Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
und so gar an Menschen [Spaltenumbruch] n gereitzt habe, ia es gestehen
die höflichsten unter unsern Gegnern selbst, daß man
vielmehr Exempel von Thieren habe, die bei Sehnen-
schäden ohne Schmerz geblieben o, verrathen, ia es be-
kennen diese Männer selbst, auf deren Ansehen sich doch
andere sehr verlassen, daß sie selbst nicht sagen können,
ob Sehnen würklich Empfindungen haben p, oder ob
das Gefühl derselben nur sehr stumpf sei q.

Wenn indessen einige Thiere währenden Versuchen
dieser Männer ein Geheule angefangen, so kann das
Geschrei derselben vielerlei Ursachen haben.

Es leidet nämlich ein Thier, das die Freiheit liebt,
auch ohne alle Wunde, die Stricke und Riemen sehr
ungern, und es pflegt seine Ungeduld durch Geschrei an
den Tag zu legen, und vor der Hand und dem Gesichte
seines Quälers zu stuzzen.

Es konnten bei den verschiedenen Versuchen unserer
Gegner einerlei Thiere, welches nach der Reihe viele
Wunden bekommen [Spaltenumbruch] r, bei neuen Wunden an der
Sehne, wenn diese gleich noch so klein waren, unmög-
lich stille bleiben. Hingegen haben andre Gegner die
Sehnen, und folglich die mit den Sehnen verknüpfte
Nerven, wie auch die Muskeln auseinander gezerrt s.

Die mehresten haben ihre Versuche durch fremde
Hände machen lassen t.

Es
n Le Cat supplem. p. 27.
o Laghi ep. 2. p. 1. 2. 9. näm-
lich 20 mal, da die Thiere 6 mal
zu empsinden schienen.
p Laghi ep. 2. p. 2.
q Whytt p. 121. 129. Reimar
und Monroo angef. Ort. Beinahe un-
empfindlich sind. Vandeimonde mo-
yens de perfectionner l' espece hu-
maine T. 1. p.
375.
r Besonders in des Bianchi und
Girards Versuchen.
s Bordenave p. 142. 143. Lorry
welcher sagt, daß ein ingespannter
Nerve nicht schmerze Iourn. de me-
dec. 1756. Dec.
t Bianchus, Laghi, Vandellius,
siehe Bianchi epist. 1. p. 46. Van-
delli
epist. 2. p.
241. u. s. f. und
Laghius überall.

Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
und ſo gar an Menſchen [Spaltenumbruch] n gereitzt habe, ia es geſtehen
die hoͤflichſten unter unſern Gegnern ſelbſt, daß man
vielmehr Exempel von Thieren habe, die bei Sehnen-
ſchaͤden ohne Schmerz geblieben o, verrathen, ia es be-
kennen dieſe Maͤnner ſelbſt, auf deren Anſehen ſich doch
andere ſehr verlaſſen, daß ſie ſelbſt nicht ſagen koͤnnen,
ob Sehnen wuͤrklich Empfindungen haben p, oder ob
das Gefuͤhl derſelben nur ſehr ſtumpf ſei q.

Wenn indeſſen einige Thiere waͤhrenden Verſuchen
dieſer Maͤnner ein Geheule angefangen, ſo kann das
Geſchrei derſelben vielerlei Urſachen haben.

Es leidet naͤmlich ein Thier, das die Freiheit liebt,
auch ohne alle Wunde, die Stricke und Riemen ſehr
ungern, und es pflegt ſeine Ungeduld durch Geſchrei an
den Tag zu legen, und vor der Hand und dem Geſichte
ſeines Quaͤlers zu ſtuzzen.

Es konnten bei den verſchiedenen Verſuchen unſerer
Gegner einerlei Thiere, welches nach der Reihe viele
Wunden bekommen [Spaltenumbruch] r, bei neuen Wunden an der
Sehne, wenn dieſe gleich noch ſo klein waren, unmoͤg-
lich ſtille bleiben. Hingegen haben andre Gegner die
Sehnen, und folglich die mit den Sehnen verknuͤpfte
Nerven, wie auch die Muskeln auseinander gezerrt s.

Die mehreſten haben ihre Verſuche durch fremde
Haͤnde machen laſſen t.

Es
n Le Cat ſupplem. p. 27.
o Laghi ep. 2. p. 1. 2. 9. naͤm-
lich 20 mal, da die Thiere 6 mal
zu empſinden ſchienen.
p Laghi ep. 2. p. 2.
q Whytt p. 121. 129. Reimar
und Monroo angef. Ort. Beinahe un-
empfindlich ſind. Vandeimonde mo-
yens de perfectionner l’ espèce hu-
maine T. 1. p.
375.
r Beſonders in des Bianchi und
Girards Verſuchen.
s Bordenave p. 142. 143. Lorry
welcher ſagt, daß ein ingeſpannter
Nerve nicht ſchmerze Iourn. de me-
dec. 1756. Dec.
t Bianchus, Laghi, Vandellius,
ſiehe Bianchi epiſt. 1. p. 46. Van-
delli
epiſt. 2. p.
241. u. ſ. f. und
Laghius uͤberall.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0478" n="442"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Gehirn und die Nerven. <hi rendition="#aq">X.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
und &#x017F;o gar an Men&#x017F;chen <cb/>
<note place="foot" n="n"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Le Cat</hi> &#x017F;upplem. p.</hi> 27.</note> gereitzt habe, ia es ge&#x017F;tehen<lb/>
die ho&#x0364;flich&#x017F;ten unter un&#x017F;ern Gegnern &#x017F;elb&#x017F;t, daß man<lb/>
vielmehr Exempel von Thieren habe, die bei Sehnen-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;den ohne Schmerz geblieben <note place="foot" n="o"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Laghi</hi> ep. 2. p.</hi> 1. 2. 9. na&#x0364;m-<lb/>
lich 20 mal, da die Thiere 6 mal<lb/>
zu emp&#x017F;inden &#x017F;chienen.</note>, verrathen, ia es be-<lb/>
kennen die&#x017F;e Ma&#x0364;nner &#x017F;elb&#x017F;t, auf deren An&#x017F;ehen &#x017F;ich doch<lb/>
andere &#x017F;ehr verla&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t nicht &#x017F;agen ko&#x0364;nnen,<lb/>
ob Sehnen wu&#x0364;rklich Empfindungen haben <note place="foot" n="p"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Laghi</hi> ep. 2. p.</hi> 2.</note>, oder ob<lb/>
das Gefu&#x0364;hl der&#x017F;elben nur &#x017F;ehr &#x017F;tumpf &#x017F;ei <note place="foot" n="q"><hi rendition="#aq">W<hi rendition="#i">hytt</hi> p. 121. 129. <hi rendition="#i">Reimar</hi></hi><lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Monroo</hi></hi> angef. Ort. Beinahe un-<lb/>
empfindlich &#x017F;ind. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vandeimonde</hi> mo-<lb/>
yens de perfectionner l&#x2019; espèce hu-<lb/>
maine T. 1. p.</hi> 375.</note>.</p><lb/>
            <p>Wenn inde&#x017F;&#x017F;en einige Thiere wa&#x0364;hrenden Ver&#x017F;uchen<lb/>
die&#x017F;er Ma&#x0364;nner ein Geheule angefangen, &#x017F;o kann das<lb/>
Ge&#x017F;chrei der&#x017F;elben vielerlei Ur&#x017F;achen haben.</p><lb/>
            <p>Es leidet na&#x0364;mlich ein Thier, das die Freiheit liebt,<lb/>
auch ohne alle Wunde, die Stricke und Riemen &#x017F;ehr<lb/>
ungern, und es pflegt &#x017F;eine Ungeduld durch Ge&#x017F;chrei an<lb/>
den Tag zu legen, und vor der Hand und dem Ge&#x017F;ichte<lb/>
&#x017F;eines Qua&#x0364;lers zu &#x017F;tuzzen.</p><lb/>
            <p>Es konnten bei den ver&#x017F;chiedenen Ver&#x017F;uchen un&#x017F;erer<lb/>
Gegner einerlei Thiere, welches nach der Reihe viele<lb/>
Wunden bekommen <cb/>
<note place="foot" n="r">Be&#x017F;onders in des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bianchi</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Girards</hi></hi> Ver&#x017F;uchen.</note>, bei neuen Wunden an der<lb/>
Sehne, wenn die&#x017F;e gleich noch &#x017F;o klein waren, unmo&#x0364;g-<lb/>
lich &#x017F;tille bleiben. Hingegen haben andre Gegner die<lb/>
Sehnen, und folglich die mit den Sehnen verknu&#x0364;pfte<lb/>
Nerven, wie auch die Muskeln auseinander gezerrt <note place="foot" n="s"><hi rendition="#aq">B<hi rendition="#i">ordenave</hi> p. 142. 143. <hi rendition="#i">Lorry</hi></hi><lb/>
welcher &#x017F;agt, daß ein inge&#x017F;pannter<lb/>
Nerve nicht &#x017F;chmerze <hi rendition="#aq">Iourn. de me-<lb/>
dec. 1756. Dec.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Die mehre&#x017F;ten haben ihre Ver&#x017F;uche durch fremde<lb/>
Ha&#x0364;nde machen la&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="t"><hi rendition="#aq">B<hi rendition="#i">ianchus, Laghi, Vandellius,</hi></hi><lb/>
&#x017F;iehe <hi rendition="#aq">B<hi rendition="#i">ianchi</hi> epi&#x017F;t. 1. p. 46. <hi rendition="#i">Van-<lb/>
delli</hi> epi&#x017F;t. 2. p.</hi> 241. u. &#x017F;. f. und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Laghius</hi></hi> u&#x0364;berall.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0478] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. und ſo gar an Menſchen n gereitzt habe, ia es geſtehen die hoͤflichſten unter unſern Gegnern ſelbſt, daß man vielmehr Exempel von Thieren habe, die bei Sehnen- ſchaͤden ohne Schmerz geblieben o, verrathen, ia es be- kennen dieſe Maͤnner ſelbſt, auf deren Anſehen ſich doch andere ſehr verlaſſen, daß ſie ſelbſt nicht ſagen koͤnnen, ob Sehnen wuͤrklich Empfindungen haben p, oder ob das Gefuͤhl derſelben nur ſehr ſtumpf ſei q. Wenn indeſſen einige Thiere waͤhrenden Verſuchen dieſer Maͤnner ein Geheule angefangen, ſo kann das Geſchrei derſelben vielerlei Urſachen haben. Es leidet naͤmlich ein Thier, das die Freiheit liebt, auch ohne alle Wunde, die Stricke und Riemen ſehr ungern, und es pflegt ſeine Ungeduld durch Geſchrei an den Tag zu legen, und vor der Hand und dem Geſichte ſeines Quaͤlers zu ſtuzzen. Es konnten bei den verſchiedenen Verſuchen unſerer Gegner einerlei Thiere, welches nach der Reihe viele Wunden bekommen r, bei neuen Wunden an der Sehne, wenn dieſe gleich noch ſo klein waren, unmoͤg- lich ſtille bleiben. Hingegen haben andre Gegner die Sehnen, und folglich die mit den Sehnen verknuͤpfte Nerven, wie auch die Muskeln auseinander gezerrt s. Die mehreſten haben ihre Verſuche durch fremde Haͤnde machen laſſen t. Es n Le Cat ſupplem. p. 27. o Laghi ep. 2. p. 1. 2. 9. naͤm- lich 20 mal, da die Thiere 6 mal zu empſinden ſchienen. p Laghi ep. 2. p. 2. q Whytt p. 121. 129. Reimar und Monroo angef. Ort. Beinahe un- empfindlich ſind. Vandeimonde mo- yens de perfectionner l’ espèce hu- maine T. 1. p. 375. r Beſonders in des Bianchi und Girards Verſuchen. s Bordenave p. 142. 143. Lorry welcher ſagt, daß ein ingeſpannter Nerve nicht ſchmerze Iourn. de me- dec. 1756. Dec. t Bianchus, Laghi, Vandellius, ſiehe Bianchi epiſt. 1. p. 46. Van- delli epiſt. 2. p. 241. u. ſ. f. und Laghius uͤberall.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/478
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/478>, abgerufen am 25.11.2024.