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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Schlaf. XVII. Buch.
ausserdem noch thaten. Folglich unterhält der Schlaf
das Leben, welches so gewis geschicht, daß man schon durch
blosse Kälte die Entwikkelung einer Raupenpuppe (x), fast
nach Belieben verspäten, folglich das Leben einer Raupe
auf einige Monate verlängern (y) kann, welches für die-
ses Thierchen mehr, als für uns ganze Lustra, zu bedeu-
ten hat. Der Holzwurm, der Käfer bleibet ganze Jahre
unter der Erde, und er würde bei einer günstigen Jahrs-
zeit lebendig werden (z).

Es verwandelt also der Schlaf die Bewegung des
Blutes, von dem Abendfieber zu derjenigen sanften tem-
perirten Bewegung, mit welcher wir des Morgens er-
wachen (a).

Daher empfinden Personen, welchen der Schlaf fehlt,
wie ich solches gar zu wohl an mir selbst erfahren habe,
ein Fieber, sie können nicht Kälte ertragen (b), und wenn
das Uebel lange währt, verfallen sie leicht in Unsinn, in
Tollheit (c), Krämpfe, und sterben (d). Man macht
Falken durch langes Wachen sinnlos (e), und so unbe-
dachtsam, daß sie sich, der Gefahr unbewust, über die
Reiher her werfen.

Wenn die Bewegung im Blute kleiner ist, und sich
die Feuchtigkeiten langsamer bewegen, so stokken die zar-
ten theils, wie vom Fette bekannt ist, und theils hängen
sie sich an die festen Theile des Körpers an, und dieses ist
die Ernährung (f). Daher schlafen Kinder viel, sie neh-
men zusehends zu, und wachsen geschwinde.

Wenn
(x) [Spaltenumbruch] RE'AUMUR T. II. Mem. I.
pag.
19.
(y) Jns dritte Jahr. IDEM.
(z) LISTER humor p. 42.
(a) pag. 598.
(b) GORTER Exercit. II. p. 7.
(c) Auf dem Schiffe. Schif-
brueh des Schifs SCHELLING p.
8. & L. Magaz. 1753. p. 145. Add.
BARTHOL. Cent. IV. hist. 70.
[Spaltenumbruch] MORGAGN. p.
128. Vom 4 mo-
natlichen Wachen Tollheit ZA-
CUT princ. med. hist. L. I. obs.

13. Ein Kind das 18 Monate wach-
te, dumm PANAROLUS Pente-
cost. V. obs.
4.
(d) AMATUS Cent. I. cur. 9.
(e) Hamburg Magaz. T. V. pag.
147
(f) GORTER Exerc. II. p. 4.

Der Schlaf. XVII. Buch.
auſſerdem noch thaten. Folglich unterhaͤlt der Schlaf
das Leben, welches ſo gewis geſchicht, daß man ſchon durch
bloſſe Kaͤlte die Entwikkelung einer Raupenpuppe (x), faſt
nach Belieben verſpaͤten, folglich das Leben einer Raupe
auf einige Monate verlaͤngern (y) kann, welches fuͤr die-
ſes Thierchen mehr, als fuͤr uns ganze Luſtra, zu bedeu-
ten hat. Der Holzwurm, der Kaͤfer bleibet ganze Jahre
unter der Erde, und er wuͤrde bei einer guͤnſtigen Jahrs-
zeit lebendig werden (z).

Es verwandelt alſo der Schlaf die Bewegung des
Blutes, von dem Abendfieber zu derjenigen ſanften tem-
perirten Bewegung, mit welcher wir des Morgens er-
wachen (a).

Daher empfinden Perſonen, welchen der Schlaf fehlt,
wie ich ſolches gar zu wohl an mir ſelbſt erfahren habe,
ein Fieber, ſie koͤnnen nicht Kaͤlte ertragen (b), und wenn
das Uebel lange waͤhrt, verfallen ſie leicht in Unſinn, in
Tollheit (c), Kraͤmpfe, und ſterben (d). Man macht
Falken durch langes Wachen ſinnlos (e), und ſo unbe-
dachtſam, daß ſie ſich, der Gefahr unbewuſt, uͤber die
Reiher her werfen.

Wenn die Bewegung im Blute kleiner iſt, und ſich
die Feuchtigkeiten langſamer bewegen, ſo ſtokken die zar-
ten theils, wie vom Fette bekannt iſt, und theils haͤngen
ſie ſich an die feſten Theile des Koͤrpers an, und dieſes iſt
die Ernaͤhrung (f). Daher ſchlafen Kinder viel, ſie neh-
men zuſehends zu, und wachſen geſchwinde.

Wenn
(x) [Spaltenumbruch] RE’AUMUR T. II. Mém. I.
pag.
19.
(y) Jns dritte Jahr. IDEM.
(z) LISTER humor p. 42.
(a) pag. 598.
(b) GORTER Exercit. II. p. 7.
(c) Auf dem Schiffe. Schif-
brueh des Schifs SCHELLING p.
8. & L. Magaz. 1753. p. 145. Add.
BARTHOL. Cent. IV. hiſt. 70.
[Spaltenumbruch] MORGAGN. p.
128. Vom 4 mo-
natlichen Wachen Tollheit ZA-
CUT princ. med. hiſt. L. I. obſ.

13. Ein Kind das 18 Monate wach-
te, dumm PANAROLUS Pente-
coſt. V. obſ.
4.
(d) AMATUS Cent. I. cur. 9.
(e) Hamburg Magaz. T. V. pag.
147
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[1172/1190] Der Schlaf. XVII. Buch. auſſerdem noch thaten. Folglich unterhaͤlt der Schlaf das Leben, welches ſo gewis geſchicht, daß man ſchon durch bloſſe Kaͤlte die Entwikkelung einer Raupenpuppe (x), faſt nach Belieben verſpaͤten, folglich das Leben einer Raupe auf einige Monate verlaͤngern (y) kann, welches fuͤr die- ſes Thierchen mehr, als fuͤr uns ganze Luſtra, zu bedeu- ten hat. Der Holzwurm, der Kaͤfer bleibet ganze Jahre unter der Erde, und er wuͤrde bei einer guͤnſtigen Jahrs- zeit lebendig werden (z). Es verwandelt alſo der Schlaf die Bewegung des Blutes, von dem Abendfieber zu derjenigen ſanften tem- perirten Bewegung, mit welcher wir des Morgens er- wachen (a). Daher empfinden Perſonen, welchen der Schlaf fehlt, wie ich ſolches gar zu wohl an mir ſelbſt erfahren habe, ein Fieber, ſie koͤnnen nicht Kaͤlte ertragen (b), und wenn das Uebel lange waͤhrt, verfallen ſie leicht in Unſinn, in Tollheit (c), Kraͤmpfe, und ſterben (d). Man macht Falken durch langes Wachen ſinnlos (e), und ſo unbe- dachtſam, daß ſie ſich, der Gefahr unbewuſt, uͤber die Reiher her werfen. Wenn die Bewegung im Blute kleiner iſt, und ſich die Feuchtigkeiten langſamer bewegen, ſo ſtokken die zar- ten theils, wie vom Fette bekannt iſt, und theils haͤngen ſie ſich an die feſten Theile des Koͤrpers an, und dieſes iſt die Ernaͤhrung (f). Daher ſchlafen Kinder viel, ſie neh- men zuſehends zu, und wachſen geſchwinde. Wenn (x) RE’AUMUR T. II. Mém. I. pag. 19. (y) Jns dritte Jahr. IDEM. (z) LISTER humor p. 42. (a) pag. 598. (b) GORTER Exercit. II. p. 7. (c) Auf dem Schiffe. Schif- brueh des Schifs SCHELLING p. 8. & L. Magaz. 1753. p. 145. Add. BARTHOL. Cent. IV. hiſt. 70. MORGAGN. p. 128. Vom 4 mo- natlichen Wachen Tollheit ZA- CUT princ. med. hiſt. L. I. obſ. 13. Ein Kind das 18 Monate wach- te, dumm PANAROLUS Pente- coſt. V. obſ. 4. (d) AMATUS Cent. I. cur. 9. (e) Hamburg Magaz. T. V. pag. 147 (f) GORTER Exerc. II. p. 4.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1190>, abgerufen am 23.11.2024.