sich hüten, etwas baraus in unsre Beschreibungen mit ein- zumischen. Demnach sind die Körnerchen an dem grö- sten Theile der menschlichen Haut so klein, daß man über- haupt, ausser einer leichten Ungleichheit, nichts weiter be- merken kann, das von der übrigen Haut unterschieden wäre. So hat nicht einmal Ruysch(l) an dem erhabnen Theile des Fusses einige Wärzchen finden können, und er gesteht es, daß solche anderswo tief in der Haut stekken (m), und nicht ehe zum Vorschein kommen, als bis man Farbensäfte einsprizzt. Ferner schreibt derselbe nebst an- dern berümten Männern, daß diese Wärzchen sich so gar durch Vergrösserungsgläser schwerlich entdekken lassen, so wie andre sie gar überhaupt leugnen (o), oder doch sagen, daß das Gefül nicht durch dieselbe verrichtet werde (p).
Doch das heist, zu weit gegangen. Jch habe näm- lich am grossen Zee und dessen Theile, wo er mit der Fus- sole zusammengrenzt, wenn ich das Oberhäutchen von der macerirten Haut abzog, deutlich gesehen, daß sich die Wärzchen, wie Fäden (q), oder Haare von diesen Schnekkenlinien (r) erhoben: und so verhalten sie sich auch an der flachen Hand und der Fussole (r*).
Eben so kömmt an eben den Zeen oder Fingern der Hand, wenn die Nägel behutsam und blos durch Mace- ration weggeschaft werden, die darunter liegende Haut, längst aus in Furchen geteilt, zum Vorschein, und sie zerteilt sich in Fäden, welche sich längst dem Nagel beu- (n)
gen
(l)[Spaltenumbruch]Advers. I. n. 3. p. 10.
(m)Advers. I. n. 5. p. 15.
(o)PERRAULT essay de physiq. T. III. p. 53. du toucher. pag. 11. Er sagt, daß so gar am Elefanten keine sind, p. 92.
(p) Eben der. Memoir. avant. 1699. p. 344. CHESELDEN [Spaltenumbruch]
ed. VI. p. 135. SBARAGLI ocul. et ment. vigiliac p. 85.
(q) Mit Füden vergleicht sie ALBIN de color. aethiop. p. 7. HINZE de nat. papill. n. 5. daß sie länger sind, mein Lehrer ad- not. L. I. c. 3. p. 24.
(r) Jn den Furchen malt sie stumpf RUYSCH t. 17. f. 2. 3. Epist. XV. Sie hat WINSLOW n. 11.
(r*)HINZE.
(n)C. BARTHOLIN specim. anat. pag. 12. An der Fussole, RUYSCH thes. I. ass. 3. n. 4.
O. 2
I. Abſchnitt. Werkzeug.
ſich huͤten, etwas baraus in unſre Beſchreibungen mit ein- zumiſchen. Demnach ſind die Koͤrnerchen an dem groͤ- ſten Theile der menſchlichen Haut ſo klein, daß man uͤber- haupt, auſſer einer leichten Ungleichheit, nichts weiter be- merken kann, das von der uͤbrigen Haut unterſchieden waͤre. So hat nicht einmal Ruyſch(l) an dem erhabnen Theile des Fuſſes einige Waͤrzchen finden koͤnnen, und er geſteht es, daß ſolche anderswo tief in der Haut ſtekken (m), und nicht ehe zum Vorſchein kommen, als bis man Farbenſaͤfte einſprizzt. Ferner ſchreibt derſelbe nebſt an- dern beruͤmten Maͤnnern, daß dieſe Waͤrzchen ſich ſo gar durch Vergroͤſſerungsglaͤſer ſchwerlich entdekken laſſen, ſo wie andre ſie gar uͤberhaupt leugnen (o), oder doch ſagen, daß das Gefuͤl nicht durch dieſelbe verrichtet werde (p).
Doch das heiſt, zu weit gegangen. Jch habe naͤm- lich am groſſen Zee und deſſen Theile, wo er mit der Fus- ſole zuſammengrenzt, wenn ich das Oberhaͤutchen von der macerirten Haut abzog, deutlich geſehen, daß ſich die Waͤrzchen, wie Faͤden (q), oder Haare von dieſen Schnekkenlinien (r) erhoben: und ſo verhalten ſie ſich auch an der flachen Hand und der Fusſole (r*).
Eben ſo koͤmmt an eben den Zeen oder Fingern der Hand, wenn die Naͤgel behutſam und blos durch Mace- ration weggeſchaft werden, die darunter liegende Haut, laͤngſt aus in Furchen geteilt, zum Vorſchein, und ſie zerteilt ſich in Faͤden, welche ſich laͤngſt dem Nagel beu- (n)
gen
(l)[Spaltenumbruch]Adverſ. I. n. 3. p. 10.
(m)Adverſ. I. n. 5. p. 15.
(o)PERRAULT eſſay de phyſiq. T. III. p. 53. du toucher. pag. 11. Er ſagt, daß ſo gar am Elefanten keine ſind, p. 92.
(p) Eben der. Memoir. avant. 1699. p. 344. CHESELDEN [Spaltenumbruch]
ed. VI. p. 135. SBARAGLI ocul. et ment. vigiliac p. 85.
(q) Mit Fuͤden vergleicht ſie ALBIN de color. æthiop. p. 7. HINZE de nat. papill. n. 5. daß ſie laͤnger ſind, mein Lehrer ad- not. L. I. c. 3. p. 24.
(r) Jn den Furchen malt ſie ſtumpf RUYSCH t. 17. f. 2. 3. Epiſt. XV. Sie hat WINSLOW n. 11.
(r*)HINZE.
(n)C. BARTHOLIN ſpecim. anat. pag. 12. An der Fusſole, RUYSCH theſ. I. aſſ. 3. n. 4.
O. 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0261"n="243"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchnitt. Werkzeug.</hi></fw><lb/>ſich huͤten, etwas baraus in unſre Beſchreibungen mit ein-<lb/>
zumiſchen. Demnach ſind die Koͤrnerchen an dem groͤ-<lb/>ſten Theile der menſchlichen Haut ſo klein, daß man uͤber-<lb/>
haupt, auſſer einer leichten Ungleichheit, nichts weiter be-<lb/>
merken kann, das von der uͤbrigen Haut unterſchieden<lb/>
waͤre. So hat nicht einmal <hirendition="#fr">Ruyſch</hi><noteplace="foot"n="(l)"><cb/><hirendition="#aq">Adverſ. I. n. 3. p.</hi> 10.</note> an dem erhabnen<lb/>
Theile des Fuſſes einige Waͤrzchen finden koͤnnen, und er<lb/>
geſteht es, daß ſolche anderswo tief in der Haut ſtekken<lb/><noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">Adverſ. I. n. 5. p.</hi> 15.</note>, und nicht ehe zum Vorſchein kommen, als bis man<lb/>
Farbenſaͤfte einſprizzt. Ferner ſchreibt derſelbe nebſt an-<lb/>
dern beruͤmten Maͤnnern, daß dieſe Waͤrzchen ſich ſo gar<lb/>
durch Vergroͤſſerungsglaͤſer ſchwerlich entdekken laſſen, ſo<lb/>
wie andre ſie gar uͤberhaupt leugnen <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PERRAULT</hi> eſſay de<lb/>
phyſiq. T. III. p. 53. du toucher.<lb/>
pag.</hi> 11. Er ſagt, daß ſo gar am<lb/>
Elefanten keine ſind, <hirendition="#aq">p.</hi> 92.</note>, oder doch ſagen,<lb/>
daß das Gefuͤl nicht durch dieſelbe verrichtet werde <noteplace="foot"n="(p)">Eben der. <hirendition="#aq">Memoir. avant.<lb/>
1699. p. 344. <hirendition="#g">CHESELDEN</hi><lb/><cb/>
ed. VI. p. 135. SBARAGLI ocul.<lb/>
et ment. vigiliac p.</hi> 85.</note>.</p><lb/><p>Doch das heiſt, zu weit gegangen. Jch habe naͤm-<lb/>
lich am groſſen Zee und deſſen Theile, wo er mit der Fus-<lb/>ſole zuſammengrenzt, wenn ich das Oberhaͤutchen von der<lb/>
macerirten Haut abzog, deutlich geſehen, daß ſich die<lb/>
Waͤrzchen, wie Faͤden <noteplace="foot"n="(q)">Mit Fuͤden vergleicht ſie<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ALBIN</hi> de color. æthiop. p. 7.<lb/><hirendition="#g">HINZE</hi> de nat. papill. n.</hi> 5. daß<lb/>ſie laͤnger ſind, mein Lehrer <hirendition="#aq">ad-<lb/>
not. L. I. c. 3. p.</hi> 24.</note>, oder Haare von dieſen<lb/>
Schnekkenlinien <noteplace="foot"n="(r)">Jn den Furchen malt ſie<lb/>ſtumpf <hirendition="#aq"><hirendition="#g">RUYSCH</hi> t. 17. f. 2. 3.<lb/>
Epiſt. XV.</hi> Sie hat <hirendition="#aq">WINSLOW<lb/>
n.</hi> 11.</note> erhoben: und ſo verhalten ſie ſich auch<lb/>
an der flachen Hand und der Fusſole <noteplace="foot"n="(r*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HINZE.</hi></hi></note>.</p><lb/><p>Eben ſo koͤmmt an eben den Zeen oder Fingern der<lb/>
Hand, wenn die Naͤgel behutſam und blos durch Mace-<lb/>
ration weggeſchaft werden, die darunter liegende Haut,<lb/>
laͤngſt aus in Furchen geteilt, zum Vorſchein, und ſie<lb/>
zerteilt ſich in Faͤden, welche ſich laͤngſt dem Nagel beu-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O. 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/><noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">C. BARTHOLIN ſpecim.<lb/>
anat. pag.</hi> 12. An der Fusſole,<lb/><hirendition="#aq">RUYSCH theſ. I. aſſ. 3. n.</hi> 4.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[243/0261]
I. Abſchnitt. Werkzeug.
ſich huͤten, etwas baraus in unſre Beſchreibungen mit ein-
zumiſchen. Demnach ſind die Koͤrnerchen an dem groͤ-
ſten Theile der menſchlichen Haut ſo klein, daß man uͤber-
haupt, auſſer einer leichten Ungleichheit, nichts weiter be-
merken kann, das von der uͤbrigen Haut unterſchieden
waͤre. So hat nicht einmal Ruyſch (l) an dem erhabnen
Theile des Fuſſes einige Waͤrzchen finden koͤnnen, und er
geſteht es, daß ſolche anderswo tief in der Haut ſtekken
(m), und nicht ehe zum Vorſchein kommen, als bis man
Farbenſaͤfte einſprizzt. Ferner ſchreibt derſelbe nebſt an-
dern beruͤmten Maͤnnern, daß dieſe Waͤrzchen ſich ſo gar
durch Vergroͤſſerungsglaͤſer ſchwerlich entdekken laſſen, ſo
wie andre ſie gar uͤberhaupt leugnen (o), oder doch ſagen,
daß das Gefuͤl nicht durch dieſelbe verrichtet werde (p).
Doch das heiſt, zu weit gegangen. Jch habe naͤm-
lich am groſſen Zee und deſſen Theile, wo er mit der Fus-
ſole zuſammengrenzt, wenn ich das Oberhaͤutchen von der
macerirten Haut abzog, deutlich geſehen, daß ſich die
Waͤrzchen, wie Faͤden (q), oder Haare von dieſen
Schnekkenlinien (r) erhoben: und ſo verhalten ſie ſich auch
an der flachen Hand und der Fusſole (r*).
Eben ſo koͤmmt an eben den Zeen oder Fingern der
Hand, wenn die Naͤgel behutſam und blos durch Mace-
ration weggeſchaft werden, die darunter liegende Haut,
laͤngſt aus in Furchen geteilt, zum Vorſchein, und ſie
zerteilt ſich in Faͤden, welche ſich laͤngſt dem Nagel beu-
gen
(n)
(l)
Adverſ. I. n. 3. p. 10.
(m) Adverſ. I. n. 5. p. 15.
(o) PERRAULT eſſay de
phyſiq. T. III. p. 53. du toucher.
pag. 11. Er ſagt, daß ſo gar am
Elefanten keine ſind, p. 92.
(p) Eben der. Memoir. avant.
1699. p. 344. CHESELDEN
ed. VI. p. 135. SBARAGLI ocul.
et ment. vigiliac p. 85.
(q) Mit Fuͤden vergleicht ſie
ALBIN de color. æthiop. p. 7.
HINZE de nat. papill. n. 5. daß
ſie laͤnger ſind, mein Lehrer ad-
not. L. I. c. 3. p. 24.
(r) Jn den Furchen malt ſie
ſtumpf RUYSCH t. 17. f. 2. 3.
Epiſt. XV. Sie hat WINSLOW
n. 11.
(r*) HINZE.
(n) C. BARTHOLIN ſpecim.
anat. pag. 12. An der Fusſole,
RUYSCH theſ. I. aſſ. 3. n. 4.
O. 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/261>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.