dennoch von neuem wieder erwekkt werden, wenn man den, nach dem Tode unbeweglich gewordnen, Muskel in Stükke zerschneidet (f).
Endlich so gehöret vieles, was berümte Männer vor wahr angegeben, zu derjenigen Bewegung, welche über- haupt von den Nerven in die Muskelfäser übergetragen wird, und welche nach aufgehobner Gemeinschaft mit den Nerven von selbsten wegfällt und aufhört. Man gibt aber diejenige Bewegung, welche wir sogleich beschreiben wollen, nach der Zusammenziehungskraft als eine Zugabe zu, da doch die zusammenziehende Kraft ohne alle Hülfe der Nerven fortdauren kann.
Es heben ferner Dinge, welche die Reizbarkeit auf- heben, dennoch nicht eben die Empfindung auf. Es hem- met der beizende Rauch die Reizbarkeit (g), da doch der- gleichen Dämfe vielmehr den Schmerz rege machen. Schwächliche Körper empfinden stärker, starke hingegen wemger (h).
Es mindert das Opium das Empfindungsvermögen, und es zerstört die zusammenziehende Kraft, oder den To- nus des Magens, der Gedärmen, und des Regenbogens im Auge. Es schadet aber übrigens dem Herzen nicht, indem das Leben fortdauret (i), indessen daß die übrigen gedachte Bewegungen aufgehoben werden, und sich viel- mehr der Umlauf des Geblütes, nach dem Gebrauche des Opium, noch verstärket (k).
Was
(f)[Spaltenumbruch]pag. 453. Die nach dem Tode noch daurende Kraft kömmt nicht von den Nerven her. Denn der Nerve des achten Paares gibt, ausser dem Magen, noch vielen Theilen die Bewegung. Doch hat das der Magen allein voraus, daß er sich nach dem Tode zusammen- zieht. LEVELING. pylor. pag 19.
(g)[Spaltenumbruch]CALDANI II. p. 369. VANDENBOS. Exp. 13. BIK- KER. p. 40.
(k)VOUNGE. tr. on Opium p. 161. TRALLES. Opii usus salubris et noxius, T. I. pag 89. 194.
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
dennoch von neuem wieder erwekkt werden, wenn man den, nach dem Tode unbeweglich gewordnen, Muſkel in Stuͤkke zerſchneidet (f).
Endlich ſo gehoͤret vieles, was beruͤmte Maͤnner vor wahr angegeben, zu derjenigen Bewegung, welche uͤber- haupt von den Nerven in die Muſkelfaͤſer uͤbergetragen wird, und welche nach aufgehobner Gemeinſchaft mit den Nerven von ſelbſten wegfaͤllt und aufhoͤrt. Man gibt aber diejenige Bewegung, welche wir ſogleich beſchreiben wollen, nach der Zuſammenziehungskraft als eine Zugabe zu, da doch die zuſammenziehende Kraft ohne alle Huͤlfe der Nerven fortdauren kann.
Es heben ferner Dinge, welche die Reizbarkeit auf- heben, dennoch nicht eben die Empfindung auf. Es hem- met der beizende Rauch die Reizbarkeit (g), da doch der- gleichen Daͤmfe vielmehr den Schmerz rege machen. Schwaͤchliche Koͤrper empfinden ſtaͤrker, ſtarke hingegen wemger (h).
Es mindert das Opium das Empfindungsvermoͤgen, und es zerſtoͤrt die zuſammenziehende Kraft, oder den To- nus des Magens, der Gedaͤrmen, und des Regenbogens im Auge. Es ſchadet aber uͤbrigens dem Herzen nicht, indem das Leben fortdauret (i), indeſſen daß die uͤbrigen gedachte Bewegungen aufgehoben werden, und ſich viel- mehr der Umlauf des Gebluͤtes, nach dem Gebrauche des Opium, noch verſtaͤrket (k).
Was
(f)[Spaltenumbruch]pag. 453. Die nach dem Tode noch daurende Kraft koͤmmt nicht von den Nerven her. Denn der Nerve des achten Paares gibt, auſſer dem Magen, noch vielen Theilen die Bewegung. Doch hat das der Magen allein voraus, daß er ſich nach dem Tode zuſammen- zieht. LEVELING. pylor. pag 19.
(g)[Spaltenumbruch]CALDANI II. p. 369. VANDENBOS. Exp. 13. BIK- KER. p. 40.
(k)VOUNGE. tr. on Opium p. 161. TRALLES. Opii uſus ſalubris et noxius, T. I. pag 89. 194.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0049"n="31"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Erſcheinungen.</hi></fw><lb/>
dennoch von neuem wieder erwekkt werden, wenn man<lb/>
den, nach dem Tode unbeweglich gewordnen, Muſkel in<lb/>
Stuͤkke zerſchneidet <noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq">pag.</hi> 453. Die nach dem<lb/>
Tode noch daurende Kraft koͤmmt<lb/>
nicht von den Nerven her. Denn<lb/>
der Nerve des achten Paares gibt,<lb/>
auſſer dem Magen, noch vielen<lb/>
Theilen die Bewegung. Doch hat<lb/>
das der Magen allein voraus, daß<lb/>
er ſich nach dem Tode zuſammen-<lb/>
zieht. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">LEVELING.</hi> pylor.<lb/>
pag</hi> 19.</note>.</p><lb/><p>Endlich ſo gehoͤret vieles, was beruͤmte Maͤnner vor<lb/>
wahr angegeben, zu derjenigen Bewegung, welche uͤber-<lb/>
haupt von den Nerven in die Muſkelfaͤſer uͤbergetragen<lb/>
wird, und welche nach aufgehobner Gemeinſchaft mit den<lb/>
Nerven von ſelbſten wegfaͤllt und aufhoͤrt. Man gibt<lb/>
aber diejenige Bewegung, welche wir ſogleich beſchreiben<lb/>
wollen, nach der Zuſammenziehungskraft als eine Zugabe<lb/>
zu, da doch die zuſammenziehende Kraft ohne alle Huͤlfe<lb/>
der Nerven fortdauren kann.</p><lb/><p>Es heben ferner Dinge, welche die Reizbarkeit auf-<lb/>
heben, dennoch nicht eben die Empfindung auf. Es hem-<lb/>
met der beizende Rauch die Reizbarkeit <noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CALDANI</hi> II. p. 369.<lb/><hirendition="#g">VANDENBOS.</hi> Exp. 13. <hirendition="#g">BIK-<lb/>
KER.</hi> p.</hi> 40.</note>, da doch der-<lb/>
gleichen Daͤmfe vielmehr den Schmerz rege machen.<lb/>
Schwaͤchliche Koͤrper empfinden ſtaͤrker, ſtarke hingegen<lb/>
wemger <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BATTIE.</hi> princip. p.</hi> 153.</note>.</p><lb/><p>Es mindert das Opium das Empfindungsvermoͤgen,<lb/>
und es zerſtoͤrt die zuſammenziehende Kraft, oder den To-<lb/>
nus des Magens, der Gedaͤrmen, und des Regenbogens<lb/>
im Auge. Es ſchadet aber uͤbrigens dem Herzen nicht,<lb/>
indem das Leben fortdauret <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SPROEGEL.</hi> Exp. 15.<lb/>
17. 21. 24. Second. mem. Exp.</hi><lb/>
528. 529. 531.</note>, indeſſen daß die uͤbrigen<lb/>
gedachte Bewegungen aufgehoben werden, und ſich viel-<lb/>
mehr der Umlauf des Gebluͤtes, nach dem Gebrauche des<lb/>
Opium, noch verſtaͤrket <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">VOUNGE.</hi> tr. on Opium<lb/>
p. 161. <hirendition="#g">TRALLES.</hi> Opii uſus<lb/>ſalubris et noxius, T. I. pag</hi> 89.<lb/>
194.</note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Was</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[31/0049]
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
dennoch von neuem wieder erwekkt werden, wenn man
den, nach dem Tode unbeweglich gewordnen, Muſkel in
Stuͤkke zerſchneidet (f).
Endlich ſo gehoͤret vieles, was beruͤmte Maͤnner vor
wahr angegeben, zu derjenigen Bewegung, welche uͤber-
haupt von den Nerven in die Muſkelfaͤſer uͤbergetragen
wird, und welche nach aufgehobner Gemeinſchaft mit den
Nerven von ſelbſten wegfaͤllt und aufhoͤrt. Man gibt
aber diejenige Bewegung, welche wir ſogleich beſchreiben
wollen, nach der Zuſammenziehungskraft als eine Zugabe
zu, da doch die zuſammenziehende Kraft ohne alle Huͤlfe
der Nerven fortdauren kann.
Es heben ferner Dinge, welche die Reizbarkeit auf-
heben, dennoch nicht eben die Empfindung auf. Es hem-
met der beizende Rauch die Reizbarkeit (g), da doch der-
gleichen Daͤmfe vielmehr den Schmerz rege machen.
Schwaͤchliche Koͤrper empfinden ſtaͤrker, ſtarke hingegen
wemger (h).
Es mindert das Opium das Empfindungsvermoͤgen,
und es zerſtoͤrt die zuſammenziehende Kraft, oder den To-
nus des Magens, der Gedaͤrmen, und des Regenbogens
im Auge. Es ſchadet aber uͤbrigens dem Herzen nicht,
indem das Leben fortdauret (i), indeſſen daß die uͤbrigen
gedachte Bewegungen aufgehoben werden, und ſich viel-
mehr der Umlauf des Gebluͤtes, nach dem Gebrauche des
Opium, noch verſtaͤrket (k).
Was
(f)
pag. 453. Die nach dem
Tode noch daurende Kraft koͤmmt
nicht von den Nerven her. Denn
der Nerve des achten Paares gibt,
auſſer dem Magen, noch vielen
Theilen die Bewegung. Doch hat
das der Magen allein voraus, daß
er ſich nach dem Tode zuſammen-
zieht. LEVELING. pylor.
pag 19.
(g)
CALDANI II. p. 369.
VANDENBOS. Exp. 13. BIK-
KER. p. 40.
(h) BATTIE. princip. p. 153.
(i) SPROEGEL. Exp. 15.
17. 21. 24. Second. mem. Exp.
528. 529. 531.
(k) VOUNGE. tr. on Opium
p. 161. TRALLES. Opii uſus
ſalubris et noxius, T. I. pag 89.
194.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/49>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.