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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Werkzeug.
nicht, wenn man ihn im Feuer verflüchtigt, zugleich ei-
nen Geruch ausbreiten sollte.

Mit einem Worte, es ist die Wärme die Mutter des
Geruches, und man kann sich also nicht wundern, daß
sie die Kräfte der Gerüche so sehr verfeinert (u*); eben
dieses wird auch von dem Reiben, wodurch das Feuer
nachgeahmt, und ebenfalls Wärme erzeuget wird, erhal-
ten (x).

Jch bin indessen nicht dawider, daß man nicht auch
durch andre Ursachen, als durch die Auflösung und durch
Vermischung Gerüche auf allerlei Art verändern, und
vermehren könne. Wir haben bereits erwähnt, daß aus
Vermischung stinkender Gummen ein angenemer Geruch
hervorgebracht werden könne (y). Cäsalpinus be-
merkt, daß Melilotenwasser, welches sehr wenig riecht,
den Geruch aller stark riechenden Körper vermehrt, und
Boyle zeigt, daß der schwache Geruch des wahren Ambra
(z), wenn man ein wenig Biesam und Zibet zufügt, aus-
nehmend stärker gemacht werde. Von dem stinkenden
Vitriolöle, und dem nicht sehr lieblich riechenden Wein-
geiste, wird eine angenehmriechende Mischung (a). Da-
hingegen steiget aus dem, mit Salmiaksalze gemengten
Kalke so gleich ein harnhafter Geruch auf (b), und es
entstehet ein Schwefelgestank, wenn man Terpentinöl (c)
mit Vitriolöl zusammen giesset.

Eben so wohl entstehen starke Gerüche durch die Auf-
lösung, z. E. des Eisens von einer mineralischen Säure,
des Schwefels, den ein Lauchenholz zernagt, und in an-
dern unzälbaren Versuchen mehr, so wie sich auch ange-
neme Gerüche, wofern man dem Versuche des Boyle

trauen
(u*) [Spaltenumbruch] PIVATI reflessioni p. 29.
(x) Das Büchenholz erlangt
unter dem Dreheisen des Drechs-
lers einen angenemen Geruch,
BOYLE de mechan. orig. forma,
et qualitate p.
135.
(y) [Spaltenumbruch] p. 163. 164.
(z) BOYLE p. 147.
(a) Add. p. 120. 136. 137.
(b) Idem exp. I. p. 131.
(c) Idem exp. III. p. 132. 133.
H. Phisiol. 5. B. J i

II. Abſchnitt. Werkzeug.
nicht, wenn man ihn im Feuer verfluͤchtigt, zugleich ei-
nen Geruch ausbreiten ſollte.

Mit einem Worte, es iſt die Waͤrme die Mutter des
Geruches, und man kann ſich alſo nicht wundern, daß
ſie die Kraͤfte der Geruͤche ſo ſehr verfeinert (u*); eben
dieſes wird auch von dem Reiben, wodurch das Feuer
nachgeahmt, und ebenfalls Waͤrme erzeuget wird, erhal-
ten (x).

Jch bin indeſſen nicht dawider, daß man nicht auch
durch andre Urſachen, als durch die Aufloͤſung und durch
Vermiſchung Geruͤche auf allerlei Art veraͤndern, und
vermehren koͤnne. Wir haben bereits erwaͤhnt, daß aus
Vermiſchung ſtinkender Gummen ein angenemer Geruch
hervorgebracht werden koͤnne (y). Caͤſalpinus be-
merkt, daß Melilotenwaſſer, welches ſehr wenig riecht,
den Geruch aller ſtark riechenden Koͤrper vermehrt, und
Boyle zeigt, daß der ſchwache Geruch des wahren Ambra
(z), wenn man ein wenig Bieſam und Zibet zufuͤgt, aus-
nehmend ſtaͤrker gemacht werde. Von dem ſtinkenden
Vitrioloͤle, und dem nicht ſehr lieblich riechenden Wein-
geiſte, wird eine angenehmriechende Miſchung (a). Da-
hingegen ſteiget aus dem, mit Salmiakſalze gemengten
Kalke ſo gleich ein harnhafter Geruch auf (b), und es
entſtehet ein Schwefelgeſtank, wenn man Terpentinoͤl (c)
mit Vitrioloͤl zuſammen gieſſet.

Eben ſo wohl entſtehen ſtarke Geruͤche durch die Auf-
loͤſung, z. E. des Eiſens von einer mineraliſchen Saͤure,
des Schwefels, den ein Lauchenholz zernagt, und in an-
dern unzaͤlbaren Verſuchen mehr, ſo wie ſich auch ange-
neme Geruͤche, wofern man dem Verſuche des Boyle

trauen
(u*) [Spaltenumbruch] PIVATI refleſſioni p. 29.
(x) Das Buͤchenholz erlangt
unter dem Dreheiſen des Drechs-
lers einen angenemen Geruch,
BOYLE de mechan. orig. forma,
et qualitate p.
135.
(y) [Spaltenumbruch] p. 163. 164.
(z) BOYLE p. 147.
(a) Add. p. 120. 136. 137.
(b) Idem exp. I. p. 131.
(c) Idem exp. III. p. 132. 133.
H. Phiſiol. 5. B. J i
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[497/0515] II. Abſchnitt. Werkzeug. nicht, wenn man ihn im Feuer verfluͤchtigt, zugleich ei- nen Geruch ausbreiten ſollte. Mit einem Worte, es iſt die Waͤrme die Mutter des Geruches, und man kann ſich alſo nicht wundern, daß ſie die Kraͤfte der Geruͤche ſo ſehr verfeinert (u*); eben dieſes wird auch von dem Reiben, wodurch das Feuer nachgeahmt, und ebenfalls Waͤrme erzeuget wird, erhal- ten (x). Jch bin indeſſen nicht dawider, daß man nicht auch durch andre Urſachen, als durch die Aufloͤſung und durch Vermiſchung Geruͤche auf allerlei Art veraͤndern, und vermehren koͤnne. Wir haben bereits erwaͤhnt, daß aus Vermiſchung ſtinkender Gummen ein angenemer Geruch hervorgebracht werden koͤnne (y). Caͤſalpinus be- merkt, daß Melilotenwaſſer, welches ſehr wenig riecht, den Geruch aller ſtark riechenden Koͤrper vermehrt, und Boyle zeigt, daß der ſchwache Geruch des wahren Ambra (z), wenn man ein wenig Bieſam und Zibet zufuͤgt, aus- nehmend ſtaͤrker gemacht werde. Von dem ſtinkenden Vitrioloͤle, und dem nicht ſehr lieblich riechenden Wein- geiſte, wird eine angenehmriechende Miſchung (a). Da- hingegen ſteiget aus dem, mit Salmiakſalze gemengten Kalke ſo gleich ein harnhafter Geruch auf (b), und es entſtehet ein Schwefelgeſtank, wenn man Terpentinoͤl (c) mit Vitrioloͤl zuſammen gieſſet. Eben ſo wohl entſtehen ſtarke Geruͤche durch die Auf- loͤſung, z. E. des Eiſens von einer mineraliſchen Saͤure, des Schwefels, den ein Lauchenholz zernagt, und in an- dern unzaͤlbaren Verſuchen mehr, ſo wie ſich auch ange- neme Geruͤche, wofern man dem Verſuche des Boyle trauen (u*) PIVATI refleſſioni p. 29. (x) Das Buͤchenholz erlangt unter dem Dreheiſen des Drechs- lers einen angenemen Geruch, BOYLE de mechan. orig. forma, et qualitate p. 135. (y) p. 163. 164. (z) BOYLE p. 147. (a) Add. p. 120. 136. 137. (b) Idem exp. I. p. 131. (c) Idem exp. III. p. 132. 133. H. Phiſiol. 5. B. J i

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/515>, abgerufen am 22.11.2024.