als Gewächsen so gemein ist. Um desto weniger darf man sich verwundern, wenn Asklepiades berichtet, daß Krankheiten auf eine zurükkgetretene Ausdünstung folgen (i**). Galenus leitet die Fieber von der Hemmung der Dunstmaterie, die da ausdünsten sollte, her (i+), wo dieser Dunst nicht durch eine andre Ausleerung abgeführt würde; und Sanctorius nimmt überhaupt von einer vollkommnen Ausdünstung das vornemste Zeichen zu einer vollständigen Gesundheit her, und er glaubte, daß wir nicht krank werden könnten, so lange dieselbe in ihrem freien Gange bliebe.
Der Körper befindet sich bei völliger Gesundheit, wenn er, ohne eine sinnliche Ausleerung, sein voriges Ge- wichte behält (k), wenn nämlich die Ausdünstung den grösten Theil der Speisen verzehrt. Die festen Körper sind die (l), welche in etlichen Jahren ihr Gewichte nicht verändern, und diejenigen befinden sich nicht wohl, deren Schwere sich verändert (m). Man kränkelt, wenn die Ausdünstung oft unterbrochen, und oft wieder hergestellt wird (n). So redet Sanctorius.
Vor jeder Krankheit geräth die Ausdünstung in Un- ordnung (o), und daran läst sich der Anfang einer Krank- heit spüren (p). Wenn sie abnimmt, wird der Körper schwach (q). Und es leidet der ganze Körper, und jeder Theil desselben, so bald man nicht ausdünstet (q*). Eben derselbe.
Die gut dünsten, sind schwächer, aber gesünder, und sie werden leichter von Krankheiten geheilt (r). Selbst die Thiere scheinen vom Ausdünsten viel Nuzzen zu haben,
so
(i**)[Spaltenumbruch]
beim CELSUS loc. cit.
(i+)Meth. medend. L. VIII. QUINCY anim. sibr. pag. 290. BOHN pag. 213.
(k)I. n. 10. 15. II. n. 54.
(l)Sect. I. n. 69.
(m)II. n. 55.
(n)[Spaltenumbruch]I. n. 16.
(o)I. n. 11. 43.
(p)I. n. 42.
(q)I. n. 40.
(q*)I. n. 86.
(r)HIPPOCRATES (peri trofis.)
Z 2
II. Abſchnitt. Schweis.
als Gewaͤchſen ſo gemein iſt. Um deſto weniger darf man ſich verwundern, wenn Aſklepiades berichtet, daß Krankheiten auf eine zuruͤkkgetretene Ausduͤnſtung folgen (i**). Galenus leitet die Fieber von der Hemmung der Dunſtmaterie, die da ausduͤnſten ſollte, her (i†), wo dieſer Dunſt nicht durch eine andre Ausleerung abgefuͤhrt wuͤrde; und Sanctorius nimmt uͤberhaupt von einer vollkommnen Ausduͤnſtung das vornemſte Zeichen zu einer vollſtaͤndigen Geſundheit her, und er glaubte, daß wir nicht krank werden koͤnnten, ſo lange dieſelbe in ihrem freien Gange bliebe.
Der Koͤrper befindet ſich bei voͤlliger Geſundheit, wenn er, ohne eine ſinnliche Ausleerung, ſein voriges Ge- wichte behaͤlt (k), wenn naͤmlich die Ausduͤnſtung den groͤſten Theil der Speiſen verzehrt. Die feſten Koͤrper ſind die (l), welche in etlichen Jahren ihr Gewichte nicht veraͤndern, und diejenigen befinden ſich nicht wohl, deren Schwere ſich veraͤndert (m). Man kraͤnkelt, wenn die Ausduͤnſtung oft unterbrochen, und oft wieder hergeſtellt wird (n). So redet Sanctorius.
Vor jeder Krankheit geraͤth die Ausduͤnſtung in Un- ordnung (o), und daran laͤſt ſich der Anfang einer Krank- heit ſpuͤren (p). Wenn ſie abnimmt, wird der Koͤrper ſchwach (q). Und es leidet der ganze Koͤrper, und jeder Theil deſſelben, ſo bald man nicht ausduͤnſtet (q*). Eben derſelbe.
Die gut duͤnſten, ſind ſchwaͤcher, aber geſuͤnder, und ſie werden leichter von Krankheiten geheilt (r). Selbſt die Thiere ſcheinen vom Ausduͤnſten viel Nuzzen zu haben,
ſo
(i**)[Spaltenumbruch]
beim CELSUS loc. cit.
(i†)Meth. medend. L. VIII. QUINCY anim. ſibr. pag. 290. BOHN pag. 213.
(k)I. n. 10. 15. II. n. 54.
(l)Sect. I. n. 69.
(m)II. n. 55.
(n)[Spaltenumbruch]I. n. 16.
(o)I. n. 11. 43.
(p)I. n. 42.
(q)I. n. 40.
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II. Abſchnitt. Schweis.
als Gewaͤchſen ſo gemein iſt. Um deſto weniger darf
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Krankheiten auf eine zuruͤkkgetretene Ausduͤnſtung folgen
(i**). Galenus leitet die Fieber von der Hemmung
der Dunſtmaterie, die da ausduͤnſten ſollte, her (i†), wo
dieſer Dunſt nicht durch eine andre Ausleerung abgefuͤhrt
wuͤrde; und Sanctorius nimmt uͤberhaupt von einer
vollkommnen Ausduͤnſtung das vornemſte Zeichen zu einer
vollſtaͤndigen Geſundheit her, und er glaubte, daß wir nicht
krank werden koͤnnten, ſo lange dieſelbe in ihrem freien
Gange bliebe.
Der Koͤrper befindet ſich bei voͤlliger Geſundheit,
wenn er, ohne eine ſinnliche Ausleerung, ſein voriges Ge-
wichte behaͤlt (k), wenn naͤmlich die Ausduͤnſtung den
groͤſten Theil der Speiſen verzehrt. Die feſten Koͤrper
ſind die (l), welche in etlichen Jahren ihr Gewichte nicht
veraͤndern, und diejenigen befinden ſich nicht wohl, deren
Schwere ſich veraͤndert (m). Man kraͤnkelt, wenn die
Ausduͤnſtung oft unterbrochen, und oft wieder hergeſtellt
wird (n). So redet Sanctorius.
Vor jeder Krankheit geraͤth die Ausduͤnſtung in Un-
ordnung (o), und daran laͤſt ſich der Anfang einer Krank-
heit ſpuͤren (p). Wenn ſie abnimmt, wird der Koͤrper
ſchwach (q). Und es leidet der ganze Koͤrper, und jeder
Theil deſſelben, ſo bald man nicht ausduͤnſtet (q*). Eben
derſelbe.
Die gut duͤnſten, ſind ſchwaͤcher, aber geſuͤnder, und
ſie werden leichter von Krankheiten geheilt (r). Selbſt
die Thiere ſcheinen vom Ausduͤnſten viel Nuzzen zu haben,
ſo
(i**)
beim CELSUS loc. cit.
(i†) Meth. medend. L. VIII.
QUINCY anim. ſibr. pag. 290.
BOHN pag. 213.
(k) I. n. 10. 15. II. n. 54.
(l) Sect. I. n. 69.
(m) II. n. 55.
(n)
I. n. 16.
(o) I. n. 11. 43.
(p) I. n. 42.
(q) I. n. 40.
(q*) I. n. 86.
(r) HIPPOCRATES (peri
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Z 2
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/373>, abgerufen am 24.11.2024.
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