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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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VIII. Abschnitt. Die Muthmassungen.
wenn sie scharfe Weingeister, sondern auch, wenn sie ir-
gend mit Gerüchen geschwängert sind, weil man niemals
so rein geschiedene Gerüche in die Nase zieht, als nach der
Hipotese in den Nerven umlaufen müsten; indem der
gar zu empfindliche Nervenbrei, in kurzer Zeit von der
Macht eines Geruches, oder eines ieden Vergnügens,
satt wird, und Schaden leidet, wenn dergleichen fort-
dauret.

§. 14.
Ob die Lebensgeister aus Luft bestehen.

Man hat sich in den Schulen lange genug mit der
Meinung herumgetragen, daß die Lebensgeister lüftig
sind, denn nunmehr können wir dieses Wort ohne Be-
denken gebrauchen.

Man lieset unter den hipocratischen Schriften,
daß man die Luft theils durch den Mund, und die Nase,
in sich ziehe, theils, daß solche durch die Adern eindrin-
ge [Spaltenumbruch] g, daß sie im Gehirne die Urheberin der Erkenntniß
und der Bewegungen sei h, und wenn sie gehemmt
worden, Schläfrigkeit und, Ohnmacht i hervorbringe.
Dieses glaubt Erasistrow k, von der durch die Nase
eingezogene Luft. Asclepiades l und viele Alten setzen
die Seele aus der Luft zusammen. Alcmäon führt auf
diesem Wege die Gerüche zum Gehirn [Spaltenumbruch] m. Ausserdem
lehrte die alte Schule, daß die Luft durch einen besondern
Weg der Athmung in die vordern Gehirnkammern ein-
dringe, und sich daselbst in thierische Lebensgeister ver-
wandle n.

Galens
g [fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen] p. 87.
h p. 87.
i p. 88.
k Galen. vtil. respir.
l Galen. eben da, und ohnlängst
L. de Capov delle moffete.
m Plut. de placit. philos. L. IV.
c.
17.
n Galenus de vtil. respir. Ori-
basius
p. 8. 18. 52. &c. etiam Vi-
salius
L. VII. c.
1.

VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
wenn ſie ſcharfe Weingeiſter, ſondern auch, wenn ſie ir-
gend mit Geruͤchen geſchwaͤngert ſind, weil man niemals
ſo rein geſchiedene Geruͤche in die Naſe zieht, als nach der
Hipoteſe in den Nerven umlaufen muͤſten; indem der
gar zu empfindliche Nervenbrei, in kurzer Zeit von der
Macht eines Geruches, oder eines ieden Vergnuͤgens,
ſatt wird, und Schaden leidet, wenn dergleichen fort-
dauret.

§. 14.
Ob die Lebensgeiſter aus Luft beſtehen.

Man hat ſich in den Schulen lange genug mit der
Meinung herumgetragen, daß die Lebensgeiſter luͤftig
ſind, denn nunmehr koͤnnen wir dieſes Wort ohne Be-
denken gebrauchen.

Man lieſet unter den hipocratiſchen Schriften,
daß man die Luft theils durch den Mund, und die Naſe,
in ſich ziehe, theils, daß ſolche durch die Adern eindrin-
ge [Spaltenumbruch] g, daß ſie im Gehirne die Urheberin der Erkenntniß
und der Bewegungen ſei h, und wenn ſie gehemmt
worden, Schlaͤfrigkeit und, Ohnmacht i hervorbringe.
Dieſes glaubt Eraſiſtrow k, von der durch die Naſe
eingezogene Luft. Asclepiades l und viele Alten ſetzen
die Seele aus der Luft zuſammen. Alcmaͤon fuͤhrt auf
dieſem Wege die Geruͤche zum Gehirn [Spaltenumbruch] m. Auſſerdem
lehrte die alte Schule, daß die Luft durch einen beſondern
Weg der Athmung in die vordern Gehirnkammern ein-
dringe, und ſich daſelbſt in thieriſche Lebensgeiſter ver-
wandle n.

Galens
g [fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen] p. 87.
h p. 87.
i p. 88.
k Galen. vtil. reſpir.
l Galen. eben da, und ohnlaͤngſt
L. de Capov delle moffete.
m Plut. de placit. philoſ. L. IV.
c.
17.
n Galenus de vtil. reſpir. Ori-
baſius
p. 8. 18. 52. &c. etiam Vi-
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L. VII. c.
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[591/0627] VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen. wenn ſie ſcharfe Weingeiſter, ſondern auch, wenn ſie ir- gend mit Geruͤchen geſchwaͤngert ſind, weil man niemals ſo rein geſchiedene Geruͤche in die Naſe zieht, als nach der Hipoteſe in den Nerven umlaufen muͤſten; indem der gar zu empfindliche Nervenbrei, in kurzer Zeit von der Macht eines Geruches, oder eines ieden Vergnuͤgens, ſatt wird, und Schaden leidet, wenn dergleichen fort- dauret. §. 14. Ob die Lebensgeiſter aus Luft beſtehen. Man hat ſich in den Schulen lange genug mit der Meinung herumgetragen, daß die Lebensgeiſter luͤftig ſind, denn nunmehr koͤnnen wir dieſes Wort ohne Be- denken gebrauchen. Man lieſet unter den hipocratiſchen Schriften, daß man die Luft theils durch den Mund, und die Naſe, in ſich ziehe, theils, daß ſolche durch die Adern eindrin- ge g, daß ſie im Gehirne die Urheberin der Erkenntniß und der Bewegungen ſei h, und wenn ſie gehemmt worden, Schlaͤfrigkeit und, Ohnmacht i hervorbringe. Dieſes glaubt Eraſiſtrow k, von der durch die Naſe eingezogene Luft. Asclepiades l und viele Alten ſetzen die Seele aus der Luft zuſammen. Alcmaͤon fuͤhrt auf dieſem Wege die Geruͤche zum Gehirn m. Auſſerdem lehrte die alte Schule, daß die Luft durch einen beſondern Weg der Athmung in die vordern Gehirnkammern ein- dringe, und ſich daſelbſt in thieriſche Lebensgeiſter ver- wandle n. Galens g ___ p. 87. h p. 87. i p. 88. k Galen. vtil. reſpir. l Galen. eben da, und ohnlaͤngſt L. de Capov delle moffete. m Plut. de placit. philoſ. L. IV. c. 17. n Galenus de vtil. reſpir. Ori- baſius p. 8. 18. 52. &c. etiam Vi- ſalius L. VII. c. 1.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/627>, abgerufen am 20.11.2024.