und weiter tragen zu können. Wir merkten allerdings unser Gewicht alsdenn, so bald unsere Kräfte einen Abgang erleiden, und zwar mehr bei feuchter Luft, weil diese an den Kräften der festen Theile einigen Abbruch thut, und hingegen weniger bei einer trokknen Luft (g). Jn Fiebern aber schienen unsre Kräfte, aus Ursachen, die uns noch nicht völlig bekannt wären, abzunehmen; nicht daher, weil das Herz einen zu grossen Theil von Kräften für sich wegnähme, denn es scheint das Herz in den aller- ärgsten Fiebern nicht heftiger zu schlagen, weil alsdenn die Pulsschläge klein sind, sondern dieses rühre vielmehr von der sonderbaren Kraft her, die die Fäulnis habe, die Kräfte niederzuschlagen (g*), und weil überhaupt diese Art von Theilchen die das Fieber hervorbringen, die erste Ursache der Nervenkräfte im Gehirne zerstört. Wir haben bereits (h) von der schnellen Wirksamkeit eines faulen Geruches auf das Tödten geredet. Eine änliche Kraft hat die bösartige und verdorbene Feuchtigkeit, diese Mutter der Krankheit, auch in Fiebern. Jch habe es selbst empfunden, und ich wundre mich, daß ich wieder gesund geworden, um ein Zeugnis davon ablegen zu können, ich habe es selbst empfunden, sage ich, wie bei mir die Materie des Friesels zurükke getreten, und auf den Magen gesun- ken ist; und diese Empfindung war mit einem schwachen Bestreben zum Erbrechen und mit Ohnmacht verbunden, dergleichen diejenigen Personen erfaren, welche sich auf Höhen in der Luft schaukeln, und welche von diesem S iele, wegen einer bevorstehenden Ohnmacht, abzustehen gezwun- gen sind.
Diese Ursache entsteht, und sammelt sich vor dem Ausbruche des Fiebers, und sie bringt hervor und ernährt das Fieber; allein, sie ist nicht die gewönliche Ausdünstungs-
ma-
(g)[Spaltenumbruch]ROBINSON discharg. pag. 68.
(g*)TRALLES exam. terr. [Spaltenumbruch]
p. 191. 389. SAUVAGES phy- siol. p. 158.
(h)L. VIII. pag. 214. 215.
Z 5
II. Abſchnitt. Schweis.
und weiter tragen zu koͤnnen. Wir merkten allerdings unſer Gewicht alsdenn, ſo bald unſere Kraͤfte einen Abgang erleiden, und zwar mehr bei feuchter Luft, weil dieſe an den Kraͤften der feſten Theile einigen Abbruch thut, und hingegen weniger bei einer trokknen Luft (g). Jn Fiebern aber ſchienen unſre Kraͤfte, aus Urſachen, die uns noch nicht voͤllig bekannt waͤren, abzunehmen; nicht daher, weil das Herz einen zu groſſen Theil von Kraͤften fuͤr ſich wegnaͤhme, denn es ſcheint das Herz in den aller- aͤrgſten Fiebern nicht heftiger zu ſchlagen, weil alsdenn die Pulsſchlaͤge klein ſind, ſondern dieſes ruͤhre vielmehr von der ſonderbaren Kraft her, die die Faͤulnis habe, die Kraͤfte niederzuſchlagen (g*), und weil uͤberhaupt dieſe Art von Theilchen die das Fieber hervorbringen, die erſte Urſache der Nervenkraͤfte im Gehirne zerſtoͤrt. Wir haben bereits (h) von der ſchnellen Wirkſamkeit eines faulen Geruches auf das Toͤdten geredet. Eine aͤnliche Kraft hat die boͤsartige und verdorbene Feuchtigkeit, dieſe Mutter der Krankheit, auch in Fiebern. Jch habe es ſelbſt empfunden, und ich wundre mich, daß ich wieder geſund geworden, um ein Zeugnis davon ablegen zu koͤnnen, ich habe es ſelbſt empfunden, ſage ich, wie bei mir die Materie des Frieſels zuruͤkke getreten, und auf den Magen geſun- ken iſt; und dieſe Empfindung war mit einem ſchwachen Beſtreben zum Erbrechen und mit Ohnmacht verbunden, dergleichen diejenigen Perſonen erfaren, welche ſich auf Hoͤhen in der Luft ſchaukeln, und welche von dieſem S iele, wegen einer bevorſtehenden Ohnmacht, abzuſtehen gezwun- gen ſind.
Dieſe Urſache entſteht, und ſammelt ſich vor dem Ausbruche des Fiebers, und ſie bringt hervor und ernaͤhrt das Fieber; allein, ſie iſt nicht die gewoͤnliche Ausduͤnſtungs-
ma-
(g)[Spaltenumbruch]ROBINSON diſcharg. pag. 68.
(g*)TRALLES exam. terr. [Spaltenumbruch]
p. 191. 389. SAUVAGES phy- ſiol. p. 158.
(h)L. VIII. pag. 214. 215.
Z 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0379"n="361"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Schweis.</hi></fw><lb/>
und weiter tragen zu koͤnnen. Wir merkten allerdings<lb/>
unſer Gewicht alsdenn, ſo bald unſere Kraͤfte einen<lb/>
Abgang erleiden, und zwar mehr bei feuchter Luft, weil<lb/>
dieſe an den Kraͤften der feſten Theile einigen Abbruch<lb/>
thut, und hingegen weniger bei einer trokknen Luft <noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ROBINSON</hi> diſcharg.<lb/>
pag.</hi> 68.</note>.<lb/>
Jn Fiebern aber ſchienen unſre Kraͤfte, aus Urſachen, die<lb/>
uns noch nicht voͤllig bekannt waͤren, abzunehmen; nicht<lb/>
daher, weil das Herz einen zu groſſen Theil von Kraͤften<lb/>
fuͤr ſich wegnaͤhme, denn es ſcheint das Herz in den aller-<lb/>
aͤrgſten Fiebern nicht heftiger zu ſchlagen, weil alsdenn die<lb/>
Pulsſchlaͤge klein ſind, ſondern dieſes ruͤhre vielmehr von<lb/>
der ſonderbaren Kraft her, die die Faͤulnis habe, die<lb/>
Kraͤfte niederzuſchlagen <noteplace="foot"n="(g*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">TRALLES</hi> exam. terr.<lb/><cb/>
p. 191. 389. <hirendition="#g">SAUVAGES</hi> phy-<lb/>ſiol. p.</hi> 158.</note>, und weil uͤberhaupt dieſe<lb/>
Art von Theilchen die das Fieber hervorbringen, die<lb/>
erſte Urſache der Nervenkraͤfte im Gehirne zerſtoͤrt. Wir<lb/>
haben bereits <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">L. VIII. pag.</hi> 214. 215.</note> von der ſchnellen Wirkſamkeit eines<lb/>
faulen Geruches auf das Toͤdten geredet. Eine aͤnliche<lb/>
Kraft hat die boͤsartige und verdorbene Feuchtigkeit, dieſe<lb/>
Mutter der Krankheit, auch in Fiebern. Jch habe es ſelbſt<lb/>
empfunden, und ich wundre mich, daß ich wieder geſund<lb/>
geworden, um ein Zeugnis davon ablegen zu koͤnnen, ich<lb/>
habe es ſelbſt empfunden, ſage ich, wie bei mir die Materie<lb/>
des Frieſels zuruͤkke getreten, und auf den Magen geſun-<lb/>
ken iſt; und dieſe Empfindung war mit einem ſchwachen<lb/>
Beſtreben zum Erbrechen und mit Ohnmacht verbunden,<lb/>
dergleichen diejenigen Perſonen erfaren, welche ſich auf<lb/>
Hoͤhen in der Luft ſchaukeln, und welche von dieſem S iele,<lb/>
wegen einer bevorſtehenden Ohnmacht, abzuſtehen gezwun-<lb/>
gen ſind.</p><lb/><p>Dieſe Urſache entſteht, und ſammelt ſich vor dem<lb/>
Ausbruche des Fiebers, und ſie bringt hervor und ernaͤhrt<lb/>
das Fieber; allein, ſie iſt nicht die gewoͤnliche Ausduͤnſtungs-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ma-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[361/0379]
II. Abſchnitt. Schweis.
und weiter tragen zu koͤnnen. Wir merkten allerdings
unſer Gewicht alsdenn, ſo bald unſere Kraͤfte einen
Abgang erleiden, und zwar mehr bei feuchter Luft, weil
dieſe an den Kraͤften der feſten Theile einigen Abbruch
thut, und hingegen weniger bei einer trokknen Luft (g).
Jn Fiebern aber ſchienen unſre Kraͤfte, aus Urſachen, die
uns noch nicht voͤllig bekannt waͤren, abzunehmen; nicht
daher, weil das Herz einen zu groſſen Theil von Kraͤften
fuͤr ſich wegnaͤhme, denn es ſcheint das Herz in den aller-
aͤrgſten Fiebern nicht heftiger zu ſchlagen, weil alsdenn die
Pulsſchlaͤge klein ſind, ſondern dieſes ruͤhre vielmehr von
der ſonderbaren Kraft her, die die Faͤulnis habe, die
Kraͤfte niederzuſchlagen (g*), und weil uͤberhaupt dieſe
Art von Theilchen die das Fieber hervorbringen, die
erſte Urſache der Nervenkraͤfte im Gehirne zerſtoͤrt. Wir
haben bereits (h) von der ſchnellen Wirkſamkeit eines
faulen Geruches auf das Toͤdten geredet. Eine aͤnliche
Kraft hat die boͤsartige und verdorbene Feuchtigkeit, dieſe
Mutter der Krankheit, auch in Fiebern. Jch habe es ſelbſt
empfunden, und ich wundre mich, daß ich wieder geſund
geworden, um ein Zeugnis davon ablegen zu koͤnnen, ich
habe es ſelbſt empfunden, ſage ich, wie bei mir die Materie
des Frieſels zuruͤkke getreten, und auf den Magen geſun-
ken iſt; und dieſe Empfindung war mit einem ſchwachen
Beſtreben zum Erbrechen und mit Ohnmacht verbunden,
dergleichen diejenigen Perſonen erfaren, welche ſich auf
Hoͤhen in der Luft ſchaukeln, und welche von dieſem S iele,
wegen einer bevorſtehenden Ohnmacht, abzuſtehen gezwun-
gen ſind.
Dieſe Urſache entſteht, und ſammelt ſich vor dem
Ausbruche des Fiebers, und ſie bringt hervor und ernaͤhrt
das Fieber; allein, ſie iſt nicht die gewoͤnliche Ausduͤnſtungs-
ma-
(g)
ROBINSON diſcharg.
pag. 68.
(g*) TRALLES exam. terr.
p. 191. 389. SAUVAGES phy-
ſiol. p. 158.
(h) L. VIII. pag. 214. 215.
Z 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/379>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.