Man will nicht (n), daß Hippokrates eines kritischen Schweisses Erwänung thue; doch habe ich dergleichen hie und da bei ihm angemerkt (o), und ich finde auch, daß ihn dieser gelehrte Greis durch Arzeneien zu befördern gesucht hat (p).
Der Schweis ist gemeiniglich im Anfange der hizzigen Krankheiten schädlich (q); und er geht alsdenn besser von statten, wenn die schädliche Materie, nach geschehener Kochung, geschikkt ist, durch die Haut ausgeworfen zu werden. Doch heilt er für sich selber weder die Flekkfieber, noch den Friesel, oder Blattern, und man sucht ihn mit Gefar durch hizzige Arzeneien (q*) zu erzwingen, so daß nicht einmal ein warmes Getränke sicher genung ist, wie ich von den gelindesten Kräuterdekokten erfaren habe, daß davon ein Kranker, der am Friesel lag, innerhalb drei Tagen zweimal in eine heftige Raserei verfiel, der, sobald man von allen Seiten Külung machte, Erleichterung fand, und endlich wieder gesund wurde.
Es läst sich nicht wohl bestimmen, wie viel man schwizze. Jch lese, daß man bis 3/8 einer Pinte (r), bis drei Pfunde (s) Schweis verloren, daß ganze Becher damit angefüllet worden (t), daß man in der Kur der Venusseuche, welche man damals mit dem Dekokte von Franzosenholze zu bewirken suchte, im Hemde gegen hun- dert (u) Unzen gesammelt habe. Schon lange hat man
die
(n)[Spaltenumbruch]FREIND ad Epid. L. 3.
(o)Aphorism. IV. n. 36. (peri Krisioon) ab init. COAC. L. IV. cap. 2. n. 1. Jm hizzigen Fie- ber, (causus) Epid. II. Sect. 3. im hizzigen Fieber, Epidem. III. Sect. 2. aegr. 6. Jm Seitenste- chen, n. 8. im nachlassenden Fie- ber, n. 10.
(p) Siehe die Stellen beim TRILLER Epist. critic. gegen den FREIND pag. 74.
(q)COAC. L. IV. Sect. II. n. 3.
(q*)[Spaltenumbruch]
Jn den Blattern von 1666. SYDENHAM pag. 183. Jm Friesel, HAMILTON c. 6. u. f.
(r)NICHOLLS hist. gener. des voy. L. 4. c. 6. Daß diese Menge an einem Menschen fast zur Gewohnheit wurde.
(s)WILLIS pharmac. p. 114.
(t)Aelius SPARTIANUS vom Kaiser Maximin.
(u)CARDAN. aphorism. pag. 287.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
Man will nicht (n), daß Hippokrates eines kritiſchen Schweiſſes Erwaͤnung thue; doch habe ich dergleichen hie und da bei ihm angemerkt (o), und ich finde auch, daß ihn dieſer gelehrte Greis durch Arzeneien zu befoͤrdern geſucht hat (p).
Der Schweis iſt gemeiniglich im Anfange der hizzigen Krankheiten ſchaͤdlich (q); und er geht alsdenn beſſer von ſtatten, wenn die ſchaͤdliche Materie, nach geſchehener Kochung, geſchikkt iſt, durch die Haut ausgeworfen zu werden. Doch heilt er fuͤr ſich ſelber weder die Flekkfieber, noch den Frieſel, oder Blattern, und man ſucht ihn mit Gefar durch hizzige Arzeneien (q*) zu erzwingen, ſo daß nicht einmal ein warmes Getraͤnke ſicher genung iſt, wie ich von den gelindeſten Kraͤuterdekokten erfaren habe, daß davon ein Kranker, der am Frieſel lag, innerhalb drei Tagen zweimal in eine heftige Raſerei verfiel, der, ſobald man von allen Seiten Kuͤlung machte, Erleichterung fand, und endlich wieder geſund wurde.
Es laͤſt ſich nicht wohl beſtimmen, wie viel man ſchwizze. Jch leſe, daß man bis ⅜ einer Pinte (r), bis drei Pfunde (s) Schweis verloren, daß ganze Becher damit angefuͤllet worden (t), daß man in der Kur der Venusſeuche, welche man damals mit dem Dekokte von Franzoſenholze zu bewirken ſuchte, im Hemde gegen hun- dert (u) Unzen geſammelt habe. Schon lange hat man
die
(n)[Spaltenumbruch]FREIND ad Epid. L. 3.
(o)Aphoriſm. IV. n. 36. (peri Kriſioon) ab init. COAC. L. IV. cap. 2. n. 1. Jm hizzigen Fie- ber, (cauſus) Epid. II. Sect. 3. im hizzigen Fieber, Epidem. III. Sect. 2. aegr. 6. Jm Seitenſte- chen, n. 8. im nachlaſſenden Fie- ber, n. 10.
(p) Siehe die Stellen beim TRILLER Epiſt. critic. gegen den FREIND pag. 74.
(q)COAC. L. IV. Sect. II. n. 3.
(q*)[Spaltenumbruch]
Jn den Blattern von 1666. SYDENHAM pag. 183. Jm Frieſel, HAMILTON c. 6. u. f.
(r)NICHOLLS hiſt. gener. des voy. L. 4. c. 6. Daß dieſe Menge an einem Menſchen faſt zur Gewohnheit wurde.
(s)WILLIS pharmac. p. 114.
(t)Aelius SPARTIANUS vom Kaiſer Maximin.
(u)CARDAN. aphoriſm. pag. 287.
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Das Gefuͤhl. XII. Buch.
Man will nicht (n), daß Hippokrates eines kritiſchen
Schweiſſes Erwaͤnung thue; doch habe ich dergleichen
hie und da bei ihm angemerkt (o), und ich finde auch,
daß ihn dieſer gelehrte Greis durch Arzeneien zu befoͤrdern
geſucht hat (p).
Der Schweis iſt gemeiniglich im Anfange der hizzigen
Krankheiten ſchaͤdlich (q); und er geht alsdenn beſſer von
ſtatten, wenn die ſchaͤdliche Materie, nach geſchehener
Kochung, geſchikkt iſt, durch die Haut ausgeworfen zu
werden. Doch heilt er fuͤr ſich ſelber weder die Flekkfieber,
noch den Frieſel, oder Blattern, und man ſucht ihn mit
Gefar durch hizzige Arzeneien (q*) zu erzwingen, ſo daß
nicht einmal ein warmes Getraͤnke ſicher genung iſt, wie
ich von den gelindeſten Kraͤuterdekokten erfaren habe, daß
davon ein Kranker, der am Frieſel lag, innerhalb drei
Tagen zweimal in eine heftige Raſerei verfiel, der, ſobald
man von allen Seiten Kuͤlung machte, Erleichterung fand,
und endlich wieder geſund wurde.
Es laͤſt ſich nicht wohl beſtimmen, wie viel man
ſchwizze. Jch leſe, daß man bis ⅜ einer Pinte (r), bis
drei Pfunde (s) Schweis verloren, daß ganze Becher
damit angefuͤllet worden (t), daß man in der Kur der
Venusſeuche, welche man damals mit dem Dekokte von
Franzoſenholze zu bewirken ſuchte, im Hemde gegen hun-
dert (u) Unzen geſammelt habe. Schon lange hat man
die
(n)
FREIND ad Epid. L. 3.
(o) Aphoriſm. IV. n. 36. (peri
Kriſioon) ab init. COAC. L.
IV. cap. 2. n. 1. Jm hizzigen Fie-
ber, (cauſus) Epid. II. Sect. 3.
im hizzigen Fieber, Epidem. III.
Sect. 2. aegr. 6. Jm Seitenſte-
chen, n. 8. im nachlaſſenden Fie-
ber, n. 10.
(p) Siehe die Stellen beim
TRILLER Epiſt. critic. gegen
den FREIND pag. 74.
(q) COAC. L. IV. Sect. II. n. 3.
(q*)
Jn den Blattern von 1666.
SYDENHAM pag. 183. Jm
Frieſel, HAMILTON c. 6. u. f.
(r) NICHOLLS hiſt. gener.
des voy. L. 4. c. 6. Daß dieſe
Menge an einem Menſchen faſt zur
Gewohnheit wurde.
(s) WILLIS pharmac. p. 114.
(t) Aelius SPARTIANUS
vom Kaiſer Maximin.
(u) CARDAN. aphoriſm.
pag. 287.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/328>, abgerufen am 24.11.2024.
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