Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
kommen, so will ich hier diese Anklage beantwor-
ten, weil man darauf kürzlich antworten kann.

Wenn ich die Versuche mit den Folgerungen
daraus, erwäge, so habe ich oft gefunden, daß
diese jenen entgegen sind. Jch gebe also beiden
Partheien Gehör, und ein Mensch, dem die Wahr-
heit am Herzen liegt, kann sich dieses zu thun nie-
mals entbrechen. Zum Exempel, Schlagadern
scheinen, ihre gröste Stämme ausgenommen laut
den Versuchen weder reizzbar, noch geschikkt zu sein,
sich zusammen zu ziehen; indessen scheinen sie sich
doch, vermöge andrer Schlüsse, die nicht zu ver-
werfen sind, zusammen ziehen zu können. Folg-
lich mus man gestehen, daß Schlagadern unter
dem Messer nicht reizbar, doch aber unter andern
Umständen es zu sein scheinen.

Die Blutadern sind überhaupt nicht reizbar
(6), sie haben aber auch keine fleischige Häute be-
kommen: doch hat die Holader in der Brust, die
obere sowol, als die untere, Fasern, sie ziehet sich

zusam-
(6) pag. 204.

Vorrede.
kommen, ſo will ich hier dieſe Anklage beantwor-
ten, weil man darauf kuͤrzlich antworten kann.

Wenn ich die Verſuche mit den Folgerungen
daraus, erwaͤge, ſo habe ich oft gefunden, daß
dieſe jenen entgegen ſind. Jch gebe alſo beiden
Partheien Gehoͤr, und ein Menſch, dem die Wahr-
heit am Herzen liegt, kann ſich dieſes zu thun nie-
mals entbrechen. Zum Exempel, Schlagadern
ſcheinen, ihre groͤſte Staͤmme ausgenommen laut
den Verſuchen weder reizzbar, noch geſchikkt zu ſein,
ſich zuſammen zu ziehen; indeſſen ſcheinen ſie ſich
doch, vermoͤge andrer Schluͤſſe, die nicht zu ver-
werfen ſind, zuſammen ziehen zu koͤnnen. Folg-
lich mus man geſtehen, daß Schlagadern unter
dem Meſſer nicht reizbar, doch aber unter andern
Umſtaͤnden es zu ſein ſcheinen.

Die Blutadern ſind uͤberhaupt nicht reizbar
(6), ſie haben aber auch keine fleiſchige Haͤute be-
kommen: doch hat die Holader in der Bruſt, die
obere ſowol, als die untere, Faſern, ſie ziehet ſich

zuſam-
(6) pag. 204.
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="VIII"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
kommen, &#x017F;o will ich hier die&#x017F;e Anklage beantwor-<lb/>
ten, weil man darauf ku&#x0364;rzlich antworten kann.</p><lb/>
        <p>Wenn ich die Ver&#x017F;uche mit den Folgerungen<lb/>
daraus, erwa&#x0364;ge, &#x017F;o habe ich oft gefunden, daß<lb/>
die&#x017F;e jenen entgegen &#x017F;ind. Jch gebe al&#x017F;o beiden<lb/>
Partheien Geho&#x0364;r, und ein Men&#x017F;ch, dem die Wahr-<lb/>
heit am Herzen liegt, kann &#x017F;ich die&#x017F;es zu thun nie-<lb/>
mals entbrechen. Zum Exempel, Schlagadern<lb/>
&#x017F;cheinen, ihre gro&#x0364;&#x017F;te Sta&#x0364;mme ausgenommen laut<lb/>
den Ver&#x017F;uchen weder reizzbar, noch ge&#x017F;chikkt zu &#x017F;ein,<lb/>
&#x017F;ich zu&#x017F;ammen zu ziehen; inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cheinen &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
doch, vermo&#x0364;ge andrer Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die nicht zu ver-<lb/>
werfen &#x017F;ind, zu&#x017F;ammen ziehen zu ko&#x0364;nnen. Folg-<lb/>
lich mus man ge&#x017F;tehen, daß Schlagadern unter<lb/>
dem Me&#x017F;&#x017F;er nicht reizbar, doch aber unter andern<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden es zu &#x017F;ein &#x017F;cheinen.</p><lb/>
        <p>Die Blutadern &#x017F;ind u&#x0364;berhaupt nicht reizbar<lb/><note place="foot" n="(6)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 204.</note>, &#x017F;ie haben aber auch keine flei&#x017F;chige Ha&#x0364;ute be-<lb/>
kommen: doch hat die Holader in der Bru&#x017F;t, die<lb/>
obere &#x017F;owol, als die untere, Fa&#x017F;ern, &#x017F;ie ziehet &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu&#x017F;am-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VIII/0012] Vorrede. kommen, ſo will ich hier dieſe Anklage beantwor- ten, weil man darauf kuͤrzlich antworten kann. Wenn ich die Verſuche mit den Folgerungen daraus, erwaͤge, ſo habe ich oft gefunden, daß dieſe jenen entgegen ſind. Jch gebe alſo beiden Partheien Gehoͤr, und ein Menſch, dem die Wahr- heit am Herzen liegt, kann ſich dieſes zu thun nie- mals entbrechen. Zum Exempel, Schlagadern ſcheinen, ihre groͤſte Staͤmme ausgenommen laut den Verſuchen weder reizzbar, noch geſchikkt zu ſein, ſich zuſammen zu ziehen; indeſſen ſcheinen ſie ſich doch, vermoͤge andrer Schluͤſſe, die nicht zu ver- werfen ſind, zuſammen ziehen zu koͤnnen. Folg- lich mus man geſtehen, daß Schlagadern unter dem Meſſer nicht reizbar, doch aber unter andern Umſtaͤnden es zu ſein ſcheinen. Die Blutadern ſind uͤberhaupt nicht reizbar (6), ſie haben aber auch keine fleiſchige Haͤute be- kommen: doch hat die Holader in der Bruſt, die obere ſowol, als die untere, Faſern, ſie ziehet ſich zuſam- (6) pag. 204.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/12
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/12>, abgerufen am 24.11.2024.