gebildeten Funken des Nachts Objecte ziemlich unterschei- den können (l), wofern dieses Stükk der Geschichte wahr ist.
Es lassen sich diese Lichter in so viel Kreise verwan- deln (m), als Punkte des Auges gedrükkt werden, und sie leuchten um so viel lebhafter, je tiefer man das Auge mit den Finger drükkt, und erscheinen um so viel kleiner, je kleiner der Körper ist, mit welchem man den Drukk verrichten läst (n). Diese Lichtpunkte verwandeln sich zu Kreisen, weil die lebhafte Empfindungen nicht gleich wieder verschwinden. Jch glaube fast, daß dieses von der ge- drukkten Nezzhaut herrühre (o), weil diese ganz allein vom Lichte oder Farben Empfindungen hat, und daß da- zu ein guter und kein gelähmter Sehenerve (o*) dazu er- fordert werde. Es ist aber dieses eine sonderbare und nüzzliche Lehre, daß unsere Seele gleiche Empfindungen mit einander verwirrt, oder daß sie die Folgen einer unbekannten Ursache, einer besser bekannten Ursache zu- schreibt, so oft bei Wirkungen eine Gleichheit statt fin- det. Daher ist uns der Drukk auf die Nezzhaut, wel- cher von dem äussern Lichte entstehet bekannter, als der Drukk, welcher von einem harten aber nicht leuchtenden Körper herrühret: da doch Drukk und Drukk in der Art übereinkommen, so glaubt doch die Seele von der gedrük- ten Nezzhaut ein Licht zu bekommen, wie wol dieser Drukk von einem andern Körper herrühret.
Die Farben stellen sich eben so wie das Licht, ohne eine äusserliche Ursache dem Auge vor: bisweilen geschiehet
dieses
(l)[Spaltenumbruch]PLEMP. L. IV. probl. 58. Ez. a Castro ign. lamb. pag. 114. TACK bei dem TEICHMEYER anthrop p. 251.
(m)MORGAGN. Adv. VI. p. 92 LANGGUTH l. c.
(n)LANGGUTH. l. c.
(o)[Spaltenumbruch]MORGAGN. l. c. Von den Bebungen des flüßigen Nervensaf- tes in PETITI Kreise, SAUVA- GES l. c.
(o*)PORTERFIELD T. II. p. 297.
H. Phisiol. 5. B. U u u
IV. Abſchnitt. Das Sehen.
gebildeten Funken des Nachts Objecte ziemlich unterſchei- den koͤnnen (l), wofern dieſes Stuͤkk der Geſchichte wahr iſt.
Es laſſen ſich dieſe Lichter in ſo viel Kreiſe verwan- deln (m), als Punkte des Auges gedruͤkkt werden, und ſie leuchten um ſo viel lebhafter, je tiefer man das Auge mit den Finger druͤkkt, und erſcheinen um ſo viel kleiner, je kleiner der Koͤrper iſt, mit welchem man den Drukk verrichten laͤſt (n). Dieſe Lichtpunkte verwandeln ſich zu Kreiſen, weil die lebhafte Empfindungen nicht gleich wieder verſchwinden. Jch glaube faſt, daß dieſes von der ge- drukkten Nezzhaut herruͤhre (o), weil dieſe ganz allein vom Lichte oder Farben Empfindungen hat, und daß da- zu ein guter und kein gelaͤhmter Sehenerve (o*) dazu er- fordert werde. Es iſt aber dieſes eine ſonderbare und nuͤzzliche Lehre, daß unſere Seele gleiche Empfindungen mit einander verwirrt, oder daß ſie die Folgen einer unbekannten Urſache, einer beſſer bekannten Urſache zu- ſchreibt, ſo oft bei Wirkungen eine Gleichheit ſtatt fin- det. Daher iſt uns der Drukk auf die Nezzhaut, wel- cher von dem aͤuſſern Lichte entſtehet bekannter, als der Drukk, welcher von einem harten aber nicht leuchtenden Koͤrper herruͤhret: da doch Drukk und Drukk in der Art uͤbereinkommen, ſo glaubt doch die Seele von der gedruͤk- ten Nezzhaut ein Licht zu bekommen, wie wol dieſer Drukk von einem andern Koͤrper herruͤhret.
Die Farben ſtellen ſich eben ſo wie das Licht, ohne eine aͤuſſerliche Urſache dem Auge vor: bisweilen geſchiehet
dieſes
(l)[Spaltenumbruch]PLEMP. L. IV. probl. 58. Ez. a Castro ign. lamb. pag. 114. TACK bei dem TEICHMEYER anthrop p. 251.
(m)MORGAGN. Adv. VI. p. 92 LANGGUTH l. c.
(n)LANGGUTH. l. c.
(o)[Spaltenumbruch]MORGAGN. l. c. Von den Bebungen des fluͤßigen Nervenſaf- tes in PETITI Kreiſe, SAUVA- GES l. c.
(o*)PORTERFIELD T. II. p. 297.
H. Phiſiol. 5. B. U u u
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IV. Abſchnitt. Das Sehen.
gebildeten Funken des Nachts Objecte ziemlich unterſchei-
den koͤnnen (l), wofern dieſes Stuͤkk der Geſchichte
wahr iſt.
Es laſſen ſich dieſe Lichter in ſo viel Kreiſe verwan-
deln (m), als Punkte des Auges gedruͤkkt werden, und
ſie leuchten um ſo viel lebhafter, je tiefer man das Auge
mit den Finger druͤkkt, und erſcheinen um ſo viel kleiner,
je kleiner der Koͤrper iſt, mit welchem man den Drukk
verrichten laͤſt (n). Dieſe Lichtpunkte verwandeln ſich zu
Kreiſen, weil die lebhafte Empfindungen nicht gleich wieder
verſchwinden. Jch glaube faſt, daß dieſes von der ge-
drukkten Nezzhaut herruͤhre (o), weil dieſe ganz allein
vom Lichte oder Farben Empfindungen hat, und daß da-
zu ein guter und kein gelaͤhmter Sehenerve (o*) dazu er-
fordert werde. Es iſt aber dieſes eine ſonderbare und
nuͤzzliche Lehre, daß unſere Seele gleiche Empfindungen
mit einander verwirrt, oder daß ſie die Folgen einer
unbekannten Urſache, einer beſſer bekannten Urſache zu-
ſchreibt, ſo oft bei Wirkungen eine Gleichheit ſtatt fin-
det. Daher iſt uns der Drukk auf die Nezzhaut, wel-
cher von dem aͤuſſern Lichte entſtehet bekannter, als der
Drukk, welcher von einem harten aber nicht leuchtenden
Koͤrper herruͤhret: da doch Drukk und Drukk in der Art
uͤbereinkommen, ſo glaubt doch die Seele von der gedruͤk-
ten Nezzhaut ein Licht zu bekommen, wie wol dieſer
Drukk von einem andern Koͤrper herruͤhret.
Die Farben ſtellen ſich eben ſo wie das Licht, ohne
eine aͤuſſerliche Urſache dem Auge vor: bisweilen geſchiehet
dieſes
(l)
PLEMP. L. IV. probl. 58.
Ez. a Castro ign. lamb. pag. 114.
TACK bei dem TEICHMEYER
anthrop p. 251.
(m) MORGAGN. Adv. VI. p.
92 LANGGUTH l. c.
(n) LANGGUTH. l. c.
(o)
MORGAGN. l. c. Von den
Bebungen des fluͤßigen Nervenſaf-
tes in PETITI Kreiſe, SAUVA-
GES l. c.
(o*) PORTERFIELD T. II.
p. 297.
H. Phiſiol. 5. B. U u u
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1059>, abgerufen am 23.11.2024.
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