.

Man hat auch angenehme Geruͤche, wenn der Ge-
ſchmakk unangenem iſt, und ſo umgekehrt. Angenehm
riecht die Lilie und Zitronenſchale, obgleich ihr Geſchmakk
ſehr bitter iſt. Das Oel Gayeput duͤftet einen ſehr an-
genemen Geruch von ſich, ob es gleich im Munde uͤbel
ſchmekkt, und man findet nichts angenemes im Geſchmak-
ke an denjenigen Geruͤchen, welche man von Thieren
hernimmt. Da die Faͤulnis den Geruch vermehrt, ſo
zerſtoͤrt und verwirrt ſie den Geſchmakk, und ſie macht
dasjenige geſchmakklos, was ſonſt hoͤchſt angenem roch.

Dahingegen iſt der Geruch des durionis unangenem
(p), und wie an verfaulten Zwiebeln, ob gleich der Ge-

ſchmakk
(m*) [Spaltenumbruch] HARTLEY, p. 180 auch
im polypo. LEURET de polyp.
p.
359.
(n) le GAT I. c.
(o) [Spaltenumbruch] Conf. P. G. ANDREÆ MüL-
LER, rationes in I.
Nebenſtun-
den
p. 68.
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L. L. c.
24.
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[501/0519] II. Abſchnitt. Werkzeug. nommen, im Gefaͤſſe trokken, geſchmaklos und zugleich ohne Geruch zuruͤkke zu bleiben. Endlich verliert man in Schnupfen (m*) Geruch und Geſchmakk zu gleich. Hierzu fuͤgt man noch, daß diejenigen Membranen, wel- che beide Sinnen bedienen, einander gleich ſind (n). Und dennoch ſtekkt in beiden Grundſtoffen ein ganz deutlicher Unterſchied (o). Es giebt naͤmlich in der That heftig riechende Sachen, welche kaum einigen Geſchmakk haben; ſo wie es Koͤrper von ſcharfen Geſchmakke giebt, die ohne Geruch ſind. So riechen die Blumen der Nel- ken ſchoͤn, ob ihr Geſchmakk gleich von keiner Bedeu- tung iſt, und eben dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit der Lilie, Viole, Roſe, mit den meiſten Blumen, mit dem Sandelholze, und mit andern wohlriechenden Hoͤl- zern. Dahingegen haben die Mittelſalze, und die laugen- haften Salze keinen Geruch, und dennoch einen durch- dringenden Geſchmakk. Man hat auch angenehme Geruͤche, wenn der Ge- ſchmakk unangenem iſt, und ſo umgekehrt. Angenehm riecht die Lilie und Zitronenſchale, obgleich ihr Geſchmakk ſehr bitter iſt. Das Oel Gayeput duͤftet einen ſehr an- genemen Geruch von ſich, ob es gleich im Munde uͤbel ſchmekkt, und man findet nichts angenemes im Geſchmak- ke an denjenigen Geruͤchen, welche man von Thieren hernimmt. Da die Faͤulnis den Geruch vermehrt, ſo zerſtoͤrt und verwirrt ſie den Geſchmakk, und ſie macht dasjenige geſchmakklos, was ſonſt hoͤchſt angenem roch. Dahingegen iſt der Geruch des durionis unangenem (p), und wie an verfaulten Zwiebeln, ob gleich der Ge- ſchmakk (m*) HARTLEY, p. 180 auch im polypo. LEURET de polyp. p. 359. (n) le GAT I. c. (o) Conf. P. G. ANDREÆ MüL- LER, rationes in I. Nebenſtun- den p. 68. (p) RUMPE, herbar. Amboin. L. L. c. 24. J i 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/519>, abgerufen am 22.11.2024.