flechte), bekannt, da die Haare übermäßig (c), und fast unglaublich, wachsen, und eine grössere Dikke bekom- men (d). (e). Man sagt, sie wären zugleich mit Blut (f) und viel Saft angefüllt. Doch es sind nicht wenig be- rümte Männer, welche diese ganze Krankheit der Unflä- tigkeit und Unreinigkeit zuschreiben (g), welches andre hingegen leugnen (h), und ich habe keine besondre Gründe, diese Streitigkeit entscheiden zu können.
Haare sind ohne Empfindung. Denn ob man sie gleich mit Schmerzen ausreisset, und man die schlimmsten Zufälle vom Ausreissen der Haare in der Nase hat erfol- gen gesehen (i), so waren doch dieses keine Nerven der Haare, die da schmerzten, sondern es thun die dikke Zwie- beln, weil sie durch die Haut nicht folgen können, einen Widerstand, und man zieht die Haut nach sich. Zugleich wurde die Scheide der Oberhaut mit gezerrt, und die Haut mit Empfindlichkeit erhoben.
Wenn man endlich die Haare im Feuer untersucht, so geben sie fast eben die Grundstoffe, welche andre Theile des Menschenkörpers darbieten, jedoch aber weniger Was- ser, und viel Salz. Aus einem Pfunde (k) Kopfhaare vom Menschen bekam Neumann(l) 46 Quentchen harnhaften Geist, an flüchtigem Salze 17 Quentchen (l*),
an
(c)[Spaltenumbruch]
Bis sechs Fus, JACOBAEUS pag. 2. bis vier Ellen, Phil. Trans. n. 417. 426.
(d) An den Pferden, TAR- GIONI viag. Tom. IV. pag. 2. Ein sehr unreiner polnischer Zopf durchs Abscheeren geheilt, TRI- OEN obs.
(e) Jn Deutschland gesehen, GOEKEL Cent. II. conf. 16. Jon LUDOLF de plica n 5. pag. 6. Jn Sicilien, de CASTRO mul. morb. pag. 68. Jm Elsasse, Journ de Medic. 1761. Oct.
(f) Durch den Schnitt fliesse Blut aus dem Zopf, GLISSON [Spaltenumbruch]
pag. 38. 39. Holländ. Ausgabe.
(g)DAVISSON Journal des Sav. 1688. n. 3.
(h) Andre wollen ihn nicht von der Unsauberkeit entstehen lassen, Phil Trans. n. 483. RASCYNSKI T. I. pag. 378.
(i)STALPART van der Wiel Cent. II. n. 7.
(k) Es mus ein Pfund von 18 Unzen sein.
(l)T. III. pag. 760.
(l*) Aus dergleichen Salze und Kupfer könne man das Ens Vene- ris bereiten, RONCALL. Europ. med. pag. 434.
T 2
I. Abſchnitt. Werkzeug.
flechte), bekannt, da die Haare uͤbermaͤßig (c), und faſt unglaublich, wachſen, und eine groͤſſere Dikke bekom- men (d). (e). Man ſagt, ſie waͤren zugleich mit Blut (f) und viel Saft angefuͤllt. Doch es ſind nicht wenig be- ruͤmte Maͤnner, welche dieſe ganze Krankheit der Unflaͤ- tigkeit und Unreinigkeit zuſchreiben (g), welches andre hingegen leugnen (h), und ich habe keine beſondre Gruͤnde, dieſe Streitigkeit entſcheiden zu koͤnnen.
Haare ſind ohne Empfindung. Denn ob man ſie gleich mit Schmerzen ausreiſſet, und man die ſchlimmſten Zufaͤlle vom Ausreiſſen der Haare in der Naſe hat erfol- gen geſehen (i), ſo waren doch dieſes keine Nerven der Haare, die da ſchmerzten, ſondern es thun die dikke Zwie- beln, weil ſie durch die Haut nicht folgen koͤnnen, einen Widerſtand, und man zieht die Haut nach ſich. Zugleich wurde die Scheide der Oberhaut mit gezerrt, und die Haut mit Empfindlichkeit erhoben.
Wenn man endlich die Haare im Feuer unterſucht, ſo geben ſie faſt eben die Grundſtoffe, welche andre Theile des Menſchenkoͤrpers darbieten, jedoch aber weniger Waſ- ſer, und viel Salz. Aus einem Pfunde (k) Kopfhaare vom Menſchen bekam Neumann(l) 46 Quentchen harnhaften Geiſt, an fluͤchtigem Salze 17 Quentchen (l*),
an
(c)[Spaltenumbruch]
Bis ſechs Fus, JACOBÆUS pag. 2. bis vier Ellen, Phil. Tranſ. n. 417. 426.
(d) An den Pferden, TAR- GIONI viag. Tom. IV. pag. 2. Ein ſehr unreiner polniſcher Zopf durchs Abſcheeren geheilt, TRI- OEN obſ.
(e) Jn Deutſchland geſehen, GOEKEL Cent. II. conf. 16. Jon LUDOLF de plica n 5. pag. 6. Jn Sicilien, de CASTRO mul. morb. pag. 68. Jm Elſaſſe, Journ de Medic. 1761. Oct.
(f) Durch den Schnitt flieſſe Blut aus dem Zopf, GLISSON [Spaltenumbruch]
pag. 38. 39. Hollaͤnd. Ausgabe.
(g)DAVISSON Journal des Sav. 1688. n. 3.
(h) Andre wollen ihn nicht von der Unſauberkeit entſtehen laſſen, Phil Tranſ. n. 483. RASCYNSKI T. I. pag. 378.
(i)STALPART van der Wiel Cent. II. n. 7.
(k) Es mus ein Pfund von 18 Unzen ſein.
(l)T. III. pag. 760.
(l*) Aus dergleichen Salze und Kupfer koͤnne man das Ens Vene- ris bereiten, RONCALL. Europ. med. pag. 434.
T 2
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I. Abſchnitt. Werkzeug.
flechte), bekannt, da die Haare uͤbermaͤßig (c), und
faſt unglaublich, wachſen, und eine groͤſſere Dikke bekom-
men (d). (e). Man ſagt, ſie waͤren zugleich mit Blut (f)
und viel Saft angefuͤllt. Doch es ſind nicht wenig be-
ruͤmte Maͤnner, welche dieſe ganze Krankheit der Unflaͤ-
tigkeit und Unreinigkeit zuſchreiben (g), welches andre
hingegen leugnen (h), und ich habe keine beſondre Gruͤnde,
dieſe Streitigkeit entſcheiden zu koͤnnen.
Haare ſind ohne Empfindung. Denn ob man ſie
gleich mit Schmerzen ausreiſſet, und man die ſchlimmſten
Zufaͤlle vom Ausreiſſen der Haare in der Naſe hat erfol-
gen geſehen (i), ſo waren doch dieſes keine Nerven der
Haare, die da ſchmerzten, ſondern es thun die dikke Zwie-
beln, weil ſie durch die Haut nicht folgen koͤnnen, einen
Widerſtand, und man zieht die Haut nach ſich. Zugleich
wurde die Scheide der Oberhaut mit gezerrt, und die
Haut mit Empfindlichkeit erhoben.
Wenn man endlich die Haare im Feuer unterſucht,
ſo geben ſie faſt eben die Grundſtoffe, welche andre Theile
des Menſchenkoͤrpers darbieten, jedoch aber weniger Waſ-
ſer, und viel Salz. Aus einem Pfunde (k) Kopfhaare
vom Menſchen bekam Neumann (l) 46 Quentchen
harnhaften Geiſt, an fluͤchtigem Salze 17 Quentchen (l*),
an
(c)
Bis ſechs Fus, JACOBÆUS
pag. 2. bis vier Ellen, Phil.
Tranſ. n. 417. 426.
(d) An den Pferden, TAR-
GIONI viag. Tom. IV. pag. 2.
Ein ſehr unreiner polniſcher Zopf
durchs Abſcheeren geheilt, TRI-
OEN obſ.
(e) Jn Deutſchland geſehen,
GOEKEL Cent. II. conf. 16.
Jon LUDOLF de plica n 5.
pag. 6. Jn Sicilien, de CASTRO
mul. morb. pag. 68. Jm Elſaſſe,
Journ de Medic. 1761. Oct.
(f) Durch den Schnitt flieſſe
Blut aus dem Zopf, GLISSON
pag. 38. 39. Hollaͤnd. Ausgabe.
(g) DAVISSON Journal des
Sav. 1688. n. 3.
(h) Andre wollen ihn nicht von
der Unſauberkeit entſtehen laſſen,
Phil Tranſ. n. 483. RASCYNSKI
T. I. pag. 378.
(i) STALPART van der
Wiel Cent. II. n. 7.
(k) Es mus ein Pfund von 18
Unzen ſein.
(l) T. III. pag. 760.
(l*) Aus dergleichen Salze und
Kupfer koͤnne man das Ens Vene-
ris bereiten, RONCALL. Europ.
med. pag. 434.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/309>, abgerufen am 23.11.2024.
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