Um also den Nachdrukk in den kleinsten Faserröhrgen zu vermeren, nahmen einige berümte Männer an (k), es erweitere sich das Ende eines Röhrgen in eine Blase, die viel breiter, als das Röhrgen sei. Jndem diese leer ist, und zusammengedrükkt wird, so hat sie eine nur geringe Breite. Nunmehr dringt aber eine Flüßigkeit in selbige ein, wovon sie ausgedehnt, und zu einer Kugel wird. Hier wird nur in dem ausdehnenden Safte eine kleine Kraft erfordert, da sich der Drukk auf die Seitenwände der Blase um so viel grösser, als das Röhrgen gedenken läst, als zur Ueberwältigung fast jedweden Gewichtes nötig ist. Da sich aber die Blase zu einer Kugel auf- bläht, so wird sie zugleich kürzer (l), und zwar nicht viel über den dritten Theil ihrer Länge, und es steiget ihr Gewichte, welches am blinden Ende hängt, in die Höhe; dieses blinde Ende aber stekkt, nach dieser Hipotese, in der Sehne. Sie verwandelt sich aber beinahe in eine völlige Kugel (m), weil das Flüssige in einen gleich dehnbaren Cilinder fällt, und selbigen von allen Seiten mit gleich- mäßiger Stärke ausdehnt.
Die Sache ist an sich selbst wahr, und es konnte Boyle(n) sein Paradoxon leicht erweislich machen. Man hat selbiges auch durch vielfache Erfarungen bestä- tigt. Man macht ein würfliches Wasserbehältnis, das von allen Seiten mit Stalplatten eingeschlossen ist, und
man
(k)[Spaltenumbruch]ASTRUC. in MAN- GETTI theatr. et de motu musc. Monsp. 1718. 12. Doch hat MANGETTUS den Astruc in etwas verändert.
(n)MARIOTTE tract. du mouvem. des eaux p. 368 tab. 14. f. 20. ed. Batav. WOLF nüzz- liche Versuche, T. III. n. 69. T. I. n. 53. Elem. hydrostat. theor. 13. s' GRAVEZANDE n. 1451. 1452. T. 47. f. 5. MUSSCHEN- BROECK essays n. 731.
H. Phisiol. 5. B. L
III. Abſchnitt. Urſachen.
Um alſo den Nachdrukk in den kleinſten Faſerroͤhrgen zu vermeren, nahmen einige beruͤmte Maͤnner an (k), es erweitere ſich das Ende eines Roͤhrgen in eine Blaſe, die viel breiter, als das Roͤhrgen ſei. Jndem dieſe leer iſt, und zuſammengedruͤkkt wird, ſo hat ſie eine nur geringe Breite. Nunmehr dringt aber eine Fluͤßigkeit in ſelbige ein, wovon ſie ausgedehnt, und zu einer Kugel wird. Hier wird nur in dem ausdehnenden Safte eine kleine Kraft erfordert, da ſich der Drukk auf die Seitenwaͤnde der Blaſe um ſo viel groͤſſer, als das Roͤhrgen gedenken laͤſt, als zur Ueberwaͤltigung faſt jedweden Gewichtes noͤtig iſt. Da ſich aber die Blaſe zu einer Kugel auf- blaͤht, ſo wird ſie zugleich kuͤrzer (l), und zwar nicht viel uͤber den dritten Theil ihrer Laͤnge, und es ſteiget ihr Gewichte, welches am blinden Ende haͤngt, in die Hoͤhe; dieſes blinde Ende aber ſtekkt, nach dieſer Hipoteſe, in der Sehne. Sie verwandelt ſich aber beinahe in eine voͤllige Kugel (m), weil das Fluͤſſige in einen gleich dehnbaren Cilinder faͤllt, und ſelbigen von allen Seiten mit gleich- maͤßiger Staͤrke ausdehnt.
Die Sache iſt an ſich ſelbſt wahr, und es konnte Boyle(n) ſein Paradoxon leicht erweislich machen. Man hat ſelbiges auch durch vielfache Erfarungen beſtaͤ- tigt. Man macht ein wuͤrfliches Waſſerbehaͤltnis, das von allen Seiten mit Stalplatten eingeſchloſſen iſt, und
man
(k)[Spaltenumbruch]ASTRUC. in MAN- GETTI theatr. et de motu muſc. Monſp. 1718. 12. Doch hat MANGETTUS den Aſtruc in etwas veraͤndert.
(n)MARIOTTE tract. du mouvem. des eaux p. 368 tab. 14. f. 20. ed. Batav. WOLF nuͤzz- liche Verſuche, T. III. n. 69. T. I. n. 53. Elem. hydroſtat. theor. 13. ſ’ GRAVEZANDE n. 1451. 1452. T. 47. f. 5. MUSSCHEN- BROECK eſſays n. 731.
H. Phiſiol. 5. B. L
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III. Abſchnitt. Urſachen.
Um alſo den Nachdrukk in den kleinſten Faſerroͤhrgen
zu vermeren, nahmen einige beruͤmte Maͤnner an (k), es
erweitere ſich das Ende eines Roͤhrgen in eine Blaſe, die
viel breiter, als das Roͤhrgen ſei. Jndem dieſe leer iſt,
und zuſammengedruͤkkt wird, ſo hat ſie eine nur geringe
Breite. Nunmehr dringt aber eine Fluͤßigkeit in ſelbige
ein, wovon ſie ausgedehnt, und zu einer Kugel wird.
Hier wird nur in dem ausdehnenden Safte eine kleine
Kraft erfordert, da ſich der Drukk auf die Seitenwaͤnde
der Blaſe um ſo viel groͤſſer, als das Roͤhrgen gedenken
laͤſt, als zur Ueberwaͤltigung faſt jedweden Gewichtes
noͤtig iſt. Da ſich aber die Blaſe zu einer Kugel auf-
blaͤht, ſo wird ſie zugleich kuͤrzer (l), und zwar nicht viel
uͤber den dritten Theil ihrer Laͤnge, und es ſteiget ihr
Gewichte, welches am blinden Ende haͤngt, in die Hoͤhe;
dieſes blinde Ende aber ſtekkt, nach dieſer Hipoteſe, in der
Sehne. Sie verwandelt ſich aber beinahe in eine voͤllige
Kugel (m), weil das Fluͤſſige in einen gleich dehnbaren
Cilinder faͤllt, und ſelbigen von allen Seiten mit gleich-
maͤßiger Staͤrke ausdehnt.
Die Sache iſt an ſich ſelbſt wahr, und es konnte
Boyle (n) ſein Paradoxon leicht erweislich machen.
Man hat ſelbiges auch durch vielfache Erfarungen beſtaͤ-
tigt. Man macht ein wuͤrfliches Waſſerbehaͤltnis, das
von allen Seiten mit Stalplatten eingeſchloſſen iſt, und
man
(k)
ASTRUC. in MAN-
GETTI theatr. et de motu
muſc. Monſp. 1718. 12. Doch
hat MANGETTUS den Aſtruc
in etwas veraͤndert.
(l) pag. 473. ASTRUC ap.
MANG. p. 30. 31.
(m) BERNOULLI mot.
muſc. pag. 12. ſqq. HAMBER-
GER pag. 597.
(n) MARIOTTE tract. du
mouvem. des eaux p. 368 tab. 14.
f. 20. ed. Batav. WOLF nuͤzz-
liche Verſuche, T. III. n. 69. T. I.
n. 53. Elem. hydroſtat. theor. 13.
ſ’ GRAVEZANDE n. 1451.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/179>, abgerufen am 25.11.2024.
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