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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Gefühl. XII. Buch.
so wie die Pferde von der Striegel glatter und gesunder
werden (r*).

Der berümte Mann fügt noch hinzu, daß wir eine
Abnahme in der Ausdünstung an uns warnehmen, wenn
unser Körper an Schwere zunimmt.

Folglich befinde man sich wohl auf, wenn der Körper
nach dem Schlafe leicht wird, und wenn man des Morgens
frühe aus dem Bette leicht aufsteht (s). Es ist das
zuverläßigste Zeichen einer guten Gesundheit, wenn der
Körper nach der Waage schwer, und dennoch nach der
Empfindung leicht befunden wird (t). Dahingegen kün-
digt eine von freien Stükken entstehende Ermattung (u)
Uebel und Krankheiten an, und man hält es für das
schlimmste Zeichen, wenn der Körper, ob er gleich leichter
geworden, dennoch, wie es einem vorkömmt, schwer zu
sein scheint (x).

Man ist einstimmig, daß eine Hemmung der Dunst-
materie in der trokknen Haut der bejahrten Personen
Ursache zum Podagra (y) und des Reissens in den Glie-
dern sei; daß die Störung des Ausdünstens schädlicher
sei in kurzen, als langwierigen Krankheiten, weil man
die Fäulnis in jenen mehr zu befürchten hat (y*). Daß
die epidemische Ruhr auf den Antillen grassire, wenn eine
kalte Witterung die Ausdünstung hemmt, weil die schar-
fen Theile, wie es scheint, auf den Mastdarm zurükk-
getrieben worden (y**). Bei warmer Witterung bringen
eben diese Ursachen Fieber hervor, und davon gerathen
die Säfte in eine Fäulnis (z), weil ein flüchtiges und

schar-
(r*) [Spaltenumbruch] LETTERA d'un Coc-
chiere.
(s) Sect. I. n. 38. IV. n. 42.
(t) I. n. 30.
(u) HIPPOCRAT. aphor.
L. II. n.
5.
(x) SANCTORIUS Sect. I.
n.
35.
(y) [Spaltenumbruch] Idem Sect. IV. n. 69. DE-
SAULT
de la goute pag.
29.
(y*) GORTER pag. 240.
(y**) HILLARII Barbad.
HUGHES natur. hist. of Bar-
bad. pag.
35.
(z) PRINGLE pag. 429.

Das Gefuͤhl. XII. Buch.
ſo wie die Pferde von der Striegel glatter und geſunder
werden (r*).

Der beruͤmte Mann fuͤgt noch hinzu, daß wir eine
Abnahme in der Ausduͤnſtung an uns warnehmen, wenn
unſer Koͤrper an Schwere zunimmt.

Folglich befinde man ſich wohl auf, wenn der Koͤrper
nach dem Schlafe leicht wird, und wenn man des Morgens
fruͤhe aus dem Bette leicht aufſteht (s). Es iſt das
zuverlaͤßigſte Zeichen einer guten Geſundheit, wenn der
Koͤrper nach der Waage ſchwer, und dennoch nach der
Empfindung leicht befunden wird (t). Dahingegen kuͤn-
digt eine von freien Stuͤkken entſtehende Ermattung (u)
Uebel und Krankheiten an, und man haͤlt es fuͤr das
ſchlimmſte Zeichen, wenn der Koͤrper, ob er gleich leichter
geworden, dennoch, wie es einem vorkoͤmmt, ſchwer zu
ſein ſcheint (x).

Man iſt einſtimmig, daß eine Hemmung der Dunſt-
materie in der trokknen Haut der bejahrten Perſonen
Urſache zum Podagra (y) und des Reiſſens in den Glie-
dern ſei; daß die Stoͤrung des Ausduͤnſtens ſchaͤdlicher
ſei in kurzen, als langwierigen Krankheiten, weil man
die Faͤulnis in jenen mehr zu befuͤrchten hat (y*). Daß
die epidemiſche Ruhr auf den Antillen graſſire, wenn eine
kalte Witterung die Ausduͤnſtung hemmt, weil die ſchar-
fen Theile, wie es ſcheint, auf den Maſtdarm zuruͤkk-
getrieben worden (y**). Bei warmer Witterung bringen
eben dieſe Urſachen Fieber hervor, und davon gerathen
die Saͤfte in eine Faͤulnis (z), weil ein fluͤchtiges und

ſchar-
(r*) [Spaltenumbruch] LETTERA d’un Coc-
chiere.
(s) Sect. I. n. 38. IV. n. 42.
(t) I. n. 30.
(u) HIPPOCRAT. aphor.
L. II. n.
5.
(x) SANCTORIUS Sect. I.
n.
35.
(y) [Spaltenumbruch] Idem Sect. IV. n. 69. DE-
SAULT
de la goute pag.
29.
(y*) GORTER pag. 240.
(y**) HILLARII Barbad.
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bad. pag.
35.
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[356/0374] Das Gefuͤhl. XII. Buch. ſo wie die Pferde von der Striegel glatter und geſunder werden (r*). Der beruͤmte Mann fuͤgt noch hinzu, daß wir eine Abnahme in der Ausduͤnſtung an uns warnehmen, wenn unſer Koͤrper an Schwere zunimmt. Folglich befinde man ſich wohl auf, wenn der Koͤrper nach dem Schlafe leicht wird, und wenn man des Morgens fruͤhe aus dem Bette leicht aufſteht (s). Es iſt das zuverlaͤßigſte Zeichen einer guten Geſundheit, wenn der Koͤrper nach der Waage ſchwer, und dennoch nach der Empfindung leicht befunden wird (t). Dahingegen kuͤn- digt eine von freien Stuͤkken entſtehende Ermattung (u) Uebel und Krankheiten an, und man haͤlt es fuͤr das ſchlimmſte Zeichen, wenn der Koͤrper, ob er gleich leichter geworden, dennoch, wie es einem vorkoͤmmt, ſchwer zu ſein ſcheint (x). Man iſt einſtimmig, daß eine Hemmung der Dunſt- materie in der trokknen Haut der bejahrten Perſonen Urſache zum Podagra (y) und des Reiſſens in den Glie- dern ſei; daß die Stoͤrung des Ausduͤnſtens ſchaͤdlicher ſei in kurzen, als langwierigen Krankheiten, weil man die Faͤulnis in jenen mehr zu befuͤrchten hat (y*). Daß die epidemiſche Ruhr auf den Antillen graſſire, wenn eine kalte Witterung die Ausduͤnſtung hemmt, weil die ſchar- fen Theile, wie es ſcheint, auf den Maſtdarm zuruͤkk- getrieben worden (y**). Bei warmer Witterung bringen eben dieſe Urſachen Fieber hervor, und davon gerathen die Saͤfte in eine Faͤulnis (z), weil ein fluͤchtiges und ſchar- (r*) LETTERA d’un Coc- chiere. (s) Sect. I. n. 38. IV. n. 42. (t) I. n. 30. (u) HIPPOCRAT. aphor. L. II. n. 5. (x) SANCTORIUS Sect. I. n. 35. (y) Idem Sect. IV. n. 69. DE- SAULT de la goute pag. 29. (y*) GORTER pag. 240. (y**) HILLARII Barbad. HUGHES natur. hiſt. of Bar- bad. pag. 35. (z) PRINGLE pag. 429.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/374>, abgerufen am 24.11.2024.