welcher über ein Gelenke läuft, das sich gegen die Achse des Muskels beugt, die Fasern dieses Muskels, mitten in seinem Spiele, kürzer machen, indem das untere Glied gegen das obere Glied heraufgezogen wird (m). Es ziehet aber, sagt dieser vortrefliche Mann, eine ungespannte Saite nicht; folglich mus ein nachgelassner Muskel von einer grossen Kraft ausgedehnt werden, damit er nicht erschlaffe. Diese einblasende Kraft wird zum Aufheben der Last nicht angewendet, und man kann sie für einen Abgang ansehen. Es scheint mir aber an dieser Stelle dieser Gelerte eine thierische Faser mit einem todten Seile gar zu sehr zu verwechseln; indem eine thierische Faser sowol in diesem Falle, als auch allemal zugleich kürzer und dennoch gespannt ist; ja sie braucht auch nicht aufgeblasen zu werden, weil sie blos durch eine dichtere Annäherung ihrer Theilgen gegen einander ihr Amt verrichten, und doch zugleich gespannt und kurz sein kann.
§. 33. Wegen der Menge der innerlichen Bläsgen.
Doch auch dieser Verlust scheint der Muskelkraft wirk- lich nichts zu entwenden. Es hielte J. Alphonsus Bo- rellus(n), die Fasern vor eine Kette von Blasen, oder Rauten, damit er eine einfachere Figur zu berechnen ha- ben möchte. Von diesen Rauten sezzte er auf die Länge eines Zolles etwa zwanzig (o). Er zeigte ferner, daß in- dem sich ein Muskel zusammenziehe blos diejenige Raute (p), in einer jeden Faser, welche der Sehne am nächsten liege, das Gewicht aufhebe, und daß die übrigen neun- zehn hintern Rauten die Bewegung vollständiger machen
hel-
(m)[Spaltenumbruch]propos. 10. 11. Disp. XX. sur le mouv. des musc. pag. 89. BARTHES. l. c. p. 7.
(n)Cap. 16 et 17. toto append. STURMII ad ann. V. Dec. II. [Spaltenumbruch]
Eph. nat. cur. SEGNER apud NIEUWENTYT p. 108. sq.
(o)propos. 115. STURM. ibid.
(p)prop. 119. Conf. SEGN. p. 115. STURM. p. 129.
F 5
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
welcher uͤber ein Gelenke laͤuft, das ſich gegen die Achſe des Muſkels beugt, die Faſern dieſes Muſkels, mitten in ſeinem Spiele, kuͤrzer machen, indem das untere Glied gegen das obere Glied heraufgezogen wird (m). Es ziehet aber, ſagt dieſer vortrefliche Mann, eine ungeſpannte Saite nicht; folglich mus ein nachgelaſſner Muſkel von einer groſſen Kraft ausgedehnt werden, damit er nicht erſchlaffe. Dieſe einblaſende Kraft wird zum Aufheben der Laſt nicht angewendet, und man kann ſie fuͤr einen Abgang anſehen. Es ſcheint mir aber an dieſer Stelle dieſer Gelerte eine thieriſche Faſer mit einem todten Seile gar zu ſehr zu verwechſeln; indem eine thieriſche Faſer ſowol in dieſem Falle, als auch allemal zugleich kuͤrzer und dennoch geſpannt iſt; ja ſie braucht auch nicht aufgeblaſen zu werden, weil ſie blos durch eine dichtere Annaͤherung ihrer Theilgen gegen einander ihr Amt verrichten, und doch zugleich geſpannt und kurz ſein kann.
§. 33. Wegen der Menge der innerlichen Blaͤsgen.
Doch auch dieſer Verluſt ſcheint der Muſkelkraft wirk- lich nichts zu entwenden. Es hielte J. Alphonſus Bo- rellus(n), die Faſern vor eine Kette von Blaſen, oder Rauten, damit er eine einfachere Figur zu berechnen ha- ben moͤchte. Von dieſen Rauten ſezzte er auf die Laͤnge eines Zolles etwa zwanzig (o). Er zeigte ferner, daß in- dem ſich ein Muſkel zuſammenziehe blos diejenige Raute (p), in einer jeden Faſer, welche der Sehne am naͤchſten liege, das Gewicht aufhebe, und daß die uͤbrigen neun- zehn hintern Rauten die Bewegung vollſtaͤndiger machen
hel-
(m)[Spaltenumbruch]propoſ. 10. 11. Diſp. XX. ſur le mouv. des muſc. pag. 89. BARTHES. l. c. p. 7.
(n)Cap. 16 et 17. toto append. STURMII ad ann. V. Dec. II. [Spaltenumbruch]
Eph. nat. cur. SEGNER apud NIEUWENTYT p. 108. ſq.
(o)propoſ. 115. STURM. ibid.
(p)prop. 119. Conf. SEGN. p. 115. STURM. p. 129.
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II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
welcher uͤber ein Gelenke laͤuft, das ſich gegen die Achſe
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ſeinem Spiele, kuͤrzer machen, indem das untere Glied
gegen das obere Glied heraufgezogen wird (m). Es
ziehet aber, ſagt dieſer vortrefliche Mann, eine ungeſpannte
Saite nicht; folglich mus ein nachgelaſſner Muſkel von
einer groſſen Kraft ausgedehnt werden, damit er nicht
erſchlaffe. Dieſe einblaſende Kraft wird zum Aufheben
der Laſt nicht angewendet, und man kann ſie fuͤr einen
Abgang anſehen. Es ſcheint mir aber an dieſer Stelle
dieſer Gelerte eine thieriſche Faſer mit einem todten Seile
gar zu ſehr zu verwechſeln; indem eine thieriſche Faſer
ſowol in dieſem Falle, als auch allemal zugleich kuͤrzer und
dennoch geſpannt iſt; ja ſie braucht auch nicht aufgeblaſen
zu werden, weil ſie blos durch eine dichtere Annaͤherung
ihrer Theilgen gegen einander ihr Amt verrichten, und
doch zugleich geſpannt und kurz ſein kann.
§. 33.
Wegen der Menge der innerlichen Blaͤsgen.
Doch auch dieſer Verluſt ſcheint der Muſkelkraft wirk-
lich nichts zu entwenden. Es hielte J. Alphonſus Bo-
rellus (n), die Faſern vor eine Kette von Blaſen, oder
Rauten, damit er eine einfachere Figur zu berechnen ha-
ben moͤchte. Von dieſen Rauten ſezzte er auf die Laͤnge
eines Zolles etwa zwanzig (o). Er zeigte ferner, daß in-
dem ſich ein Muſkel zuſammenziehe blos diejenige Raute
(p), in einer jeden Faſer, welche der Sehne am naͤchſten
liege, das Gewicht aufhebe, und daß die uͤbrigen neun-
zehn hintern Rauten die Bewegung vollſtaͤndiger machen
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propoſ. 10. 11. Diſp. XX.
ſur le mouv. des muſc. pag. 89.
BARTHES. l. c. p. 7.
(n) Cap. 16 et 17. toto append.
STURMII ad ann. V. Dec. II.
Eph. nat. cur. SEGNER apud
NIEUWENTYT p. 108. ſq.
(o) propoſ. 115. STURM.
ibid.
(p) prop. 119. Conf. SEGN.
p. 115. STURM. p. 129.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/107>, abgerufen am 22.12.2024.
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