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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Geschmak. XIII. Buch.
§. 5.
Die schleimige Bekleidung der Zunge.

Die Oberhaut an der Zunge ist dikke (n) und dikker,
als am übrigen Körper, einer glatten Membran änlich,
klebrig, weiß, durchgängig gleichartig, und hat von den
Wärzchen leichte Zeichnungen und Eindrükke (o): sie ist
undurchlöchert (p), ohne nur, wenn man sie von den
Wärzchen ungeschikt ablöset und sie zerreisset an derjenigen
Stelle (q), wo sie auf der Erhabenheit der Wärzchen
aufliegt; und dieses trägt sich sehr leicht zu, weil sie an
den Wärzchen fester hängt (r). Allein, man kann sie
durch das Maceriren absondern (s).

Sie ist ebenfalls wie die Oberhaut ohne Gefässe, ohne
Empfindung, und wächst wieder nach. Ein Exempel von
einer solchen abgegangnen und wieder hergestellten Beklei-
dung einer vereiterten Zunge berichtet Marcellus Do-
natus
(t). Fallop nannte es eine zottige Zungen-
rinde (t*).

Der wahre Erfinder der Struktur der Zunge am
Menschen ist entweder Johann Mery (u), der an einer
abgekochten Menschenzunge eine dikke, einfache Membran
beschreibt, die sich ganz und gar nicht in zween Theile
zertheilen läst, unter der sogleich die Wärzchen befindlich
wären, und in deren niedergedrükten Zwischenfellen die
Wärzchen lägen (x): oder auch Wilhelm Cowper (y),

wel-
(n) [Spaltenumbruch] ALBIN. c. 16. p. 65.
(o) ALBIN. p. 66. REVEN-
HORST n. 51. KAAUW n.
106.
(p) MOERS de gustu AL-
BIN
u. f.
(q) ALBIN p. 67.
(r) Idem p. 66. und an der
Haut, REVENHORST n. 51.
(s) ALBIN ibid.
(t) L. III. c. 4.
(t*) pag. 161. verwandt mit
der zottigen Rinde des Magens.
Scharfe Sachen, wie sie den
[Spaltenumbruch] Schlund und Zunge verschieden
angreifen, nennt der berümte
ADANSON preface of famil.
plants.
Auf der Zunge selbst wirkt
das Elaterium mehr auf die Wur-
zel, der Helleborus von der Spizze
gegen die Wurzel, die Gentiana
mitten auf der Zunge.
(u) Diesem schreibe ich zu, was
man beim LAMY des sens lieset.
P. I. p. 44.
(x) Jm Jahre 1687.
(y) Introduction.
Der Geſchmak. XIII. Buch.
§. 5.
Die ſchleimige Bekleidung der Zunge.

Die Oberhaut an der Zunge iſt dikke (n) und dikker,
als am uͤbrigen Koͤrper, einer glatten Membran aͤnlich,
klebrig, weiß, durchgaͤngig gleichartig, und hat von den
Waͤrzchen leichte Zeichnungen und Eindruͤkke (o): ſie iſt
undurchloͤchert (p), ohne nur, wenn man ſie von den
Waͤrzchen ungeſchikt abloͤſet und ſie zerreiſſet an derjenigen
Stelle (q), wo ſie auf der Erhabenheit der Waͤrzchen
aufliegt; und dieſes traͤgt ſich ſehr leicht zu, weil ſie an
den Waͤrzchen feſter haͤngt (r). Allein, man kann ſie
durch das Maceriren abſondern (s).

Sie iſt ebenfalls wie die Oberhaut ohne Gefaͤſſe, ohne
Empfindung, und waͤchſt wieder nach. Ein Exempel von
einer ſolchen abgegangnen und wieder hergeſtellten Beklei-
dung einer vereiterten Zunge berichtet Marcellus Do-
natus
(t). Fallop nannte es eine zottige Zungen-
rinde (t*).

Der wahre Erfinder der Struktur der Zunge am
Menſchen iſt entweder Johann Mery (u), der an einer
abgekochten Menſchenzunge eine dikke, einfache Membran
beſchreibt, die ſich ganz und gar nicht in zween Theile
zertheilen laͤſt, unter der ſogleich die Waͤrzchen befindlich
waͤren, und in deren niedergedruͤkten Zwiſchenfellen die
Waͤrzchen laͤgen (x): oder auch Wilhelm Cowper (y),

wel-
(n) [Spaltenumbruch] ALBIN. c. 16. p. 65.
(o) ALBIN. p. 66. REVEN-
HORST n. 51. KAAUW n.
106.
(p) MOERS de guſtu AL-
BIN
u. f.
(q) ALBIN p. 67.
(r) Idem p. 66. und an der
Haut, REVENHORST n. 51.
(s) ALBIN ibid.
(t) L. III. c. 4.
(t*) pag. 161. verwandt mit
der zottigen Rinde des Magens.
Scharfe Sachen, wie ſie den
[Spaltenumbruch] Schlund und Zunge verſchieden
angreifen, nennt der beruͤmte
ADANSON preface of famil.
plants.
Auf der Zunge ſelbſt wirkt
das Elaterium mehr auf die Wur-
zel, der Helleborus von der Spizze
gegen die Wurzel, die Gentiana
mitten auf der Zunge.
(u) Dieſem ſchreibe ich zu, was
man beim LAMY des ſens lieſet.
P. I. p. 44.
(x) Jm Jahre 1687.
(y) Introduction.
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[396/0414] Der Geſchmak. XIII. Buch. §. 5. Die ſchleimige Bekleidung der Zunge. Die Oberhaut an der Zunge iſt dikke (n) und dikker, als am uͤbrigen Koͤrper, einer glatten Membran aͤnlich, klebrig, weiß, durchgaͤngig gleichartig, und hat von den Waͤrzchen leichte Zeichnungen und Eindruͤkke (o): ſie iſt undurchloͤchert (p), ohne nur, wenn man ſie von den Waͤrzchen ungeſchikt abloͤſet und ſie zerreiſſet an derjenigen Stelle (q), wo ſie auf der Erhabenheit der Waͤrzchen aufliegt; und dieſes traͤgt ſich ſehr leicht zu, weil ſie an den Waͤrzchen feſter haͤngt (r). Allein, man kann ſie durch das Maceriren abſondern (s). Sie iſt ebenfalls wie die Oberhaut ohne Gefaͤſſe, ohne Empfindung, und waͤchſt wieder nach. Ein Exempel von einer ſolchen abgegangnen und wieder hergeſtellten Beklei- dung einer vereiterten Zunge berichtet Marcellus Do- natus (t). Fallop nannte es eine zottige Zungen- rinde (t*). Der wahre Erfinder der Struktur der Zunge am Menſchen iſt entweder Johann Mery (u), der an einer abgekochten Menſchenzunge eine dikke, einfache Membran beſchreibt, die ſich ganz und gar nicht in zween Theile zertheilen laͤſt, unter der ſogleich die Waͤrzchen befindlich waͤren, und in deren niedergedruͤkten Zwiſchenfellen die Waͤrzchen laͤgen (x): oder auch Wilhelm Cowper (y), wel- (n) ALBIN. c. 16. p. 65. (o) ALBIN. p. 66. REVEN- HORST n. 51. KAAUW n. 106. (p) MOERS de guſtu AL- BIN u. f. (q) ALBIN p. 67. (r) Idem p. 66. und an der Haut, REVENHORST n. 51. (s) ALBIN ibid. (t) L. III. c. 4. (t*) pag. 161. verwandt mit der zottigen Rinde des Magens. Scharfe Sachen, wie ſie den Schlund und Zunge verſchieden angreifen, nennt der beruͤmte ADANSON preface of famil. plants. Auf der Zunge ſelbſt wirkt das Elaterium mehr auf die Wur- zel, der Helleborus von der Spizze gegen die Wurzel, die Gentiana mitten auf der Zunge. (u) Dieſem ſchreibe ich zu, was man beim LAMY des ſens lieſet. P. I. p. 44. (x) Jm Jahre 1687. (y) Introduction.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/414>, abgerufen am 20.11.2024.