scharfes Element im Körper stekkt. Galenus(a) sagt, daß Auswürfe, von dünner Art, auf diesem Wege ausge- führet werden.
Man hat Exempel von sehr schlimmen Uebeln, die von der gehemmten Ausdünstung entstanden sind, wenn sich ein heisser Körper plözzlich erkältet, und daß manche Per- sonen in die heftigste Krankheiten, in Fieber (b), und in Todtenkrämpfe (b*) darüber verfallen sind, die in Lima tödlich waren, so bald die in Hizze Liegenden Luft schnapp- ten (c). Unter den Beriberiern in Jndien entsteht eine Krankheit, die von Krämpfen und der Lähmung zusam- mengesezzt ist, auf keine andre, als auf diese Art (d). Manche sind überhaupt plözzlich umgekommen (e). Und man kann glauben, daß dahin der heisse Brand an den Füssen zu rechnen ist, welcher blos im Fadengewebe seinen Sizz hat, und welcher oft von der feuchten Luft seinen Ursprung her hat (f). Man lieset in den talmudischen Schriften, daß ein Mädchen dadurch das Leben eingebüst, daß sie ihre Haut allenthalben mit Oel beschmiert (g). Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß dieses der Weg sei, auf welchem sich das Geblüte in dem fortdaurenden Laufe des Lebens von den schädlichen Theilen, und sonderlich in den Fiebern, reinigen müsse, so bald diese Theile über- flüßig vorhanden sind. Gewis ist es, daß sich die Wech- selfieber und Catarrhen blos bei Merkmalen einer ge- hemmten Ausdünstung, wenn die Haut bei der Kälte feuchte ist, erzeugen.
§. 19.
(a)[Spaltenumbruch]GALENUS de atra bile.
(b)ALEXANDER nach dem Baden im Flusse Cidno. Ein tödlich Fieber in etlichen Stunden, DEFAUT de la pierre pag. 31.
(b*)Obs. Soc. med. Lond. I. n. 12. ULLOA pag. 422. Eine Füllosigkeit in den Gliedern, PISO de re nat. Ind. L. II. pag. 32.
(c)FEUILL. Journal. Ein Exempel hat LAWRENCE prae- lect. pag. 210.
(d)[Spaltenumbruch]BONT. med. Ind. L. II. c. 1. Von einer plözzlichen Erkäl- tung die Colica Pictonum, TRON- CHIN pag. 94.
(e)LORRY des alim. II. p. 328. DESAULT de la goute, pag. 86. 87.
(f)HOME facts p. 82. 83.
(g)GUNZBURGER med. talm. pag. 23.
Z 3
II. Abſchnitt. Schweis.
ſcharfes Element im Koͤrper ſtekkt. Galenus(a) ſagt, daß Auswuͤrfe, von duͤnner Art, auf dieſem Wege ausge- fuͤhret werden.
Man hat Exempel von ſehr ſchlimmen Uebeln, die von der gehemmten Ausduͤnſtung entſtanden ſind, wenn ſich ein heiſſer Koͤrper ploͤzzlich erkaͤltet, und daß manche Per- ſonen in die heftigſte Krankheiten, in Fieber (b), und in Todtenkraͤmpfe (b*) daruͤber verfallen ſind, die in Lima toͤdlich waren, ſo bald die in Hizze Liegenden Luft ſchnapp- ten (c). Unter den Beriberiern in Jndien entſteht eine Krankheit, die von Kraͤmpfen und der Laͤhmung zuſam- mengeſezzt iſt, auf keine andre, als auf dieſe Art (d). Manche ſind uͤberhaupt ploͤzzlich umgekommen (e). Und man kann glauben, daß dahin der heiſſe Brand an den Fuͤſſen zu rechnen iſt, welcher blos im Fadengewebe ſeinen Sizz hat, und welcher oft von der feuchten Luft ſeinen Urſprung her hat (f). Man lieſet in den talmudiſchen Schriften, daß ein Maͤdchen dadurch das Leben eingebuͤſt, daß ſie ihre Haut allenthalben mit Oel beſchmiert (g). Es iſt auch ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes der Weg ſei, auf welchem ſich das Gebluͤte in dem fortdaurenden Laufe des Lebens von den ſchaͤdlichen Theilen, und ſonderlich in den Fiebern, reinigen muͤſſe, ſo bald dieſe Theile uͤber- fluͤßig vorhanden ſind. Gewis iſt es, daß ſich die Wech- ſelfieber und Catarrhen blos bei Merkmalen einer ge- hemmten Ausduͤnſtung, wenn die Haut bei der Kaͤlte feuchte iſt, erzeugen.
§. 19.
(a)[Spaltenumbruch]GALENUS de atra bile.
(b)ALEXANDER nach dem Baden im Fluſſe Cidno. Ein toͤdlich Fieber in etlichen Stunden, DEFAUT de la pierre pag. 31.
(b*)Obſ. Soc. med. Lond. I. n. 12. ULLOA pag. 422. Eine Fuͤlloſigkeit in den Gliedern, PISO de re nat. Ind. L. II. pag. 32.
(c)FEUILL. Journal. Ein Exempel hat LAWRENCE præ- lect. pag. 210.
(d)[Spaltenumbruch]BONT. med. Ind. L. II. c. 1. Von einer ploͤzzlichen Erkaͤl- tung die Colica Pictonum, TRON- CHIN pag. 94.
(e)LORRY des alim. II. p. 328. DESAULT de la goute, pag. 86. 87.
(f)HOME facts p. 82. 83.
(g)GUNZBURGER med. talm. pag. 23.
Z 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0375"n="357"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Schweis.</hi></fw><lb/>ſcharfes Element im Koͤrper ſtekkt. <hirendition="#fr">Galenus</hi><noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GALENUS</hi> de atra bile.</hi></note>ſagt,<lb/>
daß Auswuͤrfe, von duͤnner Art, auf dieſem Wege ausge-<lb/>
fuͤhret werden.</p><lb/><p>Man hat Exempel von ſehr ſchlimmen Uebeln, die von<lb/>
der gehemmten Ausduͤnſtung entſtanden ſind, wenn ſich<lb/>
ein heiſſer Koͤrper ploͤzzlich erkaͤltet, und daß manche Per-<lb/>ſonen in die heftigſte Krankheiten, in Fieber <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ALEXANDER</hi></hi> nach<lb/>
dem Baden im Fluſſe <hirendition="#aq">Cidno.</hi> Ein<lb/>
toͤdlich Fieber in etlichen Stunden,<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">DEFAUT</hi> de la pierre pag.</hi> 31.</note>, und in<lb/>
Todtenkraͤmpfe <noteplace="foot"n="(b*)"><hirendition="#aq">Obſ. Soc. med. Lond. I.<lb/>
n. 12. <hirendition="#g">ULLOA</hi> pag.</hi> 422. Eine<lb/>
Fuͤlloſigkeit in den Gliedern, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">PISO</hi><lb/>
de re nat. Ind. L. II. pag.</hi> 32.</note> daruͤber verfallen ſind, die in Lima<lb/>
toͤdlich waren, ſo bald die in Hizze Liegenden Luft ſchnapp-<lb/>
ten <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">FEUILL.</hi> Journal.</hi> Ein<lb/>
Exempel hat <hirendition="#aq">LAWRENCE præ-<lb/>
lect. pag.</hi> 210.</note>. Unter den Beriberiern in Jndien entſteht eine<lb/>
Krankheit, die von Kraͤmpfen und der Laͤhmung zuſam-<lb/>
mengeſezzt iſt, auf keine andre, als auf dieſe Art <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BONT.</hi> med. Ind. L. II.<lb/>
c.</hi> 1. Von einer ploͤzzlichen Erkaͤl-<lb/>
tung die <hirendition="#aq">Colica Pictonum, TRON-<lb/>
CHIN pag.</hi> 94.</note>.<lb/>
Manche ſind uͤberhaupt ploͤzzlich umgekommen <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LORRY</hi> des alim. II. p.<lb/>
328. <hirendition="#g">DESAULT</hi> de la goute,<lb/>
pag.</hi> 86. 87.</note>. Und<lb/>
man kann glauben, daß dahin der heiſſe Brand an den<lb/>
Fuͤſſen zu rechnen iſt, welcher blos im Fadengewebe ſeinen<lb/>
Sizz hat, und welcher oft von der feuchten Luft ſeinen<lb/>
Urſprung her hat <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HOME</hi> facts p.</hi> 82. 83.</note>. Man lieſet in den <hirendition="#fr">talmudiſchen</hi><lb/>
Schriften, daß ein Maͤdchen dadurch das Leben eingebuͤſt,<lb/>
daß ſie ihre Haut allenthalben mit Oel beſchmiert <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GUNZBURGER</hi> med.<lb/>
talm. pag.</hi> 23.</note>.<lb/>
Es iſt auch ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes der Weg ſei,<lb/>
auf welchem ſich das Gebluͤte in dem fortdaurenden Laufe<lb/>
des Lebens von den ſchaͤdlichen Theilen, und ſonderlich in<lb/>
den Fiebern, reinigen muͤſſe, ſo bald dieſe Theile uͤber-<lb/>
fluͤßig vorhanden ſind. Gewis iſt es, daß ſich die Wech-<lb/>ſelfieber und Catarrhen blos bei Merkmalen einer ge-<lb/>
hemmten Ausduͤnſtung, wenn die Haut bei der Kaͤlte<lb/>
feuchte iſt, erzeugen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. 19.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[357/0375]
II. Abſchnitt. Schweis.
ſcharfes Element im Koͤrper ſtekkt. Galenus (a) ſagt,
daß Auswuͤrfe, von duͤnner Art, auf dieſem Wege ausge-
fuͤhret werden.
Man hat Exempel von ſehr ſchlimmen Uebeln, die von
der gehemmten Ausduͤnſtung entſtanden ſind, wenn ſich
ein heiſſer Koͤrper ploͤzzlich erkaͤltet, und daß manche Per-
ſonen in die heftigſte Krankheiten, in Fieber (b), und in
Todtenkraͤmpfe (b*) daruͤber verfallen ſind, die in Lima
toͤdlich waren, ſo bald die in Hizze Liegenden Luft ſchnapp-
ten (c). Unter den Beriberiern in Jndien entſteht eine
Krankheit, die von Kraͤmpfen und der Laͤhmung zuſam-
mengeſezzt iſt, auf keine andre, als auf dieſe Art (d).
Manche ſind uͤberhaupt ploͤzzlich umgekommen (e). Und
man kann glauben, daß dahin der heiſſe Brand an den
Fuͤſſen zu rechnen iſt, welcher blos im Fadengewebe ſeinen
Sizz hat, und welcher oft von der feuchten Luft ſeinen
Urſprung her hat (f). Man lieſet in den talmudiſchen
Schriften, daß ein Maͤdchen dadurch das Leben eingebuͤſt,
daß ſie ihre Haut allenthalben mit Oel beſchmiert (g).
Es iſt auch ſehr wahrſcheinlich, daß dieſes der Weg ſei,
auf welchem ſich das Gebluͤte in dem fortdaurenden Laufe
des Lebens von den ſchaͤdlichen Theilen, und ſonderlich in
den Fiebern, reinigen muͤſſe, ſo bald dieſe Theile uͤber-
fluͤßig vorhanden ſind. Gewis iſt es, daß ſich die Wech-
ſelfieber und Catarrhen blos bei Merkmalen einer ge-
hemmten Ausduͤnſtung, wenn die Haut bei der Kaͤlte
feuchte iſt, erzeugen.
§. 19.
(a)
GALENUS de atra bile.
(b) ALEXANDER nach
dem Baden im Fluſſe Cidno. Ein
toͤdlich Fieber in etlichen Stunden,
DEFAUT de la pierre pag. 31.
(b*) Obſ. Soc. med. Lond. I.
n. 12. ULLOA pag. 422. Eine
Fuͤlloſigkeit in den Gliedern, PISO
de re nat. Ind. L. II. pag. 32.
(c) FEUILL. Journal. Ein
Exempel hat LAWRENCE præ-
lect. pag. 210.
(d)
BONT. med. Ind. L. II.
c. 1. Von einer ploͤzzlichen Erkaͤl-
tung die Colica Pictonum, TRON-
CHIN pag. 94.
(e) LORRY des alim. II. p.
328. DESAULT de la goute,
pag. 86. 87.
(f) HOME facts p. 82. 83.
(g) GUNZBURGER med.
talm. pag. 23.
Z 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/375>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.