sonst geschehen würde, wenn diese Jdee durch die körper- liche Objecte wirklich erregt würde. Es sind aber solche Menschen, eine einzige Jdee zu behalten so geschikkt, daß einer auf einer, mit Kohlen gezogenen Linie einen Seil- tänzer agirt (i); der andere, dessen ich mich wohl erinne- re, viele Jahre darauf verwandte, daß er in seinem Ge- fängnisse auf ein Brett sprang, welches ein wenig an der Wand vorragte, und sich so gleich auf den Kopf stürzte.
Jch habe welche gesehen, die sich für Prinzen (k) hiel- ten (l), und alle, auch die über sie zu befehlen hatten, für ihre Unterthanen ansahen. Weiter waren schon diejeni- gen in ihrer Tollheit gekommen, welche sich für Götter ausgaben (m). Derjenige, von dem Trallianus(n) und Galen(n*) reden, glaubte, daß er den Himmel trüge. Ein andrer wollte Gott hören (o).
Es giebt auch lustige Arten von Tollen, welche sich einbildeten, musikalische Gesänge zu hören (p), und welche sich mit vieler Entzükkung überredeten, daß alle Schiffe, welche in den Hafen Piräum einliefen, ihnen angehör- ten (q).
Andre blieben beständig traurig, und weil sie glaub- ten, die Häscher wären da, um sie zur Lebensstrafe zu führen (r), so unterstanden sie sich nicht aus der Stube zu gehen (s). Andre fürchteten sich, vergiftet zu werden (t).
Andre
(i)[Spaltenumbruch]Hamburg. Magaz. T. V. p. 164.
(k) Vor Hochmuth Unsinnige, Eph. Nat. Cur Vol. III. obs. 57.
(l) Jemand bildete sich mit Fleis ein, er sei ein Prinz, und brachte es endlich damit so weit, daß er solches auch wirklich von sich selbst glaubte. KRUEGER patholog p. 28. SCAMBATUS hielte sich für einen Kardinal, MURATORI p. 99.
(m)GALEN loc. aff. L. III. c. 7
(n)L. l. p. 109.
(n*)GALEN ibid.
(o)[Spaltenumbruch]ZIMMERMANN bilis atra Pag. 30.
(p)SALMUTH II. n. 79. PISO- NI spicil. curat. obs. 3. ROBIN- SON p. 58 MARC. DONAT. pag. 900. MORGAGN. Sed. et caus. morb. l. p. 53. Sie misbrauchen das Ohrenklingen.
(q)AELiAN. var. Lect. L. IV. c. 25.
(r)WEPFER obs. 89.
(s) Auch aus andrer Furcht. PECHLIN L. III. obs. 16.
(t)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 9. 10. obs. 46.
Der Verſtand. XVII. Buch.
ſonſt geſchehen wuͤrde, wenn dieſe Jdee durch die koͤrper- liche Objecte wirklich erregt wuͤrde. Es ſind aber ſolche Menſchen, eine einzige Jdee zu behalten ſo geſchikkt, daß einer auf einer, mit Kohlen gezogenen Linie einen Seil- taͤnzer agirt (i); der andere, deſſen ich mich wohl erinne- re, viele Jahre darauf verwandte, daß er in ſeinem Ge- faͤngniſſe auf ein Brett ſprang, welches ein wenig an der Wand vorragte, und ſich ſo gleich auf den Kopf ſtuͤrzte.
Jch habe welche geſehen, die ſich fuͤr Prinzen (k) hiel- ten (l), und alle, auch die uͤber ſie zu befehlen hatten, fuͤr ihre Unterthanen anſahen. Weiter waren ſchon diejeni- gen in ihrer Tollheit gekommen, welche ſich fuͤr Goͤtter ausgaben (m). Derjenige, von dem Trallianus(n) und Galen(n*) reden, glaubte, daß er den Himmel truͤge. Ein andrer wollte Gott hoͤren (o).
Es giebt auch luſtige Arten von Tollen, welche ſich einbildeten, muſikaliſche Geſaͤnge zu hoͤren (p), und welche ſich mit vieler Entzuͤkkung uͤberredeten, daß alle Schiffe, welche in den Hafen Piraͤum einliefen, ihnen angehoͤr- ten (q).
Andre blieben beſtaͤndig traurig, und weil ſie glaub- ten, die Haͤſcher waͤren da, um ſie zur Lebensſtrafe zu fuͤhren (r), ſo unterſtanden ſie ſich nicht aus der Stube zu gehen (s). Andre fuͤrchteten ſich, vergiftet zu werden (t).
Andre
(i)[Spaltenumbruch]Hamburg. Magaz. T. V. p. 164.
(k) Vor Hochmuth Unſinnige, Eph. Nat. Cur Vol. III. obſ. 57.
(l) Jemand bildete ſich mit Fleis ein, er ſei ein Prinz, und brachte es endlich damit ſo weit, daß er ſolches auch wirklich von ſich ſelbſt glaubte. KRUEGER patholog p. 28. SCAMBATUS hielte ſich fuͤr einen Kardinal, MURATORI p. 99.
(m)GALEN loc. aff. L. III. c. 7
(n)L. l. p. 109.
(n*)GALEN ibid.
(o)[Spaltenumbruch]ZIMMERMANN bilis atra Pag. 30.
(p)SALMUTH II. n. 79. PISO- NI ſpicil. curat. obſ. 3. ROBIN- SON p. 58 MARC. DONAT. pag. 900. MORGAGN. Sed. et cauſ. morb. l. p. 53. Sie misbrauchen das Ohrenklingen.
(q)AELiAN. var. Lect. L. IV. c. 25.
(r)WEPFER obſ. 89.
(s) Auch aus andrer Furcht. PECHLIN L. III. obſ. 16.
(t)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 9. 10. obſ. 46.
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Der Verſtand. XVII. Buch.
ſonſt geſchehen wuͤrde, wenn dieſe Jdee durch die koͤrper-
liche Objecte wirklich erregt wuͤrde. Es ſind aber ſolche
Menſchen, eine einzige Jdee zu behalten ſo geſchikkt, daß
einer auf einer, mit Kohlen gezogenen Linie einen Seil-
taͤnzer agirt (i); der andere, deſſen ich mich wohl erinne-
re, viele Jahre darauf verwandte, daß er in ſeinem Ge-
faͤngniſſe auf ein Brett ſprang, welches ein wenig an der
Wand vorragte, und ſich ſo gleich auf den Kopf ſtuͤrzte.
Jch habe welche geſehen, die ſich fuͤr Prinzen (k) hiel-
ten (l), und alle, auch die uͤber ſie zu befehlen hatten, fuͤr
ihre Unterthanen anſahen. Weiter waren ſchon diejeni-
gen in ihrer Tollheit gekommen, welche ſich fuͤr Goͤtter
ausgaben (m). Derjenige, von dem Trallianus (n)
und Galen (n*) reden, glaubte, daß er den Himmel
truͤge. Ein andrer wollte Gott hoͤren (o).
Es giebt auch luſtige Arten von Tollen, welche ſich
einbildeten, muſikaliſche Geſaͤnge zu hoͤren (p), und welche
ſich mit vieler Entzuͤkkung uͤberredeten, daß alle Schiffe,
welche in den Hafen Piraͤum einliefen, ihnen angehoͤr-
ten (q).
Andre blieben beſtaͤndig traurig, und weil ſie glaub-
ten, die Haͤſcher waͤren da, um ſie zur Lebensſtrafe zu
fuͤhren (r), ſo unterſtanden ſie ſich nicht aus der Stube zu
gehen (s). Andre fuͤrchteten ſich, vergiftet zu werden (t).
Andre
(i)
Hamburg. Magaz. T. V. p.
164.
(k) Vor Hochmuth Unſinnige,
Eph. Nat. Cur Vol. III. obſ. 57.
(l) Jemand bildete ſich mit Fleis
ein, er ſei ein Prinz, und brachte
es endlich damit ſo weit, daß er
ſolches auch wirklich von ſich ſelbſt
glaubte. KRUEGER patholog p.
28. SCAMBATUS hielte ſich fuͤr
einen Kardinal, MURATORI p. 99.
(m) GALEN loc. aff. L. III. c. 7
(n) L. l. p. 109.
(n*) GALEN ibid.
(o)
ZIMMERMANN bilis atra
Pag. 30.
(p) SALMUTH II. n. 79. PISO-
NI ſpicil. curat. obſ. 3. ROBIN-
SON p. 58 MARC. DONAT. pag.
900. MORGAGN. Sed. et cauſ.
morb. l. p. 53. Sie misbrauchen
das Ohrenklingen.
(q) AELiAN. var. Lect. L. IV.
c. 25.
(r) WEPFER obſ. 89.
(s) Auch aus andrer Furcht.
PECHLIN L. III. obſ. 16.
(t) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
9. 10. obſ. 46.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1098. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1116>, abgerufen am 23.11.2024.
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