sammenhang mit dem Gehirne hemmt, so entsteht von einer gleichen Ursache, keine Empfindung in der Seele mehr [Spaltenumbruch]z, und wenn das Gehirn schlecht bestellt ist, so bilden sich weder die gegenwärtige Drücke auf die Ner- ven a, noch dieienigen in der Seele ab b, welche sie ehedem empfand, und die nunmehr noch mit ihren ehemaligen Zügen im Gehirne vorhanden sind, und was dergleichen offenbare Dinge mehr sind, welche wir an gehörigem Orte erzählt haben.
Ferner wenn die berümten Männer das reitzbare Wesen durch den ganzen thierischen Körper vertheilt wis- sen wollen, so haben sie von den Muskeln recht; allein sie würden zu freigebig handeln, wenn sie auch die bewe- gende Nervenkraft, ohne Gehirn entstehen und fortdau- ren lassen wollten; indem sich auch dieser Satz durch die deutlichsten Versuche widerlegen läßt [Spaltenumbruch]d.
Was die Theilbarkeit der Seele betrift, so habe ich solche bereits an einem andern Orte erwogeu e, wel- ches auch vor kurzen der vortrefliche Willhelm Porter- fieldf, ein Mann der dem Stahl günstiger ist, ge- than hat. Man wolle uns auch nicht zu dieser Parthei mitzählen, weil das Gehirn weit ausgedehnt, und das Rückenmark an Jnsekten lang ist, und wir demohnge- achtet doch den Empfindungsquell, und den Sitz der Seele, in diesen Theilen feste setzen, die gewiß nicht aus einem einzigen Grundstosse zusammen gesetzt sind. Wir lassen uns einzig und allein durch Versuche leiten, und wir sinden, daß sich die Eindrücke, welche auf dieses weit ausgedehnte Mark geschehen, zugleich in der Seele abbilden; was hingegen die Art betrift, wie die Seele mit diesem weitläuftigen Empfindungsquelle verbunden sei, davon wissen wir nichts, und wir beru- higen uns dabei, mit dem, was wir wissen.
§. 25.
zp. 299. &c.
ap. 300. 301. 302. 303.
bp. 316. 317. 318.
dp. 327. 328. 329. 330.
eL. IV. p. 487.
fOf the Eyes p. 370. 371.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
ſammenhang mit dem Gehirne hemmt, ſo entſteht von einer gleichen Urſache, keine Empfindung in der Seele mehr [Spaltenumbruch]z, und wenn das Gehirn ſchlecht beſtellt iſt, ſo bilden ſich weder die gegenwaͤrtige Druͤcke auf die Ner- ven a, noch dieienigen in der Seele ab b, welche ſie ehedem empfand, und die nunmehr noch mit ihren ehemaligen Zuͤgen im Gehirne vorhanden ſind, und was dergleichen offenbare Dinge mehr ſind, welche wir an gehoͤrigem Orte erzaͤhlt haben.
Ferner wenn die beruͤmten Maͤnner das reitzbare Weſen durch den ganzen thieriſchen Koͤrper vertheilt wiſ- ſen wollen, ſo haben ſie von den Muskeln recht; allein ſie wuͤrden zu freigebig handeln, wenn ſie auch die bewe- gende Nervenkraft, ohne Gehirn entſtehen und fortdau- ren laſſen wollten; indem ſich auch dieſer Satz durch die deutlichſten Verſuche widerlegen laͤßt [Spaltenumbruch]d.
Was die Theilbarkeit der Seele betrift, ſo habe ich ſolche bereits an einem andern Orte erwogeu e, wel- ches auch vor kurzen der vortrefliche Willhelm Porter- fieldf, ein Mann der dem Stahl guͤnſtiger iſt, ge- than hat. Man wolle uns auch nicht zu dieſer Parthei mitzaͤhlen, weil das Gehirn weit ausgedehnt, und das Ruͤckenmark an Jnſekten lang iſt, und wir demohnge- achtet doch den Empfindungsquell, und den Sitz der Seele, in dieſen Theilen feſte ſetzen, die gewiß nicht aus einem einzigen Grundſtoſſe zuſammen geſetzt ſind. Wir laſſen uns einzig und allein durch Verſuche leiten, und wir ſinden, daß ſich die Eindruͤcke, welche auf dieſes weit ausgedehnte Mark geſchehen, zugleich in der Seele abbilden; was hingegen die Art betrift, wie die Seele mit dieſem weitlaͤuftigen Empfindungsquelle verbunden ſei, davon wiſſen wir nichts, und wir beru- higen uns dabei, mit dem, was wir wiſſen.
§. 25.
zp. 299. &c.
ap. 300. 301. 302. 303.
bp. 316. 317. 318.
dp. 327. 328. 329. 330.
eL. IV. p. 487.
fOf the Eyes p. 370. 371.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0658"n="622"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gehirn und die Nerven. <hirendition="#aq">X.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>ſammenhang mit dem Gehirne hemmt, ſo entſteht von<lb/>
einer gleichen Urſache, keine Empfindung in der Seele<lb/>
mehr <cb/><noteplace="foot"n="z"><hirendition="#aq">p. 299. &c.</hi></note>, und wenn das Gehirn ſchlecht beſtellt iſt, ſo<lb/>
bilden ſich weder die gegenwaͤrtige Druͤcke auf die Ner-<lb/>
ven <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">p.</hi> 300. 301. 302. 303.</note>, noch dieienigen in der Seele ab <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">p.</hi> 316. 317. 318.</note>, welche ſie<lb/>
ehedem empfand, und die nunmehr noch mit ihren<lb/>
ehemaligen Zuͤgen im Gehirne vorhanden ſind, und was<lb/>
dergleichen offenbare Dinge mehr ſind, welche wir an<lb/>
gehoͤrigem Orte erzaͤhlt haben.</p><lb/><p>Ferner wenn die beruͤmten Maͤnner das reitzbare<lb/>
Weſen durch den ganzen thieriſchen Koͤrper vertheilt wiſ-<lb/>ſen wollen, ſo haben ſie von den Muskeln recht; allein<lb/>ſie wuͤrden zu freigebig handeln, wenn ſie auch die bewe-<lb/>
gende Nervenkraft, ohne Gehirn entſtehen und fortdau-<lb/>
ren laſſen wollten; indem ſich auch dieſer Satz durch<lb/>
die deutlichſten Verſuche widerlegen laͤßt <cb/><noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">p.</hi> 327. 328. 329. 330.</note>.</p><lb/><p>Was die Theilbarkeit der Seele betrift, ſo habe<lb/>
ich ſolche bereits an einem andern Orte erwogeu <noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">L. IV. p.</hi> 487.</note>, wel-<lb/>
ches auch vor kurzen der vortrefliche Willhelm <hirendition="#fr">Porter-<lb/>
field</hi><noteplace="foot"n="f"><hirendition="#aq">Of the Eyes p.</hi> 370. 371.</note>, ein Mann der dem <hirendition="#fr">Stahl</hi> guͤnſtiger iſt, ge-<lb/>
than hat. Man wolle uns auch nicht zu dieſer Parthei<lb/>
mitzaͤhlen, weil das Gehirn weit ausgedehnt, und das<lb/>
Ruͤckenmark an Jnſekten lang iſt, und wir demohnge-<lb/>
achtet doch den Empfindungsquell, und den Sitz der<lb/>
Seele, in dieſen Theilen feſte ſetzen, die gewiß nicht<lb/>
aus einem einzigen Grundſtoſſe zuſammen geſetzt ſind.<lb/>
Wir laſſen uns einzig und allein durch Verſuche leiten,<lb/>
und wir ſinden, daß ſich die Eindruͤcke, welche auf<lb/>
dieſes weit ausgedehnte Mark geſchehen, zugleich in der<lb/>
Seele abbilden; was hingegen die Art betrift, wie<lb/>
die Seele mit dieſem weitlaͤuftigen Empfindungsquelle<lb/>
verbunden ſei, davon wiſſen wir nichts, und wir beru-<lb/>
higen uns dabei, mit dem, was wir wiſſen.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 25.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[622/0658]
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
ſammenhang mit dem Gehirne hemmt, ſo entſteht von
einer gleichen Urſache, keine Empfindung in der Seele
mehr
z, und wenn das Gehirn ſchlecht beſtellt iſt, ſo
bilden ſich weder die gegenwaͤrtige Druͤcke auf die Ner-
ven a, noch dieienigen in der Seele ab b, welche ſie
ehedem empfand, und die nunmehr noch mit ihren
ehemaligen Zuͤgen im Gehirne vorhanden ſind, und was
dergleichen offenbare Dinge mehr ſind, welche wir an
gehoͤrigem Orte erzaͤhlt haben.
Ferner wenn die beruͤmten Maͤnner das reitzbare
Weſen durch den ganzen thieriſchen Koͤrper vertheilt wiſ-
ſen wollen, ſo haben ſie von den Muskeln recht; allein
ſie wuͤrden zu freigebig handeln, wenn ſie auch die bewe-
gende Nervenkraft, ohne Gehirn entſtehen und fortdau-
ren laſſen wollten; indem ſich auch dieſer Satz durch
die deutlichſten Verſuche widerlegen laͤßt
d.
Was die Theilbarkeit der Seele betrift, ſo habe
ich ſolche bereits an einem andern Orte erwogeu e, wel-
ches auch vor kurzen der vortrefliche Willhelm Porter-
field f, ein Mann der dem Stahl guͤnſtiger iſt, ge-
than hat. Man wolle uns auch nicht zu dieſer Parthei
mitzaͤhlen, weil das Gehirn weit ausgedehnt, und das
Ruͤckenmark an Jnſekten lang iſt, und wir demohnge-
achtet doch den Empfindungsquell, und den Sitz der
Seele, in dieſen Theilen feſte ſetzen, die gewiß nicht
aus einem einzigen Grundſtoſſe zuſammen geſetzt ſind.
Wir laſſen uns einzig und allein durch Verſuche leiten,
und wir ſinden, daß ſich die Eindruͤcke, welche auf
dieſes weit ausgedehnte Mark geſchehen, zugleich in der
Seele abbilden; was hingegen die Art betrift, wie
die Seele mit dieſem weitlaͤuftigen Empfindungsquelle
verbunden ſei, davon wiſſen wir nichts, und wir beru-
higen uns dabei, mit dem, was wir wiſſen.
§. 25.
z p. 299. &c.
a p. 300. 301. 302. 303.
b p. 316. 317. 318.
d p. 327. 328. 329. 330.
e L. IV. p. 487.
f Of the Eyes p. 370. 371.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/658>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.