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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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III. Abschnitt. Ursachen.

J. Bernoulli beschreibt das Aufbrausen in so fern
noch mechanischer, daß er die kleinen Stacheln der Gei-
ster die Schalen der Blutkügelgen durchboren läst, um
dem elastischen Aether, der in der holen Blutkugel verbor-
gen liege, und auch bisweilen der Luft selbst Plazz zu ma-
chen (e), damit dieselbe herausdringen, und die Bläsgen
ausdehnen könne (f).

Mit diesem stimmet fast die Theorie des Jakob Keils
(g) überein. Dieser will, daß die Kügelgen des Blutes
Luft enthalten sollen, die mit einer Blutrinde überzogen
sei. Es begegnen diesen Kügelgen in den lezzten Bläsgen,
die thierischen Geister. Jhre kleine Massen ziehen das
Blut sehr an sich (h), entreissen der Luft die Blutrinde,
und eignen sich selbige selbst zu. Solchergestalt dehne sich
die befreite Luft, die bisher in einem Blutbläsgen gefan-
gen war, aus. Es entstehe kurz darauf vom Geiste und
Blute eine neue Rinde, in welche die wilde Luft einge-
schlossen würde.

Nicht weit von diesem Gleise entfernt sich G. Ehr-
hard Hamberger (i), wenn er lehrt, daß sich die thieri-
schen Geister an die Blutkügelgen anhängen, solche durch-
dringen, und daß sie den Widerstand mindern, den die
Blutrinde gegen die eingeschlossene Luft ausübt, und da-
von schwellen die Kügelgen des Blutes, oder des Salz-
wassers auf.

J. Parsons leitet die Kraft der Muskeln von der
Luft selbst her, welche stürmend die Fächer aufbleht, und
den Widerstand der in den Zwischenräumen stekkenden
Luft auf hebt (k), indem zugleich die gedrükkte Blutadern,
vermittelst des aufgehaltnen Blutes, das Schwellen eines
Muskels verursachen.

Ein
(e) [Spaltenumbruch] n. 7.
(f) n. 5. 6.
(g) pag. 135.
(h) pag. 136.
(i) [Spaltenumbruch] pag. 591. add. SCHROE-
DER de convuls. ex haemorrhag.
(k) Musc. mot. p. 51. 56.
M 3
III. Abſchnitt. Urſachen.

J. Bernoulli beſchreibt das Aufbrauſen in ſo fern
noch mechaniſcher, daß er die kleinen Stacheln der Gei-
ſter die Schalen der Blutkuͤgelgen durchboren laͤſt, um
dem elaſtiſchen Aether, der in der holen Blutkugel verbor-
gen liege, und auch bisweilen der Luft ſelbſt Plazz zu ma-
chen (e), damit dieſelbe herausdringen, und die Blaͤsgen
ausdehnen koͤnne (f).

Mit dieſem ſtimmet faſt die Theorie des Jakob Keils
(g) uͤberein. Dieſer will, daß die Kuͤgelgen des Blutes
Luft enthalten ſollen, die mit einer Blutrinde uͤberzogen
ſei. Es begegnen dieſen Kuͤgelgen in den lezzten Blaͤsgen,
die thieriſchen Geiſter. Jhre kleine Maſſen ziehen das
Blut ſehr an ſich (h), entreiſſen der Luft die Blutrinde,
und eignen ſich ſelbige ſelbſt zu. Solchergeſtalt dehne ſich
die befreite Luft, die bisher in einem Blutblaͤsgen gefan-
gen war, aus. Es entſtehe kurz darauf vom Geiſte und
Blute eine neue Rinde, in welche die wilde Luft einge-
ſchloſſen wuͤrde.

Nicht weit von dieſem Gleiſe entfernt ſich G. Ehr-
hard Hamberger (i), wenn er lehrt, daß ſich die thieri-
ſchen Geiſter an die Blutkuͤgelgen anhaͤngen, ſolche durch-
dringen, und daß ſie den Widerſtand mindern, den die
Blutrinde gegen die eingeſchloſſene Luft ausuͤbt, und da-
von ſchwellen die Kuͤgelgen des Blutes, oder des Salz-
waſſers auf.

J. Parſons leitet die Kraft der Muſkeln von der
Luft ſelbſt her, welche ſtuͤrmend die Faͤcher aufbleht, und
den Widerſtand der in den Zwiſchenraͤumen ſtekkenden
Luft auf hebt (k), indem zugleich die gedruͤkkte Blutadern,
vermittelſt des aufgehaltnen Blutes, das Schwellen eines
Muſkels verurſachen.

Ein
(e) [Spaltenumbruch] n. 7.
(f) n. 5. 6.
(g) pag. 135.
(h) pag. 136.
(i) [Spaltenumbruch] pag. 591. add. SCHROE-
DER de convulſ. ex hæmorrhag.
(k) Muſc. mot. p. 51. 56.
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[181/0199] III. Abſchnitt. Urſachen. J. Bernoulli beſchreibt das Aufbrauſen in ſo fern noch mechaniſcher, daß er die kleinen Stacheln der Gei- ſter die Schalen der Blutkuͤgelgen durchboren laͤſt, um dem elaſtiſchen Aether, der in der holen Blutkugel verbor- gen liege, und auch bisweilen der Luft ſelbſt Plazz zu ma- chen (e), damit dieſelbe herausdringen, und die Blaͤsgen ausdehnen koͤnne (f). Mit dieſem ſtimmet faſt die Theorie des Jakob Keils (g) uͤberein. Dieſer will, daß die Kuͤgelgen des Blutes Luft enthalten ſollen, die mit einer Blutrinde uͤberzogen ſei. Es begegnen dieſen Kuͤgelgen in den lezzten Blaͤsgen, die thieriſchen Geiſter. Jhre kleine Maſſen ziehen das Blut ſehr an ſich (h), entreiſſen der Luft die Blutrinde, und eignen ſich ſelbige ſelbſt zu. Solchergeſtalt dehne ſich die befreite Luft, die bisher in einem Blutblaͤsgen gefan- gen war, aus. Es entſtehe kurz darauf vom Geiſte und Blute eine neue Rinde, in welche die wilde Luft einge- ſchloſſen wuͤrde. Nicht weit von dieſem Gleiſe entfernt ſich G. Ehr- hard Hamberger (i), wenn er lehrt, daß ſich die thieri- ſchen Geiſter an die Blutkuͤgelgen anhaͤngen, ſolche durch- dringen, und daß ſie den Widerſtand mindern, den die Blutrinde gegen die eingeſchloſſene Luft ausuͤbt, und da- von ſchwellen die Kuͤgelgen des Blutes, oder des Salz- waſſers auf. J. Parſons leitet die Kraft der Muſkeln von der Luft ſelbſt her, welche ſtuͤrmend die Faͤcher aufbleht, und den Widerſtand der in den Zwiſchenraͤumen ſtekkenden Luft auf hebt (k), indem zugleich die gedruͤkkte Blutadern, vermittelſt des aufgehaltnen Blutes, das Schwellen eines Muſkels verurſachen. Ein (e) n. 7. (f) n. 5. 6. (g) pag. 135. (h) pag. 136. (i) pag. 591. add. SCHROE- DER de convulſ. ex hæmorrhag. (k) Muſc. mot. p. 51. 56. M 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/199>, abgerufen am 24.11.2024.