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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Geruch. XIV. Buch.
der Buttermilch, gekauten Papiere (i), Mäusen (i*),
Violen (k), Nachteulen (l), Ferkeln, Pflaumen (m) und
unzälichen andern Dingen bei den Schriftstellern lesen (n),
wobei der Geruch, wofern es kein Scherz gewesen, die
Hauptsache ausmacht.

Nicht nur an Frauenspersonen, sondern auch an den
stärksten Mannspersonen bringen die scharfen Gerüche ein
übermäßiges Niesen hervor (n*).

Wir wollen von der Gewalt der Gifte etwas weniges
mit anführen: es ist das Beispiel der Klapperschlange
sehr bekannt, welche nach einstimmigem Berichte der Rei-
sebeschreibungen nach dem nördlichen Amerika, die Vögel,
Mäuse, und Eichhörner veranlassen soll (n**), sich in
ihren Rachen, ob sie gleich stille liegt, zu werfen. Man
schreibt, daß sie einen heftigen Gestank ausdünste (o),
andre wollen, daß sie, wärend ihrer Bezauberung, nach
Mosch riechen soll (p). Wenn an dieser Geschichte was
wahres ist, so mag dieser Geruch, der heftig ist, bei dem
elenden Thiere vielleicht dergleichen Uebel anrichten,
als die ebengedachte starke Gerüche dem Menschen zufü-
gen. Eine Wieselart maritacaca verursacht, blos durch
ihren häslichen Gestank (q), Ohnmachten, und sie scheint
mit dem, vom Kalm (r) beschriebnen Stinktthiere einer-
lei zu sein. Boerhaave (s) pflegte, wie ich jezzo ge-
funden, nach dem Delrius (t), zu erzählen, daß wenn

man
(i) [Spaltenumbruch] MENTZ de antipath. phys.
(i*) MURATORI forza della
fantas
(k) BARTHOLIN Cent. III.
hist.
28.
(l) VALISNER. gal. min. l c.
(m) DES LANDES T. l. p. 138.
(n) SACHS gammarolog. pag.
583. Frisch seltsame Händel. T. I.
p. 56. SCHURIG chysolog. p. 130.
BIERLING l. c.
u. f. marcell.
DONAT. p. 624. s. CAMER. Cent.
memor. II. p. 26. 27. SCHOCK
advers. casei. p.
225. u. f.
(n*) [Spaltenumbruch] L. VIII.
(n**) Die Nachtigall Mocking.
bird KIRKPATRIX. ed. II. p.
15.
(o) I. KALM in K. Swensk
Acad. Handl.
1752. Viertheiljahr
4. 1753. Vierth. 1.
(p) KIRKPATRIX. l. c.
(q) PISO hist. natur. Brasil. p.
324. Voyages aux terres australes
T. II. p.
174.
(r) In american. Resa. T. II.
(s) Praelecti. T. IV. p. 77.
(t) Disquisit. magicar.

Der Geruch. XIV. Buch.
der Buttermilch, gekauten Papiere (i), Maͤuſen (i*),
Violen (k), Nachteulen (l), Ferkeln, Pflaumen (m) und
unzaͤlichen andern Dingen bei den Schriftſtellern leſen (n),
wobei der Geruch, wofern es kein Scherz geweſen, die
Hauptſache ausmacht.

Nicht nur an Frauensperſonen, ſondern auch an den
ſtaͤrkſten Mannsperſonen bringen die ſcharfen Geruͤche ein
uͤbermaͤßiges Nieſen hervor (n*).

Wir wollen von der Gewalt der Gifte etwas weniges
mit anfuͤhren: es iſt das Beiſpiel der Klapperſchlange
ſehr bekannt, welche nach einſtimmigem Berichte der Rei-
ſebeſchreibungen nach dem noͤrdlichen Amerika, die Voͤgel,
Maͤuſe, und Eichhoͤrner veranlaſſen ſoll (n**), ſich in
ihren Rachen, ob ſie gleich ſtille liegt, zu werfen. Man
ſchreibt, daß ſie einen heftigen Geſtank ausduͤnſte (o),
andre wollen, daß ſie, waͤrend ihrer Bezauberung, nach
Moſch riechen ſoll (p). Wenn an dieſer Geſchichte was
wahres iſt, ſo mag dieſer Geruch, der heftig iſt, bei dem
elenden Thiere vielleicht dergleichen Uebel anrichten,
als die ebengedachte ſtarke Geruͤche dem Menſchen zufuͤ-
gen. Eine Wieſelart maritacaca verurſacht, blos durch
ihren haͤslichen Geſtank (q), Ohnmachten, und ſie ſcheint
mit dem, vom Kalm (r) beſchriebnen Stinktthiere einer-
lei zu ſein. Boerhaave (s) pflegte, wie ich jezzo ge-
funden, nach dem Delrius (t), zu erzaͤhlen, daß wenn

man
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(i*) MURATORI forza della
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(k) BARTHOLIN Cent. III.
hiſt.
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BIERLING l. c.
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DONAT. p. 624. ſ. CAMER. Cent.
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adverſ. caſei. p.
225. u. f.
(n*) [Spaltenumbruch] L. VIII.
(n**) Die Nachtigall Mocking.
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15.
(o) I. KALM in K. Swenſk
Acad. Handl.
1752. Viertheiljahr
4. 1753. Vierth. 1.
(p) KIRKPATRIX. l. c.
(q) PISO hiſt. natur. Braſil. p.
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T. II. p.
174.
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[482/0500] Der Geruch. XIV. Buch. der Buttermilch, gekauten Papiere (i), Maͤuſen (i*), Violen (k), Nachteulen (l), Ferkeln, Pflaumen (m) und unzaͤlichen andern Dingen bei den Schriftſtellern leſen (n), wobei der Geruch, wofern es kein Scherz geweſen, die Hauptſache ausmacht. Nicht nur an Frauensperſonen, ſondern auch an den ſtaͤrkſten Mannsperſonen bringen die ſcharfen Geruͤche ein uͤbermaͤßiges Nieſen hervor (n*). Wir wollen von der Gewalt der Gifte etwas weniges mit anfuͤhren: es iſt das Beiſpiel der Klapperſchlange ſehr bekannt, welche nach einſtimmigem Berichte der Rei- ſebeſchreibungen nach dem noͤrdlichen Amerika, die Voͤgel, Maͤuſe, und Eichhoͤrner veranlaſſen ſoll (n**), ſich in ihren Rachen, ob ſie gleich ſtille liegt, zu werfen. Man ſchreibt, daß ſie einen heftigen Geſtank ausduͤnſte (o), andre wollen, daß ſie, waͤrend ihrer Bezauberung, nach Moſch riechen ſoll (p). Wenn an dieſer Geſchichte was wahres iſt, ſo mag dieſer Geruch, der heftig iſt, bei dem elenden Thiere vielleicht dergleichen Uebel anrichten, als die ebengedachte ſtarke Geruͤche dem Menſchen zufuͤ- gen. Eine Wieſelart maritacaca verurſacht, blos durch ihren haͤslichen Geſtank (q), Ohnmachten, und ſie ſcheint mit dem, vom Kalm (r) beſchriebnen Stinktthiere einer- lei zu ſein. Boerhaave (s) pflegte, wie ich jezzo ge- funden, nach dem Delrius (t), zu erzaͤhlen, daß wenn man (i) MENTZ de antipath. phyſ. (i*) MURATORI forza della fantaſ (k) BARTHOLIN Cent. III. hiſt. 28. (l) VALISNER. gal. min. l c. (m) DES LANDES T. l. p. 138. (n) SACHS gammarolog. pag. 583. Friſch ſeltſame Haͤndel. T. I. p. 56. SCHURIG chyſolog. p. 130. BIERLING l. c. u. f. marcell. DONAT. p. 624. ſ. CAMER. Cent. memor. II. p. 26. 27. SCHOCK adverſ. caſei. p. 225. u. f. (n*) L. VIII. (n**) Die Nachtigall Mocking. bird KIRKPATRIX. ed. II. p. 15. (o) I. KALM in K. Swenſk Acad. Handl. 1752. Viertheiljahr 4. 1753. Vierth. 1. (p) KIRKPATRIX. l. c. (q) PISO hiſt. natur. Braſil. p. 324. Voyages aux terres auſtrales T. II. p. 174. (r) In american. Reſa. T. II. (s) Praelecti. T. IV. p. 77. (t) Disquiſit. magicar.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/500>, abgerufen am 16.07.2024.