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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Die thierische Bewegung. XI. Buch.
bleiben, wenn man das Fett sorgfältig auf die Seite
schaft. Stenonius hat vor andern diesen Jrrthum [Spaltenumbruch] f
wiederlegt.

§. 13.
Die Sehne.

Es befindet sich in allen Muskeln ein Faserfleisch,
und dieses macht eigentlich das Wesen derselben aus;
doch besitzen auch die meisten noch einige sehnige Fa-
sern g. Es sind gemeiniglich keine da, so oft sich ein
Muskel an keinen Knochen anhängt [Spaltenumbruch] h, dergleichen folg-
lich am Herzen, an der Zunge, an der menschlichen Ge-
bärmutter, wie auch an der Gebärmutter der Thiere,
an der Harnblase, an dem Magen, dem Gedärme, den
Zungenmuskeln, und an den Schließmuskeln der Lefzen i,
des Hintern, und der weiblichen Scheide geschicht.

Jndessen trift man doch am Magen der Vögel zwo
ganz deutliche Sehnen an, von denen wir an einem an-
dern Orte reden wollen, ohne daß sie mit einem Knochen
die geringste Gemeinschaft haben sollten. Bei den Jn-
sekten wird der Leib durch keine Sehne abgetheilt, man
findet an der Dicke des Muskels keine Ungleichheit, und
ob gleich ganze Muskeln wie Sehnen aussehen, und sich
dennoch sehr zusammen ziehen können, so zeigt sich an
den Muskeln keine einzige Sehne k.

So oft aber der Muskel aus einem Knochen her-
vor kommt, und zum Knochen wieder hinläuft, alsdenn

sind
f Myolog. specim. p. 77. dein-
de C. I. Bartholinus in demonstrat.
anat. & de diaphr. c. 1. Glisson
de ventric. & intest. c. XI. Mor-
gagnus
adv II. anim. VI.
g Der Muskel besteht aus dem
Fleische, und der Sehne Fabricius
p. 32. Riolanus p.
298.
h Galen. de motu musc. p. 261.
i Daß sich jeder Muskel mit
seinem Ende in eine Sehne begebe
C. Bartholinus specim. anat. p. 130.
& alii.
k Lyonnet. p. 93.

Die thieriſche Bewegung. XI. Buch.
bleiben, wenn man das Fett ſorgfaͤltig auf die Seite
ſchaft. Stenonius hat vor andern dieſen Jrrthum [Spaltenumbruch] f
wiederlegt.

§. 13.
Die Sehne.

Es befindet ſich in allen Muskeln ein Faſerfleiſch,
und dieſes macht eigentlich das Weſen derſelben aus;
doch beſitzen auch die meiſten noch einige ſehnige Fa-
ſern g. Es ſind gemeiniglich keine da, ſo oft ſich ein
Muskel an keinen Knochen anhaͤngt [Spaltenumbruch] h, dergleichen folg-
lich am Herzen, an der Zunge, an der menſchlichen Ge-
baͤrmutter, wie auch an der Gebaͤrmutter der Thiere,
an der Harnblaſe, an dem Magen, dem Gedaͤrme, den
Zungenmuskeln, und an den Schließmuskeln der Lefzen i,
des Hintern, und der weiblichen Scheide geſchicht.

Jndeſſen trift man doch am Magen der Voͤgel zwo
ganz deutliche Sehnen an, von denen wir an einem an-
dern Orte reden wollen, ohne daß ſie mit einem Knochen
die geringſte Gemeinſchaft haben ſollten. Bei den Jn-
ſekten wird der Leib durch keine Sehne abgetheilt, man
findet an der Dicke des Muskels keine Ungleichheit, und
ob gleich ganze Muskeln wie Sehnen ausſehen, und ſich
dennoch ſehr zuſammen ziehen koͤnnen, ſo zeigt ſich an
den Muskeln keine einzige Sehne k.

So oft aber der Muskel aus einem Knochen her-
vor kommt, und zum Knochen wieder hinlaͤuft, alsdenn

ſind
f Myolog. ſpecim. p. 77. dein-
de C. I. Bartholinus in demonſtrat.
anat. & de diaphr. c. 1. Gliſſon
de ventric. & inteſt. c. XI. Mor-
gagnus
adv II. anim. VI.
g Der Muskel beſteht aus dem
Fleiſche, und der Sehne Fabricius
p. 32. Riolanus p.
298.
h Galen. de motu muſc. p. 261.
i Daß ſich jeder Muskel mit
ſeinem Ende in eine Sehne begebe
C. Bartholinus ſpecim. anat. p. 130.
& alii.
k Lyonnet. p. 93.
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[672/0708] Die thieriſche Bewegung. XI. Buch. bleiben, wenn man das Fett ſorgfaͤltig auf die Seite ſchaft. Stenonius hat vor andern dieſen Jrrthum f wiederlegt. §. 13. Die Sehne. Es befindet ſich in allen Muskeln ein Faſerfleiſch, und dieſes macht eigentlich das Weſen derſelben aus; doch beſitzen auch die meiſten noch einige ſehnige Fa- ſern g. Es ſind gemeiniglich keine da, ſo oft ſich ein Muskel an keinen Knochen anhaͤngt h, dergleichen folg- lich am Herzen, an der Zunge, an der menſchlichen Ge- baͤrmutter, wie auch an der Gebaͤrmutter der Thiere, an der Harnblaſe, an dem Magen, dem Gedaͤrme, den Zungenmuskeln, und an den Schließmuskeln der Lefzen i, des Hintern, und der weiblichen Scheide geſchicht. Jndeſſen trift man doch am Magen der Voͤgel zwo ganz deutliche Sehnen an, von denen wir an einem an- dern Orte reden wollen, ohne daß ſie mit einem Knochen die geringſte Gemeinſchaft haben ſollten. Bei den Jn- ſekten wird der Leib durch keine Sehne abgetheilt, man findet an der Dicke des Muskels keine Ungleichheit, und ob gleich ganze Muskeln wie Sehnen ausſehen, und ſich dennoch ſehr zuſammen ziehen koͤnnen, ſo zeigt ſich an den Muskeln keine einzige Sehne k. So oft aber der Muskel aus einem Knochen her- vor kommt, und zum Knochen wieder hinlaͤuft, alsdenn ſind f Myolog. ſpecim. p. 77. dein- de C. I. Bartholinus in demonſtrat. anat. & de diaphr. c. 1. Gliſſon de ventric. & inteſt. c. XI. Mor- gagnus adv II. anim. VI. g Der Muskel beſteht aus dem Fleiſche, und der Sehne Fabricius p. 32. Riolanus p. 298. h Galen. de motu muſc. p. 261. i Daß ſich jeder Muskel mit ſeinem Ende in eine Sehne begebe C. Bartholinus ſpecim. anat. p. 130. & alii. k Lyonnet. p. 93.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/708>, abgerufen am 20.11.2024.