daß die Ausdünstung weder gelb noch ölig, noch zähe ist: daß sie flüßiger und wässriger ist, daß sie nach dem Gut- befinden der Natur ohne Unterlaß (f) ausschwizzt; der Schweis hingegen eine Art von Krankheit ist.
Was das Werkzeug betrift, so scheinet solches aller- dings einerlei zu sein (g), so daß einzig und allein eine mäßige Kraft des bewegten Saftes einen Dampf verur- sachet, dessen Tropfen einander von ferne folgen, die eine übermäßige Heftigkeit so schnell einander erreichen läst, daß die kleinen Tröpfchen in grössere Tropfen zusammenfliessen. Leeuwenhoeck sahe funfzehn Tröpfchen der ausdünsten- den Materie in einen einzigen Tropfen Schweis zusammen- laufen.
Jch habe das Geschäfte der Natur oft an mir selbst beobachtet, wenn ich häufig dünstete; es war alsdenn meine Haut weich, rötlich, gleichsam aufgedunsten, beim Anfülen nicht trokken, dennoch aber nicht wässrig, es stan- den, auch dem Augenschein nach, die Schweislöcher offen, und es waren auch die Durchgänge der Haare grösser. Wenn daher die Oberhaut an einer Stelle zerstört ist, und die Gefässe der Haut loser geworden, so schwizzt ein sol- cher Ort beständig (h).
Bald
(f)[Spaltenumbruch]THEOPHRASTUS l. c.
(g)PERRAULT essays T. III. S. 284. LISTER de hu- morib. p. 325. BOHN pag. 207. De GORTER pag. 143. LOE- SEKE Arzeneien pag 151. SA- CRELAIRE de tegum. p. 9.
(h) Wenn sich der Graf von Thun die Strümpfe ausziehen lies, so fuhren Funken aus der Haut, mit einem Knistern und brennender Hizze, Lond. Magaz. 1757. pag. 74. Von einer Frau, deren Hemde eine Flamme mit Geräusch von sich gab, Phil. Trans. n. 476. Eine Ausdünstung, wie Storax, ORTESCHI Diar. [Spaltenumbruch]
Venet. II. pag. 3. und nach Pome- ranzenspiritus, pag 2. Das Aus- dünsten geschicht theils ausserhalb der Haut und Oberhaut, und es ist die dünstende Materie, welche aus dem belebten Körper geht, ge- meiniglich bekannt. Ein anderes ist das Ausdünsten ausserhalb der Haut, aber unter der Oberhaut. Dieses macht die Haut sanft, und dieses verursacht, daß, wenn die Oberhaut weggeschaft worden, und dieser Dampf sich zerstreut hat, die Haut trokken wird, HUNTER med. obs. of a Socier. at Lond. II. pag. 17. 48. So brach, nach ge- stilltem Verbluten, das Blut unter
der
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
daß die Ausduͤnſtung weder gelb noch oͤlig, noch zaͤhe iſt: daß ſie fluͤßiger und waͤſſriger iſt, daß ſie nach dem Gut- befinden der Natur ohne Unterlaß (f) ausſchwizzt; der Schweis hingegen eine Art von Krankheit iſt.
Was das Werkzeug betrift, ſo ſcheinet ſolches aller- dings einerlei zu ſein (g), ſo daß einzig und allein eine maͤßige Kraft des bewegten Saftes einen Dampf verur- ſachet, deſſen Tropfen einander von ferne folgen, die eine uͤbermaͤßige Heftigkeit ſo ſchnell einander erreichen laͤſt, daß die kleinen Troͤpfchen in groͤſſere Tropfen zuſammenflieſſen. Leeuwenhoeck ſahe funfzehn Troͤpfchen der ausduͤnſten- den Materie in einen einzigen Tropfen Schweis zuſammen- laufen.
Jch habe das Geſchaͤfte der Natur oft an mir ſelbſt beobachtet, wenn ich haͤufig duͤnſtete; es war alsdenn meine Haut weich, roͤtlich, gleichſam aufgedunſten, beim Anfuͤlen nicht trokken, dennoch aber nicht waͤſſrig, es ſtan- den, auch dem Augenſchein nach, die Schweisloͤcher offen, und es waren auch die Durchgaͤnge der Haare groͤſſer. Wenn daher die Oberhaut an einer Stelle zerſtoͤrt iſt, und die Gefaͤſſe der Haut loſer geworden, ſo ſchwizzt ein ſol- cher Ort beſtaͤndig (h).
Bald
(f)[Spaltenumbruch]THEOPHRASTUS l. c.
(g)PERRAULT eſſays T. III. S. 284. LISTER de hu- morib. p. 325. BOHN pag. 207. De GORTER pag. 143. LOE- SEKE Arzeneien pag 151. SA- CRELAIRE de tegum. p. 9.
(h) Wenn ſich der Graf von Thun die Struͤmpfe ausziehen lies, ſo fuhren Funken aus der Haut, mit einem Kniſtern und brennender Hizze, Lond. Magaz. 1757. pag. 74. Von einer Frau, deren Hemde eine Flamme mit Geraͤuſch von ſich gab, Phil. Tranſ. n. 476. Eine Ausduͤnſtung, wie Storax, ORTESCHI Diar. [Spaltenumbruch]
Venet. II. pag. 3. und nach Pome- ranzenſpiritus, pag 2. Das Aus- duͤnſten geſchicht theils auſſerhalb der Haut und Oberhaut, und es iſt die duͤnſtende Materie, welche aus dem belebten Koͤrper geht, ge- meiniglich bekannt. Ein anderes iſt das Ausduͤnſten auſſerhalb der Haut, aber unter der Oberhaut. Dieſes macht die Haut ſanft, und dieſes verurſacht, daß, wenn die Oberhaut weggeſchaft worden, und dieſer Dampf ſich zerſtreut hat, die Haut trokken wird, HUNTER med. obſ. of a Socier. at Lond. II. pag. 17. 48. So brach, nach ge- ſtilltem Verbluten, das Blut unter
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Das Gefuͤhl. XII. Buch.
daß die Ausduͤnſtung weder gelb noch oͤlig, noch zaͤhe iſt:
daß ſie fluͤßiger und waͤſſriger iſt, daß ſie nach dem Gut-
befinden der Natur ohne Unterlaß (f) ausſchwizzt; der
Schweis hingegen eine Art von Krankheit iſt.
Was das Werkzeug betrift, ſo ſcheinet ſolches aller-
dings einerlei zu ſein (g), ſo daß einzig und allein eine
maͤßige Kraft des bewegten Saftes einen Dampf verur-
ſachet, deſſen Tropfen einander von ferne folgen, die eine
uͤbermaͤßige Heftigkeit ſo ſchnell einander erreichen laͤſt, daß
die kleinen Troͤpfchen in groͤſſere Tropfen zuſammenflieſſen.
Leeuwenhoeck ſahe funfzehn Troͤpfchen der ausduͤnſten-
den Materie in einen einzigen Tropfen Schweis zuſammen-
laufen.
Jch habe das Geſchaͤfte der Natur oft an mir ſelbſt
beobachtet, wenn ich haͤufig duͤnſtete; es war alsdenn
meine Haut weich, roͤtlich, gleichſam aufgedunſten, beim
Anfuͤlen nicht trokken, dennoch aber nicht waͤſſrig, es ſtan-
den, auch dem Augenſchein nach, die Schweisloͤcher offen,
und es waren auch die Durchgaͤnge der Haare groͤſſer.
Wenn daher die Oberhaut an einer Stelle zerſtoͤrt iſt, und
die Gefaͤſſe der Haut loſer geworden, ſo ſchwizzt ein ſol-
cher Ort beſtaͤndig (h).
Bald
(f)
THEOPHRASTUS l. c.
(g) PERRAULT eſſays T.
III. S. 284. LISTER de hu-
morib. p. 325. BOHN pag. 207.
De GORTER pag. 143. LOE-
SEKE Arzeneien pag 151. SA-
CRELAIRE de tegum. p. 9.
(h) Wenn ſich der Graf von
Thun die Struͤmpfe ausziehen
lies, ſo fuhren Funken aus der
Haut, mit einem Kniſtern und
brennender Hizze, Lond. Magaz.
1757. pag. 74. Von einer Frau,
deren Hemde eine Flamme mit
Geraͤuſch von ſich gab, Phil. Tranſ.
n. 476. Eine Ausduͤnſtung, wie
Storax, ORTESCHI Diar.
Venet. II. pag. 3. und nach Pome-
ranzenſpiritus, pag 2. Das Aus-
duͤnſten geſchicht theils auſſerhalb
der Haut und Oberhaut, und es
iſt die duͤnſtende Materie, welche
aus dem belebten Koͤrper geht, ge-
meiniglich bekannt. Ein anderes
iſt das Ausduͤnſten auſſerhalb der
Haut, aber unter der Oberhaut.
Dieſes macht die Haut ſanft, und
dieſes verurſacht, daß, wenn die
Oberhaut weggeſchaft worden, und
dieſer Dampf ſich zerſtreut hat, die
Haut trokken wird, HUNTER
med. obſ. of a Socier. at Lond. II.
pag. 17. 48. So brach, nach ge-
ſtilltem Verbluten, das Blut unter
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/338>, abgerufen am 24.11.2024.
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