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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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VIII. Abschnitt. Die Muthmassungen.
Geister herbeiführen, unsern Augen verborgen sind, und
wie ich glaube, auch wohl ewig verborgen bleiben wer-
den, also sind auch dieienigen unsichtbar, welche die un-
sichtbare Flüßigkeit wieder zurücke führen. Doch ist
nicht zu glauben, daß sie so gleich von den grossen rothen
Blutadern [Spaltenumbruch] e, wieder aufgenommen werden, sondern
daß dieses in dergleichen kleinen Adern, und Gefäse ge-
schehe, welche auch aus den grossen Höhlungen dasienige
wieder einsaugen, welches verdünstet ist. Von der
Rückkehr ins Gehirn haben wir bereits gehandelt, und
es stehet derselben sonderlich entgegen, daß man an den
Nerven nichts fremdes, oder ungleichartiges warneh
men kann.

Da es aber dennoch scheint, daß ein Theil der Le-
bensgeister verlohren gehe, so muß dieses in der Mus-
kelbewegung, fast nach Art des Feuers geschehen, wel-
ches sich plötzlich sammlen läßt, aber sich eben so plötzlich
wieder zerstreut, um das Gleichgewicht unter den Mus-
keln zu erhalten. Es streitet auch nicht wieder die Aen-
lichkeit, daß die Haut, welche fast nichts, als ein Nerve
ist, etwas ausdünste, womit die Wärzchen angefeuchtet
werden.

§. 31.
Andre Muthmaßungen von dem Nutzen
der Nerven.

Jch habe, nach einigen Muthmaßungen, die
Willis f, und Bianchi [Spaltenumbruch] g, vortrugen, ehemals in
einer eignen Schrift, eine Hipotese angeführt h, durch
welche man, wie es schien, erklären konnte, wie der

Lauf
e Aus dem, was gesagt und
angeführt worden, de sanguinis
motu per venas p.
208.
f De nervo recurrente p. 328.
329. et alibi p.
320.
g De arteria hepatica Bianchi
de hepat. p.
22.
h Jn der Dissertation de arter.
in nerv. imper. Goetting. 1744. &
T. IV. comment. in praelect. Boer-
haave
p.
450.

VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
Geiſter herbeifuͤhren, unſern Augen verborgen ſind, und
wie ich glaube, auch wohl ewig verborgen bleiben wer-
den, alſo ſind auch dieienigen unſichtbar, welche die un-
ſichtbare Fluͤßigkeit wieder zuruͤcke fuͤhren. Doch iſt
nicht zu glauben, daß ſie ſo gleich von den groſſen rothen
Blutadern [Spaltenumbruch] e, wieder aufgenommen werden, ſondern
daß dieſes in dergleichen kleinen Adern, und Gefaͤſe ge-
ſchehe, welche auch aus den groſſen Hoͤhlungen dasienige
wieder einſaugen, welches verduͤnſtet iſt. Von der
Ruͤckkehr ins Gehirn haben wir bereits gehandelt, und
es ſtehet derſelben ſonderlich entgegen, daß man an den
Nerven nichts fremdes, oder ungleichartiges warneh
men kann.

Da es aber dennoch ſcheint, daß ein Theil der Le-
bensgeiſter verlohren gehe, ſo muß dieſes in der Mus-
kelbewegung, faſt nach Art des Feuers geſchehen, wel-
ches ſich ploͤtzlich ſammlen laͤßt, aber ſich eben ſo ploͤtzlich
wieder zerſtreut, um das Gleichgewicht unter den Mus-
keln zu erhalten. Es ſtreitet auch nicht wieder die Aen-
lichkeit, daß die Haut, welche faſt nichts, als ein Nerve
iſt, etwas ausduͤnſte, womit die Waͤrzchen angefeuchtet
werden.

§. 31.
Andre Muthmaßungen von dem Nutzen
der Nerven.

Jch habe, nach einigen Muthmaßungen, die
Willis f, und Bianchi [Spaltenumbruch] g, vortrugen, ehemals in
einer eignen Schrift, eine Hipoteſe angefuͤhrt h, durch
welche man, wie es ſchien, erklaͤren konnte, wie der

Lauf
e Aus dem, was geſagt und
angefuͤhrt worden, de ſanguinis
motu per venas p.
208.
f De nervo recurrente p. 328.
329. et alibi p.
320.
g De arteria hepatica Bianchi
de hepat. p.
22.
h Jn der Diſſertation de arter.
in nerv. imper. Goetting. 1744. &
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haave
p.
450.
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[639/0675] VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen. Geiſter herbeifuͤhren, unſern Augen verborgen ſind, und wie ich glaube, auch wohl ewig verborgen bleiben wer- den, alſo ſind auch dieienigen unſichtbar, welche die un- ſichtbare Fluͤßigkeit wieder zuruͤcke fuͤhren. Doch iſt nicht zu glauben, daß ſie ſo gleich von den groſſen rothen Blutadern e, wieder aufgenommen werden, ſondern daß dieſes in dergleichen kleinen Adern, und Gefaͤſe ge- ſchehe, welche auch aus den groſſen Hoͤhlungen dasienige wieder einſaugen, welches verduͤnſtet iſt. Von der Ruͤckkehr ins Gehirn haben wir bereits gehandelt, und es ſtehet derſelben ſonderlich entgegen, daß man an den Nerven nichts fremdes, oder ungleichartiges warneh men kann. Da es aber dennoch ſcheint, daß ein Theil der Le- bensgeiſter verlohren gehe, ſo muß dieſes in der Mus- kelbewegung, faſt nach Art des Feuers geſchehen, wel- ches ſich ploͤtzlich ſammlen laͤßt, aber ſich eben ſo ploͤtzlich wieder zerſtreut, um das Gleichgewicht unter den Mus- keln zu erhalten. Es ſtreitet auch nicht wieder die Aen- lichkeit, daß die Haut, welche faſt nichts, als ein Nerve iſt, etwas ausduͤnſte, womit die Waͤrzchen angefeuchtet werden. §. 31. Andre Muthmaßungen von dem Nutzen der Nerven. Jch habe, nach einigen Muthmaßungen, die Willis f, und Bianchi g, vortrugen, ehemals in einer eignen Schrift, eine Hipoteſe angefuͤhrt h, durch welche man, wie es ſchien, erklaͤren konnte, wie der Lauf e Aus dem, was geſagt und angefuͤhrt worden, de ſanguinis motu per venas p. 208. f De nervo recurrente p. 328. 329. et alibi p. 320. g De arteria hepatica Bianchi de hepat. p. 22. h Jn der Diſſertation de arter. in nerv. imper. Goetting. 1744. & T. IV. comment. in praelect. Boer- haave p. 450.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/675>, abgerufen am 20.11.2024.