Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Gefühl. XII. Buch.

Es hat Ezech. de Castro an einem räudigen Men-
schen, wenn er sich krazzte, beobachtet, daß die abgehende
Schuppen einen Rauch erwekkten (e). Eine Hand, die
man gegen das Eis hält, raucht, wenn sie gleich trokken
ist, an allen Stellen (f). Bonnet sahe, wenn ihm
die Sonne auf den Rükken schien, und der Schatten auf
den freien Sessel fiel, einen Dampf aufsteigen (g). Man
lieset von einem Advokaten, an dem, wenn er seinen recht-
lichen Vortrag that, ein Rauch von der Pfeil- und Kranz-
naht aufstieg (g*). Laurenz Bellin (h) versichert,
daß er an einem dunklen Orte, der nur von einem einzigen
Licht erhellt wird, seine Hand rauchend zeigen könne, und
er glaubte, eben dieses bei Berührung eines Metalles zei-
gen zu können, indem dieses beschlägt, und sich der Flekke
in Tropfen sammlet (i); Allein, der Versuch wird durch
das Angreifen, und beigemischte Oel und Fett felerhaft,
und es läst sich der Hauch viel besser an einem entfernten
Metalle auffangen (k). Benignus Winslow (l) konnte
den Schatten von diesem Rauche, der vom Kopfe auf-
stieg, zur Sommerzeit mit Augen sehen.

Endlich läst sich die Ausdünstung am leichtesten in
einer dichten Luft warnehmen. Jn den unterirdischen
Berggruben zu Klausthal und des Rammelberges habe
ich aus jeglichem Finger, aus dem Angesichte und allen
blossen Theilen des Körpers einen Dampf und Wolke aus-
dünsten gesehen. Der vortrefliche von Buffon (m) be-
zeugt, daß von weitem am Hasen wie eine Wolke zu sehen
sei. Der berümte Penrose beobachtete dergleichen im
Bette, wenn er seine Hand zwischen die Augen und das

Licht
(e) [Spaltenumbruch] Ign. lamb. pag. 60.
(f) PERRAULT Ess. T. III.
des sens ext. pag.
37. 283.
(g) Prodro. anat. pract. c. 3.
(g*) MALVICINI collect.
pag.
322.
(h) Discors. anat. II. pag. 55.
(i) [Spaltenumbruch] pag. 57.
(k) n. 17.
(l) pag. 59.
(m) L. c. T. VI. pag. 262. und
vorlängst GAFFAREL opusc.
T. II. pag.
352.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.

Es hat Ezech. de Caſtro an einem raͤudigen Men-
ſchen, wenn er ſich krazzte, beobachtet, daß die abgehende
Schuppen einen Rauch erwekkten (e). Eine Hand, die
man gegen das Eis haͤlt, raucht, wenn ſie gleich trokken
iſt, an allen Stellen (f). Bonnet ſahe, wenn ihm
die Sonne auf den Ruͤkken ſchien, und der Schatten auf
den freien Seſſel fiel, einen Dampf aufſteigen (g). Man
lieſet von einem Advokaten, an dem, wenn er ſeinen recht-
lichen Vortrag that, ein Rauch von der Pfeil- und Kranz-
naht aufſtieg (g*). Laurenz Bellin (h) verſichert,
daß er an einem dunklen Orte, der nur von einem einzigen
Licht erhellt wird, ſeine Hand rauchend zeigen koͤnne, und
er glaubte, eben dieſes bei Beruͤhrung eines Metalles zei-
gen zu koͤnnen, indem dieſes beſchlaͤgt, und ſich der Flekke
in Tropfen ſammlet (i); Allein, der Verſuch wird durch
das Angreifen, und beigemiſchte Oel und Fett felerhaft,
und es laͤſt ſich der Hauch viel beſſer an einem entfernten
Metalle auffangen (k). Benignus Winslow (l) konnte
den Schatten von dieſem Rauche, der vom Kopfe auf-
ſtieg, zur Sommerzeit mit Augen ſehen.

Endlich laͤſt ſich die Ausduͤnſtung am leichteſten in
einer dichten Luft warnehmen. Jn den unterirdiſchen
Berggruben zu Klausthal und des Rammelberges habe
ich aus jeglichem Finger, aus dem Angeſichte und allen
bloſſen Theilen des Koͤrpers einen Dampf und Wolke aus-
duͤnſten geſehen. Der vortrefliche von Buffon (m) be-
zeugt, daß von weitem am Haſen wie eine Wolke zu ſehen
ſei. Der beruͤmte Penroſe beobachtete dergleichen im
Bette, wenn er ſeine Hand zwiſchen die Augen und das

Licht
(e) [Spaltenumbruch] Ign. lamb. pag. 60.
(f) PERRAULT Eſſ. T. III.
des ſens ext. pag.
37. 283.
(g) Prodro. anat. pract. c. 3.
(g*) MALVICINI collect.
pag.
322.
(h) Diſcorſ. anat. II. pag. 55.
(i) [Spaltenumbruch] pag. 57.
(k) n. 17.
(l) pag. 59.
(m) L. c. T. VI. pag. 262. und
vorlaͤngſt GAFFAREL opuſc.
T. II. pag.
352.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0330" n="312"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Gefu&#x0364;hl. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>Es hat Ezech. de <hi rendition="#fr">Ca&#x017F;tro</hi> an einem ra&#x0364;udigen Men-<lb/>
&#x017F;chen, wenn er &#x017F;ich krazzte, beobachtet, daß die abgehende<lb/>
Schuppen einen Rauch erwekkten <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq">Ign. lamb. pag.</hi> 60.</note>. Eine Hand, die<lb/>
man gegen das Eis ha&#x0364;lt, raucht, wenn &#x017F;ie gleich trokken<lb/>
i&#x017F;t, an allen Stellen <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PERRAULT</hi> E&#x017F;&#x017F;. T. III.<lb/>
des &#x017F;ens ext. pag.</hi> 37. 283.</note>. <hi rendition="#fr">Bonnet</hi> &#x017F;ahe, wenn ihm<lb/>
die Sonne auf den Ru&#x0364;kken &#x017F;chien, und der Schatten auf<lb/>
den freien Se&#x017F;&#x017F;el fiel, einen Dampf auf&#x017F;teigen <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Prodro. anat. pract. c.</hi> 3.</note>. Man<lb/>
lie&#x017F;et von einem Advokaten, an dem, wenn er &#x017F;einen recht-<lb/>
lichen Vortrag that, ein Rauch von der Pfeil- und Kranz-<lb/>
naht auf&#x017F;tieg <note place="foot" n="(g*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MALVICINI</hi> collect.<lb/>
pag.</hi> 322.</note>. Laurenz <hi rendition="#fr">Bellin</hi> <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cor&#x017F;. anat. II. pag.</hi> 55.</note> ver&#x017F;ichert,<lb/>
daß er an einem dunklen Orte, der nur von einem einzigen<lb/>
Licht erhellt wird, &#x017F;eine Hand rauchend zeigen ko&#x0364;nne, und<lb/>
er glaubte, eben die&#x017F;es bei Beru&#x0364;hrung eines Metalles zei-<lb/>
gen zu ko&#x0364;nnen, indem die&#x017F;es be&#x017F;chla&#x0364;gt, und &#x017F;ich der Flekke<lb/>
in Tropfen &#x017F;ammlet <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 57.</note>; Allein, der Ver&#x017F;uch wird durch<lb/>
das Angreifen, und beigemi&#x017F;chte Oel und Fett felerhaft,<lb/>
und es la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich der Hauch viel be&#x017F;&#x017F;er an einem entfernten<lb/>
Metalle auffangen <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">n.</hi> 17.</note>. Benignus <hi rendition="#fr">Winslow</hi> <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 59.</note> konnte<lb/>
den Schatten von die&#x017F;em Rauche, der vom Kopfe auf-<lb/>
&#x017F;tieg, zur Sommerzeit mit Augen &#x017F;ehen.</p><lb/>
            <p>Endlich la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung am leichte&#x017F;ten in<lb/>
einer dichten Luft warnehmen. Jn den unterirdi&#x017F;chen<lb/>
Berggruben zu Klausthal und des Rammelberges habe<lb/>
ich aus jeglichem Finger, aus dem Ange&#x017F;ichte und allen<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Theilen des Ko&#x0364;rpers einen Dampf und Wolke aus-<lb/>
du&#x0364;n&#x017F;ten ge&#x017F;ehen. Der vortrefliche von <hi rendition="#fr">Buffon</hi> <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">L. c. T. VI. pag.</hi> 262. und<lb/>
vorla&#x0364;ng&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GAFFAREL</hi> opu&#x017F;c.<lb/>
T. II. pag.</hi> 352.</note> be-<lb/>
zeugt, daß von weitem am Ha&#x017F;en wie eine Wolke zu &#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;ei. Der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Penro&#x017F;e</hi> beobachtete dergleichen im<lb/>
Bette, wenn er &#x017F;eine Hand zwi&#x017F;chen die Augen und das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Licht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0330] Das Gefuͤhl. XII. Buch. Es hat Ezech. de Caſtro an einem raͤudigen Men- ſchen, wenn er ſich krazzte, beobachtet, daß die abgehende Schuppen einen Rauch erwekkten (e). Eine Hand, die man gegen das Eis haͤlt, raucht, wenn ſie gleich trokken iſt, an allen Stellen (f). Bonnet ſahe, wenn ihm die Sonne auf den Ruͤkken ſchien, und der Schatten auf den freien Seſſel fiel, einen Dampf aufſteigen (g). Man lieſet von einem Advokaten, an dem, wenn er ſeinen recht- lichen Vortrag that, ein Rauch von der Pfeil- und Kranz- naht aufſtieg (g*). Laurenz Bellin (h) verſichert, daß er an einem dunklen Orte, der nur von einem einzigen Licht erhellt wird, ſeine Hand rauchend zeigen koͤnne, und er glaubte, eben dieſes bei Beruͤhrung eines Metalles zei- gen zu koͤnnen, indem dieſes beſchlaͤgt, und ſich der Flekke in Tropfen ſammlet (i); Allein, der Verſuch wird durch das Angreifen, und beigemiſchte Oel und Fett felerhaft, und es laͤſt ſich der Hauch viel beſſer an einem entfernten Metalle auffangen (k). Benignus Winslow (l) konnte den Schatten von dieſem Rauche, der vom Kopfe auf- ſtieg, zur Sommerzeit mit Augen ſehen. Endlich laͤſt ſich die Ausduͤnſtung am leichteſten in einer dichten Luft warnehmen. Jn den unterirdiſchen Berggruben zu Klausthal und des Rammelberges habe ich aus jeglichem Finger, aus dem Angeſichte und allen bloſſen Theilen des Koͤrpers einen Dampf und Wolke aus- duͤnſten geſehen. Der vortrefliche von Buffon (m) be- zeugt, daß von weitem am Haſen wie eine Wolke zu ſehen ſei. Der beruͤmte Penroſe beobachtete dergleichen im Bette, wenn er ſeine Hand zwiſchen die Augen und das Licht (e) Ign. lamb. pag. 60. (f) PERRAULT Eſſ. T. III. des ſens ext. pag. 37. 283. (g) Prodro. anat. pract. c. 3. (g*) MALVICINI collect. pag. 322. (h) Diſcorſ. anat. II. pag. 55. (i) pag. 57. (k) n. 17. (l) pag. 59. (m) L. c. T. VI. pag. 262. und vorlaͤngſt GAFFAREL opuſc. T. II. pag. 352.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/330
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/330>, abgerufen am 24.11.2024.