strekkenden Muskeln des Schienbeins einen fast unerträg- lichen Schmerz erlitten, da ich zween ganzer Tage die Klausthalische und Goslarische Gruben bereiste und auf Leitern, welche wenigstens 700 Fus hoch waren, in die tiefste Gruben herabstieg Jch finde überhaupt, daß lange Muskeln am leichtesten müde werden, und daß da- her grosse Thiere weniger, als kleine arbeiten können (z). Die Lastträger tragen zu London den ganzen Tag über 300 Pfunde (a), da ein Pferd kaum eine Zeitlang 240 Pfunde zieht (b), und kein Pferd 2000 Pfunde zu tragen ver- mag (c). Die Vögel halten in der Arbeit länger aus. Man fängt oft kleine Vögel, weit vom Ufer und mitten auf dem Meere (d). Die Fische thun die längste Reisen, aber sie werden vom Wasser getragen. Jn allen Thieren verrichtet das Herz, ohne Ermüdung und Schmerz, die dauerhafteste Bewegung; es arbeiten aber auch die Ner- ven bei den Herzschlägen, entweder sehr wenig, oder auch ganz und gar nicht (e).
Vier-
(z)[Spaltenumbruch]
Ein Pferd hält nicht so lan- ge zu laufen aus, als der Mensch, BUFFON T. II. p. 552.
(a)DESAGULIERS L. I. pag. 282.
(b)pag. 251.
(c)BUFFON. T. II. p. 551.
(d)[Spaltenumbruch]HUXHAM. Epidem. II. pag. 34. Der Meerschwamm, ein unförmlich Thier, zieht sich zu- sammen, REDUS insert. pag. 95.
(e)pag. 516. weil solches reiz- barer ist, CRANZ, quae sint causae motric. musc.
N 4
III. Abſchnitt. Urſachen.
ſtrekkenden Muſkeln des Schienbeins einen faſt unertraͤg- lichen Schmerz erlitten, da ich zween ganzer Tage die Klausthaliſche und Goslariſche Gruben bereiſte und auf Leitern, welche wenigſtens 700 Fus hoch waren, in die tiefſte Gruben herabſtieg Jch finde uͤberhaupt, daß lange Muſkeln am leichteſten muͤde werden, und daß da- her groſſe Thiere weniger, als kleine arbeiten koͤnnen (z). Die Laſttraͤger tragen zu London den ganzen Tag uͤber 300 Pfunde (a), da ein Pferd kaum eine Zeitlang 240 Pfunde zieht (b), und kein Pferd 2000 Pfunde zu tragen ver- mag (c). Die Voͤgel halten in der Arbeit laͤnger aus. Man faͤngt oft kleine Voͤgel, weit vom Ufer und mitten auf dem Meere (d). Die Fiſche thun die laͤngſte Reiſen, aber ſie werden vom Waſſer getragen. Jn allen Thieren verrichtet das Herz, ohne Ermuͤdung und Schmerz, die dauerhafteſte Bewegung; es arbeiten aber auch die Ner- ven bei den Herzſchlaͤgen, entweder ſehr wenig, oder auch ganz und gar nicht (e).
Vier-
(z)[Spaltenumbruch]
Ein Pferd haͤlt nicht ſo lan- ge zu laufen aus, als der Menſch, BUFFON T. II. p. 552.
(a)DESAGULIERS L. I. pag. 282.
(b)pag. 251.
(c)BUFFON. T. II. p. 551.
(d)[Spaltenumbruch]HUXHAM. Epidem. II. pag. 34. Der Meerſchwamm, ein unfoͤrmlich Thier, zieht ſich zu- ſammen, REDUS inſert. pag. 95.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0217"n="199"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchnitt. Urſachen.</hi></fw><lb/>ſtrekkenden Muſkeln des Schienbeins einen faſt unertraͤg-<lb/>
lichen Schmerz erlitten, da ich zween ganzer Tage die<lb/>
Klausthaliſche und Goslariſche Gruben bereiſte und auf<lb/>
Leitern, welche wenigſtens 700 Fus hoch waren, in die<lb/>
tiefſte Gruben herabſtieg Jch finde uͤberhaupt, daß<lb/>
lange Muſkeln am leichteſten muͤde werden, und daß da-<lb/>
her groſſe Thiere weniger, als kleine arbeiten koͤnnen <noteplace="foot"n="(z)"><cb/>
Ein Pferd haͤlt nicht ſo lan-<lb/>
ge zu laufen aus, als der Menſch,<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BUFFON</hi> T. II. p.</hi> 552.</note>.<lb/>
Die Laſttraͤger tragen zu London den ganzen Tag uͤber 300<lb/>
Pfunde <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">DESAGULIERS</hi> L. I.<lb/>
pag.</hi> 282.</note>, da ein Pferd kaum eine Zeitlang 240 Pfunde<lb/>
zieht <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 251.</note>, und kein Pferd 2000 Pfunde zu tragen ver-<lb/>
mag <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BUFFON.</hi> T. II. p.</hi> 551.</note>. Die Voͤgel halten in der Arbeit laͤnger aus.<lb/>
Man faͤngt oft kleine Voͤgel, weit vom Ufer und mitten<lb/>
auf dem Meere <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HUXHAM.</hi> Epidem. II.<lb/>
pag.</hi> 34. Der Meerſchwamm, ein<lb/>
unfoͤrmlich Thier, zieht ſich zu-<lb/>ſammen, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">REDUS</hi> inſert. pag.</hi><lb/>
95.</note>. Die Fiſche thun die laͤngſte Reiſen,<lb/>
aber ſie werden vom Waſſer getragen. Jn allen Thieren<lb/>
verrichtet das Herz, ohne Ermuͤdung und Schmerz, die<lb/>
dauerhafteſte Bewegung; es arbeiten aber auch die Ner-<lb/>
ven bei den Herzſchlaͤgen, entweder ſehr wenig, oder<lb/>
auch ganz und gar nicht <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 516. weil ſolches reiz-<lb/>
barer iſt, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">CRANZ,</hi> quæ ſint<lb/>
cauſæ motric. muſc.</hi></note>.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 4</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Vier-</hi></fw><lb/></body></text></TEI>
[199/0217]
III. Abſchnitt. Urſachen.
ſtrekkenden Muſkeln des Schienbeins einen faſt unertraͤg-
lichen Schmerz erlitten, da ich zween ganzer Tage die
Klausthaliſche und Goslariſche Gruben bereiſte und auf
Leitern, welche wenigſtens 700 Fus hoch waren, in die
tiefſte Gruben herabſtieg Jch finde uͤberhaupt, daß
lange Muſkeln am leichteſten muͤde werden, und daß da-
her groſſe Thiere weniger, als kleine arbeiten koͤnnen (z).
Die Laſttraͤger tragen zu London den ganzen Tag uͤber 300
Pfunde (a), da ein Pferd kaum eine Zeitlang 240 Pfunde
zieht (b), und kein Pferd 2000 Pfunde zu tragen ver-
mag (c). Die Voͤgel halten in der Arbeit laͤnger aus.
Man faͤngt oft kleine Voͤgel, weit vom Ufer und mitten
auf dem Meere (d). Die Fiſche thun die laͤngſte Reiſen,
aber ſie werden vom Waſſer getragen. Jn allen Thieren
verrichtet das Herz, ohne Ermuͤdung und Schmerz, die
dauerhafteſte Bewegung; es arbeiten aber auch die Ner-
ven bei den Herzſchlaͤgen, entweder ſehr wenig, oder
auch ganz und gar nicht (e).
Vier-
(z)
Ein Pferd haͤlt nicht ſo lan-
ge zu laufen aus, als der Menſch,
BUFFON T. II. p. 552.
(a) DESAGULIERS L. I.
pag. 282.
(b) pag. 251.
(c) BUFFON. T. II. p. 551.
(d)
HUXHAM. Epidem. II.
pag. 34. Der Meerſchwamm, ein
unfoͤrmlich Thier, zieht ſich zu-
ſammen, REDUS inſert. pag.
95.
(e) pag. 516. weil ſolches reiz-
barer iſt, CRANZ, quæ ſint
cauſæ motric. muſc.
N 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/217>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.