Daß endlich die gesamte Ausdünstung gehemmt, und in eine Jnhalation, ohne allen Schaden, verwandelt wor- den (u); daß ganze Völker (x), in den heissesten Län- dern, ihre Haut mit Oel und allerhand Salben so ver- kleistern, daß keine freie Schweislöcher zum Dünsten übrig bleiben, und daß sie doch wenig von dieser Sorgfalt leiden, sondern vielmehr glauben, daß sie für ihr Bestes bedacht sind. Eine Wassersucht wurde durch die Einreibung mit Oel, und dadurch erregten Urinfluß (x*) geheilt. Franz Bakon hofte von einer geringen Ausdünstung die Ver- längerung des Lebens, so wie vor kurzem A. von Reau- mur(x**), und worüber man sich wundern mus, auch Sanctorius selbst (x+).
Die im Winter erstarrte Haut (y) kann ebenfalls zum Beweise dienen, daß Menschen entweder ganz und gar nicht, oder doch überhaupt sehr wenig ausdünsten, ohne deswegen in Krankheiten zu verfallen.
Ferner sagen sie, ist in den Versuchen ein Versehen begangen worden, daß sich die Ausdünstung bei bevorste- henden Krankheiten so zuverläßig verringern soll (z), und daß in den meisten und gefärlichsten Fiebern in den ersten Tagen die Ausdünstung und der Schweis sehr häufig erfolge, ohne daß sich dadurch die Heftigkeit der Krankheit in etwas bräche: daß die glükklichsten Aerzte, sowol in Blattern, als dem Friesel, auf die Ausdünstung so wenig dringen, daß sie vielmehr die Wut des Uebels
(x) Die Hottentotten beim NERUCCIUS pag. 109. Die Negern und verschiedne Einwoner von Ostindien und Amerika, DAM- PIER T. I. 537.
(x*)REAUMUR II. pag. 2. 52. 54. GALEN. simpl. med. L. IX. c. 2.
(x**)pag. 252.
(x+)[Spaltenumbruch]In 1 fen. pag. 557.
(y) Der vortrefliche SENAC de febrib. interm. pag. 9. NE- RUCC. loc. cit.
(z)FLOYER nahm nichts dergleichen vor der Engbrüstigkeit gewahr. Die Russen begraben sich, wenn sie aus den heissen Stuben kommen, zwo Stunden lang in den Schnee.
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II. Abſchnitt. Schweis.
Daß endlich die geſamte Ausduͤnſtung gehemmt, und in eine Jnhalation, ohne allen Schaden, verwandelt wor- den (u); daß ganze Voͤlker (x), in den heiſſeſten Laͤn- dern, ihre Haut mit Oel und allerhand Salben ſo ver- kleiſtern, daß keine freie Schweisloͤcher zum Duͤnſten uͤbrig bleiben, und daß ſie doch wenig von dieſer Sorgfalt leiden, ſondern vielmehr glauben, daß ſie fuͤr ihr Beſtes bedacht ſind. Eine Waſſerſucht wurde durch die Einreibung mit Oel, und dadurch erregten Urinfluß (x*) geheilt. Franz Bakon hofte von einer geringen Ausduͤnſtung die Ver- laͤngerung des Lebens, ſo wie vor kurzem A. von Reau- mur(x**), und woruͤber man ſich wundern mus, auch Sanctorius ſelbſt (x†).
Die im Winter erſtarrte Haut (y) kann ebenfalls zum Beweiſe dienen, daß Menſchen entweder ganz und gar nicht, oder doch uͤberhaupt ſehr wenig ausduͤnſten, ohne deswegen in Krankheiten zu verfallen.
Ferner ſagen ſie, iſt in den Verſuchen ein Verſehen begangen worden, daß ſich die Ausduͤnſtung bei bevorſte- henden Krankheiten ſo zuverlaͤßig verringern ſoll (z), und daß in den meiſten und gefaͤrlichſten Fiebern in den erſten Tagen die Ausduͤnſtung und der Schweis ſehr haͤufig erfolge, ohne daß ſich dadurch die Heftigkeit der Krankheit in etwas braͤche: daß die gluͤkklichſten Aerzte, ſowol in Blattern, als dem Frieſel, auf die Ausduͤnſtung ſo wenig dringen, daß ſie vielmehr die Wut des Uebels
(x) Die Hottentotten beim NERUCCIUS pag. 109. Die Negern und verſchiedne Einwoner von Oſtindien und Amerika, DAM- PIER T. I. 537.
(x*)REAUMUR II. pag. 2. 52. 54. GALEN. ſimpl. med. L. IX. c. 2.
(x**)pag. 252.
(x†)[Spaltenumbruch]In 1 fen. pag. 557.
(y) Der vortrefliche SENAC de febrib. interm. pag. 9. NE- RUCC. loc. cit.
(z)FLOYER nahm nichts dergleichen vor der Engbruͤſtigkeit gewahr. Die Ruſſen begraben ſich, wenn ſie aus den heiſſen Stuben kommen, zwo Stunden lang in den Schnee.
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II. Abſchnitt. Schweis.
Daß endlich die geſamte Ausduͤnſtung gehemmt, und
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den (u); daß ganze Voͤlker (x), in den heiſſeſten Laͤn-
dern, ihre Haut mit Oel und allerhand Salben ſo ver-
kleiſtern, daß keine freie Schweisloͤcher zum Duͤnſten uͤbrig
bleiben, und daß ſie doch wenig von dieſer Sorgfalt leiden,
ſondern vielmehr glauben, daß ſie fuͤr ihr Beſtes bedacht
ſind. Eine Waſſerſucht wurde durch die Einreibung mit
Oel, und dadurch erregten Urinfluß (x*) geheilt. Franz
Bakon hofte von einer geringen Ausduͤnſtung die Ver-
laͤngerung des Lebens, ſo wie vor kurzem A. von Reau-
mur (x**), und woruͤber man ſich wundern mus, auch
Sanctorius ſelbſt (x†).
Die im Winter erſtarrte Haut (y) kann ebenfalls
zum Beweiſe dienen, daß Menſchen entweder ganz und
gar nicht, oder doch uͤberhaupt ſehr wenig ausduͤnſten,
ohne deswegen in Krankheiten zu verfallen.
Ferner ſagen ſie, iſt in den Verſuchen ein Verſehen
begangen worden, daß ſich die Ausduͤnſtung bei bevorſte-
henden Krankheiten ſo zuverlaͤßig verringern ſoll (z),
und daß in den meiſten und gefaͤrlichſten Fiebern in den
erſten Tagen die Ausduͤnſtung und der Schweis ſehr
haͤufig erfolge, ohne daß ſich dadurch die Heftigkeit der
Krankheit in etwas braͤche: daß die gluͤkklichſten Aerzte,
ſowol in Blattern, als dem Frieſel, auf die Ausduͤnſtung
ſo wenig dringen, daß ſie vielmehr die Wut des Uebels
durch
(u)
HOME Exp. 17. KEIL.
RYE pag. 207.
(x) Die Hottentotten beim
NERUCCIUS pag. 109. Die
Negern und verſchiedne Einwoner
von Oſtindien und Amerika, DAM-
PIER T. I. 537.
(x*) REAUMUR II. pag. 2.
52. 54. GALEN. ſimpl. med.
L. IX. c. 2.
(x**) pag. 252.
(x†)
In 1 fen. pag. 557.
(y) Der vortrefliche SENAC
de febrib. interm. pag. 9. NE-
RUCC. loc. cit.
(z) FLOYER nahm nichts
dergleichen vor der Engbruͤſtigkeit
gewahr. Die Ruſſen begraben ſich,
wenn ſie aus den heiſſen Stuben
kommen, zwo Stunden lang in
den Schnee.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/377>, abgerufen am 24.11.2024.
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