Nerven lassen sich hier (d) leichter als irgendswo, und auch am menschlichen Körper in die Wärzchen verfolgen, und ich habe selbige nicht selten von den Zweigen des fünften Paares bis zu den Wärzchen, sonderlich wo diese nahe an den Seiten der Zunge liegen, mit dem Messer begleitet. Das aber weis ich nicht, wie sie in dem weissen Fadengewebe ihr Ende finden (e).
Daß nun diese Wärzchen das Werkzeug zum Ge- schmakke sind, läst sich ohne Schwierigkeit zeigen. Es ist an der Zunge keine einzige, auch nicht die geringste Stelle, welche davon nicht bedekt wäre, folglich mus ein jeglicher Körper erst die Wärzchen berühren, wenn man ihn schmek- ken soll.
Man weis ferner durch Versuche, daß derjenige Theil der Zunge, wo keine sind, nicht zu kosten vermag (f), daß hingegen die Spizze der Zunge (g), wo nicht nur das Geschlecht der kegelförmigen überflüßig vorhanden ist, das gegen seine Grundfläche die gröste Oberfläche hat, sondern die auch am allerbeweglichsten ist, den schärfsten Geschmak besizt, und wir trauen also diesem Versuche, da wir erfah- ren, daß sie für allen übrigen Wärzchen das Amt zu kosten auf sich haben. Ein Theil dieser Empfindung gehört in- dessen der abgekürzten Art (i), ein Theil den schwamm- förmigen (k), und den allerkleinsten (l) zu. Lorenz Bellin(m) ist der erste, welcher durch Versuche den Sizz des Geschmakkes in den Wärzchen entdekt hat.
(h)
§. 5.
(d)[Spaltenumbruch]ALBIN mutmast, daß sie dahin gehen, p. 64.
(e) Am Kalbe zeigt es Horatius de FLORIANIS p. 175. Pedi- culi nervei FRACASSATUS p. 158. BELLIN p. 210. u. f. MALPIGHI de lingua f. 3. n. 2. LANGIUS beim SCHAMBERG de gustu n. 13.
(f) Zwischen dem Bändchen und der Spizze, BELLINUS pag. 224. 225. und zwischen den Wärz- [Spaltenumbruch]
chen. Das Fleisch kostet nicht DUVERNEY p. 259.
(g)BELLIN p. 224. 225.
(i)Idem ibid. Keins BEL- LIN pag. 225. an den Tabaks- kiebhabern, HAMBERGER p. 464.
(k)BIRR requis. ad demonstr. anat. n. 57.
(l)LUCHTMANNS ibid.
(m)loc. cit.
(h)LUCHTMANNS p. 74.
I. Abſchnitt. Werkzeug.
Nerven laſſen ſich hier (d) leichter als irgendswo, und auch am menſchlichen Koͤrper in die Waͤrzchen verfolgen, und ich habe ſelbige nicht ſelten von den Zweigen des fuͤnften Paares bis zu den Waͤrzchen, ſonderlich wo dieſe nahe an den Seiten der Zunge liegen, mit dem Meſſer begleitet. Das aber weis ich nicht, wie ſie in dem weiſſen Fadengewebe ihr Ende finden (e).
Daß nun dieſe Waͤrzchen das Werkzeug zum Ge- ſchmakke ſind, laͤſt ſich ohne Schwierigkeit zeigen. Es iſt an der Zunge keine einzige, auch nicht die geringſte Stelle, welche davon nicht bedekt waͤre, folglich mus ein jeglicher Koͤrper erſt die Waͤrzchen beruͤhren, wenn man ihn ſchmek- ken ſoll.
Man weis ferner durch Verſuche, daß derjenige Theil der Zunge, wo keine ſind, nicht zu koſten vermag (f), daß hingegen die Spizze der Zunge (g), wo nicht nur das Geſchlecht der kegelfoͤrmigen uͤberfluͤßig vorhanden iſt, das gegen ſeine Grundflaͤche die groͤſte Oberflaͤche hat, ſondern die auch am allerbeweglichſten iſt, den ſchaͤrfſten Geſchmak beſizt, und wir trauen alſo dieſem Verſuche, da wir erfah- ren, daß ſie fuͤr allen uͤbrigen Waͤrzchen das Amt zu koſten auf ſich haben. Ein Theil dieſer Empfindung gehoͤrt in- deſſen der abgekuͤrzten Art (i), ein Theil den ſchwamm- foͤrmigen (k), und den allerkleinſten (l) zu. Lorenz Bellin(m) iſt der erſte, welcher durch Verſuche den Sizz des Geſchmakkes in den Waͤrzchen entdekt hat.
(h)
§. 5.
(d)[Spaltenumbruch]ALBIN mutmaſt, daß ſie dahin gehen, p. 64.
(e) Am Kalbe zeigt es Horatius de FLORIANIS p. 175. Pedi- culi nervei FRACASSATUS p. 158. BELLIN p. 210. u. f. MALPIGHI de lingua f. 3. n. 2. LANGIUS beim SCHAMBERG de guſtu n. 13.
(f) Zwiſchen dem Baͤndchen und der Spizze, BELLINUS pag. 224. 225. und zwiſchen den Waͤrz- [Spaltenumbruch]
chen. Das Fleiſch koſtet nicht DUVERNEY p. 259.
(g)BELLIN p. 224. 225.
(i)Idem ibid. Keins BEL- LIN pag. 225. an den Tabaks- kiebhabern, HAMBERGER p. 464.
(k)BIRR requiſ. ad demonſtr. anat. n. 57.
(l)LUCHTMANNS ibid.
(m)loc. cit.
(h)LUCHTMANNS p. 74.
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I. Abſchnitt. Werkzeug.
Nerven laſſen ſich hier (d) leichter als irgendswo, und
auch am menſchlichen Koͤrper in die Waͤrzchen verfolgen,
und ich habe ſelbige nicht ſelten von den Zweigen des
fuͤnften Paares bis zu den Waͤrzchen, ſonderlich wo dieſe
nahe an den Seiten der Zunge liegen, mit dem Meſſer
begleitet. Das aber weis ich nicht, wie ſie in dem weiſſen
Fadengewebe ihr Ende finden (e).
Daß nun dieſe Waͤrzchen das Werkzeug zum Ge-
ſchmakke ſind, laͤſt ſich ohne Schwierigkeit zeigen. Es iſt
an der Zunge keine einzige, auch nicht die geringſte Stelle,
welche davon nicht bedekt waͤre, folglich mus ein jeglicher
Koͤrper erſt die Waͤrzchen beruͤhren, wenn man ihn ſchmek-
ken ſoll.
Man weis ferner durch Verſuche, daß derjenige Theil
der Zunge, wo keine ſind, nicht zu koſten vermag (f), daß
hingegen die Spizze der Zunge (g), wo nicht nur das
Geſchlecht der kegelfoͤrmigen uͤberfluͤßig vorhanden iſt, das
gegen ſeine Grundflaͤche die groͤſte Oberflaͤche hat, ſondern
die auch am allerbeweglichſten iſt, den ſchaͤrfſten Geſchmak
beſizt, und wir trauen alſo dieſem Verſuche, da wir erfah-
ren, daß ſie fuͤr allen uͤbrigen Waͤrzchen das Amt zu koſten
auf ſich haben. Ein Theil dieſer Empfindung gehoͤrt in-
deſſen der abgekuͤrzten Art (i), ein Theil den ſchwamm-
foͤrmigen (k), und den allerkleinſten (l) zu. Lorenz
Bellin (m) iſt der erſte, welcher durch Verſuche den
Sizz des Geſchmakkes in den Waͤrzchen entdekt hat.
§. 5.
(h)
(d)
ALBIN mutmaſt, daß ſie
dahin gehen, p. 64.
(e) Am Kalbe zeigt es Horatius
de FLORIANIS p. 175. Pedi-
culi nervei FRACASSATUS
p. 158. BELLIN p. 210. u. f.
MALPIGHI de lingua f. 3. n. 2.
LANGIUS beim SCHAMBERG de
guſtu n. 13.
(f) Zwiſchen dem Baͤndchen und
der Spizze, BELLINUS pag.
224. 225. und zwiſchen den Waͤrz-
chen. Das Fleiſch koſtet nicht
DUVERNEY p. 259.
(g) BELLIN p. 224. 225.
(i) Idem ibid. Keins BEL-
LIN pag. 225. an den Tabaks-
kiebhabern, HAMBERGER p. 464.
(k) BIRR requiſ. ad demonſtr.
anat. n. 57.
(l) LUCHTMANNS ibid.
(m) loc. cit.
(h) LUCHTMANNS p. 74.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/413>, abgerufen am 23.11.2024.
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