von selbst herum (l), wenn man sie aber reizte, so veren- gerten sie sich, wie es lebendige Muskeln zu thun pfle- gen (m).
Es hat endlich, doch auf einerlei Schlag und vor andern, der Ehrwürdige Vater Felix Fontana, aus einer Menge von Versuchen, die Erfarung gelernt (n), daß sich erst alsdenn die Gedärme in eine heftige Bewe- gung sezzen, wenn das Thier vor kurzem gestorben, und daß diese Gedärme, wenn man sie nach dem Tode des Thieres zu reizen anfange, eine viel lebhaftere Empfindung äussern, als sie damals hatten, da das Thier noch am Le- ben war (o). Jch habe diese Anmerkung öfters nachge- macht, und ich sehe, daß sich das Fleisch an geöfneten, aber noch lebenden Thieren viel träger bewege, als wenn man es ausschneidet, aufhängt, und ausser allen Ver- dacht der Empfindung sezzt. Man weis auch mehr als zu wohl, daß ein sterbendes Thier, und besonders ein solches, welches zu heftige Ausleerungen gelitten, an kramfhaften Bewegungen sterbe (o*).
Es erlangt endlich ein Muskel, der doch bereits seine Reizbarkeit verloren, solche dadurch wieder, wenn man ihn in Stükke zerschneidet (p).
Nun scheint es gar nicht mit der Vernunft übereinzu- stimmen, daß diese Bewegung von dem Leben herrühre, indem diese Bewegung erst alsdenn recht deutlich wird, wenn das Leben völlig zerstört worden.
Doch
(l)[Spaltenumbruch]Exp. 460. 461. 462. 463. SPROEGEL Exp. 53. p. 110.
(m)Exp. 460.
(n) Jn dem Sendschreiben an den HALLER. p. 153. et CAL- DANUS. Exp. 35.
(o)pag. 154.
(o*)PECH- LIN. obs. 1. n. 55. wo derselbe von der Wade redet, welche ich bei galliger Schärfe, vom überflüßigen [Spaltenumbruch]
Gurkenessen ebenfalls Krämpfe lei- den gesehen habe. BATTIE princip. anim. p. 124. BAGLIV. p. 101. Ein tödtlicher Krampf vom Safte der Niesewurzel, beim HIPPOCR. aph. V. n. 1. und vom Bluten, n. 2.
(p)F. FONTANA. Ep. p. 205.
B 3
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
von ſelbſt herum (l), wenn man ſie aber reizte, ſo veren- gerten ſie ſich, wie es lebendige Muſkeln zu thun pfle- gen (m).
Es hat endlich, doch auf einerlei Schlag und vor andern, der Ehrwuͤrdige Vater Felix Fontana, aus einer Menge von Verſuchen, die Erfarung gelernt (n), daß ſich erſt alsdenn die Gedaͤrme in eine heftige Bewe- gung ſezzen, wenn das Thier vor kurzem geſtorben, und daß dieſe Gedaͤrme, wenn man ſie nach dem Tode des Thieres zu reizen anfange, eine viel lebhaftere Empfindung aͤuſſern, als ſie damals hatten, da das Thier noch am Le- ben war (o). Jch habe dieſe Anmerkung oͤfters nachge- macht, und ich ſehe, daß ſich das Fleiſch an geoͤfneten, aber noch lebenden Thieren viel traͤger bewege, als wenn man es ausſchneidet, aufhaͤngt, und auſſer allen Ver- dacht der Empfindung ſezzt. Man weis auch mehr als zu wohl, daß ein ſterbendes Thier, und beſonders ein ſolches, welches zu heftige Ausleerungen gelitten, an kramfhaften Bewegungen ſterbe (o*).
Es erlangt endlich ein Muſkel, der doch bereits ſeine Reizbarkeit verloren, ſolche dadurch wieder, wenn man ihn in Stuͤkke zerſchneidet (p).
Nun ſcheint es gar nicht mit der Vernunft uͤbereinzu- ſtimmen, daß dieſe Bewegung von dem Leben herruͤhre, indem dieſe Bewegung erſt alsdenn recht deutlich wird, wenn das Leben voͤllig zerſtoͤrt worden.
Doch
(l)[Spaltenumbruch]Exp. 460. 461. 462. 463. SPROEGEL Exp. 53. p. 110.
(m)Exp. 460.
(n) Jn dem Sendſchreiben an den HALLER. p. 153. et CAL- DANUS. Exp. 35.
(o)pag. 154.
(o*)PECH- LIN. obſ. 1. n. 55. wo derſelbe von der Wade redet, welche ich bei galliger Schaͤrfe, vom uͤberfluͤßigen [Spaltenumbruch]
Gurkeneſſen ebenfalls Kraͤmpfe lei- den geſehen habe. BATTIE princip. anim. p. 124. BAGLIV. p. 101. Ein toͤdtlicher Krampf vom Safte der Nieſewurzel, beim HIPPOCR. aph. V. n. 1. und vom Bluten, n. 2.
(p)F. FONTANA. Ep. p. 205.
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von ſelbſt herum (l), wenn man ſie aber reizte, ſo veren-
gerten ſie ſich, wie es lebendige Muſkeln zu thun pfle-
gen (m).
Es hat endlich, doch auf einerlei Schlag und vor
andern, der Ehrwuͤrdige Vater Felix Fontana, aus
einer Menge von Verſuchen, die Erfarung gelernt (n),
daß ſich erſt alsdenn die Gedaͤrme in eine heftige Bewe-
gung ſezzen, wenn das Thier vor kurzem geſtorben, und
daß dieſe Gedaͤrme, wenn man ſie nach dem Tode des
Thieres zu reizen anfange, eine viel lebhaftere Empfindung
aͤuſſern, als ſie damals hatten, da das Thier noch am Le-
ben war (o). Jch habe dieſe Anmerkung oͤfters nachge-
macht, und ich ſehe, daß ſich das Fleiſch an geoͤfneten,
aber noch lebenden Thieren viel traͤger bewege, als wenn
man es ausſchneidet, aufhaͤngt, und auſſer allen Ver-
dacht der Empfindung ſezzt. Man weis auch mehr als
zu wohl, daß ein ſterbendes Thier, und beſonders ein
ſolches, welches zu heftige Ausleerungen gelitten, an
kramfhaften Bewegungen ſterbe (o*).
Es erlangt endlich ein Muſkel, der doch bereits ſeine
Reizbarkeit verloren, ſolche dadurch wieder, wenn man
ihn in Stuͤkke zerſchneidet (p).
Nun ſcheint es gar nicht mit der Vernunft uͤbereinzu-
ſtimmen, daß dieſe Bewegung von dem Leben herruͤhre,
indem dieſe Bewegung erſt alsdenn recht deutlich wird,
wenn das Leben voͤllig zerſtoͤrt worden.
Doch
(l)
Exp. 460. 461. 462. 463.
SPROEGEL Exp. 53. p. 110.
(m) Exp. 460.
(n) Jn dem Sendſchreiben an
den HALLER. p. 153. et CAL-
DANUS. Exp. 35.
(o) pag. 154.
(o*) PECH-
LIN. obſ. 1. n. 55. wo derſelbe
von der Wade redet, welche ich bei
galliger Schaͤrfe, vom uͤberfluͤßigen
Gurkeneſſen ebenfalls Kraͤmpfe lei-
den geſehen habe. BATTIE
princip. anim. p. 124. BAGLIV.
p. 101. Ein toͤdtlicher Krampf
vom Safte der Nieſewurzel, beim
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vom Bluten, n. 2.
(p) F. FONTANA. Ep. p.
205.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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